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Seelische Gewalt? - der Versuch das Unfassbare zu verstehen

#SENECA#

Mitglied
Nein - ich will kein Handbuch für Psychoterror, Manipulation oder dergleichen.

Ich will einzig Ideen, besser eine Erklärung, was da passiert sein könnte, wie man ihr helfen kann und wie groß eine potenzielle Gefahr (bis hin zu Mord oder Treiben in einen Selbstmord) sein könnte.

Sollten meine Annahmen zutreffen, dann wäre ihr größtes Glück, wenn er sich umgehend eine "Bumse" anlacht - denn dann würde er sie unmittelbar fallen lassen.
 

Sisandra

Moderator
Nein - ich will kein Handbuch für Psychoterror, Manipulation oder dergleichen.

Ich will einzig Ideen, besser eine Erklärung, was da passiert sein könnte, wie man ihr helfen kann und wie groß eine potenzielle Gefahr (bis hin zu Mord oder Treiben in einen Selbstmord) sein könnte.

Sollten meine Annahmen zutreffen, dann wäre ihr größtes Glück, wenn er sich umgehend eine "Bumse" anlacht - denn dann würde er sie unmittelbar fallen lassen.
Helfen kann man ihr erst dann, wenn sie tatsächlich Hilfe will. Das scheint im Moment nicht der Fall zu sein, warum auch immer.

Es gibt kranke Beziehungen, in denen die Frauen ausbrechen, aber immer wieder zum Partner zurückkehren obwohl er ihnen alles andere als gut tut. Ist schlimm, ist aber so.
 

#SENECA#

Mitglied
Beginnt man erstmalig im Leben sich mit der Thematik "seelische Gewalt in der Ehe" auseinander zu setzen und liest diverse Forenbeiträge, so kommt man zu der Wahrnehmung, dass die Opfer (zumeist Frauen) erst dann ausbrechen, wenn bereits ein immenser Schaden entstanden ist. Im Regelfall um Jahre zu spät, erschwerend, wenn Kinder im Spiel sind.

Für einen rational denkenden (und handelnden) Mann ist das schwer nachzuvollziehen.

Sehenden Auges mitzuerleben, wie ein Mensch vor die Hunde geht, der nicht mehr Kraft seines eigenen Handelns ist (also seine Selbstbestimmung verloren hat), fällt nicht leicht.
 
S

saminabi

Gast
Hallo Seneca,

für mich liest sich das alles sehr gruselig. Gruselig die Überwachung durch den Ehegatten, aber auch gruselig, was du von eurer besonderen Art der Beziehung schreibst.

Du schreibst in absoluter Faszination von ihr, du beschreibst eine absolute Seelenverwandschaft, du beschreibst diese unzähligen Nachrichten von ihr.

Du glaubst, ihr gesamtes Leben zu kennen, ihre Kindheit, sogar ihre Eltern wenden sich an dich.

Du schreibst, ihr hättet keine Affäre, das stimmt wahrscheinlich auch, aber es scheint so, dass es da eine gewisse Faszination gibt, die euch beide eine bestimmte Zeit sehr verbunden hat.

Ich weiß natürlich nicht, was diese Frau in ihrer Ehe erlebt, allerdings habe ich das Gefühl, dass sie zweitweise auch zu dir eine bestimmte Art von Abhängigkeit erlebt hat. Du hast sie unterstützt, hast dich für alles interessiert, was sie ausmacht usw. Sie hat dir anscheinend tausend Nachrichten geschickt, teilweise auch Hilferufe. Vielleicht auch nicht unbedingt eine Beziehung auf Augenhöhe.

Warum es jetzt anders ist, weiß keiner. Es gibt tausend Möglichkeiten. Vielleicht hatte sie sich in dich verliebt und irgendwann festgestellt, dass das ja gar keine Zukunft hat, weil du ja Frau und Familie hast. Vielleicht setzt ihr Mann sie wirklich sehr unter Druck, ist gewalttätig, verbal und vielleicht auch körperlich.

Das ist tragisch, aber du kannst nichts machen. Du bist nicht der Held, der sie retten kann, auch wenn du das gerne wärst.

