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Journaling

Es wird Zeit meinen Gedanken Raum zu lassen und ich denke, dass das hier ein gutes Setting dafür ist. Vielleicht führt ein öffentlicher Beitrag auch zu einer gewissen externen Motivation, die ich auf Papier nicht hätte. Aber eins soll meinen analogen Schriften gleich sein: Keine Beschönigungen und Rechtschreibung steht für mich in diesem Kontext auch an zweiter Stelle. Ich werde das Chaos, das ich in meinem Kopf trage, raustragen und vielleicht (hoffentlich) mitten drin so langsam Struktur finden...
 
Hallo My_little_secret,

schau mal hier: Journaling. Hier findest du was du suchst.
Wir kennen uns nun seit fast fünf Jahren und in der Zwischenzeit ist körperlich nicht viel passiert. Wir haben Händchen gehalten, mehr war da nicht - aber emotional hast du mich berührt und das ziemlich intensiv. Ich weiß nicht welches Bedürfnis du in mir erfüllt hast, ich vermute es war das nach Schutz. In einer Welt in der ich mir alles mögliche und ich mir selbst, angst machen, hat mir das alles bedeutet. Und das wäre ja auch noch logisch, das wäre noch irgendwo verständlich.. Viele Menschen sehnen sich nach Sicherheit. Aber das ist abstrus. Ich empfand nichts für dich, als wir uns trafen, empfand das Händchenhalten als unangenehm...Ich hänge einfach nur an einen Traum, den ich von dir hatte und das Gefühl, das ich da hatte und ich hänge an deiner Online-Persona, zumindest der Damaligen...Komplett losgelöst von der realen Person. Du bist seit dem ersten Jahr gar nicht mehr so richtig da und trotzdem will ich einfach wieder dieses eine Gefühl von diesem einen Traum empfinden können.

Ich komme mir lächerlich vor. Warum verliebe ich mich in ein Produkt meiner Fantasie!? Das ist doch nicht normal. Ich denke aber, dass genau das der Punkt ist. Ein Produkt meiner Fantasie wird mir körperlich nicht näher kommen, mir Sicherheit geben, die ich einfach nicht von einer realen Person aufgrund von sozialer Ängsten verspüren kann. Ein wärmendes Gefühl im sicheren Rahmen.

Die Ängste machen mir echt zu schaffen. Ich kann nicht mehr mit Freunden an einem Tisch sitzen und ihnen gegenübersitzen, nicht mehr telefonieren, nehme keine Arzttermine mehr war, möchte nicht angefasst werden. Ich habe echt angst, dass ich niemals Liebe haben kann. Ich bin vor kurzem 25 geworden und hatte bisher nur das besagte Händchenhalten. :D Ich habe einfach solche Angst. Ich will meinen Seelenverwandten finden, ihn heiraten und meinen Fokus auf ihn legen und ich kann das nicht, weil ich mir selbst im Weg stehe. Wie soll ich denn bitte jemanden Daten, wenn er mich nicht mal ansehen könnte ohne dass ich eine Panikattacke habe!? Ich finde, ich sehe deformiert aus und ich hasse alles an mir. Wie soll mich so jemand wirklich lieben und dann auch noch bleiben? Ich habe einfach nur angst. :( Habe mich erfolgreich komplett sozial isoliert und lebe hier in meinem blöden Zimmer, wie eine Gefangene. War das mein Ziel? Ich lerne, arbeite, lerne, arbeite. Dann gehe ich spazieren, dabei gehe ich auch 10 Umwege um jedem aus dem Weg zu gehen...Dann geht es zurück zum Arbeiten. In der Zwischenzeit schreibt mir keiner und falls ja, nervt es mich auch noch, weil mich wirklich jeder zur Zeit nervt...Einfach weil ich selbst so unfassbar unglücklich bin. Es ist einfach kein lebenswertes Leben mehr und Ziele habe ich sowieso keine. Alles was ich mir wünsche kann ich aus Ängsten nicht erreichen.

