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Mein Leben mit Persönlichkeitsstörung

Henrik89

Neues Mitglied
Hallo,
ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Bin 29, M und leide extrem unter einer "unsicheren Persönlichkeitsstörung" sozialen Phobie und Selbsthass.

Das heißt ich verlasse die Wohnung kaum noch und habe Probleme mit dem Reden. Interaktionen mit anderen Menschen stressen mich allgemein.

Die Folgen sind dass ich weder Arbeit noch Freunde habe und auch nie wirklich hatte.
Auch wusste ich nie was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Hatte nie irgendwelche Interessen außer Videospielen. Aber auch das ist vorbei.

Das führte natürlich dazu, dass ich kaum in der Lage bin irgendein Gespräch aufzubauen bzw. Freunde zu finden oder sonst etwas.

Ich halte mich selbst auch für geistig sehr eingeschränkt bzw dumm. Realschüler dann Gymnasium abgebrochen und eine absolut nutzlose Ausbildung gemacht.
Diese hatte ich damals einfach genommen weil man dort sehr wenig mit Menschen reden musste und ich mich wie gesagt für nichts interessiere.

Ich habe 6 Jahre in diesem Beruf gearbeitet.
In der ganzen Zeit dort habe ich es "geschafft" quasi niemanden kennenzulernen da ich durch meine Störung so extrem gehemmt und was auch immer war das ich nur das Nötigste gesprochen habe.
Das führte natürlich immer wieder zu unangenehmen Situationen und verstärkte meine ganzen Probleme nur.

Irgendwann habe ich tatsächlich übers Internet jemanden kennengelernt.
Mit 25. Meine 1. Und einzige freundin. Und dann bin ich auch erst von zu Hause ausgezogen.
Ich habe nie auch nur daran gedacht, dass ich es wert sein könnte eine Freundin zu haben bzw das es überhaupt funktionieren könnte und dieses ganze Thema war mir auch komplett fremd.

Da ich in meinem ganzen Leben weder auf irgendwelchen Partys noch Clubs oder sowas war. Ich hab meine ganze soziale Entwicklung einfach verpasst. Keine Ahnung wie ich das trotzdem geschafft habe. Wie man sich vorstellen kann war es keine "normale" Beziehung. Es hat nur geklappt da sie selbst eine psychische Krankheit (Borderline mit aggressiven Verhalten) hat und ich mich extrem schlecht behandeln haben lasse.

Wenn ich mit jemanden zsm bin kommt es vor dass ich diese Person quasi nachahme.
Es ist als ob ich kein eigenes Leben habe. Ich habe keine Meinung zu den meisten Sachen und bin sowieso extrem gestresst weil ich diese ganzen zwischenmenschlichen Sachen nicht hin bekomme.
Außerdem bin ich und mein Leben mir total peinlich. Was immer wieder dazu führt dass ich Lüge und Sachen ändere. Sei es Alter Beruf usw. Das macht Leute kennenlernen noch schwieriger.

Meine aktuelle Situation ist einfach unerträglich. Ich bin 29 habe keine Freunde, seit 2 Jahren nicht gearbeitet und zu der Persönlichkeitsstörung kommen noch die Depressionen. Genau wie vor 10 Jahren habe ich immer noch keine Ahnung was ich tun soll und will in meinem Leben weder beruflich noch privat. Mein Kopf ist nur mit diesen Sachen beschäftigt. Jeden Tag immer. Ich bin gar nicht in der Lage mich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren.

Mein Alter und meine verlorene Jugend belasten mich dabei am Meisten. Nie eine richtige Beziehung oder Freundeskreis gehabt zu haben und wahrscheinlich nie haben zu werden ist einfach ein grausamer Gedanke.

Eigentlich müsste ich mich selbst einweisen aber das möchte ich nicht damit meine Familie das alles nicht erfährt.
Mein Psychotherapeut bei dem ich offiziell wegen Depressionen bin kann mir auch nicht helfen und nicht ansatzweise nachvollziehen wie ich unter allem Leide. Ich kann so einfach nicht weiter leben.
Dieser Zwiespalt zwischen einerseits Freunde/Freundin haben zu wollen aber andererseits nicht mit Menschen klar zu kommen und es aus Angst zu vermeiden macht mich verrückt

Ich hoffe das ich auf diesem Wege vielleicht jemanden finde der ähnliche Probleme hat mit dem man sich vielleicht austauschen kann.
 

