Ich würde jetzt in aller Ruhe mein neues Leben aufbauen. In oder außerhalb der Familie. Aber selbstbestimmt und nicht mehr mit geschlossenen Augen.
Die grundsätzliche Situation hat sich ja nicht geändert seit seiner Fragerei nach einer offenen Beziehung und seitdem Du Dich immer mehr traust hinzusehen, was wirklich los ist in Eurer Ehe. Die Situation ist so gut bzw. so schlecht wie die letzten Jahre schon. Erstmal mußt Du nichts überstürzen und kannst wirtschaftlich abgesichert weiterleben und mit deinem Mann als Elternteam weiter funktionieren. Und von dieser Ausgangssituation aus in Ruhe und desillusioniert schauen, was Du wirklich willst, Deine Entscheidungen treffen und strategisch planen, wie Du das umsetzt.
Es braucht viel Mut, sich nicht mehr selbst zu belügen. Aber das ist der erste und wichtigste Schritt.
Du hattest am Anfang dieses Threads Angst, Deinen Mann nach den Gründen zu fragen aus Angst, daß die Antworten schmerzhaft sind und Deine Illusionen platzen. Ich glaube herauszulesen, da bist Du jetzt einen großen Schritt weiter. Und das ist auch wichtig. Schau an, was ist. Mit dem Licht aber eben auch dem Schatten. Nur dann kannst Du klug handeln und kannst Dich aktiv um Dein Wohlergehen kümmern, anstatt passiv alles über Dich ergehen zu lassen und alle klaren Gedanken und Gefühle beiseite zu schieben.
Ja es ist schmerzhaft, daß all die Wünsche von der glücklichen Zweierbeziehung, die nur sich selbst genügt, bei Euch beiden Illusion sind. Und es tut weh, daß Du Deinen Mann nicht genügst, so wie Du bist. Sondern daß er so sexfixiert ist, daß er das ausleben will und zwar mit anderen Frauen. Und er das höchstwahrscheinlich auch tut oder tun wird. Er klingt einfach nicht wie ein Mann, der sich aus Liebe und Verantwortung freiwillig selbst zurücknimmt.
Schau hin. Es nützt nichts, sich was vorzumachen.
Aber wenn Du wirklich hinschaust und die ungeschönte Wahrheit betrachtest, dann wird auch der Blick frei, wie Du Deinen Weg finden kannst.
Es sind da ja diverse Szenarien denkbar:
Du kannst Dich aktiv entscheiden, in einer Versorgerehe zu bleiben. Mit Euren Kindern als Familie zu leben.
Und dazu weitermachen wie bisher und tun, als ob nichts sei. Oder, was ich vernünftiger fände, keine Sexualität mit ihm oder zumindest nur mit Krankheitsschutz auszuleben. Und ihm klar zu sagen, daß Du ihm nicht mehr traust und Dich schützt.
Du kannst Dich aber auch bewußt für ein von ihm unabhängiges Leben entscheiden. Und die aktuelle Situation, in der Du wirtschaftlich gut versorgt bist, nutzen, um dir dieses unabhängige Leben planvoll aufzubauen.
Du könntest Dich auch entscheiden, ihm zu sagen, daß Du Dich um sein Fremdgehen nicht weiter kümmern magst, weil Du Dir selbst einen anderen liebevolleren Mann suchen möchtest. Und er Dir nicht mehr genügt, weil Dir sein Partygehabe und sein Sexdrängen auf die Nerven gehen. Und Du Dir einen aufmerksameren auf Dich ausgerichteten Mann suchen wirst.
Du warst jung, als Ihr zusammenkamt. Seitdem bist Du auch gereift. Du bist viel erwachsener und kraftvoller als früher.
Wichtig ist, daß Du den Mut findest, wirklich hinzusehen und anzuerkennen, was nunmal so ist. Wenn Du nicht mehr Deine Energie dafür aufwenden mußt, die Wahrheit zu unterdrücken und Deine Illusion aufrecht zu erhalten, dann wird diese Energie frei, um Dich um Dich und Dein Wohlergehen zu kümmern.
Ich wünsche Dir kluge Entscheidungen und viel Mut, Dich selbst in den Mittelpunkt Deines Lebens zu stellen.