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immer größer werdendes Problem mit Mutter

Bijoucat

Mitglied
... ich bin so froh, dass Du das fragst ... befinde mich in einer ungefähr ähnlichen Situation ... nur bin ich die Mutter ... und ich verstehe es nicht ... Ein Kontaktabbruch kann doch nicht nur die einzige Lösung sein ... Und ich kann mit meinem Kind nicht reden, weil es nicht will ...

M. B.
Hallo Gast,
als Tochter in meinem Fall würde ich sagen, der Druck muss raus. Ich würde ganz anders auf meine Mutter zugehen, z.b selbst mal anrufen, wenn sie mich nicht so "belagern' würde, wenn sie mich so nehmen würde wie ich bin, auch andere Absichten wirklich akzeptieren, nicht nur so tun.

Nein, den Kontakt abbrechen will ich nicht. Das löst nichts dauerhaft. Seine Eltern wird man nie los - sozusagen... Ich würde das auch wegen meiner Tochter nie tun. Sie hat ein Recht auf die Großeltern.
 

Bijoucat

Mitglied
Achso, jetzt verstehe ich wie du das meinst. Tut mir leid für deinen Vater. Du kannst was Gutes für ihn tun. So wie du es beschreibst, blüht er richtig auf wenn er mal weg von zu Hause ist und bei euch mit dem Enkelkind spielt.
Ja, das hat seinem Selbstbewusstsein sehr gut getan. Und ich bin so wieder mit ihm "ins Gespräch" gekommen. Wir reden auch eher "auf Augenhöhe" miteinander.
Die Ehe ist am Ende ihrer beider Wahl. Sie hat 40 Jahre gehalten, eine Allianz ist es doch irgendwie. Von "großer" Liebe hat sie nie gesprochen, aber, dass er ein guter Mann ist, der "das Geld nicht mit anderen Weibern oder Alkohol und Zigaretten" durchbringt - von der Hand weisen kann man diese Argumente nicht. Ich wollte so aber meinen Mann nicht aussuchen - und hab ich auch nicht :)
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Bijoucat,
wenn Deine Mutter immer übergriffig war, andere kontrollierte und beherrschte, dann betrifft das nicht nur Deinen Vater, sondern vermutlich auch Euch, die Kinder. Daraus ergeben sich möglicherweise bei Kindern Verhaltens- und Entwicklungsstörungen. Diese können – wenn sie nicht aufgearbeitet werden – auch im Leben des Erwachsenen negative Auswirkungen haben. Eine dieser möglichen negativen Auswirkung ist die Opferrolle, die man gegenüber dem übergriffigen Elternteil gelernt hat einzunehmen.

Nehmen wir mal an, dass auch Du als Kind ein Opfer der Übergriffe warst. Wehrloser Zeuge warst Du in jedem Fall. Das alleine bringt schon genügend Belastung mit sich. Dann kannst Du trotzdem Deine Mutter bewundert haben, denn sie hatte eine Stärke, die Dich oder andere Menschen nicht nur kontrollierte – sondern Dir auch gefiel.

Nur heute hast Du eine eigene Familie. Dadurch kommt es für Dich zum Rollenwechsel. In der Haltung eines Opfers kannst Du auch nicht gelassen sein. Und das Verzeihen wird auch schwierig, solange Deine Mutter weder klärendes Gespräch noch Verzeihen will. Werde Dir bewusst, dass Du heute eine andere Rolle und eine andere Verantwortung hast als früher. Deine Mutter tut mir leid, denn sie muß mit sich selbst leben, steckt in ihrer Haut. Aber Du kannst gelassener damit umgehen, je mehr Du Dir Deiner heutigen Rolle und der damit verbundenen Verantwortung bewusst wirst.


LG, Nordrheiner

 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Moment mal. Oft wird behauptet, dass Frauen für sich selbst sorgen können. Was denn nun?
Für sich selbst sorgen können ist gut. Für sich selbst sorgen müssen, auch wenn man z.B. auf Kleinkinder zu sorgen hat, ist was anderes. Die traditionelle Familie ist das Musterbeispiel. Dieses Musterbeispiel ist durch heutige Denk- und Verhaltensweisen gefährdet. Trotzdem bleibt das Grundbedürfnis nach Schutz und Geborgenheit, welches bei Frauen „naturgemäß“ größer ist als bei Männern, trotz der Fähigkeiten, ggf. auf Unterstützung und Schutz, Versorgung durch den Mann, im Falle eines Falles verzichten zu können.
Verzichten können ist gut – verzichten müssen kann ganz schön hart sein.
 

