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Psychische und körperliche Gewalt

Hallo liebes Forum,

mein Leben dreht sich gerade um 360 Grad. Mit Familie und Freunden wurde ausführlich darüber gesprochen.
Gerne hätte ich zu diesem Thema aber mal eine außenstehende und "objektive" Meinung. Und im Internet bleibt man ja anonym.

Mein Mann und ich sind seit 14 Jahren ein Paar, seit knapp 3 Jahren verheiratet.
Vor ca. einem Jahr sind wir in unser neu gebautes Haus gezogen.
Schon in der Bauphase zeichnete sich immer mehr Streit und Frust ab. Frust, den er an mir ausließ. Die Arbeiten gingen nicht schnell genug, die Firmen sind alle unzuverlässig. Er war mit nichts zufrieden.

Auch danach ging es weiter. Er hat mich immer mehr bemängelt. Ich nehme mir nicht genug Zeit für ihn, für meine Freunde hätte ich immer Zeit. Wenn ich dann gesagt habe, er kann ja gerne Vorschläge machen, kam nix.

Als wir in das Haus eingezogen sind, habe ich die Pille abgesetzt. Wir wollten auf kurze Sicht ein Kind. Aufgrund Corona haben wir dies dann aber noch verschoben. Wollten wir beide nicht.
Auch kamen bei mir zu dieser Zeit plötzlich Zweifel, ob er wirklich der Mann fürs Leben ist und ob ich wirklich ein Kind mit ihm möchte. Habe diese Gedanken aber nie so wirklich zugelassen.

Anfang des Jahres hatte ich ziemlich Stress in meiner Arbeit. Kollegen kündigten, Arbeiten wurden verteilt, es blieb auch hier ziemlich viel an mir hängen. Dazu kommt auch, dass ich noch einen Nebenjob habe, der mich auch vereinnahmt.

Unterstützung von seiner Seite habe ich nie wirklich erfahren. Es kamen nur noch mehr Vorwürfe. Ich arbeite zuviel, habe keine Zeit für ihn, ich kümmere mich nicht um die Belange am Haus und rund ums Haus. Ich muss dazu sagen, dass alles, was mit dem Haus und auch in unserem Leben zu klären ist, an mir hängt. Er ist gehandicapt und kann sich nicht darum kümmern.

Aber egal wie ich was regle, es passt nicht. Was ich wie mache, soll vorher von ihm abgesegnet sein und so gemacht werden, wie er das will.

Es wurde dann im Frühjahr ganz schlimm, meine Psyche machte mir übel zu schaffen, Stress in der Arbeit und der Stress zuhause. Wir hatten nur noch Streit, ich fühlte mich nicht respektiert, nicht gewertschätzt und nicht unterstützt.
An einem Tag sagte er mal zu mir, es ist so schmutzig zuhause, wann ich denn gedenke wieder mal was im Haushalt zu machen. Ich antwortete, wenn es ihm zu dreckig sei, könnte er ja selber auch was dagegen machen (er hat schon immer wieder im Haushalt geholfen, Löwenanteil lag aber bei mir). Seine Antwort: Er ist keine Putzfrau. Ich war dann baff und sagte ihm, ich sei ja auch keine.

Kurze Zeit später einigten wir uns darauf, dass er für 2 Wochen zu seinen Eltern geht, damit wir mal zur Ruhe kommen.

Er kam zurück, sagte er hat über alles nachgedacht, was ich ihm gesagt hatte (er sei immer nur am meckern, immer unzufrieden, gebe mir für alles die Schuld, was zuhause und auch bei ihm schiefläuft) und meinte, ich hätte mit allem Recht.

Zwei Wochen später: Wir gehen mit Freunden essen, natürlich floss auch Alkohol. Ende vom Lied, er tickte zuhause vollkommen aus, hat mich beschimpft, gewütet, lief zum Messerblock und drohte damit. Ob sich oder mir und unseren Gästen ging nicht genau hervor. Er wollte im alkoholisierten Zustand fluchtartig das Haus verlassen und wegfahren. Ich stellte mich ihm in den Weg, sagte, er kann in dem Zustand nicht fahren. Er packte mich heftig an den Armen und warf mich gegen die Wand. 2 Wochen fast schwarze Flecken an den Armen. Entschuldigung kam, aber mit dem Zusatz, ich hätte ja nur zur Seite gehen müssen.

