Dieses "Denke positiv und alles wird gut!" ist Blödsinn, das ist wahr. Aber es bleibt nur Blödsinn, solange ich mich in dieser "Starre" (Wie @Johnny_B schreibt) sehe und darin verharre. Es gibt so viele "Sinnsprüche" zu diesem Thema und manche können einen ganz schön nerven. Aber schlussendlich versucht auch jede Therapie die innere Blockade zu überwinden, die mich davon abhält mit eigenen Schritten und sinnvollen Entscheidungen mein Leben zu führen.
Diese dauernden Selbstgespräche, dieses Suchen nach Erklärungen, dieses "In sich hinein spüren" ist wichtig und notwendig, aber wenn es dazu führt, dass für nächste Schritte keine Energie und kein Mut mehr bleibt, dann läuft etwas schief. Sich selbst zuzugestehen, dass man erschöpft, ausgelaugt, ratlos und mutlos ist, ist eine Erkenntnis die man nicht wegreden sollte. Aber da gibt es eben auch noch "Anteile" in mir, die für logische Argumente nicht zugänglich sein, die einfach "Nein" sagen, sich weigern. Es fühlt sich manchmal an wie ein verstopfter Abfluss und nichts geht mehr. Natürlich kann man auch einem Abfluss genügend Zeit einräumen, seine Aufgabe zu überdenken, sich seiner bewußt zu werden und einen Sinn in alledem zu suchen, aber um Schlimmeres zu verhindern hilft zuweilen ein "Pömpel" und etwas Entschluss- und Muskelkraft.
Nein, ich ziehe niemandes Probleme ins Lächerliche oder Triviale. So manche Probleme löst man nicht dadurch, dass man das Problem fixiert und darauf wartet, dass es verschwindet, sondern in dem man Lösungen sucht und sich auf diese konzentriert. Es gibt keine pauschale Lösung für alles. Wenn man innerlich "fest sitzt", kann es helfen zu arbeiten und zu erleben, dass man etwas bewegen kann. Der dadurch mögliche Druck kann aber auch das Gegenteil bewirken. Dem einen hilft es, alles von sich zu schieben und allem Druck zu entfliehen, dem anderen helfen hochgekrempelte Ärmel und Arbeit und das Wiederfinden einer Work-life-balance, die FÜR SIE/IHN passt.
Dieses "Du erschaffst Deine Welt mit Deinen Gedanken" finde ich bescheuert, überheblich, doof und abgehoben. Aber wenn ich in meiner Welt meinen Müll nicht raus bringe, meine Steuern nicht bezahle und falsche Entscheidungen treffe, dann verändert sich meine Welt. Meine Weigerungen und Auflehnungen erschaffen also doch meine Welt und meine Gedanken waren zuerst da. Meine Gedanken vollbringen keine Wunder und fliegen werde ich wohl nie aus eigener Kraft können, aber wenn ich Einkaufen gehe, kann ich mich vernünftig ernähren. Wenn ich Wege suche, um meine innere Blockade aufzuweichen, sind wieder mehr notwendige Schritte möglich. Wenn ich mir schon jetzt einen "Pömpel" zulege, bin ich bei der nächsten "Verstopfung" nicht gänzlich hilflos.
Ich glaube, Konrad Adenauer hat einmal gesagt: "Hinzufallen ist keine Schande, aber liegen zu bleiben schon". Eine üble Vergangenheit gehabt zu haben, kann eine schwere Bürde sein und es ist schwierig zu sagen, wie lange eine Aufarbeitung dauern kann, darf oder sollte. Was für den einen nur ein "Wundern" ist, kann jemand anderen völlig aus der Bahn werfen. Vergleiche nutzen hier zumeist nichts und mit Urteilen muss man vorsichtig sein. Und doch fangen alle (Aus-)Wege mit einem Schritt an und dann noch einem. Schlussendlich ist der Schritt entscheidend und nicht, wie es dazu kam. Der eine braucht einen Tritt, der andere eine helfende Hand, der nächste nur ein Lächeln. Und es stimmt eben auch: der Wolf, den Du fütterst wird überleben, sei es nun der gute oder der böse Wolf in Dir.
Worauf lenkst Du Deine Aufmerksamkeit und Deine Kraft? Auf das, was nicht funktioniert oder auf die Schritte, die Dich weiter bringen? Oft ist jede Entscheidung schwer, aber welche bringt Dich weiter? Vergangenheit kann ein Gefängnis im eigenen Kopf sein. Warum sollte ich immer und immer wieder dort hin gehen? Es gibt Orte in meinen Gedanken, an denen es mir besser geht. Die anderen versuche ich zu vermeiden. Manche Vermeidungsstrategien sind einfach gut und angebracht. Konzentriere Dich auf die guten Dinge und entwickle diese weiter. Dann verlieren die anderen Gedanken ihre Macht. Bei mir hat es funktioniert. Aber ich muss mich jeden Tag mehrmals dafür entscheiden.
So leicht, wie "einen Schalter umlegen" geht es nicht immer, aber sieht man seinen Weg dann im Nachhinein, ist manchmal nicht sehr viel mehr notwendig, als an sich zu glauben, den Focus zu verändern und den nächsten Schritt zu gehen. Und genau das vermag man "aus seinem Loch heraus" oft nicht zu sehen.