Bergsteigerin

Aktives Mitglied
Liebe Bijoucat,

ich kann mich in vieles was du schreibst hineinversetzen. Meine Kindheit und Jugend und mein damaliges Verhältnis zu meinen Eltern, war glaub ich dem deinen nicht unähnlich. Auch wenn meine Mutter zum Glück gar nicht dominant ist und ich diesbezüglich keine Probleme habe.

Beim Lesen deines Beitrags, sind mir sehr viele Gedanken durch den Kopf gegangen und ich bin nicht sicher, ob ich das einigermaßen sinnvoll und strukturiert rüberbringen kann. Aber manchmal kommt die Struktur beim Schreiben. Ich versuchs einfach, vielleicht kannst du was damit anfangen.

Eine erste "Schlüsselstelle" in deinem Beitrag, scheint mir Folgendes zu sein:

Dennoch habe ich sie über alle Maßen geliebt und immer das Gefühl gehabt, ich müsste auf sie aufpassen. Ich hatte auch ständig Angst um sie, dass sie z.B. tot sein könnte und mich nicht mehr vom Kindergarten abholen - das sind die frühesten negativen Gedanken, an die ich mich erinnere. Aber auch als Erwachsene habe ich das Gefühl entwickelt, dass ich für sie mit verantwortlich bin, sie nicht los lassen kann...Sie vermittelt mir das irgendwie.
Hier würde ich an deiner Stelle anfangen. Hast du irgendeine Idee, woher dieses Gefühl, aufpassen zu müssen, diese Angst um sie, kam? Ich hoffe, dass ich nicht voreilig bin, wenn ich hier einen Gedanken mit ins Spiel bringe. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Angst, die du da gespürt hast, nicht wirklich eine Angst UM sie war. Ich weiß nicht, ob Kinder in dem Alter das überhaupt schon können. War es nicht vielleicht eher einfach die Angst, ohne sie sein zu müssen? Du denkst jetzt vielleicht, wo denn da der Unterschied liegen soll und ich weiß nicht recht, ob ich das erklären kann, was ich meine. Ich vermute, dass die Beziehung zu deiner Mutter immer irgendwie prekär war. Hast du die Beziehung zu deiner Mutter als etwas Verlässliches erlebt? Oder war da immer eine gewisse Unsicherheit? Was sie tun wird? Was sie denkt? Ob sie dich noch liebhat? Kann es sein, dass du vielleicht auch deshalb so ein braver und anständiger Teenager warst, weil unterbewusst immer irgendwie eine Art Angst da war, fallengelassen zu werden, wenn du aus der Reihe tanzt?

Und wenn du schreibst, dass du auch jetzt noch das Gefühl hast, für sie verantwortlich zu sein, ist das dann so, dass du dich auch für ihre Laune verantwortlich fühlst? Verantwortlich dafür, dass sie sich nicht (über dich) ärgern muss. Verantwortlich dafür, dass sie zufrieden ist? Wenn ja, dann zeugt das eben auch genau von dieser prekären Beziehung zu ihr. Und immer bist du diejenige, die darauf achten muss, sie nicht zu reizen, sie nicht zu beleidigen etc.

Jetzt grade fällt mir auf, dass du das an anderer Stelle sogar ziemlich explizit so geschrieben hast:
und sie mit Liebesentzug reagiert, wenn man nicht so spurt...
War das auch als Kind schon so? Liebesentzug, wenn du nicht spurst?


Mein Mann, unsere Tochter, im erweiterten Kreis auch die beiden Halbbrüder aus erster Ehe meines Mannes sind meine "Kernfamilie" und sie haben meine Ursprungsfamilie in der Bedeutung "ersetzt".
An dieser Stelle möchte ich dir kurz rückmelden, dass das auch absolut richtig ist. Und es ist immer problematisch (aber wohl leider häufig der Fall) wenn nicht alle Beteiligten mit der Ablösung von der Ursprungsfamilie klar kommen.

Aber nun mehr zur aktuellen Situation. Du schreibst:
ich würde am Liebsten aber sagen: "Das kann dir doch egal sein...". Würde ich so was sagen, würde ich als "zickig" gelten und - was noch schwieriger ist - meine Mutter schnappt unheimlich gerne ein. Und über dieses "Schuldeinreden" bindet sie mich wiederum. Ich habe dann ein schlechtes Gewissen...
und dann noch:
Ich leide unter dem Abgrenzen, das ich die ganze Zeit irgendwie machen muss. Ich kann doch nicht sagen: "Das geht euch nichts an.", oder? Oder: "Zerbrecht euch den Kopf um euer Zeug." Oder: "Ich bin erwachsen. Das weiß ich alleine. Das kann ich alleine entscheiden." - So etwas denke ich aber immer, wenn ich mit ihnen spreche...
Ich verstehe gut, warum du sowas nicht sagen kannst. Du weißt sehr gut, dass es daraufhin ja nur wieder zum Streit kommen würde. Und dann bliebe dir nichts anderes übrig, als entweder doch wieder nachzugeben, oder es weiter durchzuziehen und immer härter zu werden und abweisender, bis die Situation immer verfahrener wird und es womöglich doch zum Bruch kommt.

