als Atheistin bzw. eher Buddhistin kann ich mit einem solchen Text wenig anfangen. An sich stehen da doch Allgemeinheiten drin, die man wenn man einigermaßen bei Verstand und achtsam ist von sich aus tut ...auch ohne die Gott- oder Schutzengelgarnitur und ohne Noten.
Ich rede immer von einem inneren starken Kern...wenn der anfangen würde wie im Musikal, Musikantenstadl oder der Operette zu singen würde ich glaube ich schreiend wegrennen. Und Gott suche ich da auch nicht..ich suche da eher mich, sich selber zu finden ist glaube ich oft schon genug...denn an sich findet man wenn man an Gott glaubt damit auch automatisch Gott als Sinnbild einer Ganzheit oder so.
Ich finde es ein wenig zu pathetisch und übertrieben davon zu reden die "Lieder" der Mitmenschen wahrzunehmen..es reicht genau hinzugucken und zuzuhören, wenn sie normal sprechen. Da wir derselben Ursuppe entstiegen sind haben wir ohnehin nen angeborenen Draht zu unseren Mitmenschen...Ich rede auf meine buddhistische Art von Achtsamkeit, schnörkellos, schlicht und ohne Noten, oft eher das Gegenteil und Stille. Und ich rede von intuitivem Erfassen, also nach innen ins Hara fühlen. Ich denke darin liegt eher Schlichtheit anstatt künstlicher Aufbau mit mythologischer oder esoterischer Codierung. Ich mag es halt simpel, schlicht und direkt ohne Weichzeichnerei mit Engelsfedern.
Grundsätzlich finde ich im Waldorfkindergarten meiner Nichte und Neffe für die Kids diese Schutzengelgeschichten ganz niedlich und auch nett für die Kinder, aber ich denke Erwachsene sollten da ruhig rationaler und schlichter ran. Aber o.k. wenn diese in meinen Augen eher kindliche Art der Vermittlung einigen Erwachsenen was bringt und einige das anspricht oder einige das unbedingt brauchen: jedem Tierchen sein Pläsierchen. Wenn ich damit bei meinen Freunden damit um die Ecke käme würden die mich schräg angucken und mich ggf. mit Zwangsjacke abholen lassen...denn in manchen Kreisen wird sowas mit Engeln und inneren Liedern etc. also Esoterik als etwas spinnert und freakig angesehen...Das sage ich nicht aus Überheblichkeit sondern um mal offen und ehrlich zu sein, wie manche Dinge, wie dieser Linktext z.B. bei einigen Leuten so ankommt...etwas befremdlich....
Der Soziologe Bourdieu würde es so ausdrücken, dass es innerhalb der Gesellschaft zu Gruppenbildungen kommt, die halt einen gewissen Kommunikationscode (ne gewisse Sprache mit speziellen Methaphern) ausbilden und sich damit von anderen Gruppen unterscheiden..das Ausbilden verschiedener Differenzierungsmuster, damit andere einen nicht so gut verstehen... Damit grenzen sich die Gruppen gegeneinander ab und manchmal auch aus. D.h. übersetzt: die people, die sich mit Esoterik befassen und an Engel und Gott glauben und oft damit beschäftigen bleiben bis ggf. auf einige wenige Berührungspunkte generell unter sich und andere die sich mit anderen Dingen beschäftigen ebenfalls.
Die Sprache der Esoterik ist mir persönlich fremd und ich meine, dass z.b. die schlichte und auf Sachlichkeit reduzierte Sprache der Wissenschaft neutraler ist und generell mehr Leute anspricht, da sie nicht so überlastet ist mit Glaubenskram.
Abzüglich dieser esoterischen Codierung mit Engelskram und Gott bleibt leider nicht mehr viel übrig was ein Atheist akzeptieren könnte...denn wie kann ein Atheist akzeptieren, dass man Gott in seinem Inneren suchen sollte?...passt irgendwo nicht, denn ein Atheist sucht Gott erst gar nicht, weil er dessen Existenz gar nicht erst in Betracht zieht...Das man Toleranz ggü seinen Mitmenschen ausüben sollte, sie so nehmen sollte wiese sind ist natürlich akzeptabel....aber auch nicht immer....einen Inzesttäter mit seiner inneren pervertierten Melodie oder andere Straftäter mit ihren schrägen Liedchen und Scheisstypen die ihre Frauen verwemsen (generell nicht wenige Menschen befürchte ich) würde ich garantiert nicht so akzeptieren wie sie sind...so tolerant bin ich leider nicht das gebe ich offen zu. Ich gebe auch zu, dass ich nicht durch die Stadt gehe und alle Leute immer anlächle, was insbesonere Männer oft missverstehen und vermeinen das Liedchen zur Aufforderung zum Sex zu vernehmen....Da Menschen vielschichtig sind und nicht nur immer liebe Engelssucherle, die keusch daran interessiert sind gegenseitig ihren inneren Liedlein zu lauschen komme ich mit dieser Generalisierung der Akzeptanz/Toleranz nicht so gut zurecht. Ich denke hinter dieser Engelgeschichte steckt ein zu naives und idealisiertes Menschenbild...was gerade Gewaltopfern eher schadet als nutzt...Man muss halt diverse Perspektiven beachten....
Hat ggf für einige nen beruhigenden Effekt, ist aber etwas zu unrealistisch glaube ich.
Was den Karren angeht..ich nenne das ja Abgrenzungsvermögen, dass man macht was man selber will und nicht nur was andere wollen, sehe das aber etwas differenzierter denn manchmal sollte man schon auch tun was andere wollen...Sozialität ist ein Tauschgeschäft und manchmal kann man halt nicht immer mit seinem EGO durch die Wand, sondern muss Kompromisse machen.
Als generelle Aussage ist diese Karrengeschichte nicht geeignet, sondern nur für Leute mit Helfersyndrom die zu schwach in der Abgrenzung sind um zu gucken was sie denn für sich wollen und diesen Punkt zu verstärken.
Aber ganz ehrlich gesagt denke ich, dass 2/3 der Menschheit ohnehin damit überfordert ist nen eigenen Willen auszubilden...ich vermute so manches Gesellschaftsystem würde ohne people, die sich nicht vor Karren spannen lassen nicht existieren, wir sässen heute nicht da wo wir sitzen....Zur Zeit stehen die Karten jedoch gut für Individualismus, das die Leute auch einige Liedlein trällern können etc...was sich jedoch auch wieder ändern kann...
Ich würde das ganze ohne diesen ellenlangen Text im Link schlicht ausdrücken:
akzeptier dich selbst wie du bist, sei achtsam und ausreichend tolerant ggü deinen Mitmenschen (muss aber nicht ggü allen sein....)und such nicht zu lange nach Dingen in dir, die ggf. gar nicht da sind 😀😉 sondern bleib bescheiden und suche wenn du was suchst einfach nur dich, denn wer sich kennt, kennt auch seine Mitmenschen und wer ein wenig weiß wie Menschen ticken ist automatisch ein wenig toleranter.
Tyra
P.S...mist ist wieder son ellenlanger Text bei mir geworden.....ausgiebiges Wort zum Sonntag 😉
Und heute muss ich mal Kochen...bereíte für heut abend einen französischen Schmorbraten vor.......muss das Ding mal marinieren gehen...