Die beiden Studiengänge, die du nennst, sind extrem anspruchsvoll und würden dich an deine Grenzen und darüber hinaus bringen.
Der Anspruch dieser Studiengänge ist ja sehr unterschiedlich. Bei Jura musst du dich auch durch staubtrockene Sachverhalte fressen, unendlich verwobene Zusammenhänge durchdringen und sie in eigenen Worten wiedergeben können.
Medizin ist zwar auch anspruchsvoll. Viele sagen aber, du musst nicht der intellektuelle Überflieger sein.
Das geht, wenn man für etwas wirklich, wirklich brennt.
Hier sehe ich auch ich tatsächlich den Schlüssel. Wer unbedingt diese Fächer studieren will, sich engagiert und andauernd auch an eher uninteressante Themen begeben und dazu gut auswendig lernen kann, der ist hier richtig. Bei Medizin musst du noch gewillt sein, dich viele Jahre ausbeuten zu lassen (ich glaube, es gibt kein anderes Fach, bei dem du nach einer 6-jährigen fundierten Fachausbildung ein ganzes Jahr mit enormer Verantwortung zu sehr schlechten Rahmenbedingungen (Arbeitszeit, Betreuungsschlüssel) und dazu noch einem lächerlichen Gehalt (vergleichbar mit einem FSJ-Absolventen, wenn überhaupt) tätig sein musst.
Bei Jura musst du darüber hinaus auch noch sehr gut abschließen; nicht wenige Juristen kommen am Ende nicht unter. Wenigstens da haben die Mediziner die Nase mal vorn, müssen sich um Jobsicherheit wenig Gedanken machen und können ihr Studium nach dem Motto "Hauptsache bestanden - egal wie" absolvieren.
Was mich an diesem Thread aber schon ein bisschen stört ist dass ganz offensichtlich wird, dass du dir über die Zulassungsvoraussetzungen zum Studium noch keinerlei Info eingeholt hast. Sonst wüsstest du nämlich, dass nicht allein der Abitschnitt über den Erhalt eines Medizinstudienplatzes entscheidet, sondern es noch zig andere Kriterien gibt. Man kann selbst mit einem grottigen Abi einen Medizinstudienplatz erhalten, wenn man z. B beim Medizinertest bombig abschneidet. Oder auch wenn es nicht ganz so schlecht ausgefallen ist, man aber noch eine abgeschlossene Berufsausbildung in bestimmten Bereichen aufwarten kann - auch dann öffnet sich so manche Universitätstür.
Ein 2,x-Abi ist heutzutage übrigens überhaupt nichts Besonderes mehr und wenn du Medizin studieren willst ist es sogar schlecht. Man wählt seine Abiturfächer ja auch nach seinen Neigungen; dass man alles öde findet kommt selten vor und wenn doch und man es trotzdem nicht schafft, für so etwas Wichtiges wie das Abi mal auf den Hosenboden zu setzen, spricht das nicht gerade für viel Ehrgeiz, den du bei den o. a. Fächern sehr wohl brauchst.
Ausnahmen gibt es: Tatsächlich hatte ich einen Klassenkameraden, der es geschafft hat, während der Gymnasialzeit 2 x hängen zu bleiben und gerade so knapp sein Abi zu machen. Trotzdem ist er heute als Arzt tätig. Ob und wie erfolgreich weiß ich allerdings nicht.
Fakt ist aber auch, dass man sich den Studienplatz nicht mehr "ersitzen" kann. Die Zulassung über die Wartezeit ist nämlich weggefallen - und das ist gut so. Jetzt muss man in den meisten Fällen zumindest einen super Medizinertest hinlegen, bei dem kein Fachwissen getestet wird, sondern andere Anforderungen, die für das Studium relevant sind.
Wundern tue ich mich, dass Medizin oder Jura zur Auswahl stehen. Das sind ja doch sehr verschiedene Richtungen. Ausschließen solltest du, dass du die Fächer in die Auswahl nimmst, weil es familiäre Erwartungshaltungen gibt. Das klappt oft nicht, man fängt mit dem Studium an und bricht es dann irgendwann verzweifelt ab. Wer diese Fächer studiert muss sich kasteien können und Phasen großer Zweifel überstehen. Das klappt tatsächlich nur, wenn man für das Fach brennt, wie von Rotwängchen beschrieben.