Und selbst wenn ich nun alles beseitigt habe, lastet auf mir Druck, dem ich nicht entkommen kann. Meine Eltern, streng katholisch, wollen dass ich heirate und Kinder bekomme. Sehr bald. Am besten suchen sie mir auch noch einen aus. Ständig kommt meine Mutter mit irgendwelchen Vorschlägen, mein Vater degradiert meinen Lebensweg und -ziele, weil er meint, ich werde eh niemals glücklich sein, so alleine und kinderlos. Ich will verdammt nochmal keine Kinder und mir ist vollkommen bewusst, dass ich nicht glücklich sein werde. Ich bin ja auch gar nicht glücklich. Ich liebe meine Eltern und sie meinen es im Grunde gut mit mir, aber so langsam platze ich. Ich habe die Erziehung meiner Schwester übernommen, weil meine Eltern nichts tun und kümmere mich um alles Mögliche in diesem Haus, weil es sonst keiner tut. Ich bin maßlos überfordert und würde lieber sterben als nochmal Verantwortung über irgendetwas übernehmen zu müssen, vor allem Kinder...Ach verdammt :( Es sind echt keine guten Tage und ich verzweifle, ich bin einfach hin- und hergerissen.
 
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Heute war schon wieder kein guter Tag, allerdings war dieser Tag auch nicht unbedeutend und vielleicht ja auch eine Art Knackpunkt. Man sagt ja immer, dass es erst richtig beschissen werden muss bevor es bergauf gehen kann, oder?:D

Eins nach dem anderen - ich fange mit meinem Morgen an. Heute bin ich wieder relativ spät aufgestanden, ich konnte die Nacht nicht schlafen. Gleich nach dem Aufstehen habe ich mir einen Kaffee gemacht und mir was Süßes geholt, dann habe ich mich an die Arbeit gesetzt. Mir ging es schlecht, aber wann ging es mir gut? Alles im erträglichen Rahmen und nichts außerhalb der Norm. Solange ich im Flow bleibe, bin ich hochfunktional und solang ich hochfunktional bin, kann es gar nicht schlecht um meine Psyche stehen. Also her mit der Arbeit. Mit welchem meiner Jobs soll ich beginnen? Jemand hat Arbeit? Hier bin ich, gerne aufbürden. Wie ein autoritärer Chef seine Mitarbeiter, versklavte ich mich selbst für einen Job, der es mir nicht danken wird. Meine Eltern sind außer Haus, die Blätter und Aufgaben die sie mir aufbürden stapeln sich. Das ist nicht schlimm, auf mich ist verlass, ich fühle mich verantwortlich. Ohne mich ist kein reibungsloser Ablauf möglich und wenn ich delegiere, wird es nicht gemacht oder schlecht gemacht und beides bedeutet mehr Arbeit. Doch eine Sache heute war gar nicht mit meiner Routine vereinbar - ich entdeckte meine kleine Schwester beim Vapen. Das warf mich aus meinem Flow und ich hatte keine Kontrolle mehr, ich kann nicht beschreiben was in mir vorging. Ich fing an zu schreien, habe diese blöde Vape aggressiv gegen die Wand geworfen und wurde ausfallend. Aber nach einer Weile war ich gar nicht mehr ausfallend, ich schrie einfach nur noch. Ich schrie und konnte nicht mehr aufhören, ging aus dem Raum, schlug die Tür zu, warf meinen Stuhl durch den Raum und nachdem ich auf meinen Bildschirm sah, habe ich mich einfach nur noch auf den Boden gesetzt und geweint und konnte nicht mehr aufhören. Eins wurde mir klar - ich bin nicht okay. Ja, ich bin hochfunktional, aber nein, das sagt rein gar nichts über meine Gesundheit aus, eher darüber wie einfach es für andere ist damit umzugehen. Ich habe mich selbst komplett heruntergewirtschaftet und meine Grenzen mehrfach überschritten. Monatelang. Natürlich sorge ich mich um das Kind, sie ist meine Schwester. Aber ich glaube nicht, dass die Gefährdung ihrer Gesundheit mich so triggerte. Ich glaube, dass ihre Erziehung eine meiner vielen Aufgaben war und ich das Gefühl hatte in diesem Projekt gescheitert zu sein und dieses Versagen war einfach ein persönliches Problem, ganz losgelöst von meiner pubertären, super anstrengenden Schwester. Ich habe einfach gemerkt, dass nicht alles funktioniert, auch wenn ich jegliche Energie investiere damit es funktioniert...

