Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Konflikt

B

Bohemia

Gast
Auch meine Mutter hat überlegt, mich abtreiben zu lassen, weil sie sehr jung und ihre Zukunft ungewiss war. Warum sollte ich ihr diese Gedanken übel nehmen? Ist doch Quatsch. Sie hat mich nicht bekommen, weil sie mich so überbordend geliebt hat, sondern weil sie es nicht über sich gebracht hatte, abzutreiben und ihre Eltern ihr immer zur Seite gestanden und ihr Hilfe angeboten hatten. Die Liebe zwischen uns wuchs erst später. Heute sind wir ein Herz und eine Seele. Auch wir hatten steinige Strecken und phasenweise keinen Kontakt, aber das ist menschlich und wenn man sich nahe steht, können die Emotionen auch mal überkochen. Manche Menschen können ihre Gefühle auch überhaupt nicht zeigen und drücken sich anders aus, wie in deinem Fall z.B. mit Geld.

Ich sollte übrigens auch ein Junge werden und meine Mutter war anfangs auch enttäuscht, dass ich ein Mädchen wurde. Aber nicht, weil Jungs besser sind, sondern weil sie auf dem Standpunkt steht, dass es Jungs in dieser Welt leichter haben. Sie wollte mir die Strapazen und Bevormundungen dieser patriarchialen Welt ersparen.

Was deine Oma da aber mit dir abzieht, ist unter aller Kanone. Das ist bösartig und das solltest du dir nicht zu Herzen nehmen. Wer weiß, ob das alles überhaupt so stimmt, was sie da ablässt.
Das sehe ich auch so, dass sie irgendwie bösartig war aber sie hat mich nie geschlagen, meine Mutter hingegen schon, zweimal und einmal sehr heftig, als ich ganz klein war mit dem Holzkochlöffel auf nackten Po, bis der Löffel durchbrach. Aber das tut mir nicht so weh wie die Worte meiner Oma damals.
 
Hallo Bohemia,

schau mal hier: Konflikt. Hier findest du was du suchst.
B

Bohemia

Gast
Ich habe den Eindruck, daß Ihr Euch in Eurer Familie von Generation zu Generation in einem Mutter-Tochter-Konflikt bewegt.

Das Verhältnis Oma-Mutter ist gestört und beide werden an ihrem Mutter-Tochter-Verhältnis gelitten haben. Sonst hätte die Oma nicht sowas über die Mutter gesagt. Das muß Deine Mutter unendlich verletzt haben, daß ihre Mutter so etwas zu ihrem geliebten Kind sagt.
Dein Verhältnis zu Deiner Mutter war problematisch. Und das Deiner Tochter zu Dir heute auch.

Immer steht bei allen die Frage im Raum: Bin ich gewollt, bin ich geliebt. Jeder hat das Gefühl, die andere liebt einen zwar (wahrscheinlich, vielleicht) aber kann es nicht so zeigen. Jede sucht Anzeichen für die Liebe der anderen. Jede interpretiert und spürt Mangel. Du selbst weiß, Du liebst alle drei kannst/konntest es aber vielleicht nicht so zeigen, daß sie es spüren/spürten. Da ist so viel Schmerz und sich ungeliebt und unverstanden fühlen von allen Frauengenerationen zu spüren. Das tut mir richtig weh, wenn ich das lese. Vor allem weil die nächste Generation ja schon geboren ist. Dein Enkel. Der/die wieder mit einem Konflikt zwischen seiner Mutter und seiner Oma aufwächst und sich Fragen stellen wird.

Deine Oma und Deine Mutter haben keine Möglichkeit mehr, dieses Gespinst und dieses Sich-Fortplanzen des Kummers von einer Generation zu nächsten aufzulösen. Sie sind tot. Du kannst noch versuchen, zum Wohl Deiner Tochter und der/des Enkelin/Enkels Heilung in Eurer Familie entstehen zu lassen.

Ich würde vielleicht an eine Familienaufstellung denken. Oder - lach mich bitte nicht aus - eine schamanische Ahnenreise; ich habe sehr beeindruckende Erfahrungen damit selbst gemacht und bei anderen erlebt. Einen Versuch ist es wert, Frieden und Versöhnung entstehen zu lassen.

