Hey ihr Lieben,
vielleicht geht es ja jemandem genau so, oder es ging mal jemandem so wie mir - eine Lösung muss her
Ich rede wie ein Wasserfall, ohne Punkt und Komma. Ich könnte einen 10stündigen Podcast über meine Raufasertapete halten. Jeden. Verdammten. Tag.
Wenn mich jemand Fremdes fragen würde, ob ich eher ein extrovertierter oder introvertierter Mensch bin, würde ich sagen: 100% intro. Eigentlich bin ich das auch, aber ich fühle mich von der "Gesellschaft" gezwungen extro zu sein, damit halt niemandem auffällt, wie intro und kaputt ich bin. Darum "spiele" ich extro. Das mache ich jetzt seit etwa 20 Jahren und ich befürchte, ich bin in dieser - für mich nicht passenden - Rolle gefangen.
Kurz zu mir: Ich bin weiblich, mitte 30, hab ne schlimme Vergangenheit hinter mir und nie wirklich Freundinnen gehabt. Hier und da mal in der Schule, aber das richtige aufwachsen, mit echten Freundinnen, habe ich so nie erlebt. Das ging einfach nicht, weil ich es nicht durfte. Heimlich konnte ich schon Freundschaften aufbauen, aber wenn man unnormal ist, keine Geb. gefeiert werden, man niemandem zum übernachten einladen kann, selbst natürlich auch nicht eingeladen wird etc. pp. dann fehlt hier einfach (psychologisch gesehen) ein megawichtiger Teil der Entwicklung. Ich beschreibe mich immer als hyperaktiven "Sheldon", nur halt in weiblich. Sobald ich aber wieder für mich bin, heule ich rum und die Depressionen kicken hart.
Ich arbeite abgeschottet und komme nur selten mit anderen Menschen oder Kollegen in Kontakt. Ich habe keine echten Freundinnen, lockere Kontakte ja, aber ich würde niemanden als echte Freundin bezeichnen. Was wirklich schade ist. Aus Serien oder Filmen kenne ich das natürlich schon, aber bei mir klappt es einfach nicht. Vermutlich, weil ich echt zu viel rede.
Es gab damals diesen einen Moment in der Ausbildung, der vermutlich der Auslöser war. In meiner Ausbildungsgruppe gab es auch ältere Menschen. Ein Kerl war damals anfang 40 und sehr extrovertiert, während ich eher schüchtern, ruhig und total intro war. Wir saßen alle im Pausenrum. Er und ein paar andere Sprachen über Beziehungen, Küssen usw. Als Mi**opfer war mir das ganze Thema Ultra-Unangenehm und ich habe einfach eine rote Birne bekommen und starr zur Seite geblickt. Das ist ihm aufgefallen und er hat sich drüber lustig gemacht. Dann kam sogar: "Ey, bist du noch Jungfrau?" Die ganze Klasse hat gelacht. Und dann gings los. Ich habe ihm n Spruch reingeknallt, dass ich quasi echt gut rumkomme ... if you know what i mean. Das war ziemlich unangenehm, aber ich habe gemerkt: Wenn ich mich wehre und offen über solche Themen spreche, lassen sie mich in Ruhe. Von diesem Moment an habe ich in jeder ruhigen Minute angefangen über Sex zu reden und mir irgendwelche Geschichten ausgedacht. Das ist echt jedem auf den Sack gegangen, aber mir war das egal. Das war damals noch pure Absicht, weil sie mich ausgelacht haben. Aber irgendwann konnte ich damit nicht mehr aufhören. Ich hatte den "Ruf" ein Plappermaul zu sein einfach weg. Es war wie ein Angriff. Wenn ich nicht geredet habe, bestand ja die Möglichkeit, dass ich wieder angegriffen werde, oder man mich peinliche Dinge fragt.
Das ist irgendwann so schlimm geworden, dass ich immer mehr die extrovertierte gespielt habe. Laut wurde. Klassenclown. Lachend, singend, scheiß egal. Dieses Reden war für mich ein unglaublich dicker Mantel. Ständig grinsend, lachend ... ich muss für einige wie eine Irre rübergekommen sein. Zugegeben, so würde ich vermutlich auch von jemandem denken.
Aber kaum bin ich daheim: weinen. Stille. Depression.
Ich genieße es sehr allein zu sein. Natur. Ruhe. Aber wenn ich mal etwas schönes sehe (In der Natur oder was lustiges in einer Serie), würde ich das gerne jemandem zeigen, der auch so tickt wie ich.