Ich würde dir mal vorschlagen, deine eigene Rolle in der ganzen Geschichte zu analysieren. Auch wenn kein Sex stattfindet, ist es möglich, sich zu verlieben und und und.

Liebe Grüße
sami
 

IchWars

Mitglied
Hallo SENECA,

ich habe lange überlegt, ob es Sinn macht, dass ich dazu etwas schreibe. Ich versuche es mal.

Du sprichst von einer nicht- sexuellen Beziehung, von einer Seelenverwandtschaft. Ich kann gut nachvollziehen, was du damit meinst. Doch ich denke, du läufst in eine Sackgasse.

Du möchtest Antworten, wie so etwas passieren kann. Mal angenommen du bekommst hier diese Antworten (was immer noch Mutmaßungen wären), was dann? Wie soll es weiter gehen? Wie sollen dir diese Antworten helfen?
Wie sollen IHR diese Antworten helfen? Du stehst doch dann an den gleichen Punkt wie jetzt auch: Du kannst ohne ihre Einwilligung nichts für sie tun.
Du malst dir dann noch grausamere Szenarien in deinen Kopf aus, für nichts und wieder nichts. Du quälst dich selbst.


Es gibt so viele Dinge auf dieser Welt, die der Verstand nicht erfassen kann, die sich mit dem Verstand nicht erklären lassen. So wie es für viele in diesem Forum schwer (oder überhaupt nicht) zu verstehen ist, was eine Verbindung wie eine Seelenverwandtschaft ist, wie intensiv sich das anfühlen kann.

Ändere doch mal deinen Blickwinkel und schau darauf, was du für diese Frau getan hast.

Durch dich war sie in der Lage einen Blick in eine andere, freie, offene und selbstbestimmte Welt zu werfen. Du hast ihr gezeigt, welche wundervollen Möglichkeiten das Leben bieten kann, wenn man danach sucht und bereit ist sie zu ergreifen. Kann es sein, dass du ihr damit einen Ausweg gezeigt hast, aber diese Ideen noch reifen muss und die Zeit dafür noch nicht gekommen ist? Kann es sein, dass du damit deine Aufgabe bei ihr erfüllt hast und dass du ihr mehr geholfen hast, als viele Menschen davor? Liegt es jetzt nicht an ihr, sich zu entscheiden? Vollkommen egal, welche Umstände sie umgeben?

Ist diese Entscheidungsfreiheit nicht auch eine Form von Selbstbestimmung und somit etwas, was man zu akzeptieren hat? Egal wie diese Entscheidung ausfällt, egal ob man diese Entscheidung versteht oder gutheißt?

Und wer berechtigt uns darüber zu urteilen, ob etwas gut oder schlecht ist?

Ich weiß, das klingt hart. Auf der einen Seite zieht ihr Ehemann an ihr, auf der anderen Seite ziehst du und ihre Eltern. Spielt es erst mal so eine große Rolle warum gezogen wird? Tust du, auf dieser Ebene betrachtet, nicht dasselbe wie ihr Ehemann? Verstehst du, was ich meine?

SIE muss sich entscheiden! SIE muss Verantwortung für ihr Leben übernehmen! Und sei es nur, um nach Hilfe zu bitten. (was davor war, zählt nicht mehr) Doch diesen Schritt muss SIE machen, das kann ihr niemand abnehmen. Und bis dahin kann ihr auch niemand helfen. Es ist ihre Entscheidung und die habt ihr zu akzeptieren, auch wenn es sehr sehr weh tut.


Kennst du das auch, das eine Sache, die total schmerzte, die sich falsch anfühlte im Nachhinein im Rückblick entscheidend war für dein Leben?
Weil dann dein Leben eine vollkommen andere Richtung genommen hat, als du eigentlich geplant hast und das ohne diese vermeintlich schlechte Sache so nie passiert wäre?
Mit viel Abstand betrachtet stellte sich diese schlechte Sache als ein Glücksfall für dein Leben heraus? Kennst du so etwas aus deinem Leben?

