"Blumen abschneiden" mag für sich betrachtet "peanuts" sein, aber in dieser langen Reihe von konsequenter Igrorranz bekommt auch diese Aktion ein anderes Gewicht. Ich kann gut verstehen, warum Dich solche Übergriffe nerven und Du sie als Kritik an Dir siehst. Das Problem ist nur, dass Deine Schiegermutter nicht auf der bewussten und offensichtlichen Ebene der Logik denkt und agiert, sondern aus ihrem Bauch heraus.
Mir scheint, dass sie mit dem Verlust ihres bisherigen Lebens- und Wirkungsbereichs zu kämpfen hat, denn bisher war sie die Herrin dieser "Liegenschaften". Euer Lebensabschnitt mit Familie, mit Hoffnung auf die Zukunft, mit dem Schmieden von Plänen und dem "Vorankommen" sind für Sie im Grunde zuende. Und so klammert sie sich innerlich um so stärker an solche Privilegien der Entscheidungsmacht, weil sie sich ihren Statuswechsel, ihren Verlust nicht eingestehen will und den Zugewinn nicht sehen kann.
So viele Menschen gehen mit diesem "Wer bin ich, wo gehöre ich hin und was macht mich aus?" so unbewusst um, weil sie es nicht müssen. Es "lief" ja für sie so viele Jahre und nun erfährt sie Grenzen von Dir, die bislang SIE gesetzt hat. Wenn das Leben einen scheinbar an den Rand zu drängen beginnt, weil die eigenen Kräfte und Reflexe ein wenig nachlassen, dann erfordert der Umgang damit oft genau das, was man nicht hat: die "Milde des Alters", Einsicht, Geduld und die innere Reife, einen Schritt zurück machen zu können, ohne dass einen die Verlustängste die Contenance verlieren lassen.
Sehr "hoffnungsfroh" kann einen das alles nicht stimmen, denn, wie schon geschrieben, das kann noch einige Jahre so gehen. Aber was kann man tun, wenn das Konzept "Familie" auf die Nagelprobe gestellt wird und eben leider doch klarer wird, dass "Blut" an sich nichts bedeutet, wenn es nicht von Entscheidungen "flankiert" wird. Nur der Wille zur Zusammenarbeit, gemeinsame Ziele und die dafür erforderlichen Schritte sind die Bande, die Gemeinschaften zusammen halten. Nur Despoten ersetzen dies durch äußeren Druck.
Und das könnte vielleicht für Dich ein Ansatz sein, solche unbewussten aber leider doch aggressiven Handlungen in verträglichere "Kanäle" umzuleiten. Es erfordert allerdings, dass Du "Gnade vor Recht" ergehen lässt und lernst, mit ihren Seitenhieben anders umzugehen. Besteht da eine Chance, nachdem sich schon so viel aufgestaut hat?
Wenn "reden" nicht den gewünschten Effekt bringt, dann hilft vielleicht eine Kombination von Grenzen und Privilegien. Aber das Ganze steht und fällt mit der Einigkeit zwischen Dir und Deinem Mann. Ich kann verstehen, dass er sich nicht in diese Nesseln setzen will, aber ich verstehe auch Deine Enttäuschung, dass er seine Loyalität zu Dir einer möglichen Auseinandersetzung mit seiner Mutter unterordnet.
Der Punkt ist: jede Aktion wird eure Familiestruktur ändern und gerade solche Sturköpfe schütten dann gerne das Kind mit dem Bade aus. Dein Mann wurde viele Jahre "darauf konditioniert", um des lieben Friedens willen und weil er diese "Überschneidungen" mit ihrem Wirkungsbereich nicht in diesem Ausmaß hatte.
Wer nur bellt und nicht beißt, verliert auf die Dauer seinen Einfluß. Wenn Du also nun bellst und verständliche Veränderungen verlangst, bist Du auch bereit, das durchzubeißen und den Preis dafür zu bezahlen? Besteht da wirklich Aussicht auf Erfolg? Oder wird das eure Familie zerreißen, denn Dein Mann und seine Mutter können über manche "Posten" nur sehr, sehr schwer verhandeln. Wer sie dazu zwingt, wird zum Schutz Ihrer Symbiose als Feind gebrandmarkt, denn bekanntlich schweißt äußerer Druck zusammen.
Friedensverhandlungen sind aussichtsreicher, wenn man etwas "anbieten" kann. Was kannst Du anbieten? Was ist Deine "Verhandlungsmasse", damit Du in anderen Bereichen einfordern kannst, was Dir wichtig ist? Was sind Deine und EURE Grenzen? Es muss nicht "Dein Mann und Du" gegen "das Schwiegermonster" gehen. Sich an einen Tisch zu setzen und geschickt Regeln zu erarbeiten wäre eine Option, wenn das Gegenüber dazu in der Lage ist. Ich habe da zwar meine Zweifel, vor allem, wenn Dein Mann weiterhin das "Zünglein an der Waage" spielt. Aber was ist die Alternative?
Du musst für Dich entscheiden, was Dir das alles wert ist und wie weit Du gehen willst. In Anbetracht der möglichen Konsequenzen für alle ist das keine leichte Entscheidung. Dann solltest Du mit Deinem Mann eine Allianz bilden. Ist das nicht möglich, musst Du noch einmal über die möglichen Konsequenzen nachdenken. Egal zu welchem Schluß Du kommst, eine Familie zu erhalten kann einen hohen Preis fordern. Wer diesen Preis aus freien Stücken bezahlt, hat nicht verloren, sondern an innerer Stärke gewonnen. Wieviel "Nachgeben" von ihrer Seite brauchst Du?
Ich wünsche Dir viel Geduld, innere Stärke und Weisheit bei Deinen Überlegungen. Und, ja, manche Schlacht muss man schlagen, und sei es nur um zu erkennen, dass es doch nicht so notwendig war. Das ist keine Anregung, Dir alles gefallen zu lassen. 😀