Dieser emotionale (Ausnahme-)Zustand war keine Ausnahme und das fiel mir auf. Ich hatte schon oft Zusammenbrüche. Ich war die Jahre immer aggressiv, ich war immer depressiv. Mein Körper hat geschrien und mich gewarnt und ich habe es einfach ignoriert, dachte ich stehe da drüber und mir kann nichts was - als wäre ich eine Art Übermensch. Wie weit will ich eig. noch sinken und war mein akademischer Erfolg das ganze wert? Körperlich und psychisch habe ich das schon lange gespürt, ich habe es ignoriert und nun habe ich den Schlag ins Gesicht auch mal verdient, anders wäre ich wohl nicht mehr aufgewacht und wenn ich nichts einlenke, werde ich arbeitsunfähig sein und auch Hilfe brauchen. Ich will was tun, das ist kein lebenswertes Leben mehr.

Was mich an der Sache noch mehr störte war aber gar nicht die Arbeit. Ja, es ist viel und ich muss in jedem Fall einen Schritt zurücktreten, sonst wird mir wieder in den A**** getreten...Aber das Problem liegt mehr an der fehlenden Balance. Mein Haus besteht nicht aus mehreren stabilisierenden Säulen, sondern aus einer einzigen. Als ich diesen Breakdown hatte, wusste ich nicht wohin mit mir. Meine Geschwister sind zu jung und es ist mir peinlich, ich will sie nicht belasten, sie sollen die Kindheit und Jugend haben, die ich nie hatte. Mein Vater emotional nie da gewesen (ich habe ihm zu Silvester die Hand geschüttelt und traue mich nicht mal ihm Gesundheit zu sagen oder ihn anzusehen....) und meine Mutter super Ich-Bezogen. Ich hatte ihr gesagt, dass ich Stress habe, sie fragte mich, ob ich sie hasse oder was das soll. Meine Freunde? Da will ich gar nicht erst anfangen, ich brauche dringend Neue. Ich kann zur Zeit auf keinen mehr zurückgreifen und das Gefühl, diese schmerzhaften Erfahrungen und Gefühle nicht teilen zu können, macht es für mich einfach schlimmer. Als wäre das Leid komplett unbedeutend. Ich kann schreien und zusammenbrechen so oft wie ich will, danach kann ich wieder aufstehen, mir wird ja keiner die Hand reichen. Dann kann ich es auch gleich sein lassen, oder?:D Was soll der Schrei nach Hilfe, wenn keine Hilfe eilt. Das ist doch affig.
 
