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Ich weiß nicht mehr weiter

Victoria.who

Neues Mitglied
Hallo, mir geht's leider seit den letzten Jahren und den Maßnahmen immer schlechter und ich weiß nicht was ich noch machen soll. Langsam habe ich keine Kraft mehr.
Es gibt so viele Baustellen in meinem Leben, für die es keine Lösungen gibt und ich bin echt am verzweifeln. Ich würde mich freuen, wenn jemand einen Tipp für mich hätte.

Zur Situation:
Ich habe den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen, weil sie, auch als ich ein Kind war, gewalttätig waren (einsperren und sexueller Missbrauch, schläge, stundenlanges geschrei, Vernachlässigung, emotionale Gewalt, viel Streit, hatte keine bezugsperson sondern war auf mich alleine gestellt, kein Essen usw.)
Teilweise habe ich ein schlechtes Gewissen weil ich den Kontakt abgebrochen habe und fühle mich unnormal, weil gefühlt jeder normale Mensch Kontakt zu seinen Eltern hat. Aber ich muss bis heute noch mit den Konsequenzen leben und hab zum Beispiel so eine Traurigkeit und Trauer in mir, dass ich teilweise gar nicht aufhören kann zu weinen und dann am nächsten Tag mit zugeschwollenen Augen aufwache. Mir ist das so unangenehm, dass ich die Vergangenheit nicht abschließen kann, sondern dass ich bis jetzt (6 Jahre seit meinem Auszug und 1 Jahr seit vollständigem Kontaktabbruch) noch darunter leide und nichts hilft. Ich hab bereits 4 Jahre Therapie gemacht und war durchschnittlich 2 Mal pro Woche in der Therapie. Es geht mir natürlich etwas besser aber wenn das der Fortschritt sein soll, dann bin ich schon frustriert... Ich weiß nicht was ich falsch mache, dass ich das nicht abschließen kann.

In meinem Studium schreibe ich gute Noten und ich gebe mir viel Mühe, aber ich habe so starke Selbstzweifel, dass ich die guten Noten nicht wirklich annehmen/akzeptieren kann und trotzdem Versagensängste und Prüfungsangst habe, obwohl ich die schwierigsten Prüfungen bereits bestanden habe. Ich hab großteils positive Rückmeldungen bekommen aber irgendwie wirkt das so wertlos auf mich, als ob das nur ein Missverständnis war und das positive Feedback eigentlich für wen anderen bestimmt war. Ich gehe davon aus, dass ich es nicht schaffen kann. Bin auch die einzige in der Familie, die Abitur gemacht hat und studiert und fühle mich in der Uni fehl am Platz.

Dann kommt dazu, dass ich keinen Job habe und es mir auch zurzeit zu viel wäre. Deshalb schäme ich mich auch sehr, weil ich nicht studiere und arbeite sondern nur von einem Stipendium lebe... Aber ich weiß halt nicht woher ich die Kraft dafür nehmen soll und wie ich mit meiner Traurigkeit umgehen soll. Ich glaube nämlich nicht, dass Arbeitgeber besonders glücklich wären wenn ich bei zu viel Stress/Druck anfange zu weinen und ich wirke auch eher unsicher, somit stehen meine Chancen schlecht bei einem Bewerbungsgespräch.

Ich fühle mich einfach so anders und gehe auch mit vielen Situationen emotionaler um, als mir lieb ist und habe Angst, dass ich für immer einen Schaden habe wegen den Gewalterfahrungen ab der frühen Kindheit. Mein Leben fühlt sich sinnlos an, weil ich im Vergleich zu anderen auch zb länger fürs Studium brauche (+2 Semester) und ich nicht so leistungsfähig bin und nicht so viel Kraft/Ressourcen habe. Das schränkt mich sehr ein und ich habe echt Angst, dass mein Leben quasi schon kaputt ist ohne, dass ich wirklich leben konnte. Es fühlt sich so an als könnte man mir ansehen, dass ich viel durchgemacht habe und deswegen will mich auch keiner..

Hat jemand ein paar Tipps bitte, mir geht's leider sehr schlecht damit :/
Liebe Grüße
Victoria
 
G

Gelöscht 124788

Gast
Victoria,

es tut mir leid, dass Du diese Erfahrungen machen musstest.

