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Lebensunfähig und meine Eltern wollen mich nicht

kaela

Aktives Mitglied
Manchmal würde ich am liebsten alles hinschmeißen und mich einweisen lassen und einfach die Verantwortung abgeben...
Aber damit würde ich meinen Vater bestätigen und wenn ich Pech habe würde es nicht mal helfen und dann hätte ich nur sinnlos Zeit verschwendet statt zu studieren
Dein Vater ist definitiv nicht normal. Er ist irgendwie krank, ist vielleicht ein Narzisst oder er hat vielleicht eine antisoziale Persönlichkeitsstörung oder beides. Richtig diagnostizieren kann das nur eine Psychiaterin. Was ich damit sagen will: Was dein Vater über dich denkt, ist krank, das hat nichts oder nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun, und außerdem könnte ich mir vorstellen, dass er seine Schuld auf dich schiebt. (Ich nehme an, dass er so Werte und Ansichten hat wie: "Man muss immer funktionieren, sonst ist man ein Versager" oder "Psychische Krankheiten sind rein genetisch bedingt" und solche Sachen. Ich weiß es natürlich nicht. )
Deswegen wäre es sinnvoll, dich nicht mehr an den Urteilen deines Vaters zu orientieren. Das ist sicher nicht einfach hinzukriegen, weil er eben dein Vater ist und du noch jung bist, aber es geht, mit der Zeit. Bei mir war das auch so.

Was normal ist, könntest du z. B. erfahren, indem du Bücher über Bindung liest. Über die Bindung, die Kinder gegenüber ihren Eltern entwickeln. Zu einem großen Anteil wird die Art der Bindung (sicher oder unsicher, d. h. vertrauensvoll oder nicht vertrauensvoll) durch die Handlungen der Eltern gegenüber dem Kind geprägt. Wichtig sind hier z. B. die Bücher von John Bowlby oder Karl Heinz Brisch. Der eine war ein weltbekannter Psychiater und Psychoanalytiker, der andere ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, auch für Erwachsene (und hat noch andere Qualifikationen).

Wenn du schreibst, du würdest manchmal am liebsten "die Verantwortung abgeben" und in eine Psychiatrie gehen, dann ist das ein sehr gesunder Impuls: Ich habe keine Energie mehr, ich weiß nicht, wie es weitergehen kann, ich suche mir also Hilfe und versuche nicht noch länger, mich irgendwie durchzuschleppen. In eine Psychiatrie oder eine psychosomatische Klinik zu gehen wäre vermutlich wirklich das Allerbeste! Meiner Ansicht nach haben deine Eltern dich in diese Lage gebracht, und wenn man von lieblosen Eltern wegzieht, ist man mitnichten plötzlich gesund und bester Laune. 20 Jahre schlechte Behandlung hinterlassen nun mal Spuren im Gehirn - die man erst wieder verändern muss, bis es einem gut geht.

Depressionen lassen sich heilen oder zumindest abschwächen, mit Antidepressiva und Psychotherapie. Falls du eine PTBS hast - auch da kann man dir weiterhelfen. Heilung passiert aber nicht sofort und auf Knopfdruck, es wird also vermutlich dauern.
Bei mir war das auch so. Als ich vor ca. 30 Jahren studiert hab, bin ich irgendwann psychisch zusammengebrochen. Ich konnte absolut nicht mehr. Hab dann einen Platz in einer psychosomatischen Klinik bekommen, war drei Monate dort, und es ging mir mit der Zeit besser. Ich denke, es wäre noch besser gewesen, wenn ich damals zusätzlich gleich Antidepressiva genommen hätte. Aber ich hab angefangen zu verstehen, was alles bei mir und in der Familie los ist und bin Stück für Stück gesünder geworden. Ich konnte lange nicht arbeiten, aber auch das ging irgendwann wieder.
Ich hab viel Therapie gemacht, mehrere Einzel- und Gruppentherapien und hab wirklich noch nie gehört, dass Psychotherapie bei jemandem überhaupt nichts bewirkt. Kann ich mir auch nicht vorstellen. Wenn man bereit ist, Neues zu lernen und umzusetzen, dann gehts einem irgenwann besser.

Was ich dir raten würde:
- Lass dich von einem Psychiater diagnostizieren. Dann weißt du, was Sache ist und man kann dir gezielt weiterhelfen. Nicht rumeiern und ewig im Ungewissen bleiben, das bringt letztendlich nichts und kostet nur Zeit.
- Wenn du eine oder mehrere Diagnosen hast, informier dich so schnell wie möglich über deine Krankheiten und Störungen. Je mehr du liest (Fach- und Sachliteratur), desto schneller weißt du, an welchen Schrauben du drehen musst: z. B. möglicherweise mehr weinen, Wut und Hass rauslassen (wenn du allein bist), evtl. Medikamente nehmen, dich innerlich oder auch äußerlich von deinen Eltern ablösen, Selbstwertgefühl aufbauen (sehr wichtig!!; auch hierzu gibt es eine Menge guter Literatur), Hobbys nachgehen, dich selbst und deine Bedürfnisse und Grenzen besser kennenlernen; verstehen, welche Krankheiten deine Eltern haben und was bei dir in der Familie alles als normal angesehen wurde, was nicht normal war (einiges wirst du schon wissen, anderes vielleicht dazulernen); verstehen, was zwischen dir und Gleichaltrigen passiert.
- Du könntest dich mit Leuten austauschen, die in derselben Lage sind wie du (hier oder im rL in einer Psychogruppe; die gibts übrigens auch in psychosomatischen Kliniken)
- Und natürlich eine Psychotherapie machen. Eine Psychotherapeutin kann dir geben, was dir niemand sonst geben kann: umfassende Kenntnisse und Erfahrungen, konkrete Analysen, konkrete Beobachtungen - und: eine teilweise "Nachbeelterung". Die Nachbeelterung kann kein Kumpel und auch keine Partnerin oder Partner leisten!! Dazu sind sie nicht da.

Das Gesundeste und Normalste, was du in deiner Lage machen kannst, ist, dir professionelle Hilfe zu suchen. Wenn man ein großes Problem hat und keinen Ausweg mehr sieht und dazu noch völlig erschöpft und depressiv ist, braucht man Hilfe. Du hast keine Ressourcen mehr, weil dir deine Eltern deine Energie gestohlen und dich immer wieder niedergemäht haben. Ich hab mich damals gefühlt, als sei ich in einer jahrelangen Nacht in einer riesigen Wüste unterwegs und am Verdursten. Und keine Ahnung, wo die nächste Oase sein könnte. In so einer Lage hat man nichts mehr zu geben, man muss sich erstmal schonen und Kräfte tanken. Ist eigentlich nur logisch, oder?

Je stärker und fröhlicher du dich fühlst, umso leichter wird dir das Studium fallen.

Und: Es gab früher das Recht auf zwei Urlaubssemester. Vielleicht ist das immer noch so.

Alles Gute! :)
 
Zuletzt bearbeitet:

kaela

Aktives Mitglied
Du schreibst, du machst viele Fehler: Das könnte an deiner Unsicherheit liegen, die ja von deinen Eltern verursacht worden ist. Oder vielleicht hast du bisher nicht gelernt, manche Aufgaben effektiv zu bewältigen. Aber auch das kann man lernen. :) Es gibt heute ja für alles Ratgeber und Fachliteratur, oder sogar Kurse. Auch hier: erstmal eine Diagnose stellen lassen.
 

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