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Ich muss mich nun ehrlich einfach mal aufregen. Mein Vater war für eine gewisse Zeit im Ausland und ich habe in der Zwischenzeit alles verwaltet. Er hat vor kurzem ein Haus gekauft und tut für dieses beschissene Haus rein gar nichts, weil ihm alles am A**** vorbeigeht. Ich gehe täglich rein, lüfte und kümmere mich um das Administrative. Nun kam ein Brief während er im Ausland war, er solle die Stromkosten für dieses Haus decken und die Frist wäre in wenigen Tagen verstrichen. Ich schrieb ihm natürlich, fragte ihn, ob ich mich drum kümmern soll und erklärte ihm die Sachlage und er hat mit "ja" geantwortet. Eben sprach ich ihn nochmal darauf an und er schrie mich an, wofür er da bezahlen soll, wenn er das Haus doch erst seit kurzem erwarb und es leer steht. Ich meinte, dass das der jährliche Grundpreis ist, auch ohne Benutzung und vermutete halt einfach, dass sich die Kosten auf dieses Jahr beziehen und im Vorfeld bezahlt werden müssen (anstatt dass sie sich auf das vergangene Jahr beziehen und vom ursprünglichen Besitzer gedeckt werden sollten)... Es stand kein Zeitraum drauf, ich hatte gefragt und wollte handeln. Dann meinte er, dass es in meiner Verantwortung liegt, den Überblick über alles zu haben. So schüchtern ich immer war, so ängstlich ich schon immer meinem Vater gegenüber war....In diesem Moment habe ich jeglichen Respekt verloren. Was bitte ist sein scheiß Problem? Tut nichts, alles ist ein Selbstläufer und wird dann cholerisch wenn es dann doch ein Problem gibt (in den letzten 10 Jahren) und der Eigeninitiative in diversen anderen Bereichen. Ich habe ihm gesagt, dass das sein scheiß Haus ist, nicht meins und dass er sich drum kümmern soll, letztlich wollte er ja, dass ich nun auch noch die Problemlösung übernehme...Für euch klingt das nun sicher banal, ein simpler Streit und eine schon längst überflüssige Ansage...Für mich ist das aber ein riesiger Schritt, weil ich einfach Angst vor diesem Mann habe und vorher nur Ja und Amen sagen konnte.
 
"Was machst du gerne? Was sind deine Interessen?"
"Wie stehst du zum Thema Religion, glaubst du?"
"Findest du folgendes oder jenes wichtiger? Wo würdest du lieber hingehen?"

So Fragen überfordern mich. Ich fühle mich als hätte ich in all den Jahren keine Zeit gehabt über meine Identität nachzudenken und als würde ich nun vor einer Wand stehen. Mein Leben besteht hauptsächlich daraus irgendwo in der Ferne zu leben...Als wäre es mir nicht erlaubt im hier und jetzt zu leben und als müsste ich es mir erst verdienen leben zu dürfen. Bekomme ich Geschenke, packe ich sie weg und verspreche mir, es mir irgendwann richtig gut gehen zu lassen. Bekomme ich meinen Abschluss, verspreche ich mir, dass ich ihn feiern werde...wenn ich einen weiteren mache und dann auch noch einen tollen Job finde...Als wäre ich es jetzt gar nicht wert. Aber ab wann werde ich es mir wert sein? Wann erlaube ich es mir zu leben? Ich glaube, dass ich mich hierzu selbst absofort öfter ermahnen möchte und auch muss. Ich möchte mich etwas erden, mehr vom hier und jetzt mitbekommen. Ich glaube, wenn ich weniger damit beschäftigt bin mir irrational irgendwelche Zukunftszenarien auszumalen, die zum jetzigen Zeitpunkt sowieso unkontrollierbar sind, könnte ich vielleicht ab und an mal auch sehr schöne Momente genießen. :)
 
Nun ging es mir ein paar wenige Tage wieder etwas besser, ich konnte mich stabilisieren. Mich ein wenig erden, einen Schritt zurücktreten und entspannen...Aber natürlich darf das nicht von Dauer sein. Zwei ganze Ereignisse hat es gebraucht um mich wieder am Boden zu sehen.