HalliGalliSuperstar

Aktives Mitglied
Hallo Henrik,

dir Leute zu suchen, denen es ähnlich geht, ist schon mal ein guter Gedanke. Hast du mal geschaut, ob es in deiner Gegend eine Selbsthilfegruppe zum Thema soziale Ängste gibt? Es gibt viele Menschen, die Probleme in dieser Richtung haben, wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung.

Um hier im Forum Privatnachrichten schreiben und empfangen zu können, musst du erst 5 Beiträge schreiben. Würde diese Form des Kontaktes bei dir weniger Ängste auslösen, zugleich aber deinen Wunsch nach Kontakt zu Menschen ein wenig befriedigen?

Wenn du in eine Klinik gehst, muss deine Familie ja nicht unbedingt erfahren, was auf der Einweisung steht. Du kannst ja auch sagen, du hättest eine Depression, was ja nicht ganz falsch wäre. Außerdem wissen ja sowieso alle, dass du irgendwie Probleme hast und sind wahrscheinlich eher froh, wenn mal irgendwas passiert. Ich verstehe, du neigst dazu, dich für alles zu schämen und es deshalb zu verheimlichen. Aber das kann auch ein Teil des Problems sein. Glaub mir, die Menschen um dich rum wissen schon ungefähr, was mit dir los ist. Das merken ja andere, wenn du sehr schüchtern bist oder wenn du andere Menschen als Vorbild nimmst. Das ist beides aber auch nicht ungewöhnlich.

Ich empfinde dich übrigens nicht als dumm. Du schreibst sehr anschaulich und wirkst reflektiert.

Die Trauer über die verpasste Jugend, das ungelebte Leben usw. verblasst erfahrungsgemäß ziemlich schnell, sobald es einem besser geht.

Es gibt Bücher zum Thema Selbstwertgefühl, z.B. von Stefanie Stahl. Lies dich doch mal ein. Und wenn du keine Interessen hast, könntest du gezielt welche entwickeln. Vielleicht ein Instrument lernen. Das hilft im Zweifel auch, sich auszudrücken, mit Menschen in Kontakt zu kommen und als "sensibler Künstler" durchzugehen.

Vielleicht ist auch der Therapeut nicht der richtige für dich? Man kann den wohl auch wechseln, aber ich weiß nicht, wie das genau geht. Müsstest du deine Krankenkasse oder hier im Forum fragen.

Was mich noch interessieren würde: Hast du eine Ahnung, warum du so ängstlich gegenüber Menschen geworden bist? Warst du immer schon so oder wurdest du als Kind abwertend behandelt?
 

Lauradi

Neues Mitglied
Hallo Du,
ich habe grad Deinen Beitrag entdeckt, nachdem ich selbst einen gepostet habe. Mir geht es ganz ähnlich wie Dir und ich dachte, dass wir uns vielleicht diesbezüglich austauschen könnten?
 

Henrik89

Neues Mitglied
An halligallisuperstar,

Danke für die ausführliche Antwort erstmal.
Ich kann mich erinnern, dass ich in der Grundschule noch völlig normal war, Freunde hatte usw. Irgendetwas hat das geändert. Ich weiß einfach nicht was mit mir passiert ist. So ab der 7. Klasse fing es an. Ich habe nicht mehr mit den meisten Klassenkameraden gesprochen und mich irgendwie absichtlich zum Außenseiter gemacht. Hatte dann schnell nur noch einen Freund und damals hat mich das auch nicht gestört. Es ist bis heute so dass die Probleme schlimmer werden je mehr Leute involviert sind. Gruppen, Partys und ähnliches sind Horror für mich während ich mit Einzelpersonen einigermaßen klar komme. Habe schon versucht das ganze mit Alkohol zu überwinden. Das heißt mich betrinken und dann in die disco/Club zu gehen und dann irgendwie Leute kennenzulernen. Selbst das funktioniert nur bedingt. Ich kann total betrunken sein, dann trau ich mich loszugehen aber Fremde ansprechen oder irgendwie in Kontakt kommen geht selbst dann nicht. Es ist zum verzweifeln :(