Ich möchte damit nicht sagen, dass die Situation deiner Freundin ein „Glücksfall“ ist.
Aber was wissen wir den schon? Wie begrenzt ist den unser Blick auf das große Ganze?
Welches Recht haben wir zu urteilen?

Du kannst meiner Meinung nach, folgendes tun.
Schreibe ihr einen Brief mit deinen Gedanken, Gefühlen und mit konkreten Hilfsangeboten und hinterlege diesen Brief bei ihren Eltern. Wenn ihre Eltern meinen, dass die Zeit gekommen ist und sie aus ihrer Welt ausbrechen will, erst dann sollen sie diesen Brief weitergeben. Dann liegt es allein an ihr. Mehr kannst du nicht tun. Und das was du getan hast, ist so viel und so viel wert. Mehr geht nicht.

Du musst für dich lernen zu akzeptieren.
Es gibt Sachen, die kann unser Verstand nicht erfassen und erklären. Und jeder Mensch muss seinen Weg gehen, egal wie dieser aussieht.

Du hast mich als Mensch sehr beeindruckt.
Ich wünsch dir alles Gute.
VG
 

#SENECA#

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

von Herzen ein Dank für Eure Überlegungen und Gedanken in der geschilderten Angelegenheit.
Es hilft mir enorm. Innerlich bemerke ich ein Gefühl langsam wachsender Ruhe, ich komme sozusagen dem angestrebten mentalen Abschluss näher.

Interessant für mich ist das breite Spektrum an Sichtweisen Eurerseits.
So glaube ich mittlerweile mich in eine Art Idealisierung verrannt gehabt zu haben.
Ich hatte insgeheim gehofft die ausschließliche Erklärung in einem Opfer-Konstrukt zu finden, so dass
ich mein selbst geschaffenes Bild des "idealisierten Menschen" nicht hätte überdenken müssen.

Ein zweiter Fehler, den ich mir selber eingestehe, war, die Dinge rein rational zu betrachten. Ohne Akzeptanz für möglicherweise unterschiedliche Sichtweisen, Empfindungen oder Bewertungen.
Dazu natürlich auch die fehlende Akzeptanz, dass bestimmte Erkenntnisse erst einmal reifen müssen.

Bei allen potenziellen Möglichkeiten in Richtung seelischer Gewalt, Psychoterror oder dergleichen, bleibt final die Erkenntnis, dass solche Themen ja immer zwei Figuren benötigen: einen Akteur und halt einen, der es zulässt. Damit bleibt schlussendlich für jeden erwachsenen Menschen eine Eigenverantwortung betreffend seinem eigenem Handeln.

Im Gespräch mit vornehmlich älteren Bekannten / Freunden stellte ich fest, dass durchaus Einige Erfahrungen ähnlicher Art machten. Dabei scheint es gar so zu sein, dass manche Menschen derartiges geradezu magisch anziehen (hohe Sensibilität? Helfersyndrom?).

Meine Eingangsfrage "wie schafft man es einen Menschen binnen weniger Tage um 180° zu drehen?" wurde zwar nicht beantwortet - ich beginne aber innerlich zu akzeptieren, dass ich diese Antwort vermutlich nie erhalten werde.

Nochmals herzlichen Dank an Euch!
 
Zuletzt bearbeitet:

Tatjana77

Mitglied
Nur kurz

1. die Person dreht sich nicht um 180 Grad. Sie hat einfach verschiedene Seiten. Niemand ist perfekt. Weder Du noch sonst wer! Das Schicksal schlägt früher oder später zu.

2. Seelische Gewalt durch den Partner ist normal - und tabuisiert. 25,5 Prozent aller Frauen erleben aktuell (Daten von 2016) rein psychische Gewalt ihres Partners, 38 Prozent inkl. körperlicher oder sexueller Gewalt.