Ich bin auch jemand, der sich aufopfert, weil ich - auch wenns bescheuert klingt - einfach denke, dass mein Leben weniger wert ist, als das von allen anderen. Ich habe wenig Geld? Egal, ich kaufe meiner Nachbarin ein Geschenk, weil sie freut sich in dem Moment so schön. Ohne Anlass, einfach nur so. Jemand ist traurig? Ich mache mich selbst zum Affen, um die Person zum lachen zu bringen. Ich mische mich in fremder Leute Leben ein und versuche wie eine Therapeutin zu helfen, biete sofort Hilfe an. Geld. Unterstützung. Ich vermute mal, dass ich diese Hilfe unbewusst selbst gerne hätte und einfach nicht möchte, dass sich jemand so scheiße fühlt, wie ich mich permanent.
Gott, wie stellt man das ab?
Im Moment arbeite ich wieder mit mehreren Menschen zusammen, zum Glück nicht die ganze Zeit über. Eigentlich sind wir ne coole Truppe, aber auch hier habe ich wieder angefangen (obwohl ich es mir so hart vorgenommen hatte) die Leute nicht wieder in Grund und Boden zu quatschen. Eine zum Beispiel hat ganz viele Zimmerpflanzen und ich auch. Also habe ich sie mit allen möglichen Pflanzenthemen zugeballert. Sie ignoriert mich seitdem. Kein Wunder, ich bin ja nicht mal böse auf sie. Ich wäre auch genervt. Ich dachte nur: Hey, wir haben da eine Gemeinsamkeit! Aber letztlich wäre das wohl egal. Ich wollte eigentlich nur, dass sie mich mag. Es ist echt so hart Freundschaften zu schließen
Heute hatten wir ein Gruppengespräch via Pc-Schaltung. Eigentlich verlief es super. Ich habe größtenteils den Mund gehalten, mich kurz gefasst, jeden ausreden lassen. Wenn ich mal was gesagt habe, gingen andere darauf ein, es wurde gelacht - nicht über mich - es war toll. Und dann meldet sich eine aus dem Team privat bei mir und meinte: Ey, nicht böse gemeint, aber ich ahne, dass du da n paar Kommunikationsprobleme hast. Du bist echt ne Liebe, aber wir haben fast 20 Minuten lang versucht diesen Videoanruf zu beenden und jedes Mal bist du auf jemanden eingegangen, der was gesagt hat und has das Gespräch so künstlich in die Länge gezogen. Die Anderen waren echt genervt.
Rabumms.
Und nun sitz ich wieder hier und lasse dieses Gespräch tausend Mal durch meinen Kopf gehen. Klar, wenn jemand was sagt, keiner antwortet, dann muss doch wenigstens ich was sagen? Wie unangenehm kann bitte Stille sein? Ich möchte doch nicht, dass sich derjenige schlecht fühlt.
Sie meinte dann: Scheiß drauf. Dann fühlt der sich eben mies. Aber du kannst dich doch nicht immer um jeden so kümmern. Das nervt halt.
Ich dachte immer: wer freundlich ist und anderen hilft, der ist ein guter Mensch.
Aber letztendlich bin ich nur eine Nervensäge. Und ja, gäbe es mich zwei Mal, würde ich mich selbst total nerven.
Ich weiß einfach nicht wie die anderen das machen. Die begegnen sich neu, reden zwei Sätze zusammen und rumms: sie sind Freunde. Mache ich das heißt es, ich wäre so still, das wäre unhöflich. Rede ich zu viel, bin ich das Plappermaul und die Nervende, die keinen Punkt kennt.
Die Schuld liegt hier ganz klar bei mir. Ich bin ja auch froh, wenn mir das jemand sagt, so kann ich wenigstens weiter an mir arbeiten. Aber die meiste Zeit über fühle ich mich wie ein Alien, das versucht die menschliche Rasse zu verstehen.
Am liebsten hätte ich ein ganz normales leben. Einen Ehemann. Freundinnen. Langweilige Gartenpartys. Der neueste Tratsch aus der Nachbarschaft. Das klingt so irre banal, aber alles ist besser, als um 3 Uhr morgens darüber nachzudenken, warum ich 20 Minuten lang nicht bemerkt habe, dass alle das Gespräch beenden wollen, nur ich nicht.
Es war halt ... schön. Lustig. Informativ.
Wie zur Hölle lerne ich, dass ich mich wenigstens so wichtig nehme wie alle anderen? Ich würde jetzt sofort meine Niere spenden, wenn mich jemand fragt. Mich für wen fremden vor nen Bus werfen. Und ich sag das nicht einfach so, ich meine das wirklich. Es ist irre, echt.
Vielleicht liegt darin der Schlüssel? Sich erst mal selbst lieben. Selbstwertgefühl bekommen. Ich bin nicht für das Glück anderer Menschen verantwortlich. Ich brauche ein wenig gesunden Egoismus. Und ich muss lernen den Mund zu halten. Nicken. Lächeln. Ja. Okay. Tschüss.
