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Im Kampf gegen mich selbst

Goldfischlein

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

Ich bin ganz neu auf dem Forum und möchte daher erst ein paar Dinge über mich selbst sagen, bevor ich euch von meinem Problem erzählen werde. Ich bin grade mal 21 Jahre alt und habe im September vergangenen Jahres das Medizinstudium begonnen. Ich habe einen tollen Freund und eine Familie, die mich immer unterstützt. Klingt als wäre alles in Ordnung und ich hätte nichts, worüber ich unglücklich zu sein bräuchte, oder? Stimmt. Aber aus irgendeinem Grund bin ich es wohl doch… bereits als Kind war ich ausgesprochen introvertiert und nachdenklich, habe mich damals schon oft gefragt, warum ich das alles mache. So war ich ca. 6 Jahre alt, als ich mit Psychotherapie angefangen habe und führte diese auch konsequent bis zu meinem 16. Lebensjahr durch, bis die Krankenkasse aufgrund „mangelnden Therapieerfolgs“ beschloss, nicht mehr dafür aufzukommen und ich aufhören musste. Doch seit ich 17 Jahre alt bin, scheint das Leben für mich immer mehr zum Kampf geworden zu sein. Mit 18 war es dann wohl so schlimm, dass ich mehrere Male versucht habe, mir das Leben zu nehmen (offensichtlich erfolglos). Ich war ca. ein halbes Jahr deswegen auch stationär in Behandlung, doch um ganz ehrlich zu sein, hab ich mich mit den Ärzten ständig nur in die Haare gekriegt und irgendwann hatte ich davon genug. Ich kann keinem Arzt mehr vertrauen… selbst die nannten mich einen „Hoffnungslosen Fall“.
Nachdem es mir eine Weile ganz gut ging, hab ich nun wieder das Gefühl, mich selbst gänzlich zu verlieren. Ich sehe keine Zukunft in mir. Schon früher habe ich mich oft gefragt, ob ich wohl mit 30 Jahren immer noch auf dieser Welt bin. Ich war mir dessen immer sehr unsicher… ich kann nicht erklären, wieso ich mich so fühle, doch alles scheint mir ziellos. Ich könnte jeden Moment in Tränen ausbrechen und manchmal frage ich mich, ob es denn das ganze Leben überhaupt Wert ist, wenn ich mich ständig so fühle. Ich bin nicht einmal ein besonders liebenswerter Mensch, also warum liegt es denn allen so am Herzen, dass ich hier bleibe? Ich möchte von diesen Angstgefühlen und der Trauer einfach nur erlöst werden und ein anderer Weg erschließt sich mir nicht mehr :(
Meiner Familie oder Freunden kann ich davon nicht erzählen, ich habe ihnen seit ich auf der Welt bin immer nur Sorgen bereitet... ich bin inzwischen auch ein Meister darin geworden, einfach zu lächeln und den Menschen um mich herum nicht noch mehr zur Last zu fallen.
 
J

Jun

Gast
Es klingt, als hätte man ab deinem 6. Lebensjahr an Dir Experimente vorgenommen. So ganz nach dem Motto, mal sehen was wir noch alles "vertherapieren" können.

Wenn Du deine Maske fallen lässt. Was kannst Du beobachten? Was kommt in dir hoch, was geschieht? Ich nehme mal an, Du kannst nach so langer Therapie in deine Emotionen/Gefühle hinein atmen und wahr nehmen was immer auch kommen möchte :).
 

Andreas7

Aktives Mitglied
Hallo Goldfischlein,

jetzt hast du schon so viel Fragen bekommen deshalb nur das: Du bist geboren um zu leben, bitte mach keinen Dummheiten. Das Leben ist das Wertvollste, was du hast und wenn es dir nicht gut geht, sprich oder schreib mit jemandem über deinen Kummer. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Alles Gute
Andreas
 

Goldfischlein

Neues Mitglied
Vielen Dank für die schnellen Antworten.

@Jun. Ja, da waren einige Therapien dabei und keine hab ich als besonders positiv im Gedächtnis. Ich fühle mich schwach und lächerlich, wenn ich meine Maske fallen lasse und meinen Mitmenschen damit auf die Nerven gehe. Nach all den Jahren, in denen ich meiner Familie nichts als Ärger gebracht habe, kann ich das nun einfach nicht mehr. Sie sind der Grund, wieso ich noch hier bin.