An Lauradi
Ich hab zufällig deinen Beitrag auch gerade vorher gelesen. Aufjedenfall würde ich gerne mit dir schreiben. Vielleicht versteht mich jemand der auch solche Probleme hat besser
Danke :(
 

Gruenbaum

Mitglied
Dein Text liest sich in bisschen wie die "Story of my Life" und ich glaube, dass die wenigsten wirklich verstehen können, wie man sich fühlt, wenn man mit der Welt inkompatibel zu sein scheint.
Das heißt ich verlasse die Wohnung kaum noch und habe Probleme mit dem Reden. Interaktionen mit anderen Menschen stressen mich allgemein.
Smalltalk mit "fremden" Menschen stresst mich. Ich weiß dann überhaupt nicht, worüber ich reden soll und jede Unterbrechung hat Potential in ein unangenehmes Schweigen auszuarten. Auch sonst interessieren mich die meisten Menschen, denen ich begegne nicht besonders, weshalb mich deren Anwesenheit auch in einen angespannten Zustand versetzt.

Das führte natürlich dazu, dass ich kaum in der Lage bin irgendein Gespräch aufzubauen bzw. Freunde zu finden oder sonst etwas.
Wenn man keine gemeinsamen Interessen mit jemandem teilt, ist es fast aussichtslos, eine Freundschaft mit demjenigen aufbauen zu wollen. Für mich war das meistens nur anstrengend, wenig befriedigend und ist nach einer gewissen Zeit im Sande verlaufen.

Diese hatte ich damals einfach genommen weil man dort sehr wenig mit Menschen reden musste und ich mich wie gesagt für nichts interessiere.
Den Gedanken hatte ich tatsächlich auch. Hauptsache Ruhe haben...


Da ich in meinem ganzen Leben weder auf irgendwelchen Partys noch Clubs oder sowas war. Ich hab meine ganze soziale Entwicklung einfach verpasst.
Irgendwie traurig, dass Parties eine so große Rolle spielen. Ich kann damit (und mit Alkohol übrigens auch) absolut nichts anfangen und habe mich damals zunehmend von meinem Umfeld isoliert. Ich glaube übrigens, dass es kein zufall ist, dass es bei dir damals auch ca. 7-8 Klasse angefangen hat. Da geht es nämlich in der Regel langsam los mit Party, Saufen, etc.

Mein Alter und meine verlorene Jugend belasten mich dabei am Meisten. Nie eine richtige Beziehung oder Freundeskreis gehabt zu haben und wahrscheinlich nie haben zu werden ist einfach ein grausamer Gedanke.
Ich schäme mich irgendwie für mein Alter (ein paar Jahre jünger als du) und den Umstand, dass ich wahrscheinlich geistig immer noch auf dem Stand eines 16-jährigen bin.

Dieser Zwiespalt zwischen einerseits Freunde/Freundin haben zu wollen aber andererseits nicht mit Menschen klar zu kommen und es aus Angst zu vermeiden macht mich verrückt
Ja, das ist echt ein Teufelskreis. Ich hätte z.B. zwei Mal (da war ich noch in der Schule) die Gelegenheit gehabt, eine Freundin zu bekommen. Aber ich konnte mich einfach nicht darauf einlassen, weil ich zu viel Angst hatte. Ich wollte nicht, dass jemand sieht, wie abgefuckt mein Leben wirklich ist. Die Möglichkeit, jemand könnte bei mir hinter die Kulissen schauen, hemmt mich unglaublich bei jeder Begegnung mit Menschen.

Naja, wenn du möchtest, können ein bisschen schreiben. Ist ja manchmal auch schön, wenn man weiß, dass man mit diesen Problemen nicht unbedingt allein ist...
 

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