Hallo Allein_und_verzweifelt,
ja, das liest sich nicht gut und die Perspektiven sind offenbar nicht rosig. Dieses allgemein anerkannte Prinzip von "Ursache und Wirkung" ist bei Beziehungen leider oft nicht anwendbar. Es genügt leider nicht dies und das richtig zu machen, um den Partner wieder "gewogen" zu stimmen. Um einen falschen Weg zu verändern, muss man viel tiefer graben . Aber dazu müssen beide bereit und auch in der Lage sein. So eine Reise zu sich selbst ist sehr oft mit ziemlich schmerzhaften Erkenntnissen verbunden und wer hat darauf schon Lust?
Und ehe man es sich versieht, ist man von Verpflichtungen, offenen Fragen und verschlossenen Türen umgeben und Lösungen sind Mangelware. Mir hat in solchen Momenten die Einsicht geholfen, dass ich leider nicht alles retten und richten kann. Wenn nicht beide Partner diese Partnerschaft wollen, dann gibt es zwar kurzfristige Ablenkungen, aber wirklich partnerschaftlich wird es nicht mehr. Also fragst Du zurecht, was dann Deine Anstrengungen noch bewirken sollen.
Deine Schilderungen klingen sehr niedergeschlagen und es gibt offenbar allen Anlass dazu. Darf ich ganz ketzerisch fragen, wie das Verhältnis zu Deinen Kindern ist? Für mich wäre es einer der wichtigsten Faktoren für meine weiteren Entscheidungen. Uns Männern wird oft der Vorwurf der fehlenden Nähe gemacht und manchmal trifft das sicherlich zu. Aber immer wieder ergeben sich Familienkonstellationen, die sich nur schwer ändern lassen, oder bei denen man natürlich auch an den eigenen Fähigkeiten scheitert. Also: wie nahe bist Du Deinen Kindern und wie nahe willst und kannst Du Ihnen sein?
Wie sieht Deine finanzielle Situation aus? Nein, ich will keine Details abfragen, aber wenn eine Partnerschaft aufgelöst werden soll, dann kann man sich auf so manche "Konstellationen" vorbereiten und sollte dies auch tun. Denn Überraschungen provozieren Kurzschlussreaktionen und die sind selten sinnvoll. Also lass Dich anwaltlich beraten. Natürlich schaffst Du damit "Nägel mit Köpfen", aber wenn Du vorbereitet bist, kannst Du logischere Entscheidungen fällen. Was würde Dir von Deinem Einkommen bleiben? Was ist mit Deiner Altersvorsorge, Wertpapiere, Wertsachen?
Wenn Du diese Fragen für Dich geklärt hast, würde ich mich mit meiner Frau zu einem "Strategiegespräch" treffen und mir dafür einen geeigneten (neutralen) Ort und eine geeignete Zeit aussuchen und ihr Deinen aktuellen Status mit sog. Ich-Botschaften schildern: "Ich bin an einen Punkt angelangt, in dem mich unsere Art des Umgangs nur noch bedrückt und belastet. Ich finde, dass von unserer Partnerschaft und einem liebevollen Umgang nicht mehr viel übrig ist und kann auch nicht erkennen, wie sich das in Zukunft ändern sollte. So kann und will ich nicht weiter machen. Deswegen möchte ich gerne wissen, wie Du Dich dabei fühlst und was Deine Gedanken sind. ...". Natürlich solltest Du das in Deinen Worten sagen. Hältst Du das für sinnvoll? Oder knallt ihr dann nur aneinander und streitet?
Und selbst wenn ihr nur streitet, ist auch das eine Erkenntnis, denn im Augenblick handelt ihr schon nicht mehr gemeinsam. Also musst Du für Dich entscheidungsfähig werden oder bleiben. Manchmal wird einem erst klar, was man an einer Beziehung hat, wenn man sie auflösen will.
Wie steht es mit Deinen Kräften und Deiner inneren Stabilität? Für mich klingen Deine Zeilen danach, dass Du mit deinen Anstrengungen für Dich bei ihr "punkten" wolltest, aber das nur wenig ankam. Wird es also nicht an der Zeit für Deine Selbstführsorge? Was für Freunde hast Du? Was macht Dir Spaß? Was bringt ein Lächeln auf Dein Gesicht? Das sind Kraftquellen, die man oft vernachlässigt, bis man sie braucht und dann nicht hat. Wie kannst Du das ändern?
Auch wenn Du das alles gerade hasst und es sich wie ein Film anfühlt: das ist Dein Leben. Das kann einen ziemlich hart auf den eigenen Hosenboden setzen und bis ins Mark weh tun. Aber dieser Schmerz mag sich zwar real anfühlen und für empathische Menschen spürbar sein und doch liegt es in Deiner Hand, wie Du damit umgehst und was Du daraus entstehen lässt, denn er ist nur in Deinem Kopf. Es fallen keine Bomben und das Universum kollabiert nicht, auch wenn Dir das gerade kein Trost ist. Was ich Dir damit sagen will: auch wenn es sich nicht so anfühlt, es ist nicht alles Sch....e. Und darauf kannst Du aufbauen, damit kannst Du arbeiten und das ist der Anfang von etwas Neuem.
Ich weiß nicht, vielleicht kommt ihr noch einmal zusammen. So vieles ist möglich. Vielleicht auch nicht. Aber auch die nächsten Entscheidungen sind keine Entscheidungen für die Ewigkeit. Du buchst nicht auf Dauer "das Tal der Tränen". Unser Leben dauert keine 500 Jahre, auch Deines nicht. Wäre es also nicht an der Zeit, sich nicht nur von den negativen Gedanken runter ziehen zu lassen, sondern für neue und positivere Gedanken zu sorgen? Du wirst dem Schmerz nicht ausweichen können. Aber Du wirst mit ihm zurecht kommen (lernen). Es wird weiter gehen und manches wird wirklich furchtbar sein. Aber es wird auch wieder schöne Momente geben, Momente in denen dieses Leben sich wie Deines anfühlt und gut ist und das wird von der Vergangenheit nur dann verdunkelt, wenn Du es zulässt.
Ich wünsche Dir viel Kraft, gute Freunde und den Mut für Entscheidungen, die sich wie Deine anfühlen. Alles Gute.
GrayBear