Ich glaube, daß bei Euch allen ganz viel Liebe füreinander da ist. Deine Oma, deine Mutter geliebt hat. Deine Mutter ihre Mutter geliebt hat. Deine Mutter hat Dich geliebt. Du Deine Oma und sicher Deine Mutter. Und Du liebst auch Tochter und Enkel. Und ich glaube sicher, sie Dich auch. Aber ihr seid alle so gefangen im eigenen Leid, daß der Blick irgendwie verstellt ist. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß Du einen Weg findest. Vielleicht ist das Deine Aufgabe im Leben, das auflösen zu dürfen. Ihr alle habt mein Mitgefühl.
Ich war und bin immer zugänglich dafür, über alles zu reden und habe das auch meiner Tochter gesagt, um endlich mal Licht in alles zu bringen. Mann, was kann man denn mehr tun, als offen zu sein und es 12 Jahre lang anzubieten aber nur gesagt bekommt, man will darüber nicht reden. Ich wollte immer über etwas reden, auch mit meiner Mutter Oma, aber die haben sich genauso verschlossen, wie meine Tochter. Schade und traurig ist das. Und diese Oma wie gesagt, war die Schwiegermutter meiner Mutter.
 
B

Bohemia

Gast
Du bist um die 60 herum, wenn ich mich richtig erinnere, du bist also um 1955 herum geboren. Das war fuer viele Familien noch eine sehr schwere Zeit, Verhuetung war fuer viele ein Fremdwort, Abtreibung verboten.

Du zerbrichst dir den Kopf, ob deine Mutter dich abtreiben wollte oder nicht. Diese Gedanken hatten und haben viele Muetter. Deine Mutter wollte, hat aber nicht abgetrieben, sondern sich fuer ihr Baby, also fuer dich, entschieden. Nur das, und nicht der Gedanke, was sie mal vielleicht in Verzweiflung angedacht hatte, zaehlt. Und genau das ist doch eine sehr positive Sache.

Und noch etwas zu Kindern deiner Generation - das soll keine Entschuldigung sein, ist aber vielleicht eine Beruecksichtigung wert: Grosseltern, Muetter und Vaeter deiner Elterngeneration waren durch (den) Krieg(e) schwerstens traumatisiert. In dieser Generation gab es viele Eltern, die ihre Liebe zum Kind nicht zeigen konnten, weil ihre innere Qual ueber das schreckliche Erlebte alles ueberdeckte. So versuchten sie, ihre Liebesunfaehigkeit durch Geldgeschenke auszugleichen. Diese Traumata werden ueber Generationen weitergegeben. Versuch vielleicht etwas milder in Gedanken mit deiner verstorbenen Mutter umzugehen....sie hat sich sicher in ihrem Rahmen bemueht.
Meine Mutter hat mir mal erzählt, nach mir hätte sie abgetrieben. Trauma hin oder her, man behandelt seine Kinder nicht wie Dreck und bezahlt sie dafür. Ich habe ja nicht mal darüber geschrieben, was meine Mutter alles Böses tat mit mir. Aber es gibt Schlimmeres als das. Ich halte ihr zugute, dass sie sehr sauber und ordentlich war und es genug zu Essen gab und sie die Feiertage immer sehr schön machte. Sie konnte super kochen und backen, aber Backpfeifen gab es auch mal. Aber egal. Mit Gefühlen für meine Mutter war es so, bevor ich von der Oma das mit der Abtreibung erfuhr, war meine Mutter für mich meine liebe Mama, egal wie bösartig sie nun manchmal war. Aber durch diesen Spruch der Oma, kann ich nicht mehr uneingeschränkt meine Mutter als liebe Mama (mit Fehlern, zum Teil heftigen) sehen, weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, nicht zu wissen ob an der Sache was dran war oder nicht. Es steht ein Schwert, die Worte meine Oma dazwischen. Diese uneingeschränkten Zuneigungsgefühle für meine Mutter wurden dadurch eingeschränkt. Wenn die Oma das nie gesagt hätte, könnte ich weiterhin meine Mutter so sehen wie ich sie bis dahin wahrnahm. Ich weiß doch nicht, ob das nun stimmt oder nicht, was gesagt wurde. Selbst wenn Mutter sagte, es war nicht so, weiß ich nicht ob sie gelogen oder Oma gelogen hat. Und dieser Konflikt ist was mich nervt, nicht zu wissen.
 
B

Bohemia

Gast
So wie mit deiner Mutter ging es mir mit meinem Vater, er konnte warum auch immer keine Beziehung zu mir aufbauen, zu meiner großen Schwester ja, aber bei mir ging das nicht.
Auch meine Oma konnte mich nicht leiden und hatte noch ganz Andere Titulierungen für mich mein Vater übrigens auch, irgendwann habe ich mal gedacht LMAA und habe mich innerlich distanziert, es hat mich irgendwann auch nicht mehr interessiert, ich konnte es doch nicht ändern, also musste ich einen Weg finden damit klar zu kommen.