Danach war die Stimmung auf Null. Natürlich ging ich von meiner Seite auf Abstand, wollte nichts sagen, was ihn provozieren könnte. Dann kamen Vorwürfe, ich wolle nicht mit ihm sprechen, ich blocke ab, ich mache zu. Er unterstellte mir, ich wolle ihn umbringen damit, weil er ja so leidet, wenn ich so kalt bin.

Im Juli eine ähnliche Szene: ich kam von meinen Nebenjob nach hause, total ko. Er, betrunken. Macht mir Vorwürfe, weil ich um 1 Uhr morgens nicht mit ihm diskutieren will. Er flüchtet aus dem Haus, ich lasse ihn gehen. Hatte Angst, er fässt mich wieder an. Er kam nach einer Stunde zurück, macht mir Vorwürfe, dass er mir egal ist, ich kümmere mich nicht um ihn, wieso ich ihm nicht gefolgt bin und geschaut habe, das nichts passiert. Er drohte dann, das Haus anzuzünden. Ich habe dann nur ganz sachlich erwidert, er solle aber bitte schauen, dass unsere Haustiere draußen sind, damit ihnen nix passiert. Er hatte zu der Zeit schon ein Stabfeuerzeug in der Hand und hat die Wand schwarz angekokelt. In dem Moment geht eines der Tiere vorbei, er schnappt es sich. Bei mir gingen alle Alarmglocken los, bin auf ihn zu und habe das Tier an mich gerissen und gesagt, er soll jetzt aufhören, sonst rufe ich die Polizei. Dann brach er zusammen und heulte. Ich ging unbeeindruckt ins Bett.

Seitdem hatten wir immer wieder Streits. Droht auch, sich was zu tun, wenn ich ihn verlasse.

Nächste Woche habe ich einen Termin bei einem Anwalt und lasse mich zwecks Scheidung beraten. Ein Teil meiner Familie und Freunde ist bereits involviert und auf Alarmbereitschaft, sollte nochmal etwas sein. Er wurde früher unter Alkohol schonmal gewaltätig. Weiß nur keiner, da er nicht wollte, das sowas jemand von außen mitbekommt. Als er erfahren hat, dass ich über unsere Probleme zuhause mit Freunden spreche, war er beleidigt. Er rückt ja dadurch in ein schlechtes Licht. Er redet selber nur zum Teil mit seiner Familie darüber. Und vermutlich nur, dass ich auf Abstand gehe und nicht die Gründe.

Mir sind in den letzten Monate mehr Dinge klar geworden: er macht seine Launen von mir abhängig, gibt mir die Schuld, wenn er schlecht gelaunt und unglücklich ist. Die ganze Verantwortung wurde auf mich abgewälzt. Leicht manipulatives Verhalten war schon immer da. Hat mir ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn ich mich mit Freunden getroffen habe., etc. Ist mir früher nur nie wirklich aufgefallen.

Es gäbe noch so vieles. Aber das sind die wichtigsten Sachen.

Nun kommen mir aber immer wieder bedenken: reagiere ich über? provoziere ich ihn mit meinem Schweigen? Sollte ich ihm verzeihen? Ist er im Recht? Kann ich diese lange Zeit und unser Leben einfach so hinschmeißen?

Wie seht ihr das? Danke für eure Rückmeldungen.
 
G

Gelöscht 117789

Gast
Er verhält sich tatsächlich unmöglich und an Deiner Stelle würde ich mich scheiden lassen.
Bei so einem Verhalten hätte ich Angst, dass er Dir oder sich oder jemand anderem tatsächlich mal was antut.
Ich würde zusehen, dass Du Land gewinnst. So bald wie möglich.
 
grisou:

Ich versuche mit ihm zu kommunizieren. Aber sobald ich ihn darauf aufmerksam mache, kommen meistens sofort Gegenargumente, was ich falsch mache. Er geht eigentlich gleich auf Angriff über und sucht dann Fehler und Mängel bei mir.

