Liebe Ceylin, du bist ein sensibles Mädchen, wie du schreibst, das kommt bei mir gut rüber und man erkennt auch deine Konflikte.
Du schreibst selbst, was du einem Freund alles Gutes zutraust und dann schreibst du wieder, ob er alles nur wegen Sex macht. Sicher bist du letztlich nicht.
Was war ist Vergangenheit. Du willst dich jetzt religiös verhalten, das ist die Gegenwart. Die gilt, vergiss alles, was vorher war. Aber denke darüber nach, ob religiöse Regeln irgendeinen Sinn machen.
Sie nur zu halten, weil man im Familien- oder Bekanntenkreis gut angesehen ist, ist ein Motiv, was letztlich dazu führen kann, was auch Selina erlebt, es kann bis zu psychischen Problemen führen.
Da du aber nicht allein bist, müsstest du das mit deinem Freund besprechen, der sitzt auch in dem Boot. Er ist Christ und hat die gleichen Gebote, auch wenn viele Religionen hier im Lande das nicht mehr so ernst nehmen, als Christ hat er sie. Für ihn stellen sich also die selben Fragen, die ich dir gestellt habe.
Allein, um das und viel mehr zu klären hat so ein Gebot Sinn. Du lebst nach der ersten Verliebtheit lange lange mit jemand verheiratet zusammen, dann kommen die ganzen Probleme plötzlich und dauerhaft, die man jetzt in der Trance der Sexualität und der Anziehungskraft kleinredet und kleindenkt. Wenn ihr euch mit der nötigen sexuellen Zurückhaltung jetzt weiter kennenlernt und über diese Probleme redet und auch zu Schlüssen kommt, wirst du erstens feststellen, ob er dich wirklich als Person mag und wie ihr später mit den verschiedenen Religionen und Problemen klarkommt oder nicht.
Du brauchst dir in keiner Weise blöd vorkommen, wenn du jetzt so denkst und ihm klar machst, dass es nur so weitergehen kann. Besteht er jetzt auf Sexualität und kann sich nicht um der tiefen Freundschaft willen, die du suchst (man liest es förmlich heraus) beherrschen, dann wird er sich auch später bei anderen Konflikten nicht beherrschen.
Besteht ihr beide diese Zeit und kämt ihr dann zu dem Schluss, dass ihr euch verbinden möchtet, wird auch der Kampf gegen deine Eltern ein ganz anderer sein. Du kannst dann aufrecht da stehen und du weißt, dass du das Richtige tust, weil er wirklich auf dich Rücksicht nimmt. Das sollte natürlich nciht nur ein Aushalten sein, nein, das gilt nur, wenn ihr zu gemeinsamen Schlüssen kommt.
Es wird auch kein Weg daran vorbeigehen, euren künftigen religiösen Weg abzustecken. All das geht nur, wenn ihr euch jetzt der Intimitäten enthaltet, die diese Probleme doch nur verwischen.
Merkst du, dass ich diese Regeln nicht der Regel willen betone? Nein, wenn sie von einem Gott sind, der nicht nur ein Thyrann ist, dann haben sie auch einen Nutzen. Und das ist die Arbeit, die ihr habt, herauszufinden, ob ihr diesen Nutzen wertschätzen wollt oder nicht. Dann nämlich, sind es keine Regeln mehr, kein Aushalten, sondern dann setzt ihr die Regeln, weil ihr erkannt habt, dass sie euch dienlich sind und dankt eurem Gott für den Hinweis, den man vielleicht im ersten Moment nicht sieht.
Sollte es anders sein, solltet ihr beide meinen, diese Regeln sind sinnlos und thyrannisch, na dann, steht euch die Welt offen, weil welchen Sinn hat es dann, sich damit herumzuquälen? Für so einen Gott, der euch nur quälen will zu kämpfen, welchen Sinn hat das, außer Verängstigung? Aber wenn ihr weise seid, werdet ihr euch auch klar werden müssen, welche Folgen das hat und ob ihr sie tragen wollt, auch wenn es negativ ausgeht.
Ich wünschte, ich kónnte dir helfen, auf deine eigenen richtigen Gedanken zu kommen, statt mit Geboten zu hadern, die außerhalb von dir als Belastung da stehen.
Wie das ausgeht ist offen, es liegt an euch beiden. Betet zu Gott, wen ihr gläubig seid oder denkt voll sachlich darüber nach, wenn ihr es ohne Gott lösen wollt, rein aus der Vorsicht, ob hinter dem Gebot etwas nützlches steckt. Auch wenn es keinen Gott gäbe, steckt hinter alten Weisheiten oft etwas nützliches. Man muss sich nur klar werden, ob man dies ernten will oder den Preis für die Lossagung zahlen will, denn beide Weg ziehen eine Ernte nach sich.
Sigi