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Ich weiß nicht mehr weiter

Mr. Ich

Mitglied
Hallo und Guten Tag,


Ich bin 48 Jahre alt, besitze einen Hochschulabschluss, verfüge über 20 Jahre Berufserfahrung in der Wirtschaft und drei Jahre als Dozent. Unter anderem verfüge ich über langjährige Führungsebene im oberen Management.
Die mir im Rahmen meines beruflichen Werdeganges übertragenen Aufgaben und Verantwortungen habe ich stets sehr gut gemeistert. Meine Mitarbeiter und Teilnehmer kommen/kamen mit mir immer zurecht. Sie sagen, dass sie in mir nicht nur eine Führungskraft/Dozenten sehen sondern auch einen Berater, an dem sie sich auch menschlich orientieren können. Ich habe auch das Gefühl, dass diese Aussagen ehrlich sind, weil sie zudem unabhängig voneinander sind.
Privat bin ich seit vielen Jahren in einer glücklichen Beziehung. Habe einige wenige aber sehr gute Freunde. Oft ersuchen sie mich sowohl in beruflichen als auch privaten Lebensbereichen um Rat. Ich bin sicherlich ein Individualist, dem seine Freiheit und Unabhängigkeit sehr viel bedeutet. Ich bin sehr direkt aber nicht verletzend. Meine Stärken und Interessen liegen im geistigen Bereich und sind sehr breit gefächert. Ich analysiere und diskutiere gerne.




Eigentlich sollte man meinen soweit so gut (oder eben auch nicht)!
Seit drei Jahren bin ich freiberuflich als Dozent tätig und meine Auftragslage ist mehr als bescheiden.
Heute musste ich berufsbedingt eine schriftliche Prüfung ablegen, die leider nicht so verlief wie ich es mir vorgestellt hatte. Vielleicht habe ich knapp bestanden, vielleicht aber auch knapp durchgefallen. Das Bestehen der Prüfung ist für mich, in Bezug auf weitere Aufträge, enorm wichtig. Nun fühle ich mich niedergeschmettert, frustriert, isoliert, nutzlos, als Versager (obwohl ich nicht mal weiß, wie die Prüfung ausgegangen ist!), empfinde mich als nur noch peinlich. Meine ganze Selbstsicherheit ist auf einem Schlag dahin! Ich bin über mich endlos enttäuscht und schäme mich über meine erbrachte "Leistung". Ich habe in meinem Leben bereits, sowohl beruflich als auch privat, sehr hohe sowie schwierige Hürden erfolgreich und souverän gemeistert. Nie habe ich dafür eine Anerkennung und Dank erhalten (außer meinen Mitarbeitern und Teilnehmern). Ebenso hatte ich auch niemals Unterstützung oder bin beraten oder geführt worden. Seltsamerweise war das während meiner Kindheit genauso. Immer musste ich das Vorzeigekind sein. Meine Eltern haben nur erwartet, dass alles entsprechen ihren Erwartungen gelingt. Falls es klappte, so war es selbstverständlich. Falls mal nicht, so bin ich eiskalt ignoriert worden.


Die Referenzen, die ich von meinen Kunden erhalte sind exzellent. Die Arbeit bereitet mir auch Spass. Als Dozent fühle ich mich jedoch geistig unterfordert. Der Kampf um Aufträge ist zudem zermürbend. In meiner aktuellen Situation fühle ich mich sozial abgestiegen und nutzlos ! Seit Jahren suche ich nach einer Alternative, einem Beruf der mich ausfüllt und die positiven Eigenschaften in mir entfacht und meinen Interessen entspricht. Ich komme zu keiner realistischen Lösung. Sollte mal eine Alternative auftauchen, so muss ich ehrlich zugeben, dass ich dann zweifele, ob ich es mir auch zutraue. Ich weiß nicht, ob es an meinem ausgeprägten Sinn für Perfektionismus liegt oder ob es selbsteingeredete Zweifel sind oder gar Minderwertigkeitsgefühle. Vielleicht sabotiere ich mich auch selbst?!


Ich weiß einfach nicht mehr weiter! Ich bin 48 und habe das Gefühl, dass ich eigentlich in Ordnung bin und trotzdem mit mir gewaltig etwas nicht stimmt. Auch habe ich das Gefühl, dass alles was ich bislang in meinem Leben eine Sisyphusarbeit und vollkommen umsonst war. Das stimmt mich sehr traurig.


