Dann können wir zum nächsten Schritt übergehen.
Zu welchem Schritt willst du übergehen oder wen meinst du mit wir?
Schau, nun suchst du hier um Rat, wobei es weder deine Aufgabe ist, noch in deinem Kompetenzbereich liegt.
Es geht um meine Beziehung und die Frau, die ich liebe. Wer soll sich denn Gedanken um meine Beziehung und meine Partnerin machen, wenn ich das nicht tun will? Rat suche ich für mich. Das hat alles schon seine Richtigkeit so.
Lebt ihr zusammen?
Wie genau äußern sich diese Nähe-Distanz Situationen und inwiefern belastet das deiner Meinung nach eure Beziehung und empfindet sie es genauso wie du?
Wäre eine gemeinschaftliche Paartherapie ein Ansatz?
Wir wohnen seit gut 1,5 Jahren zusammen wobei dazu gesagt werden muss, dass sie ihre Wohnung behalten hat, aber mehr als emotionale Sicherheit und als Rückzugsort, wenn sie den mal braucht. Was nicht oft der Fall ist, aber manchmal schon.
Sie hat im Mai diesen Jahres selbst mit einer Therapie angefangen, aber ich bin auch bereit gemeinsam etwas zu machen.
Das mit der Nähe-Distanz-Situation versuche ich mal besser zu beschreiben. Bei ihr hat das viel mit Verlustangst und Unsicherheit zu tun, verständlich durch ihre Vorgeschichte. Ich kann damit auch oft gut umgehen und auch gut leben. Was es schwierig macht ist, wie es sich äußert. Es kann von einer Sekunde auf die andere kippen und sie ist hypersensibel was mein Verhalten betrifft. Mittlerweile weiß ich oft, was jetzt der Auslöser ist, manchmal ist es für mich aber unvorbereitet von jetzt auf gleich. Das kann ein ganz harmonischer Tag gewesen sein und dann kippt es, es gibt Zweifel, Streit, Wut, schlechte Kommunikation. Es ist also ein Thema mit Impulskontrolle, Regulation, denke ich?
Außerhalb dieser Momente ist meine Freundin ein wirklich lieber, vor allem aber kluger und vernünftiger Mensch, man kann mit ihr alles ganz in Ruhe besprechen und die schönsten, tiefgehendsten Gespräche führen. Ihr ist dann auch bewusst, welcher Film bei ihr abgeht. Aber in diesen Situation gibt es keinen Zugang zu ihr, sie ist blind vor Emotionen und ein normales Gespräch nicht möglich.
Die zweite Sache ist, dass es auch Momente mit viel Rückzug und Distanz gibt, das ist dann nicht so emotional mit Ausrasten und Streit, sondern eher Kälte und Distanz. Andererseits gibt es dann wieder Phasen mit ganz viel Nähe, was ich auch genieße, aber wo es fast schon zu viel des Guten sein könnte.
Wenn ich das so schreibe, klingt das alles schlimm und nicht nach einer guten Beziehung, aber bitte beachten dass die meiste Zeit einfach nur schön und harmonisch ist zwischen uns.
Ich will meine Freundin auch nicht ändern und liebe sie so wie sie ist, mit den Wunden die sie hat. Aber ich wünsche mir, dass wir lernen damit umzugehen und es über die Jahre vielleicht auch weniger von diesen Momenten gibt, weil sie nicht mehr nötig sind?
Treilzitat aus deinem Text:
Kern der Sache ist, dass durch die beschriebenen Probleme die Beziehung oft in Extremen besteht und durch das Thema mit der Nähe und Distanz, nicht leicht ist für sie ein verlässlicher Partner zu sein und eine verlässliche Grundlage für eine Zukunftsplanung zu finden. Manches was sie sich wünscht und braucht, damit so manches emotionale Defizit gefüllt wird kann ich ihr leider nicht versprechen.
Das verstehe ich nicht genau.
Sie zieht sich zurück und dadurch hast du ein Problem ihr ein verlässlicher Partner zu sein?
Magst du das mit ihren Wünschen und dem emotionalen Defizit näher beschreiben ?
Das war wirklich blöd beschrieben. Ich meine damit zweierlei. Durch meine Kinder und in erster Linie mein krankes Kind ist es oft schwer, auch unmittelbar in die Zukunft zu planen oder man muss damit rechnen, dass Pläne nicht haltbar sind, wenn etwas dazwischen kommt. Ganz banal Urlaub oder geplante Veranstaltungen, die dann abgesagt werden müssen oder Ankündigungen, die ich nicht einhalten kann. Das Kind hat dann natürlich Priorität und meine Freundin versteht das absolut. Sie hat selbst eine sehr enge Bindung zu dem Kind und hat es sehr lieb, ist für die KInder und mich da und eine wichtige Stütze. Aber kurzfristige Änderungen von Vereinbarungen und Plänen lösen trotzdem etwas in ihr aus, äußert sich dann oft erst viel später.
Das zweite ist, dass bei ihr bestimmte Themen für die Zukunft eine Rolle spielen. Kinderwunsch vor allem. Was ich für mich ausschließe oder zumindest nicht versprechen und zusagen kann. Was sie weiß, weil ich damit immer ehrlich war und ihr die Möglichkeit geben wollte sich zu entscheiden, ob sie die Beziehung trotzdem will. Es ist trotzdem für sie kein abgeschlossenes Thema soweit ich weiß. Sie sagt, dass es ein Prozess ist, dass sie damit abschließt und einfach Zeit braucht. Verständlich. Ich glaube aber, dass manche Spannungen dann trotzdem daher kommen. Auch verständlich. Aber auch nicht immer einfach. Sie wünscht sich von mir da viel mehr Klarheit, die ich so aber nicht geben kann und damit eben nicht erfülle, was sie bräuchte um mehr Sicherheit zu haben.