Als ich Kind war war es absolut üblich, dass (fremde) Erwachsene etwas gesagt haben zu einem Kind, wenn dieses sich nicht richtig verhalten hat. Das hat niemand als Einmischung betrachtet. Damals war das einfach so und als Kind wusste man, dass es so in Ordnung ist.
Heute gibt es gleich einen Aufschrei, wenn mal ein (fremder) Erwachsener das Wort an ein Kind richtet weil dieses sich nicht richtig verhält.
Heute scheint aber auch Erziehung total aus der Mode gekommen zu sein. Dafür regen sich dann die Eltern oder auch andere auf, wenn sich andere Erwachsene ihrer Meinung nach "einmischen".
Da sagst Du was ganz wichtiges und auffälliges.
Mir fällt das auch auf und es zeigt sich in so einer Haltung irgendwie ein seltsames Verständnis das Eltern von ihrem Kind haben. So nach dem Motto: DAS ist MEIN Kind und es darf nur von MIR irgendwas aufnehmen. Alle Einflüsse von Außen sind Angriffe, die ich abwehre.
Dass das Kind so eine völlig unnatürliche Umwelt vorgegaukelt bekommt, bekommen dann Schulen und weiterführende Institutionen zu spüren.
Das hat auch viel von Besitzdenken: Manchmal kommt es einem schon vor, als würden Eltenr ihr Kind als persönlichen Besitz sehen und ihm damit jede Möglichkeit nehmen, sich selbst ein Bild von der Welt zu machen.
Eigentlich ist es doch was gutes, wenn Kinder in Kontakt mit anderen Menschen kommen und natürlich wirken auch andere Menschen auf das eigene Kind ein. Ob es nun eine Kritik, ein Lob, oder sonst was ist: Das ist im normalen Sozialverhalten des Menschen doch das natürlichste überhaupt: Dass wir aufeinander einwirken. Aufgabe der Eltern wäre es, Kindern zu zeigen, wie sie die jeweiligen "Einwirkungen" sinnvoll in ihre Leben integrieren und NICHT das Kind dagegen abzuschotten.
genau das ist der Denkfehler: Du machst Dein Kind nicht fit für die Welt, wenn du es von der Welt abschottest.
Du machst Dein Kind nichts zu selbstbewussten Menschen, wenn Du ihm ein Gefühl gibst, dass eher ein "gegeneinander" als ein Miteinander ist. Kinder, die so abgeschottet werden bekommen das Gefühl: "Wir gegen den Rest der Welt" und nicht "Ach schau her: Es gibt auch noch andere Interessen und Grenzen und die sind auch wichtig"
Das Problem, dass Eltern ihre Kinder so abschotten ist ja nicht mehr so neu und Lehrer und Erzieher beklagen seit jahren die Folgen.
Eigentlich wäre es doch natürlich, dass das Kind lernt, auch mit der EMinung anderer umzugehen- aber wenn stattdessen vermittelt wird, dass jeder, der etwas andere bedürfnisse hat, als Feind anzusehen ist...was soll das Kind daraus für später mitnehmen?
Nicht umsonst lautet das sinnvolle Sprichtwort: Um ein Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf. ja genauso ist es: Es braucht ein Dorf und nicht nur Mutti und Vati.
Und an all diesen Menschen kann das Kind wachsen. mal ehrlich. Wir hatten in unserer Kindheit alle einen schimpfenden Hausmeister oder eine nörgelnde Nachbarin, die uns ab und zu zurecht gestutzt hat. Auch das gehört irgendwie dazu und ist- wenn es sich in normalen Grenzen hält- Teil eines gesunden lernprozesses. In einem gesunden Lernprozess ist durchaus auch mal platz für Kritik am Kind. Wer meint, das eigene Kind sei ein heiliger Gral, das niemals Frust erfahren darf, der tut dem Kind nichts gutes. Wer seinem Kind die Haltung einprägt, dass andere "Dir garnichts zu sagen haben", der erzieht bestimmt keine gesellscahftsfähigen Wesen heran.
ich habe mal was sehr abschreckendes in der Sbahn erlebt: Da saß eine Mutter mit Kind und gegenüber vom Kind eine ältere Dame. Das kind baumelte mit den Beinen und stieß dabei mehrmals gegne das Knie der Frau gegenüber. Die sagte irgendwann mal zum Kind dass es das bitte lassen soll. Wow...darauf hin ist die Mutter ausgerastet: Sie hat die Frau beschimpft, beleidigt und angeschrieen. Irgendwann hat sie zu ihrem Kind dann gesagt: "Die darf Dir garnichts sagen, mach weiter!" Das kind wollte aber garnicht weiter machen, also hat die Mutter selber angefangen, die Frau gegens Knie zu treten. leider musste ich da aussteigen, denn ich hätte gerne noch gesehen, wie diese Geschichte ausging.
Also man fragt sich, was so ein Kind aus dieser Art Erziehung mitnimmt. So eine Erziehung ist sicher ein Extremfall, aber das grenzt für mich schon an Kindeswohlgefährdung.