Kurz vor seinem Tod stelle er fest wie wenig er über seine zweite Tochter weis, um genau zu sein gar nichts, diese Tatsache hat ihm wohl im Angesicht seines baldigen Ablebens zu schaffen gemacht. Er hatte das erste mal in seinem Leben Zeit mit mir verbracht und war erstaunt das ich sogar Kochen konnte. :rolleyes: Naja was soll ich sagen, er war froh das ich nicht die Gelegenheit genutzt hatte um ihn das heim zu zahlen als er Todkrank war, was er mit mir veranstaltet hat.

Du musst einen Weg finden um damit klar zu kommen denn, es bringt nichts so viel Altlasten mit sich rum zu schleppen, das ist aus meiner Sicht nur sinnloser Ballast, und ändern tut man an der Sache ja auch nichts.

Sicher, schön ist was anderes, aber es nützt doch nichts wenn du dich für den Rest deines Lebens damit rum- schlägst.
Hm... alles irgendwie nicht so toll. Das einzige Mal, wo meine Mutter mich in den Arm nahm und sogar trösten wollte, war kurz vor ihrem Tod, wegen einer Sache von meinem Ex-Mann. Ich war total erstaunt und fand es schön, dass sie das erste Mal Verständnis für mich ausdrückte, das behalte ich in Erinnerung. Ein paar Tage vor ihrem Tod an meinem Geburtstag war das damals.
 
B

Bohemia

Gast
Du bist um die 60 herum, wenn ich mich richtig erinnere, du bist also um 1955 herum geboren. Das war fuer viele Familien noch eine sehr schwere Zeit, Verhuetung war fuer viele ein Fremdwort, Abtreibung verboten.

Du zerbrichst dir den Kopf, ob deine Mutter dich abtreiben wollte oder nicht. Diese Gedanken hatten und haben viele Muetter. Deine Mutter wollte, hat aber nicht abgetrieben, sondern sich fuer ihr Baby, also fuer dich, entschieden. Nur das, und nicht der Gedanke, was sie mal vielleicht in Verzweiflung angedacht hatte, zaehlt. Und genau das ist doch eine sehr positive Sache.

Und noch etwas zu Kindern deiner Generation - das soll keine Entschuldigung sein, ist aber vielleicht eine Beruecksichtigung wert: Grosseltern, Muetter und Vaeter deiner Elterngeneration waren durch (den) Krieg(e) schwerstens traumatisiert. In dieser Generation gab es viele Eltern, die ihre Liebe zum Kind nicht zeigen konnten, weil ihre innere Qual ueber das schreckliche Erlebte alles ueberdeckte. So versuchten sie, ihre Liebesunfaehigkeit durch Geldgeschenke auszugleichen. Diese Traumata werden ueber Generationen weitergegeben. Versuch vielleicht etwas milder in Gedanken mit deiner verstorbenen Mutter umzugehen....sie hat sich sicher in ihrem Rahmen bemueht.
Und wie alt bist du?
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Nein, wie ich schon sagte Schön ist was anderes, aber ändern konnte ich es doch auch nicht und ich würde mir heute auch keinen Gefallen damit tun wenn ich darüber nachgrüble. Eine Antwort bekomme ich sowieso nicht, und du auch nicht also was soll's?!
Die Zeit und die Kraft investiere ich viel lieber in mich.
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Ich hatte doch geschrieben, dass es die Mutter meines Vaters war, meine Oma, nicht die Mutter meiner Mutter. Die sind alle schon lange tot jetzt. Ich bin selber im Omalter und es lebt keiner mehr von der Familie.
Entschuldige bitte, bohemia, daß es die Mutter Deines früh verstorbenen Vaters und damit (Ex-)Schwiegermutter Deiner Mutter war hatte ich überlesen. Tut mir leid.
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Ich war und bin immer zugänglich dafür, über alles zu reden und habe das auch meiner Tochter gesagt, um endlich mal Licht in alles zu bringen. Mann, was kann man denn mehr tun, als offen zu sein und es 12 Jahre lang anzubieten aber nur gesagt bekommt, man will darüber nicht reden. Ich wollte immer über etwas reden, auch mit meiner Mutter Oma, aber die haben sich genauso verschlossen, wie meine Tochter. Schade und traurig ist das. Und diese Oma wie gesagt, war die Schwiegermutter meiner Mutter.
Ja, ich glaube leider, daß Du in der Kommunikation mit Deiner Tochter nicht mehr tun kannst, als immer wieder Deine Liebe und Deine Bereitschaft zu signalisieren. Und ihren zeitweiligen Rückzug zu akzeptieren.