Ich verstehe diese Idealisierungsdynamik so, dass man sie konsequent auf die Spitze treiben kann. Ist trotzdem immer wieder überraschend. Hilfreicher wäre Mitgefühl (auch für Schwächen, Interesse an der ganzen Person) inklusive der Akzeptanz der Präsenz des Bösen. Erst dann kann man etwas dagegen tun.

www.re-empowerment.de ist eine gute Adresse, wenn der Kontrolle entgangen werden kann. Weiterhin kann sie den Mann der Wohnung verweisen lassen (Polizeirecht) und es kann ein Näherungsverbot ausgesprochen werden - und es gibt auch Frauenhäuser.. der Mann kann wegen Nötigung und Körperverletzung angezeigt werden. Es gibt schon Möglichkeiten, und die benötigt Hilfe, denn die Gewalt ist bei der Trennung am stärksten und (lebens-) gefährlichsten. Ist doch offensichtlich warum sie aussieht wie der Tod persönlich und nicht arbeiten und sich nicht mitteilen kann. Was soll sie auch sagen?
 

Tatjana77

Mitglied
Nun antworte ich auf die pn öffentlich. Es ging darum, wie man Zugang zu Frauen, die von seelischer Gewalt betroffen sind, bekommen kann.

Der Kommunikationskanal muss erst einmal geebnet werden:

Vor allem wegen der Verwirrung (seelische Gewalt ist Gehirnwäsche) in Verbindung mit Schuld- und Schamgefühlen (Frauen fühlen sich für die Familie verantwortlich) muss die Betroffene selbst herausfinden, erkennen, was ihr angetan wird. Das ist auch wegen der zugrundeliegenden und nicht thematisierten gesellschaftlichen Machtverhältnisse von Männern gegenüber Frauen sehr schwierig.

Hilfreich ist, zu erkennen, dass es anderen genauso geht, Frauen mit traditionellen Vorstellungen von Ehe etc sind besonders gefährdet, und das Phänomen betrifft alle gesellschaftlichen Schichten. Ein höheres Risiko haben auch Frauen, deren Bildungsniveau und beruflicher Status den ihres Mannes übersteigt.

Dazu muss sie sich öffnen, dies ist nur möglich, wenn ganz sicher ist, dass der Zuhörer sie nicht verurteilt (etwa weil sie nicht so funktioniert, wie die sollte), sondern Entwicklung ermöglicht, aber nicht fordert.

Zb wäre es ein Weg, ihr einen Kommunikationskanal zur Verfügung zu stellen, der nicht kontrolliert werden kann (darf auf keinen Fall dem Mann bekannt werden), zb Handy, Laptop, die am Arbeitsplatz verbleiben und gleich Hilfsangebote zu nennen, die leicht zu erreichen sind (niedrigschwellig). Das oben genannte Forum kann ich nur empfehlen.

Viel Erfolg
 

#SENECA#

Mitglied
@ Tatjana

Hab Dank! Deine Gedanken sind enorm hilfreich.

Die angegebene WEB-Seite habe ich umfassend studiert. Ein geniales Kompendium mit zahllosen Erklärungen und Hilfestellungen. Es kommt mir beinahe vor wie eine Blaupause des Erlebten.
Durch die vielen Artikel wird das Thema jetzt endlich "fassbar".

Mit Deiner Äußerung zu Bildungsniveau und Status liegst Du erneut goldrichtig:
Der Gatte abgebrochenes Studium, damit vermutlich begrenztes Einkommen,
sie Akademikerin mit Abschluss und wirklich guten Einkünften.
Erschwerend: Er mit reichlich zerrütteter Familie, Einzelkind, sie aus intakter, sehr fürsorglicher Familie mit 4 Kids.

Getreu den Hinweisen der WEB-Seite habe ich einige üble Fehler gemacht:
  • Ich habe ihre Warnsignale und Hilferufe in der Phase des engen Dialogs nicht verstanden,
    meine Fehlinterpretation war die, dass sie sich im Gefühlstaumel zwischen ihrem Gatten und mir aufrieb.
  • Ich bin bewusst nicht auf diese Hilferufe eingegangen, da ich mich nie in ihre Ehe einmischen wollte -
    dabei wollte sie rückblickend sich ganz bewusst mitteilen.
  • Nach dem Kollaps habe ich sie (und indirekt ihn) mit den vermutlichen Tatsachen konfrontiert - auch nicht gut.

Vielleicht ist das alles ja der Versuch besagte Fehler im Nachhinein korrigieren zu wollen?
 

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