Erstes Ereignis: Meine Mutter erzählte mir von der Tochter ihrer Freundin und was für einen tollen Verlobten sie doch nun hat. Das freut mich, ist mir im Grunde aber scheiß egal. Dabei soll es aber natürlich nicht bleiben. Sie fragte mich, wann ich endlich jemanden finde...Ich meinte, dass ich das gerade nicht priorisiere, was soll das auch bringen? Es kommt, wann es kommen soll. Sie teilte mir darauf mit, dass ich alleine enden werde und auch meine Freunde und Geschwister dann nicht da sein werden, weil die jeweils jemanden finden und ihr Leben leben. Danke Mutter! Ich habe ja absolut gar keine Angst vor genau diesem Szenario....Und auch wenn ich mit dieser Aussage genauso wenige Chancen wie zuvor habe, geht es mir mindestens x mal so schlecht. Ich kann mich nicht auf die Menschen einlassen, die Interesse haben, weil ich massive Ängste und Komplexe habe...Und habe Angst davor selbst Interesse an Personen zu haben, weil ich denke, dass mir das nicht zusteht.

Während Ereignis 1 noch irgendwie weggesteckt werden konnte, war unschön zu hören aber letztendlich nichts neues, aus der Bahn werfendes...Hat mir Ereignis 2 doch einen heftigen Tritt in die Magengrube verpasst. Meine Schwester kam nach Hause und erzählte mir, dass der Nachbar sie fragte, wer denn neulich den Nervenzusammenbruch hatte und er konnte jedes Wort zitieren. "Ich kann nicht mehr...", "Lasst mich alle in Ruhe!", das Geschrei...Auch wenn es das nicht ungehört macht, wäre es mir einfach lieber, sie hätte es mir nicht erzählt. Was bitte soll ich mit der Info anfangen? Ich schäme mich bis aufs Letzte, ich könnte weinen. Ich fühle mich nackt und als wäre es das mit mir gewesen - jeder hier in diesem beschissenen Dorf weiß nun, dass ich einen an der Klatsche habe. Nach all den Jahren in denen ich versucht habe stark zu sein, fühlt sich das nun echt widerwärtig an. Ich verlasse seit einiger Zeit nur für's Spazieren gehen das Haus und nun möchte ich es gar nicht mehr verlassen. Ich schäme mich wirklich so doll und es gibt keinen, mit dem ich das teilen kann um mich irgendwie besser zu fühlen. Den einen möchte ich nichts von meiner derzeitigen Lage erzählen, den anderen ist es mittlerweile egal, sie sind weg.

Ich wünschte er wäre noch da, er hatte es angeboten. Als platonischer Freund zu bleiben. Aber wofür bitte? Ich habe Gefühle, die ich seit Jahren nicht loswerde und er schreibt mir wöchentlich mal kurz, desinteressiert zurück. Soll ich mir tagtäglich vorführen dem mir am wichtigsten Mensch komplett unwichtig zu sein? Da wähle ich lieber die Einsamkeit, eine Attacke auf mein Selbstwert in diesem Ausmaße verkrafte ich nicht.
 
Angst ist ein schlechter Ratgeber und dennoch lass ich mich ständig beraten. Es macht keinen Sinn, letztlich traten 80% der gefürchteten Ereignisse nicht auf und selbst wenn sie auftraten, stehe und lebe ich noch. Warum vertraue ich meinem zukünftigen Ich nicht, das Katastrophenszenario bewältigen zu können, so wie Vergangene bewältigt wurden, sofern ich eh nicht in der Lage bin, meine Ängste selbstständig zu reduzieren? Halte ich mich denn für gar nicht selbstwirksam? Es ist einfach in einem so nüchternen Moment die Situation zu intellektualisieren, die Macht wird dieser Situation jedoch nicht genommen. Im Gegenteil, so denke ich. Ich übe so eine Form von Kontrolle aus, die ich nicht habe...denn die Ängste sind da und müssen gefühlt werden. Letztlich fußen sie auf durchaus reale Szenarien, wenn auch maßlos übertrieben...Ich würde mich gerne nur nach und nach einzelnen Sachen widmen und Unkontrollierbares erstmal seinem Lauf lassen. Mir selbst vertrauen.

Ich halte somit meine (wie ich finde) berechtigte, wenn auch überzogene Angst mal fest und ich werde nun nicht die nächste Stunde seelenlos Youtube schauen und diese unterdrücken. Sie brauchen Raum.