Fakt ist, Du hast einen Schaden. Einen Schaden, den Du als das Erbe deiner Eltern nun abarbeiten musst. Bitter, oder? Das was du alles geschrieben hast, macht kaputt..Gewalt auf allen Ebenen. Stell Dir einen anderen Menschen vor, was würdest Du von ihm denken? Ihm zutrauen, oder gar erwarten?

Du scheinst noch relativ Jung zu sein und es gibt unzählige Formen der Therapie Trauma aufzuarbeiten. Aus meiner Sicht gibt es keine Heilung, aber ein Leben damit kann es geben. Ein Leben, dass nicht durch deine Vergangenheit bestimmt wird.

Ich habe mich oft gefragt, was wäre wohl aus mir geworden mit anderen Eltern? Ich fand die Frage immer spannend, weil sie einem aus einer ganz anderen Perspektive deine Ressourcen aufzeigen kann.

Deine Kraft hast du zum überleben gebraucht und du verfügst nicht über unendlich viel Kraft. Oft kommt die Gewalt mit seinen Auswirkungen erst zum Tragen wenn es keinen Kontakt mehr gibt zu den Menschen die dich kaputt gemacht haben.

Das mag platt klingen:

Das was Du über Jahre ertragen hast, braucht auch Jahre zum besseren Leben - Leider. Und du darfst dich auch dafür entschuldigen. "ich habe gerade nicht viel Kraft weil ich meine Kraft damals brauchte"

Andere, hör auf nach den anderen zu schauen. Andere haben nicht deine Biographie oder eine andere Resilienz.
 
G

Gelöscht 120787

Gast
Du hast schlimmes erlebt und es gibt keinen Weg das zu vergessen. Nimm es an, einen anderen Weg gibt es nicht. Wenn keiner mit dir gut umgegangen ist, dann gehe du mit dir gut um. Du konntest nichts dafür, was dir passiert ist. Das hat an deinen schrägen Eltern gelegen, die wahrschenlich auch Schlechtes erlebt haben.
Es gibt Tausende von Menschen, die auch schlimme Dinge wie du erlebt haben. Man sieht es den Menschen nicht an was sie erlebt haben oder was sie gemacht haben oder siehst du jemanden an, dass er ein Mörder ist. Vielleicht hilft dir eine Traumatherapie. Schau im Internet nach EMDR-Therapie. Rede mit einem Neurologen, vielleicht können dir Medikamente helfen.
 
G

Gelöscht 125034

Gast
Was du erlebt hast ist schlimm und mir in Teilen nicht einmal fremd.
Geholfen hat mir in meiner größten Not irgendwann der Mittelfinger. Mir selbst zu sagen, ihr könnt mich doch alle mal, ich mache und lebe wie ich es will und wie ich es mit meinen Voraussetzungen eben kann. Das funktioniert nicht immer gut. Aber wenn es mir an einem von 7 Tagen dadurch besser geht, dann ist dies ein guter Tag.
 

Dalmatiner

Aktives Mitglied
Ich finde du hast viel erreicht bisher, vor allem mit deinen Voraussetzungen! Du hast ein eigenes Leben, studierst, hast da gute Noten. Und ein Stipendium hast du auch, dein Leben ist also gesichert. Du hast eine eigene Wohnung und dein eigenes Leben. Und dann kümmert du dich noch im deine verletzte Seele, um dich selbst. Das ist sehr viel!

Du musst nicht nebenher arbeiten und es muss dir auch nicht immer gut gehen. Da verlangst du viel zu viel von dir. Es ist generell besser, nach vorn zu schauen als in die Vergangenheit. Auch die Therapien sollen dir ja für die Gegenwart und Zukunft helfen. Es geht nicht darum, die Vergangenheit umzugestalten.

Was du von deinem Leben angedeutet hast in der Kindheit ist schrecklich. Das wird lebensbegleitend für dich sein, dieses Thema. Verlange nicht von dir, dass jetzt alles abgeschlossen und erledigt sein soll.

Und dann: Probleme werden nicht gelöst, sondern vergessen. Wenn du deinen Abschluss hast kannst du arbeiten gehen. Dann ist das völlig irrelevant, ob du im Studium nebenher gejobbt hast oder nicht. Dieses Problem kannst du dann also "vergessen". Und so geht es auch weiter. Immer in kleinen Schritten, aber es geht voran.
 

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