Hallo auch,
ich schreibe nicht gerne von mir, weil das immer so schnell aussehen könnte, als ob ich mich als besseren Menschen sehe. Also unter dem Vorbehalt, dass dies mir nicht unterstellt wird, gehe ich mit meiner Gegenwart und meiner Zukunft wie folgt um:
Ich lese wissenschaftliche Informationen, nicht nur aber auch die Warnungen von Wissenschaftlern bezogen auf die Gegenwart und Zukunft. Ähnlich mache ich es mit politischen Informationen, z.B. auch den Nachrichten. Dazu lese ich die Bibel und dort Anleitungen zu einem verantwortungsvollen Leben im „Jetzt“. Auch durch die Bibel (z.B. die Offenbarung) sowie durch Infos aus anderen Quellen (s.o.) bin ich mir bewusst, dass sich mein Leben bzw. das gesellschaftliche Leben drastisch und (vorsichtig ausgedrückt) nachteilig verändern wird.
Düstere Prognosen empfinde ich als ernst zu nehmende Ankündigung einer Bedrohung. Sie jagen mir keinen Schrecken ein, der mich dazu veranlasst, mich in mein Schneckenhaus zu verkriechen. Sie sind für mich eher Ansporn, meine Zeit besonders gut zu nutzen.
Meine Zeit meine ich gut zu nutzen, in dem ich einerseits meine täglichen Aufgaben so gut wie möglich wahrnehme, eigene „Probleme“ angehe und mich um meine Familie so gut wie möglich kümmere. Ich habe 5 Kinder, die z.T. schon erwachsen sind. Trotzdem benötigen sie Hilfe und Unterstützung in allen möglichen Fragen und ich freue mich, wenn ich in dieser Hinsicht nützlich sein kann. Darüberhinaus bin ich sehr offen für hilfsbedürftige Menschen, wo immer ich auf sie stoße.
Beispiel: So besuche ich mir bis dahin völlig unbekannte alte Menschen, die im Altenheim zu vereinsamen drohen. Ich kaufe mal schnell nebenbei für sie ein und wenn jemand traurig ist, muntere ich ihn gerne auf. Zum Aufmuntern fiel mir bisher immer was Passendes ein. Es ist mir ein Bedürfnis, andere Menschen Hilfe auf dem Weg zum Fröhlichsein zu sein. Dann sind mir 2 Immigranten aufgefallen, die auf dem Weg waren und einen Praktikumsplatz suchten. Spontan habe ich meine Unterstützung angeboten und so über die zwei Praktikumsplätze hinaus Arbeit für ca. 6 Immigranten gefunden. Das war garnicht so einfach und ich bekam mehr Arbeit mit Behörden und der Firma als ich mir vorher auch nur ansatzweise gedacht hatte. „Lustigerweise“ war mir niemand dankbar dafür, eher hat man versucht, mich in Pflichten hineinzudrängen, die meine Kompetenzen überschreiten. Jedoch war ich so motiviert, dass ich die schlechten Sprachkenntnisse der Immigranten zum Anlaß nahm, Deutschunterricht anzubieten. Meine Schüler sind jetzt Mütter mit kleinen Kindern, die aufgrund der kleinen Kinder nicht die VHS besuchen können. Viele Unterrichtsstunden sehen so aus: Bis zu 6-7 Mütter und die dreifache Anzahl an Kleinkindern nehmen teil, wobei die Kleinkinder „überall“ sind, meine Tasche ausräumen und Kulis „klauen“ und sich mitten auf das Buch setzen, welches ich gerade aufgeschlagen hatte. Es geht sehr lustig zu. Manchmal hatten die Mütter keine Zeit. Und auch manchmal ich. Aber wenn ich dann nicht komme, werde ich schon gefragt, wann ich denn wieder kommen würde. Auch habe ich durch meine neuen Kontakte einen jungen Afghanen kennengelernt, der unter der Isolation im Asylheim leidet. Ihn lud ich zu mir nach Hause ein und habe mit ihm gekocht bzw. etwas Freizeit mit ihm verbracht. Wenn wir uns nicht sehen, telefonieren wir fast jeden Tag miteinander. Er sagte mir mal sinngemäß: „Die meisten Ausländer, denen Du auf unterschiedliche Weise hilfst, bekommen garnicht mit, dass Du das nicht für Geld machst. Dankbarkeit ist oft ein Fremdwort. Gerade das Erlernen der deutschen Sprache (was eher von Männern ignoriert wird), ist so wichtig, um seine Chance auf Integration in Deutschland besser packen zu können. Ohne gute Deutschkenntnisse gibt es auch keine gute Zukunft. Aber viele Ausländer hier verstehen das nicht.“
Meine Familie ist nur sehr begrenzt „begeistert“. Zuhause höre ich schonmal die Frage: „Na, gehst Du wieder zu Deiner Zweitfamilie – oder ist das inzwischen schon Deine erste Familie?“
In der Familie und Bekanntschaft organisiere ich Kleidersammlungen … ich bin einfach sehr glücklich, wenn ich etwas tun kann, was andere Menschen fröhlich macht und ihnen hilft, irgendetwas in ihrem Leben zu verbessern. Wenn ich morgen einen Herzinfarkt bekomme (das merkt ihr dann, wenn ich hier nicht mehr schreibe) oder eine der düsteren Prophezeiungen eintrifft, dann möchte ich sagen können, dass ich meine Zeit weitgehend gut genutzt habe, Gutes zu bewirken. Ein aus Eritrea stammender Mann fragte mich mal ob ich von einer Kirche käme bzw. warum ich tue was ich tue.
Ich antwortete: Ich weiß, dass Gott mich liebt. Das erlebe ich. Auch gab er mir meine Zeit, mit der ich verantwortungsvoll umgehen möchte. Und ich meine, dass ich dieser Verantwortung am besten gerecht werde, wenn ich meinen Nächsten liebe, fröhlich mache, wie mich selbst.
Meine Sorgen um die Zukunft vertraue ich Gott an. So bleiben gewisse Ängste, aber sie bleiben in einem ganz kleinen Kästchen, wo sie nicht rauskommen und mich stören zu tun, was ich tun will.
Und jetzt muss ich das Essen fertig machen, damit meine jüngste Tochter nicht mit mir schimpft.
LG; Nordrheiner