Gestern habe ich mir Instagram Reels angeschaut und da war ein Video einer Dame, ca. 30, die jüngere Mädchen davor warnte, sich von älteren Herren ausnutzen zu lassen...Die Kommentare zu diesem Video waren allerdings alles andere als bestärkend und wie in sozialen Medien üblich auch gar nicht konstruktiv. 90% der Kommentare bestanden aus Männern, die von Verfallsdaten gesprochen haben. Die Dame im Video sei bitter und neidisch, keiner wolle sie mehr....Genau das traf mich echt schwer. Egoistischerweise nicht ihretwegen sondern aus persönlichen Gründen. Ich bin nun 25 und hatte nicht mal meinen ersten Kuss. Die Kommentare gaben mir das Gefühl, auszulaufen und letztlich von niemanden für eine ernsthafte, im besten Fall ewigwährende Beziehung in Erwähung gezogen zu werden. Ich weiß, viele werden mich nicht ernst nehmen. Es ist ja normal heutzutage, viele Frauen ziehen Karriere vor und sie finden trotzdem jemanden...Aber ich fühle mich nicht in der Lage das so zu sehen. Ich fühle mich wie ein absoluter Loser. Erzählungen von anderen Leuten, offenes Sexgesuch in Plattformen, Beiträge über Liebeszeug...Ich fühle mich zur Zeit nicht bereit eine Beziehung zu führen und habe Angst, dass mir die Zeit davonrennt und keiner darauf wartet, bis ich mit mir ins Reine gekommen bin. Ich würde so gern einfach mal kurz stehen bleiben, die Zeit anhalten und alles erledigen um endlich Leben zu können. Bisher fühlt es sich nämlich nicht so an. Ich weiß gar nicht, ich denke nicht, dass ich neidisch auf ONS bin. Letztlich kann ich mir nichts schöneres vorstellen als diesen einen Mann zu haben, der für den Rest meines Lebens bleibt und über meinen völlig absurden Humor lacht. In meiner Traumwelt wäre mein erster Freund auch mein Letzter und in einer so grauen Welt würde es endlich etwas geben, an das man sich halten kann. Stabilität. Dann kann meinetwegen auch die Welt untergehen und alle Katastrophenszenarien in Kraft treten...All das würde sich plötzlich lohnen, es ist ja jemand da, für den es etwas bedeutet...wenn es mir selbst schon nichts bedeutet. Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich gar nicht ob ich einen Partner möchte oder einfach nur das Leben als quälend sinnlos erachte und irgendjemanden brauche, für den es Sinn macht. Aber auch das birgt halt auch Risiken. Eine Person mit derartigem Wert könnte mich genauso gut verletzen und mein derzeitiges Menschenbild ist dunkel. Ich könnte nicht vertrauen, selbst wenn ich wollen würde und ich hasse mich dafür. Mein Traummann wäre also schneller weg als er gekommen wäre. Entweder durch mein Zutun oder eben durch befürchtete Krisen.
 
Okay, solangsam gehe ich mir selbst auf die Nerven. Ich sollte weniger rumheulen und mehr machen. Mein Leben wieder in eine Bahn lenken, anstatt dabei zuzusehen wie es sich in Autopilot selbst gegen die Wand fährt. Leichter gesagt als getan, aber bisher wurde auch wenig getan.
 
Vorgestern traf ich einen Mann und er war super lieb und charmant. Er hat mich zu einem Kaffee eingeladen, ich nahm keinen Kuchen. Ich bin auch so angespannt, Essen scheint die nächste Gefahrenquelle zu sein. Auch bei einem Treffen mit meinen Vorgesetzten bestellte sich jeder was zum Trinken und zum Essen und ich verzichtete, was mir unangenehm ist...Bei meinem anderen Job lehnte ich das gemeinsame Mittagsessen ab und meinen Freunden habe ich für morgen abgesagt. Mich ärgert es und ich weiß gar nicht so genau, warum ich das tue. Letztlich ist dir mir unangenehme Situation so doch viel unangenehmer...Das fällt ja jedes mal auf. Ich würde mich gerne überwinden, es würde die Stimmung lockern. Was soll schon passieren? In meinem Kopf passiert vermutlich alles mögliche sobald ich esse und ich möchte mich nicht blamieren, mich einfach nur hinzusetzen und die Zeit abzusitzen klingt da ungefährlicher.