Freue mich über eure Erfahrungen zu lesen. Vielleicht hilft es ja jemandem
vielleicht geht es ja jemandem genau so, oder es ging mal jemandem so wie mir - eine Lösung muss her
Ich rede wie ein Wasserfall, ohne Punkt und Komma. Ich könnte einen 10stündigen Podcast über meine Raufasertapete halten. Jeden. Verdammten. Tag.
Wenn mich jemand Fremdes fragen würde, ob ich eher ein extrovertierter oder introvertierter Mensch bin, würde ich sagen: 100% intro. Eigentlich bin ich das auch, aber ich fühle mich von der "Gesellschaft" gezwungen extro zu sein, damit halt niemandem auffällt, wie intro und kaputt ich bin. Darum "spiele" ich extro. Das mache ich jetzt seit etwa 20 Jahren und ich befürchte, ich bin in dieser - für mich nicht passenden - Rolle gefangen.
Kurz zu mir: Ich bin weiblich, mitte 30, hab ne schlimme Vergangenheit hinter mir und nie wirklich Freundinnen gehabt. Hier und da mal in der Schule, aber das richtige aufwachsen, mit echten Freundinnen, habe ich so nie erlebt. Das ging einfach nicht, weil ich es nicht durfte. Heimlich konnte ich schon Freundschaften aufbauen, aber wenn man unnormal ist, keine Geb. gefeiert werden, man niemandem zum übernachten einladen kann, selbst natürlich auch nicht eingeladen wird etc. pp. dann fehlt hier einfach (psychologisch gesehen) ein megawichtiger Teil der Entwicklung. Ich beschreibe mich immer als hyperaktiven "Sheldon", nur halt in weiblich. Sobald ich aber wieder für mich bin, heule ich rum und die Depressionen kicken hart.
Ich arbeite abgeschottet und komme nur selten mit anderen Menschen oder Kollegen in Kontakt. Ich habe keine echten Freundinnen, lockere Kontakte ja, aber ich würde niemanden als echte Freundin bezeichnen. Was wirklich schade ist. Aus Serien oder Filmen kenne ich das natürlich schon, aber bei mir klappt es einfach nicht. Vermutlich, weil ich echt zu viel rede.
Es gab damals diesen einen Moment in der Ausbildung, der vermutlich der Auslöser war. In meiner Ausbildungsgruppe gab es auch ältere Menschen. Ein Kerl war damals anfang 40 und sehr extrovertiert, während ich eher schüchtern, ruhig und total intro war. Wir saßen alle im Pausenrum. Er und ein paar andere Sprachen über Beziehungen, Küssen usw. Als Mi**opfer war mir das ganze Thema Ultra-Unangenehm und ich habe einfach eine rote Birne bekommen und starr zur Seite geblickt. Das ist ihm aufgefallen und er hat sich drüber lustig gemacht. Dann kam sogar: "Ey, bist du noch Jungfrau?" Die ganze Klasse hat gelacht. Und dann gings los. Ich habe ihm n Spruch reingeknallt, dass ich quasi echt gut rumkomme ... if you know what i mean. Das war ziemlich unangenehm, aber ich habe gemerkt: Wenn ich mich wehre und offen über solche Themen spreche, lassen sie mich in Ruhe. Von diesem Moment an habe ich in jeder ruhigen Minute angefangen über Sex zu reden und mir irgendwelche Geschichten ausgedacht. Das ist echt jedem auf den Sack gegangen, aber mir war das egal. Das war damals noch pure Absicht, weil sie mich ausgelacht haben. Aber irgendwann konnte ich damit nicht mehr aufhören. Ich hatte den "Ruf" ein Plappermaul zu sein einfach weg. Es war wie ein Angriff. Wenn ich nicht geredet habe, bestand ja die Möglichkeit, dass ich wieder angegriffen werde, oder man mich peinliche Dinge fragt.
Das ist irgendwann so schlimm geworden, dass ich immer mehr die extrovertierte gespielt habe. Laut wurde. Klassenclown. Lachend, singend, scheiß egal. Dieses Reden war für mich ein unglaublich dicker Mantel. Ständig grinsend, lachend ... ich muss für einige wie eine Irre rübergekommen sein. Zugegeben, so würde ich vermutlich auch von jemandem denken.
Aber kaum bin ich daheim: weinen. Stille. Depression.
Ich genieße es sehr allein zu sein. Natur. Ruhe. Aber wenn ich mal etwas schönes sehe (In der Natur oder was lustiges in einer Serie), würde ich das gerne jemandem zeigen, der auch so tickt wie ich.