@
Wandel. Natürlich kommen Tage, an denen ich mich besser fühle vor. Doch sie sind nicht von Dauer und es nicht wert. Das Tief nach einem Hoch ist meist noch viel schrecklicher.

@
Andreas7. Ich weiß nicht, ob ich es noch haben möchte. Jeden Tag dieses dumpfe begleitende Gefühl. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich es noch 60 Jahre oder mehr ertragen soll, wird mir ganz bang. Ich würde es so gern ändern, um Hilfe bitten, doch ich weiß nicht mehr wie. Kann ich nicht einfach verschwinden?
 

Wandel

Aktives Mitglied
Ich meine wenn du dich einmal gut gefühlt hast dann besteht immer Hoffnung. Das Gehirn ist ein gewaltiger Chemiebaukasten. Wenn alle Atome wieder an demselben Platz wären wie an einem dieser guten Tage, dann würdest du dich heute auch genauso gut fühlen. An diesem Gedanken musst du festhalten. Klar kannst du die Situation nicht 1:1 wiederherstellen. Aber versuch mal dich zu errinnern, welche Faktoren dich damals glücklich gemacht haben. Dazu zählen nicht nur die psychischen Aspekte sondern auch Ernährung, Schlaf und Sport. Wenn du diese Faktoren optimierst kommst du bestimmt wieder in die Reichweite dieser "guten" Tage :)
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Goldfischlein,

auch ich habe den Eindruck, dass Du durch die vielen Therapien vertherapiert wurdest.
Es erscheint mir wie bei Tabletten zu sein. Ohne Tabletten geht nichts mehr, auch wenn keine Krankheit vorliegt, die mit Tabletten zu bekämpfen wäre. Die Tablette wurde zum Krankheitsauslöser – hat sich verselbständigt.

Vielleicht wäre es Dir eine Hilfe, wenn Du Dich wie ein gesunder Mensch verhältst – auch dann, wenn Dir das Leben unbequem und in der ersten Zeit von 2-3 Jahren nicht lebenswert erscheint und Dir überhaupt nicht nach Lachen zumute ist. Aber wie sieht ein Leben „als gesunder Mensch“ aus??
Fragst Du viele Menschen, wirst Du auch viele verschiedene Antworten erhalten.
Ich kann Dir nur meine Antwort anbieten, die lautet:


  1. Übernimm Verantwortung so gut Du kannst: Verantwortung für sich selbst (z.B. gesund zu leben, berufliche Ausbildung/Studium mit Fleiss angehen, Tagesaufgaben sorgfältig erfüllen) und Verantwortung für Andere (durch Hilfsbereitschaft und Fürsorge) übernehmen
  2. Übe Dich in Dankbarkeit
  3. Suche den Sinn Deines Lebens. Bei der Suche wirst Du auf viele nett klingende – aber hohle Sprüche treffen. Geh‘ weiter. Ich habe für mich den Sinn meines Lebens gefunden und dabei die Erfahrung gemacht, dass der Sinn des Lebens wie ein Schlüssel ist, der eine Türe zur dauerhaften inneren Zufriedenheit öffnet.

    Und vergiss nicht, dass Du ein liebenswerter Mensch bist. Das Liebenswerte wirst auch Du erkennen, wenn Du den Schlüssel (Sinn) gefunden hast. Die Wahrheit wird auch Dich frei machen, gegen Dich zu kämpfen. Bei Fragen – frage.

    LG, Nordrheiner






















 
L

Lenja

Gast
Doch seit ich 17 Jahre alt bin, scheint das Leben für mich immer mehr zum Kampf geworden zu sein.
.. oder es fordert dich stärker zu einem Kampf heraus, versucht deine starken inneren Widerstände zu brechen, - damit du dich darauf nun richtig einlässt..?

Deine Beschreibungen lassen mich vermuten, dass das Leben/ die Welt dir deshalb so viel unterschwlligen Schmerz bereiten, weil du gegen sie dich innerlich sehr wehrst, die starken inneren Widerstände in Berührung mit ihnen erzeugst. Und genau an der "Stelle" dieses Aufprallens deiner Widerstände auf die Realität entsteht vielleicht dieser Kampf, von dem du sprichst, und auch dieser Schmerz.

Es ist, wie ein Krieg zwischen deiner inneren und der äußeren Welt, den aber keine von beiden gewinnen kann, weil die einzige "lebbare" Lösung nur Frieden zwischen ihnen ist.