Ich finds gut, dass du das offensichtlich nicht möchtest obwohl ich dir andererseits am liebsten zurufen würde: "Sag ihnen, dass sie das nichts angeht! Du hast doch Recht!" Diese ungefragte Einmischung immer weiter hinzunehmen und einfach still weiter drunter leiden, kann nunmal auch keine Lösung sein.

Du hast eigentlich schon selber sehr gut erkannt, was passieren müsste:
Wie schaffe ich es, "los zu kommen"? Mich abzugrenzen? Ohne Groll? Nicht mehr über die alten Sachen nachzudenken?
Es mag Vieles früher falsch gelaufen sein, denn sonderlich glücklich war ich als Kind nicht, erfolgreich ja, aber nicht glücklich. Aber sie haben ihren Job als Eltern sicher so gut gemacht wie sie konnten. Das sehe ich ein. Mir mangelte es aber immer an Vertrauen, Selbstvertrauen und vielleicht doch auch Vertrauen in meine Eltern. Aber das "aufwühlen"? Kann ich das alleine "bearbeiten"?
Das "ohne Groll", ist das entscheidende! Aber du fragst zu Recht, wie! Aber du erkennst auch, dass es sehr viel mit Vertrauen zu tun hat. Wenn ich deine Geschichte lese, scheint mir, dass du eine sehr sehr positive Entwicklung durchgemacht hast. Von dem sozialphobischen Kind, zu einer empathischen Frau, die mitten im Leben steht, die eine harmonische Ehe führt, die eine wunderbare Mutter ist, die dankbar und selbstreflektiert ist. Und ich vermute, dass du auch sonst keine nennenswerten Probleme mehr mit deinen Mitmenschen hast und auf alle ganz offen, selbstbewusst und freundlich wirkst. Aber ich vermute auch, irgendwo, tief in dir drin, steckt trotzdem noch die Angst, nicht zu genügen... Zum Glück durftest inzwischen schon oft die Erfahrung machen, etwas wert zu sein. Nur bei deiner Mutter nicht, bei ihr hast du immer noch das Gefühl, alles richtig machen zu müssen, sie nicht verärgern zu dürfen. Das führt dazu, dass du dich entweder dauernd rechtfertigen musst, oder eben einfach spurst.

Du sehnst dich so sehr nach ihrer Anerkennung, aber möchtest gleichzeitig endlich davon unabhängig sein.

Ich kann dir leider keine konkreten Tipps geben, wie du unabhängiger von ihrer Anerkennung werden kannst. Ich denke, das ist ein sehr individueller Weg, auf dem es vielleicht tatsächlich gut wäre, dich therapeutisch begleiten zu lassen. Allgemein gesagt, geht es wohl nur, indem du innerlich noch stärker wirst. (Das heißt nicht härter!) Dich selber und deine Ansichten etc. mehr wertzuschätzen lernst, auch dann, wenn andere das völlig falsch finden. Es ist (zumindest theoretisch) möglich, seine eigene Position sicher zu vertreten, ohne die Position des anderen abzuwerten. Aber die innere Sicherheit, die man dafür braucht, ist nicht so leicht zu erreichen. Und in manchen Fällen gelingt das vielleicht auch wirklich nur mit einem (vorläufigen) Bruch. Einer "Kontaktpause", wie Nordrheiner so schön gesagt hat.

Ich hoffe, du kannst mit meinem langen Beitrag ein bisschen was anfangen und ich bin dir mit meinen vielen Vermutungen und Spekulationen nicht zu nahe getreten.

Alles Gute und Gruß
M.
 

Daoga

Urgestein
Seit ich in diesem Forum bin, habe ich festgestellt, daß es manchmal für die TE hilfreich sein kann, wenn man ihnen rät, das was sie niedergeschrieben haben, ihre Probleme, ihre Leidensgeschichten, und auch die Antworten, die sie darauf bekamen, auszudrucken und den Personen, die als nicht mitschreibende Dritte an den Problemen schuld oder zumindest beteiligt sind, zum lesen zu geben. Wenn man alles, was man demjenigen nicht ins Gesicht zu sagen wagt, stattdessen schwarz auf weiß hinlegen kann, und sogar "bestätigt", daß die Sache nicht mehr nur rein privat ist, sondern quasi öffentlich, wenn auch anonym diskutiert und bewertet wurde, verursacht das zuweilen eine sehr viel stärkere Wirkung als ein weiteres Gespräch, bei dem Du Dich wieder nicht traust, das Richtige und Notwendige zu sagen... wäre das eine Idee?
 

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