Und ja, mein Schweigen ist meine Schutzfunktion. Mir fehlt langsam die Kraft, mich immer im Kreis zu drehen.

Auch das mit den Kindern, nach diesem Streit war mir klar, ich will mit ihm keine Kinder. Ich könnte sie nie in seiner Obhut lassen.

Nach außen vermittelt er das Bild des lieben, netten und immer gut gelaunten Ehemannes. Andere dürfen ja nichts merken.

Liebe, tja Liebe... ich glaube die ist mit dem letzten Streit verflogen, als er mir letzte Woche wieder vorgeworfen hat, ich will ihn umbringen mit meiner kalten Schulter. Ihm geht es ja so schlecht und das liegt an mir.
 

Styx.85

Aktives Mitglied
Hi liebe TE,

aus deinem ganzen sehr ausführlichen Beitrag ist der folgende, der entscheidende Satz:

Er ist gehandicapt und kann sich nicht darum kümmern.

Ich nehme an, dass sich bei deinem Mann ein starker Minderwertigkeitskomplex ausbreitet und sich in seinem Verhalten mehr und mehr manifestiert. Das ist nicht ungewöhnlich wenn Selbstbild und Fremdbild z. B. durch ein Handicap (oder auch plötzliche Pflegebedürftigkeit) stark in Disbalance geraten.

Sein Verhalten dir gegenüber entschuldigt dies natürlich in keinem Fall. Du musst dich schützen und ich rate dir ebenfalls zur Trennung von diesem Menschen, vor allem da bei ihm bereits auch Gedanken an "Tod" und "Umbringen" im Spiel sind. Soetwas ist nicht ungefährlich.

Darf ich fragen, was dein Mann für ein Handicap hat und ob dies schon immer bestanden hat?
 

Styx.85

Aktives Mitglied
Er ist von Geburt an Gehörlos.
Das kann mitunter eine sehr gravierende Einschränkung sein.

Darf ich jetzt noch fragen, worin denkst du, findet dein Mann Bestätigung für seinen Wert, sprich:

- Hat er einen Beruf?
- Hat er erfüllende Hobbies?
- Hat er einen guten Freundeskreis?
etc.

Jeder Mensch hat bis zu einem gewissen Grad den Bedarf, seinen Wert in der Gesellschaft gespiegelt zu sehen, wenn du verstehst was ich meine.

Dein Mann vergleicht sich mit anderen, nicht gehandicapten Menschen und möchte das Gleiche erreichen wie diese, sie aus einer Art inneren Trotz heraus vielleicht sogar übertreffen. Dies gelingt ihm aus nachvollziehbaren Gründen nicht und dies führt zu Frust, enormen Frust.
Ein Rückschlag fühlt sich für Menschen wie deinen Mann zig mal so hart an, wie für einen gesunden Menschen. Es ist (aus meiner Laiensicht) daher im Umkehrschluss für Gehandicapte besonders wichtig, Zuspruch für den Wert ihrer Arbeit zu bekommen.

Ich möchte zum Schluss betonen, das dies KEINESFALLS die Art und Weise rechtfertigt, wie er mit dir umgeht. Er benutzt dich als Stressventil, das ist absolut nicht in Ordnung. Seine zunehmende Neigung zu Gewalt, Alkohol und Verfolgungsgedanken ("Sie will mich umbrignen") sind gefährlich für dich.

Mein konkreter Ratschlag bleibt daher deckungsgleich mit denen meiner Vorredner, trenne dich, bekomme keinesfalls ein Kind mit ihm.

Doch aus deinem Post wird auch ersichtlich, dass du Erklärungsansätze für sein Verhalten wünschst. Daher habe ich dir das obige geschrieben.
 
Styx.85:

Ja, er hat einen Beruf, verdient sogar ziemlich gut.
Hobbys hat er so direkt nicht.
Guter Freundeskreis: hmm, wir haben viele Freunde. Würde aus seiner Sicht auch einige als gut und eng bezeichnen. Er wendet sich aber momentan schon eher seiner Familie zu.