Aber weil alle Beteiligten entweder tot sind oder nicht mit Dir reden wollen, Du aber trotzdem leidest, war meine Idee, ob Du für Dich einen Weg des Friedens und der (inneren) Aussöhnung mit Deinen Vorfahren finden kannst. Ich neige in solchen Fällen, wo nur ich ohne die anderen etwas in mir ändern kann auch zu unkonventionellen Methoden. Vielleicht kann dadurch ein Impuls gesetzt werden, der auch die Verständigung zwischen Dir und Deiner Tochter wieder erleichtert. Wie Du es in einem anderen thread geschrieben hast, ist ja das Verhältnis zu Deiner Tochter u.a. durch die alten Geschichten mit Deiner Mutter etc. konfliktbelastet. Und Du leidest ja immer noch unter den alten Fragen.

Ich kenne übrigens einige Freunde und Bekannte, deren Mütter überlegt haben anzutreiben oder es sogar mit sog. Hausmitteln versucht haben. Und auch heute gibt es immer wieder so viele Mütter, die darüber nachdenken. Auch hier im Forum ja immer wieder. Vielleicht hilft Dir das anzuerkennen,daß das auch sein darf. Daß Frauen solche Gedanken und Ängste haben dürfen. Daß das aber nicht die Liebe zu ihren Kindern ausschließt.

Meine Mutter hat mir als Kind mal gesagt, daß sie nie ein Kind wollte, sondern es bekommen hat, weil mein Vater es so wollte und sie meinte, sich fügen zu müssen, wenn sie die Sicherheit eines versorgenden Ehemannes nicht verlieren wollte. Sie ist nie auf den Gedanken gekommen, daß sie auch hätte alleinstehend bleiben können und für sich selbst sorgen. Da fehlten ihr die Vorbilder. Sie konnte sich das nicht vorstellen. Also gab es in ihren Augen keine andere Möglichkeit als Mutter zu werden auch wenn sie mit einem Kind nichts anfangen konnte.
Mich hat das als Kind und später auch sehr beschäftigt, daß meine Mutter mich nicht wollte. Aber heute kann ich das ganz gut einordnen in die Lebensgeschichte meiner Mutter und die damalige Zeit. Auch die Kriegstraumata wie bekk geschrieben hat.
Ich zweifel nicht daran, daß sie mich liebt und bin da ganz versöhnt. Aber natürlich bedauere ich, daß es ihr - ähnlich wie Deiner Mutter - so schwer gefallen ist, diese Liebe z.B. durch körperliche Zuneigung auszudrücken. Und ich sehe, den Mangel, den ich dadurch erlitten habe. Aber ich muß nicht mehr ständig damit hadern und mich verunsichern oder mich ungerecht behandelt fühlen. Es hilft mir einfach anzuerkennen was war, ohne das zu bewerten. Kann das auch für Dich ein Weg sein?
 
B

bekk

Gast
Und wie alt bist du?
Ich bin die naechste Generation..... Dein Problem kenne ich nur zu gut vom Verhaeltnis meiner Grossmutter zu meiner Mutter. Und das Verhaeltnis meiner Urgrossmutter zu meiner Grossmutter war gar keins, nur gepraegt von Kaelte: Sie gab meine Grossmutter als junges Maedchen zu ihrer Schwester, nur, weil diese keine Kinder bekam. Und als meine Grossmutter ihre Eltern (im selben Dorf wohnend) mal besuchen wollte, sagte meine Urgrossmutter zu ihr, sie solle weggehen, sie gehoere nun nicht mehr zu DIESER Familie.......du siehst, derartig heftige Aussagen werden ueber Generationen muendlich weitergetragen. Sie erschrecken mich und auch ich frage mich manchmal, was von den unverarbeiteten Erlebnissen meiner Vorfahren noch alles an mich weiter gegeben wurde.

Probleme ziehen sich durch ganze Generationen. Irgendwann sollte man bereit sein, abzuschliessen und nach vorn zu sehen. An der Vergangenheit kann man nichts mehr aendern, aber an der Zukunft. Ich wuensche dir, dass du deinen Blick nach vorn richten kannst.
 

Anzeige (6)

Thema gelesen (Total: 2) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben