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Keine Freunde mehr mit Mitte 20? (Informatikstudentin, introvertiert)

psychicChic

Mitglied
Lange lese ich ab und zu mit, heute schreibe ich endlich selbst.


Es geht darum, dass ich mit nun Mitte 20 das Gefühl habe, keine erfüllenden Freundschaften mehr aufbauen zu können.
Mit 19 Jahren habe ich mein Abitur gemacht und bin vom Land in eine weit entfernte Großstadt gezogen, um zu studieren. Davor hatte ich IMMER Freunde, egal wie "schlecht" meine Lebenslage war. Oft musste ich sogar Ausreden erfinden, wenn ich keine Lust hatte mich mit jemandem zu treffen, obwohl ich meine Freunde mochte. Als introvertierter Mensch brauchte ich Zeit mich zu erholen. Wenn, dann habe ich mit einer meiner Freundinnen allein etwas unternommen, statt feiern zu gehen. Die Kontakte sind versandet, weil wir zu weit entfernt wohnen.


In der neuen Stadt habe ich zunächst ein Sprachstudium begonnen, dort ebenfalls ziemlich schnell Anschluss gefunden und war sogar beliebt bei meinen Kommilitonen, weil ich nett, hilfreich und aufgeschlossen war. Hier wurde es mir auch schnell zu viel, weswegen ich Ausreden erfand, um nicht zu größeren Treffen gehen zu müssen. Wobei ich diese Leute im Einzelnen mochte. Das Sprachstudium war nichts für mich, die nächsten Jahre habe ich andere Dinge ausprobiert, was nicht wichtig sein soll. (Ich blieb in der gleichen Stadt)


Schließlich begann ich mit 23 Jahren mein Informatikstudium, was sich endlich als Glücksgriff erwiesen hat. Fachlich fand ich es interessant, einen guten Job kann ich damit ebenso finden. Im ersten Semester hatte ich noch viele Freunde und habe mich in den Seminaren beteiligt. Da ich anderen gern helfe, habe ich mich insbesondere auf die Kommilitonen konzentriert, die Probleme mit dem Stoff oder zu wenig Zeit zum Lösen der Aufgaben hatten, weil sie nebenbei gearbeitet haben. Doch leider kam es so, dass all diese Leute nach dem 2. Semester verschwunden sind, weil sie sich nicht "totlernen" wollten. Wirklich alle. Das hat mich niedergeschlagen, weil ich im 3. Semester zum ersten mal komplett ohne Freunde war.


Die Leute aus den Gruppen (in den Kursen) kannten sich untereinander schon länger. Wenn ich mit denen gesprochen habe, ging es um die Uni und nichts Persönliches.
Da diese Gruppenmenschen selten allein anzutreffen sind, müsste man lange Gruppengespräche führen, was zumindest mich schnell auslaugt. Wie oben geschrieben, möchte ich einzeln etwas mit Leuten unternehmen und nicht in Gruppen. Anscheinend gehen die meisten Einzelkämpfer selten zu den Veranstaltungen, was es schwierig macht, sich mit ihnen anzufreunden.


Engeren Kontakt habe ich inzwischen (6. Semester) mit einem Austauschstudenten, der einen der besten Charaktere hat, den ich mir vorstellen kann. Andere merken das ebenfalls, weswegen er oft "ausgebucht" von seinen Freunden ist. Seine Freunde überfordern mich regelrecht, zudem ich nicht mit ihnen warm werden kann. (Gruppenmenschen)
Sie haben eine andere Vorstellung von Freundschaft, gehen lieber feiern und all das, was ich nicht mache. Jedenfalls hat er nicht viel Zeit für mich und verlässt Deutschland in den nächsten Jahren voraussichtlich.
Da ich ihn pro Woche nur ca. 1-2 mal für je ~2 Stunden sehen konnte, ist die Freundschaft nicht so stark wie mit damaligen Schulfreunden.


Neben ihm gibt es noch jemanden, den ich seit bald einem Jahr kenne. Wir wurden zufällig einem Partnerprojekt (Pflichtmodul) zugeteilt, weil wir beide niemanden aus dem Kurs kannten. Durch die Zusammenarbeit lernt man sich zwangsläufig besser kennen. Doch mit der Zeit wurde uns klar, dass wir keine reinen Freunde sein können. Er hat angefangen unterschwellig mit mir zu flirten, wodurch ich romantisches Interesse an ihm entwickelt habe. So kenne ich mich normalerweise nicht, also habe ich angefangen mich widersprüchlich/seltsam zu verhalten. Umso stärker meine Gefühle wurden, desto mehr habe ich ihn verscheucht. U.a. zugespamt mit zu langen Textnachrichten, die einen klammernden Eindruck hinterlassen haben.... weil ich wirklich allein war und noch bin.
Er hingegen wurde in dieser Stadt geboren, ist hier zur Schule gegangen und hat seine Familie/Freunde in unmittelbarer Nähe. Heißt: Er braucht mich nicht wirklich, ich bin nur ein netter Zusatz. Verhalte ich mich nicht genehm, antwortet der werte Herr nicht auf Nachrichten. Inzwischen ist es fast unmöglich für mich, mit ihm in Kontakt zu kommen, weil er womöglich von seinen Leuten überflutet wird und sich die besten Angebote aussuchen kann. (Außerdem lernt/arbeitet er tatsächlich viel)
Ich kann es verstehen, trotzdem bringt mir die Einsicht nichts. Mir krampfhaft bessere Angebote ausdenken, damit er anbeißt, ist auf Dauer zu frustrierend, weil von ihm fast nichts zurückkommt.


Ansonsten habe ich lose Bekanntschaften, bei denen beide Seiten nach zig Gesprächen gemerkt haben, dass die Basis für enge Freundschaft fehlt. Kein überspringender Funke, zu unterschiedlicher Humor, kleine Schnittmengen hinsichtlich Interessen. Über etliche Sportkurse (nicht an der Uni) und Veranstaltungen der Uni habe ich es versucht, nichts. Dazugesagt interessiere ich mich für Make-Up, Haare, schöne Kleidung und achte auf einen gesunden Körper.
Gern hätte ich eine beste Freundin, aber ich sehe leider fast nur Männer in meinen Kursen. Die meisten Frauen in Informatik interessieren sich allerdings kaum für Make-Up, Sport etc., eher für Harry Potter (wirklich oft!), generell viele Romane/Filme/Serien, die ich nicht kenne. Interessant finde ich solche Themen zwar, aber nicht so sehr, dass ich anfange die Bücher zu lesen oder diese Serien zu sehen. Vorheucheln ist keine Lösung. Dazugesagt sehe ich meine eigenen Serien oder Dokus, die sie dafür nicht kennen oder interessieren.


Es ist so selten für mich geworden, dass ich jemanden finde, bei dem das meiste stimmt. Zumal ich auf Qualität und nicht Quantität setze. Es gibt definitiv Menschen, die für eine enge Freundschaft in Frage kämen.
Aber was soll man machen, wenn die gewünschten Leute bereits viele Freunde haben und mit mir nicht viel Zeit verbringen wollen? Damit meine ich ungefähr die zeitlichen Verhältnisse, die man aus der Schule kennt.


Kann man sich daran gewöhnen, keine erfüllende Freundschaften zu haben? Meine Leistung leidet allmählich darunter, weil ich mich frage, wozu ich das alles mache, wenn ich mit niemandem Freud&Leid teilen kann. Klar, für die Zukunft, aber das hilft mir in dem Moment nicht weiter.
Ihr merkt ja selbst, dass es gut tut, sich über seine momentanen Pflichten auszutauschen. Zu wissen, dass ein anderer gerade genauso mit dem Lernen kämpft wie man selbst. Oder zusammen für ein Fach lernen. All das habe ich nicht mehr. Genauso wenig wie lustige Unternehmungen.. Kino, Vergnügungsparks, im Park Badminton spielen, schwimmen gehen... wenn man als Frau einen Mann allein danach fragt, wirkt es komisch. Wären wie im Sprachstudium mehr Frauen in den Kursen, hätte ich solche Probleme nicht.... zu denen fehlt mir inzwischen die Verbindung, außerdem haben die fast immer engere Freundinnen, da sie sich nahezu täglich in der Uni sehen.
In einer WG leben habe ich mal probiert, was eine schlimme Erfahrung für mich war. Nächstes mal würde ich höchstens mit einer bereits bekannten Freundin o.ä. zusammenziehen.


War jemand von euch in einer ähnlichen Lage oder durchlebt so ein Problem derzeit?
Habt ihr eine erfüllende Lösung gefunden?
Falls ihr Ideen habt, was ich ausprobieren könnte (unter Berücksichtigung der dargestellten Persönlichkeit), teilt eure Ratschläge gern mit mir.
 
T

tREs-2

Gast
Hallo psychicChic

Was mir beim Lesen deines Beitrags aufgefallen ist das du recht schnell aufzugeben scheinst.
Du schreibst selbst das es Menschen gibt die für eine Freundschaft in Frage kämen.
Auf der anderen Seite denkst du aber sofort nur "ein netter Zusatz" zu sein oder das die gewünschten Personen ohnehin keine Zeit für dich haben. Hast du es denn wirklich schon versucht oder ist das reine Spekulation ?
Vielleicht solltest du einfach die Initiative ergreifen und dich mit einem dieser Menschen austauschen.
Auch wäre es nicht schlecht wenn ihr dann in einer größeren Gruppe etwas zusammen unternehmen könnt.
So ergibt sich vielleicht ein netter Kontakt und guter Austausch mit jemandem den du gar nicht auf dem Schirm hast.

Wichtig finde ich du solltest nicht von vorneherein davon ausgehen das du nicht erwünscht bist oder niemand Zeit für dich hat. Versuche es mit einer Person bei der eine Freundschaft eventuell in Frage kommt und dann warte einfach was sich daraus ergibt.
Ich vermute mal du bist viel umgänglicher und offener als du es dir selbst eingestehen willst.

Viel Erfolg und Glück wünsche ich dir
MfG
 
C

Catley

Gast
Das ist brutal. Auch ich habe heute keine Freunde, nicht mal mehr Bekannte, mehr. Aber ich bin fast 70 und es ist mir recht so.

Doch mit Mitte 30 - was in aller Welt ist da passiert???
 

TomTurbo

Aktives Mitglied
Hallo psychicChic,

Professionell formatierter Beitrag :D


Mir ist das aufgefallen:

Die meisten Frauen in Informatik interessieren sich allerdings kaum für Make-Up, Sport etc., eher für Harry Potter (wirklich oft!), generell viele Romane/Filme/Serien, die ich nicht kenne. Interessant finde ich solche Themen zwar, aber nicht so sehr, dass ich anfange die Bücher zu lesen oder diese Serien zu sehen. Vorheucheln ist keine Lösung. Dazugesagt sehe ich meine eigenen Serien oder Dokus, die sie dafür nicht kennen oder interessieren.
Es ist doch keine Anforderung an eine Freundschaft, dass man die selben Serien sieht??!?
Niemand verlangt von dir dass du die selben Bücher liest.

Das ist doch genau das interessante, wenn einer das Buch gelesen hat und der andere nicht. Dann hat man ein Gesprächsthema.

Meine Freunde sind alle sehr unterschiedlich und ich empfinde das durchaus als Bereicherung.

Du könntest dich für ein Klon-Experiment melden und dir ein paar Freuninnen klonen lassen. Dann hättet ihr die selben Interessen. Aber worüber würdet ihr euch unterhalten? :D
 
G

Gelöscht

Gast
Hii, psychicChic! :)

Ich fand deinen Beitrag sympathisch und kann dich echt gut verstehen. Du hast es gut beschrieben und ich kann viele deiner Gedanken und Gefühle nachvollziehen.

Ich bin ebenfalls Mitte 20 und bin für mein Studium sehr, sehr weit weggezogen. Du hast recht, die Kontakte brechen ziemlich ab, wenn man so weit voneinander entfernt wohnt und man verändert sich ja auch irgendwie total. Ich würde mit vielen aus der Schulzeit heute gar nicht mehr wirklich Kontakt haben wollen.

Nichtsdestotrotz fehlen die Kontakte dann natürlich, wenn sie nicht durch neue, enge ersetzt werden. :( Es ist an der Uni manchmal gar nicht so leicht, Freunde zu finden und wer weiß, vielleicht ist das bei den anderen ja auch so, es wirkt nur nicht so. Die lenken sich dann eben mit vielen Bekanntschaften ab. 'Ne engere Beziehung muss das ja gar nicht sein. Und wahrscheinlich suchen einige Leute, wie du ja eigentlich auch schon angedeutet hast, auch gar nicht so sehr diese engen Kontakte. Dann hat man eher Lust auf oberflächlichere Dinge und "Gruppentreffen".

Bei mir ist es aber wirklich genau wie bei dir, ich unternehme auch lieber etwas mit einzelnen Leuten. In der Gruppe schon auch manchmal, aber mich strengt das häufig ebenfalls an.
Und die, die so sind wie ich, haben ebenfalls kaum Zeit. :wein: Wobei ich selbst ja eigentlich auch einfach keine Zeit habe. Unser Studium ist schon mit 'nem ziemlich hohen Arbeitsaufwand verbunden.


Ich habe nicht wirklich 'nen Tipp, aber mir geht es eben ähnlich wie dir.

Bei mir liegt es aber auch etwas daran, dass ich selbst gerade irgendwie in 'ner leichten "Identitätskrise" bin und mir auch nicht so sicher bin, was manchmal eigentlich mit mir los ist und weshalb. Ich fühle mich entwurzelt. Ich habe also quasi auch nicht mehr 'ne richtige Bindung zu mir selbst. Vielleicht ist es bei dir ja auch ähnlich?^^


LG auf jeden Fall. :)
 
G

Gelöscht 85293

Gast
Das verstehe ich vollkommen, als introvertierte Person, die sensible ist, große Menschen nicht mage, weil das sehr viele Reize sind, ist es einfach schwer, andere Gleichgesinnte zu finden, die nicht nur in die Disko wollen und nur saufen will.

Da musst du einfach am Ball bleiben und ähnliche Gleichgesinnte suchen. Ist halt aber super schwer, weil andere Introvertierte halt meistens auch nicht viel raus gehen und introvertiert nicht auf der Stirn stehen haben.

Du brauchst dich gar nicht falsch fühlen, weil du anders bist bzw. weil du nichts mit dummem Gruppensaufen anfangen kannst.
 

psychicChic

Mitglied
Danke für die abwechslungsreichen Antworten! Unglaublich, dass sich völlig Fremde solche langen Texte durchlesen oder zumindest überfliegen.

Nicht jeder findet es bereichernd, wenn man die ganze Zeit über Dinge erzählt, die einen kaum interessieren. Leider muss ich gestehen, dass ich es als Zeitverschwendung empfinde, wenn ich mit jemandem über für mich uninteressante Dinge rede. Ich mache es und gebe mir Mühe, aber bin froh, wenn es vorbei ist, weil es so viel Energie gekostet hat. Phasenweise brauche ich jedes bisschen Energie für anderes (z.B. zur Prüfungszeit), weswegen ich Mitmenschen vernachlässige. (Zeitmanagement könnte besser sein.. ) Mein Studium empfinde ich als sehr fordernd. Wenn ich nichts dafür mache, kriege ich ein schlechtes Gewissen. Trotzdem verschwende ich meine Zeit oft mit unnützen Dingen. (z.B. Youtube..)
Sicher ist es möglich, dass der andere ein Thema aufwirft, das man nicht kannte und sich als sehr interessant erweist. Das passiert mir aber so gut wie nie, weil ich voll eingespannt bin in meine Gebiete. Womöglich fehlt mir inzwischen die Offenheit. Das ist sicherlich ein Grund, weswegen es mit anderen nicht gut klappt. Mir selbst fiel das nicht so auf!

Aber wie soll man dieses Problem lösen? Es ist ja nur logisch, dass die Häufigkeit der potentiellen Freunde gering ausfällt, wenn man in seinen Themengebieten feststeckt. Während der Schule war ich nicht so spezialisiert, viel offener. Während meines Informatikstudiums habe ich zunehmend mehr Zeit allein verbracht, weil ich die Aufgaben so z.B. effizienter bearbeiten konnte.
Wenn, dann habe ich anderen meine Lösungen erklärt, aber sie selten mit ihnen zusammen gelöst. Ist man nicht auf andere angewiesen, kommt allein besser zurecht, macht man öfter sein eigenes Ding.

Trotzdem will man mit anderen Spaß haben ;( Im Erwachsenenalter funktioniert das meistens nicht mehr so leicht wie zur Schulzeit.

Das Äußern von Gefühlen ist für mich in Menschenmengen und unter Fremden schwierig. Auf diversen Videoaufnahmen (Schulzeit) fiel mir auf, dass ich meistens gar nicht lächle, obwohl ich fröhlich bin. (Gruppensituationen, wenig gut bekannte Menschen) Dabei kommt es mir so vor, als würde ich lächeln. Sehr suspekt! Unter guten Freunden hingegen lache ich umso häufiger. Eine Zeit lang habe ich bewusst versucht, öfter zu lächeln. Das hat zwar zwischenmenschlich positive Wirkung gezeigt, war aber sehr anstrengend und hat sich nie verselbstständigt. Meine Energie verbrennt so schnell, wenn ich mit Fremden oder Bekannten rede.. (bei Freunden nicht so sehr) Von Außen betrachtet gebe ich schnell auf, aus meiner Perspektive strenge ich mich stark an.

Eine Identitätskrise? Gute Frage. Die ist im Vergleich zu früher kaum spürbar, falls überhaupt noch vorhanden.

Dass ich mich nicht erwünscht fühle, habe ich öfter, wenn jemand meint, dass er keine Zeit hat. Dabei ist mir eigentlich klar, dass die Person mich mag und anderes für denjenigen gerade eine höhere Priorität hat. Trotzdem sitzt man alleine da.
 

lichti

Mitglied
Hey,

Ich hab gerade deinen Thread gefunden und hatte beim Lesen dieses besondere, heimatliche Gefühl, wenn man auf einen Artverwandten vom eigenen Planeten getroffen ist. Selber hab ich auch Informatik studiert und bin emotional und sozial einen ähnlichen Weg gegangen.

Bei mir ist es so: Irgendwelche bestimmten Dinge sind für mich gerade interessant im Leben und es mach mich einfach innerlich glücklich, mich genau damit zu beschäftigen und alles andere ist langweilig. Vorausgesetzt, ich weiß, dass es Freunde gibt, die prinzipiell da sind. Mit denen man im Zweifelsfall nebenbei schreiben oder reden kann und sich nie wirklich alleine fühlen muss.
Dazu kommt, dass wir introvertiert sind: Wir brauchen dann und wann Nähe wie jeder Mensch, aber dennoch entzieht uns das meist Energie, wenn wir uns zu sozialen Aktivitäten zwingen. Bei mir ist es so, dass ich es selbst mit guten Freunden nur eine begrenzte Zeit aushalte - quasi bis das soziale Fass wieder gefüllt ist und man mit seinem Kram weitermachen will.

Das führt dann leider immer wieder zu einem Auf und Ab. Man fühlt sich erst wohl und ausgeglichen, dann vertieft man sich in seine Dinge und mit der Zeit überkommt einem dann plötzlich die Einsamkeit und raubt einem einfach sämtliche Energie und Freude an allem, was man tut.
Man rappelt sich auf und leidet und quält sich und greift nach allen möglichen sozialen Quellen, trifft Menschen. Dennoch ist es meist nicht befriedigend, weil man eine Oberflächlichkeit spürt. Fehlende Gemeinsamkeiten, fehlender Tiefgang. Irgendwann klickt es trotzdem, man hat sein soziales Umfeld gestärkt, fühlt sich besser und hat wieder Energie für seine Interessen.
Und zack, fängt der Kreislauf wieder von vorne an.

Klar, man soll einfach die beiden Dinge balancieren, aber das geht einfach nicht so gut. Man weiß, dass man die sozialen Bindungen halten sollte und Kram tun sollte, auf den man eigentlich keine Lust hat, aber man findet es langweilig und kann sich nicht überwinden und es fehlt einem einfach der Leidensdruck.

Was hilft?

Einmal sollte man sich bewusst machen, dass man so ist, wie man ist. Wir haben bestimmte Charakterzüge, die uns ausmachen und die finden wir nicht sehr oft in anderen Menschen, denen wir begegnen - weil es in unserer Natur liegt, dass wir nicht draußen rumrennen und viel "socializen" und oft sichtbar sind für andere.
Wir müssen unser Leben lang damit klarkommen und aktiv daran arbeiten, Freundschaften aufzubauen und zu halten. Wenn wir uns zurücklehnen, fallen wir wieder zurück.

Berufliches Umfeld hilft oft. Wenn man das Studium überstanden hat und dann irgendwo arbeitet, hat man zwangsläufig Kollegen um sich rum. Das müssen nicht die besten Freunde sein, aber zumindest in meinem Fall trägt einen das Umfeld automatisch wie früher zu Schulzeiten.

Was man sich angewöhnen sollte ist, häufiger seine Komfortzone zu verlassen und Dinge zu tun, die man eigentlich kacke findet. Ich suche mir manchmal fremde Leute auf FB, um mal ein Bier trinken zu gehen (gibt da oft lokale Gruppen). Oder irgendwelche Aktivitäten, wo man unter Leute kommt (obwohl man oft das Gefühl hat, dass die einfach nicht auf der gleichen Wellenlänge sind und man weg will). Quasi die Shotgun-Methode - breitgefächert suchen, irgendwo bleibt schon was hängen.

Dann könnte es helfen, weiter gezielt zu lernen, wie man Freundschaften gewinnt und hält. Kaum ein Mensch ist da WIRKLICH einfach so gut drin. Man muss lernen, über mehr Dinge reden zu können. Gibt ja viele, die Smalltalk für idiotisch halten. Naja, irgendwann hat man sich an den Drill gewöhnt. Und dann kann man ja versuchen, die Gespräche thematisch ein bisschen zu drehen. Mehr persönliche Ebene einfließen lassen: Warum findet der andere sein Thema so interessant, was gibt ihm das? Was sind die Sorgen und Nöte der anderen? Ersticken die selber gerade Probleme in Geselligkeit?

Und bei mir hilft es außerdem, dass ich ein paar Freunde hab, die nicht gerade tippfaul sind und bei denen man sich meist ausquatschen kann. Manchmal sammelt man die im Leben auf und zumindest von meiner Seite aus lasse ich kaum jemanden gehn, mit dem ich mich verstehe.



Übrigens, für welche Dinge interessierst du dich denn? Sowohl fachlich, als auch Serien, Dokus, Sport & Co ;)
 

Alopecia

Aktives Mitglied
Kann man sich daran gewöhnen, keine erfüllende Freundschaften zu haben?
erstmal vorweg. GRANDIOSE formatierung und soviel mühe in deinem beitrag. finde ich absolut grossartig. sowas ist hier im forum bzw generell in der welt des internets die absolute ausnahme, zeugt aber von grossem respekt gegenüber den menschen, die sich mit dir bzw dem beitrag befassen wollen/werden.

finde ich echt super. das aber nur am rande.