Ja, dieses vergleichen ist mir schon oft aufgefallen.
Ich habe auch oft das Gefühl, er sieht mich als Konkurrenz, wenn wir uns mit anderen Leuten treffen. Die unterhalten sich mit mir und er schließt sofort daraus, dass ihn keiner mag und keiner mit ihm reden will. Was nicht korrekt ist.

Eifersucht ist natürlich ein ganz großes Thema. Wenn ich Fotos von mir auf Social Media poste, dann sagt er nicht stolz, "die gehört zu mir", nein, er unterstellt mir, ich will andere Männer damit anlocken.

Er legt großen Wert auf Materielle Dinge: Haus, Auto, Handy, generell Besitz. Damit versucht er seinen Wert zu ergründen.
 
Als er nach diesen 2 Wochen Abstand nach Hause kam, hat er selber schon geäußert, dass er möglicherweise prof. Hilfe suchen will. Ich habe ihm meine Unterstützung angeboten.
Verlief aber im Sande, da er nie mehr irgendwelche Anstalten in diese Richtung gemacht hat, nichts gesagt oder sonst etwas.
 

Styx.85

Aktives Mitglied
Styx.85:

Ja, er hat einen Beruf, verdient sogar ziemlich gut.
Hobbys hat er so direkt nicht.
Guter Freundeskreis: hmm, wir haben viele Freunde. Würde aus seiner Sicht auch einige als gut und eng bezeichnen. Er wendet sich aber momentan schon eher seiner Familie zu.

Ja, dieses vergleichen ist mir schon oft aufgefallen.
Ich habe auch oft das Gefühl, er sieht mich als Konkurrenz, wenn wir uns mit anderen Leuten treffen. Die unterhalten sich mit mir und er schließt sofort daraus, dass ihn keiner mag und keiner mit ihm reden will. Was nicht korrekt ist.

Eifersucht ist natürlich ein ganz großes Thema. Wenn ich Fotos von mir auf Social Media poste, dann sagt er nicht stolz, "die gehört zu mir", nein, er unterstellt mir, ich will andere Männer damit anlocken.

Er legt großen Wert auf Materielle Dinge: Haus, Auto, Handy, generell Besitz. Damit versucht er seinen Wert zu ergründen.
Dann liegt die Erklärung für sein Verhalten zumindest oberflächlich auf der Hand.

Dennoch fürchte ich auch, dass es nicht besser werden wird. Ich fürchte sogar, dass sich bereits ein Abwärtsstrudel ins seinem Kopf ausbreitet. Vorwürfe wie "Die will mich loswerden" oder der Gang zu den Küchenmesser sind alles andere als gute Vorzeichen.

Einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex (eventuell auch narzisstisches Verhalten) sollte man als Partner keinesfalls unterschätzen. Soetwas ist in der Regel auch nicht therapierbar, wenn keine tiefere Einsicht des Betroffenen vorliegt, was ich hier nicht erkennen kann.

Das Schieben von Schuld auf stets andere und die damit verbundenen Wutausbrüche sind wie eine Art Schutzschild seiner eigenen Seele. Hätte er dies nicht, müsste er sich mit seinen eigenen Defiziten auseinandersetzen, was er aus seiner Sicht unbedingt vermeiden möchte.

Du hast in dieser Konstellation als nächster Bezugspartner die undankbarste Position. Trenne dich, auch wenn es schwer fällt. Menschen wie dein Mann verstehen es wie kaum andere, ihren Partnern ein schlechtes Gewissen zu vermitteln, sie fühlen zu lassen, ihn im Stich zu lassen. Doch bei Gefahr solltest du dir unbedingt deine eigene Sicherheit als Prio setzen.
Gemäß dem was du schreibst, ist dein Mann auch nicht hilflos, sondern hat durchaus ausreichend gesellschaftliche Anknüpfungspunkte, um sein eigenes Leben neu zu ordnen.
Die Erfahrung des Verlassenwerdens kann hierbei sogar für ihn langfristig positive Auswirkungen haben, da er somit Grenzen anderer Menschen kennen und diese zu respektieren lernt.
 

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