Der besagte Mann hat mich zu einem zweiten Treffen eingeladen und seine Idee war super! Etwas das mir spaß machen würde. Normalerweise wollen alle immer nur Essen gehen oder ins Kino...Nun ist es jedoch so, dass ich mich auch hier nicht traue mit ihm hinzugehen, genauso wenig möchte ich ihm aber auch sagen, was für ein Angsthase ich bin. :( Es ist einfach so einschränkend vor nahezu allem Angst zu haben, ich wäre so gerne einfach nur sicher.

Sicherheit...Ich musste beim Treffen mit ihm so oft an meine eine große Liebe denken und fühle mich noch nicht bereit. Mittlerweile sind es fast fünf Jahre und nur zwei Treffen, was ist denn los mit mir? Meine Gefühle werden normal sein, jeder kennt Liebeskummer. Da muss ich durch und ich hoffe, dass es bald geschafft ist. Ich bin so weit wie nie zuvor, ich schreibe ihm nicht und kann nun auch seit Wochen ohne ihn. Ich habe den Kontakt beendet, weil es für mich das beste ist und noch nie in meinem Leben stand ich so für mein Wohlergehen ein. Alles war eine Lüge, er tischte mir Geschichten auf...log sogar über seine Augenfarbe und Wohnsituation. Ich wusste ein Jahr lang nicht mal wie der aussieht...Das Ganze gleicht einer Parodie und ich bin fertig damit. Dennoch frage ich mich, warum ich mich so sicher bei ihm fühlte und wie er nicht erkennen kann, dass er bei mir die gleiche Sicherheit hätte. Ich hätte alles für ihn getan, kein Problem auf dieser Welt hätte er alleine meistern müssen sofern ich helfen könnte. Ich habe mir doch einfach nur gewünscht, dass das unser Ding ist. Die Grenzen verschmelzen und wir für den Rest unseres Lebens zusammen sein könnten, auf unsere eigene unkonventionelle Art. Ich im sicheren Rahmen, in meinen eigenen vier Wänden und er hinter einer Mauer von Lügen. Ich brauche die Realität nicht, wenn die Illusion so schön sein kann...Aber nun ist es zu spät, es ist kaputt und ich bin gezwungen mich der Realität zu stellen.

Vielleicht nicht schlecht. Ich habe mich in dieser Woche vielen meiner Ängste gestellt und auch wenn ich mich für das ein oder andere Schäme und mir immernoch nicht gefalle...Bin ich irgendwo stolz auf mich weil meine frühere Version viele Situationen gemieden hätte.
 
Hab ihm gebeichtet Angst zu haben und wie unangenehm mir genau das ist, weil ich auf ihn nicht langweilig wirken möchte...bislang stehe ich auf gelesen. Ich denke, künftig verzichte ich auf Authentizität und Schwäche und lebe nach dem Motto "Fake it until you make it". Es ist halt auch ein schmaler Grad zwischen der für das Impression Management förderliche authentische Verhalten und übertriebener Ehrlichkeit....Ich darf Schauspielerin sein und mich auch mal nur aus günstigen Seiten zeigen, auch wenn ich mich natürlich gerne Wohl genug fühlen würde, 100% einfach nur ich selbst zu sein.

Mal sehen was der Tag noch so zu bieten hat. Heute widme ich mich meinen Büchern zum Thema Autismus zu, ich finde es nämlich schade, das Lesen so vernachlässigt zu haben.
 

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