Ich bin auch jemand, der sich aufopfert, weil ich - auch wenns bescheuert klingt - einfach denke, dass mein Leben weniger wert ist, als das von allen anderen. Ich habe wenig Geld? Egal, ich kaufe meiner Nachbarin ein Geschenk, weil sie freut sich in dem Moment so schön. Ohne Anlass, einfach nur so. Jemand ist traurig? Ich mache mich selbst zum Affen, um die Person zum lachen zu bringen. Ich mische mich in fremder Leute Leben ein und versuche wie eine Therapeutin zu helfen, biete sofort Hilfe an. Geld. Unterstützung. Ich vermute mal, dass ich diese Hilfe unbewusst selbst gerne hätte und einfach nicht möchte, dass sich jemand so scheiße fühlt, wie ich mich permanent.
Gott, wie stellt man das ab?
Im Moment arbeite ich wieder mit mehreren Menschen zusammen, zum Glück nicht die ganze Zeit über. Eigentlich sind wir ne coole Truppe, aber auch hier habe ich wieder angefangen (obwohl ich es mir so hart vorgenommen hatte) die Leute nicht wieder in Grund und Boden zu quatschen. Eine zum Beispiel hat ganz viele Zimmerpflanzen und ich auch. Also habe ich sie mit allen möglichen Pflanzenthemen zugeballert. Sie ignoriert mich seitdem. Kein Wunder, ich bin ja nicht mal böse auf sie. Ich wäre auch genervt. Ich dachte nur: Hey, wir haben da eine Gemeinsamkeit! Aber letztlich wäre das wohl egal. Ich wollte eigentlich nur, dass sie mich mag. Es ist echt so hart Freundschaften zu schließen
Heute hatten wir ein Gruppengespräch via Pc-Schaltung. Eigentlich verlief es super. Ich habe größtenteils den Mund gehalten, mich kurz gefasst, jeden ausreden lassen. Wenn ich mal was gesagt habe, gingen andere darauf ein, es wurde gelacht - nicht über mich - es war toll. Und dann meldet sich eine aus dem Team privat bei mir und meinte: Ey, nicht böse gemeint, aber ich ahne, dass du da n paar Kommunikationsprobleme hast. Du bist echt ne Liebe, aber wir haben fast 20 Minuten lang versucht diesen Videoanruf zu beenden und jedes Mal bist du auf jemanden eingegangen, der was gesagt hat und has das Gespräch so künstlich in die Länge gezogen. Die Anderen waren echt genervt.
Rabumms.
Und nun sitz ich wieder hier und lasse dieses Gespräch tausend Mal durch meinen Kopf gehen. Klar, wenn jemand was sagt, keiner antwortet, dann muss doch wenigstens ich was sagen? Wie unangenehm kann bitte Stille sein? Ich möchte doch nicht, dass sich derjenige schlecht fühlt.
Sie meinte dann: Scheiß drauf. Dann fühlt der sich eben mies. Aber du kannst dich doch nicht immer um jeden so kümmern. Das nervt halt.
Ich dachte immer: wer freundlich ist und anderen hilft, der ist ein guter Mensch.
Aber letztendlich bin ich nur eine Nervensäge. Und ja, gäbe es mich zwei Mal, würde ich mich selbst total nerven.
Ich weiß einfach nicht wie die anderen das machen. Die begegnen sich neu, reden zwei Sätze zusammen und rumms: sie sind Freunde. Mache ich das heißt es, ich wäre so still, das wäre unhöflich. Rede ich zu viel, bin ich das Plappermaul und die Nervende, die keinen Punkt kennt.
Die Schuld liegt hier ganz klar bei mir. Ich bin ja auch froh, wenn mir das jemand sagt, so kann ich wenigstens weiter an mir arbeiten. Aber die meiste Zeit über fühle ich mich wie ein Alien, das versucht die menschliche Rasse zu verstehen.
Am liebsten hätte ich ein ganz normales leben. Einen Ehemann. Freundinnen. Langweilige Gartenpartys. Der neueste Tratsch aus der Nachbarschaft. Das klingt so irre banal, aber alles ist besser, als um 3 Uhr morgens darüber nachzudenken, warum ich 20 Minuten lang nicht bemerkt habe, dass alle das Gespräch beenden wollen, nur ich nicht.
Es war halt ... schön. Lustig. Informativ.
Wie zur Hölle lerne ich, dass ich mich wenigstens so wichtig nehme wie alle anderen? Ich würde jetzt sofort meine Niere spenden, wenn mich jemand fragt. Mich für wen fremden vor nen Bus werfen. Und ich sag das nicht einfach so, ich meine das wirklich. Es ist irre, echt.
Vielleicht liegt darin der Schlüssel? Sich erst mal selbst lieben. Selbstwertgefühl bekommen. Ich bin nicht für das Glück anderer Menschen verantwortlich. Ich brauche ein wenig gesunden Egoismus. Und ich muss lernen den Mund zu halten. Nicken. Lächeln. Ja. Okay. Tschüss.
Freue mich über eure Erfahrungen zu lesen. Vielleicht hilft es ja jemandem