Mir schint solcher "Krieg" ist mehr oder weniger typisch für die introvertierte Menschen ( ich bin es zum Teil auch), die dazu neigen, sich in ihrer inneren Welt einzuchliessen, doch vom Leben, das sich auch in der äußeren Welt abspielt und dort zum Ausdruck bringt, "gezwungen" werden, einen individuellen, ihnen möglichen Frieden mit ihr zu finden und sich auch ihr dadurch zu öffnen.

Vielleicht hast auch du, liebes Goldfischlein, diesen Frieden nocht nicht gefunden, oder musst ihn zuerst finden wollen..?

Alle Gute und liebe Grüße :)
Lenja
 
Zuletzt bearbeitet:
L

Lanny

Gast
Ich würde Nordrheiners Ratschlägen folgen.
Es kann heilsam sein, sich auf sich selbst zu besinnen. Man schenkt äußeren Kommentaren, Erwartungen und Standards manchmal soviel Beachtung, dass man dabei sich selbst und die eigenen Kräfte komplett vergisst. Tritt mehr in Kontakt mit dir selbst, indem du deine (schlechten) Gedanken aufschreibst, aber auch deine Ziele, wo du später stehen möchtest. Wenn man die Person im Kopf hat, die man sein möchte, dann kann man auch zu ihr werden. Schreibe vor allem auch das Gute auf, das dir widerfährt, das können auch totale Kleinigkeiten sein. Schreibe auf, was dich froh macht und was dich z.B. auch stolz macht, was du Gutes tust oder getan hast. Das kann einiges wieder in die richtige Perspektive rücken. Wenn du in ein paar Wochen zurück blätterst in diesem Notizbuch wirst du denken: So habe ich gedacht? Da ging es mir wohl sehr schlecht…Oder: Da ging es mir gut, weil …. passiert ist, davon möchte ich mehr erleben.
Du bist momentan ziemlich wackelig auf den Beinen, aber das kann sich auch wieder verbessern. Besinne dich auf die Menschen, die dich lieben (und zwar bedingungslos). Versuche dir nicht vorzustellen, was sie von dir wollen oder erwarten könnten, sondern ruf dir in Erinnerung, dass du geliebt wirst. Und das ist deine Starthilfe. Das ist das, wohin du zurückkehren kannst, wenn du schwankst. Öffne dich auch hier und da Menschen, du musst ja nicht alles auf einmal erzählen. Sie werden dir auch etwas von sich erzählen. Ich wünsche dir, dass du dann auch deine Liebenswürdigkeit erkennst und deinen Wert als Mensch spürst. Ab da kannst du der Welt mutiger gegenübertreten.
Ich weiß nicht, wie es bei dir mit Antidepressiva aussieht. Manchen Menschen helfen sie, überhaupt wieder den Alltag zu schaffen. Andere kommen damit nicht gut klar und fühlen sich dann ausgeknockt. Du könntest es mal probieren, wenn die anderen Ratschläge nicht helfen. Generell würde ich damit aber nicht leichtfertig umgehen.

Noch ein Tipp: Du nennst es einen "Kampf gegen dich selbst". Vielleicht ist es auch ein problem, dass du meinst, du müsstest gegen dich ankämpfen. Lass die Fäuste sinken und nimm die Situation an ohne dich selbst unter Druck zu setzen. Es hat ja Gründe, dass es dir jetzt geht wie es dir geht und es darf dir so gehen. Akzeptiere das erstmal und kümmere dich um dein Wohlbefinden.
 

Andreas7

Aktives Mitglied
@Andreas7. Ich weiß nicht, ob ich es noch haben möchte. Jeden Tag dieses dumpfe begleitende Gefühl. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich es noch 60 Jahre oder mehr ertragen soll, wird mir ganz bang. Ich würde es so gern ändern, um Hilfe bitten, doch ich weiß nicht mehr wie. Kann ich nicht einfach verschwinden?
Hallo Goldfischlein,

nein, bitte nicht einfach verschwinden. Ich und bestimmt auch viele andere wollen das nicht.

Was meinst du mit dem dumpfen begleitenden Gefühl? Was für ein Gefühl hast du?
Was brauchst du für Hilfe? Wie kann man dir helfen?

Keine Angst du gehst hier keinem auf die Nerven.

Liebe Grüße
Andreas
 

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