nun erstmal zu der zitierten frage :

natürlich kann man das. das hängt aber sehr stark von der eigenen persönlichkeit ab. ein beispiel : ich würde mich selbst ähnlich selbstbeschreiben wie du, teilweise, allerdings mit abweichungen. so bin ich nicht unbedingt introvertiert, habe aber ähnliche ansprüche an freundschaften z.b. - und ich lebe in meiner heimatstadt, und nicht weit weg.

trotzdem habe ich so gut wie keine freunde mehr, mit ganz ganz wenigen ausnahmen, die ich (weil sie wegzogen) nur noch sehr selten sehe. was soll ich dir sagen : mir ist es völlig wumpe und ich komme super klar. mir fehlt nichts. ich könnte allerdings auch, wenn ich wollte, jederzeit einen neuen freundeskreis aufbauen. mir liegt nur nix dran.


und ich glaube, dir geht es da anders. sonst würdest du wohl auch keinen thread hier erstellen, vermute ich. sollte es dir aber, entgegen meiner vermutung, nur darum gehen herauszufinden, ob es "normal" oder eben "unnormal" ist, so zu erleben wie du, würde ich sagen, es ist völlig normal. viele menschen leben heutzutage eh aneinander vorbei, und das was viele freundschaft nennen wäre bei mir nichtmal über status "lose bekanntschaft" hinaus gewertet.

um richtige, tiefe freundschaften mit anspruch ans gegenüber zu finden, muss man schon anspruchsvoll sein und auch suchen, weil eben nur wenige menschen in frage kommen. je nach eigener person bzw "kompliziertheit" wirds dann noch schwerer oder eben etwas leichter, aber nie so leicht wie für leute, die lose freundschaften shcon als das nonplus ultra ansehen (und davon gibts verdammt viele).

ich sehe es auch anders als catley, die folgendes schrieb :

Doch mit Mitte 30 - was in aller Welt ist da passiert???
da muss nämlich gar nichts spezielles passieren heutzutage. abseits davon is die TE mitte 20 (!) und nicht mitte 30! aber um "dort zu landen, wo sie sich selbst sieht" muss man muss nur ansprüche an freundschaften haben, besondere menschen und charaktere suchen, dann wirds schon recht schwierig fündig zu werden. ich kenne jedenfalls keinen einzigen menschen, der sehr hohe ansprüche an freundschaften hat, und zeitgleich "leicht" viele freunde sein eigen nennt. das geht gar nicht, weil es so viele gute/tolle/coole menschen gar nicht gibt auf der welt. so einfach ist das.

an deiner stelle (@psychicchic) würde ich mit der situation leben. mir ist es auch nicht immer leicht gefallen, den status zu akzeptieren, gerade in deinem alter (mitte 20) - allerdings hatte ich dort mit den wenigen menschen, die mir wichtig waren, auch noch mehr kontakt. bleib einfach wie du bist (wenn du mit dir selbst zufrieden bist, und nicht dinge an dir "nicht leiden kannst") und dann kommen die freunde, oder eben nicht. du machst mir einen vernünftigen und auch aufgeräumten eindruck (auch wenn der nickname vlt anders ankündigt) - beste voraussetzungen gut durchs leben zu kommen (und im laufe der zeit auch den ein oder andern guten freund aufzustöbern)
 

Mia121520

Neues Mitglied
Hi, ich bin w 21, TRansgender, großes Thema, egal jetzt.......... Ich hatte bis heute als JUNGE noch nichts was sich tolle Freundschaft nennen kann, niemand hat Zeit oder Lust, es ist ekelig, auch eine Beziehung hatte ich bis heute noch nicht, weis auch nicht weiter, und da dieser Post noch neu ist, bin ich auf die Antwort gespannt. Ich hätte es sozial auch gerne anders, ich komme aus Bayern Ansbach, und es ist so öde, ich kann durch gewisse Ängst oder Probleme auch keine neuen LEute kennen lernen, bin sehr oft sehr alleine, und es tut weh.
 

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