Ich kann weder meine extreme Reaktion hinsichtlich der Prüfung nicht nachvollziehen, noch weiß ich nicht, was mich in meiner beruflichen Fortentwicklung und Orientierungslosigkeit so stark hemmt oder ausbremst


Ich fühle mich wie ein orientierungsloses Geisterschiff, das auf hoher See vor sich hintreibt und darauf wartet, bald Unterzugehen.


P.S. Mir geht es an dieser Stelle nicht um Berufsberatung sondern darum, eine Antwort auf diese Fragen zu finden.
 
G

Gelöscht 48613

Gast
Hallo Mr. Ich,

ja, hört sich nach BurnOut an:

"Meine Eltern haben nur erwartet, dass alles entsprechen ihren Erwartungen gelingt. Falls es klappte, so war es selbstverständlich. Falls mal nicht, so bin ich eiskalt ignoriert worden."

daraus resultierend:

"Sollte mal eine Alternative auftauchen, so muss ich ehrlich zugeben, dass ich dann zweifele, ob ich es mir auch zutraue. Ich weiß nicht, ob es an meinem ausgeprägten Sinn für Perfektionismus liegt oder ob es selbsteingeredete Zweifel sind oder gar Minderwertigkeitsgefühle. Vielleicht sabotiere ich mich auch selbst?!"

Du setzt Dich zu sehr unter Druck, was bei dem Verhalten Deiner Eltern aber verständlich ist.

Ich denke, die Kindheit oder Erziehung hat einen enormen Einfluss auf das weitere Leben - egal wie alt man/frau ist.
 
Hallo Mr. Ich,

wie findest du "Sir Ich" ? Klingt doch wesentlich besser, oder ?

Nunja du hast eigentlich keine Frage gestellt :)

Aber du kannst dir deine eigene Reaktion auf dein Verhalten nicht erklären und willst eine Antwort.
Das kann niemand hier mit Sicherheit bestimmen. Ich würde aber darauf tippen, dass du Angst vor dem Versagen der Prüfung hast. Da wir du selbst sagst viel davon abhängt. Und dich außerdem in etwas ein wenig hineinsteigerst. ;)

Mein bescheidener Rat wäre, dir erst das Prüfungsergebniss mitteilen zu lassen und dann dich selbst zu bestrafen ;)



mfg
i hate u all



Ps.: Ich weiß du willst keine Berufsberatung, aber wie wäre es als Professor an einer Uni ? Da wie du selbst sagst deine ehemaligen Arbeitskollegen dich als Berater sehen.
 
M

Monarose

Gast
Das sind einfach Existenzängste.
In diesem Alter völlig normal.
Die Auftragslage ist schlecht, du arbeitest als Selbstständiger -
klar, dass dir mulmig wird.

Warte das Prüfungsergebnis ab.

Und begehe nicht den Fehler, nun im Verhalten deiner Eltern rumzuwühlen oder zu bedauern, dass du zu wenig Dank und Anerkennung erfahren hast im Leben. Das kostet nur Zeit und nutzt gar nichts.

Erfreue dich an dem, was du bisher erreicht hast und orientiere dich beruflich neu.

Was sagt denn deine Freundin zu der Lage?
 

Mr. Ich

Mitglied
Schon einmal daran gedacht, dass du schlicht und ergreifend ausgebrannt bist (BurnOut) ?
Hallo Chrismas,

Danke Dir für Deine Antwort.
Es ist nicht so, dass ich immer so schlecht drauf bin. Ich habe durchaus auch viele "helle" Momente, in denen ich auch Freude empfinde und ausstrahle. Insgesamt kann ich glücklicherweise nicht behaupten, dass ich ausgebrannt oder depressiv wäre. Ich bin auch in der Lage sehr viel positive Energie zu entwickeln. Nur bei dem Thema Beruf überkommen mich diese Gefühle, weil ich hier Ohnmacht verspüre. Ich werde mich dennoch diesem Thema annehmen. Vielleicht unterschätze ich es auch. Vielen Dank nochmals.
 

Mr. Ich

Mitglied
Schon einmal daran gedacht, dass du schlicht und ergreifend ausgebrannt bist (BurnOut) ?
Hallo Mr. Ich,

wie findest du "Sir Ich" ? Klingt doch wesentlich besser, oder ?

Nunja du hast eigentlich keine Frage gestellt :)

Aber du kannst dir deine eigene Reaktion auf dein Verhalten nicht erklären und willst eine Antwort.
Das kann niemand hier mit Sicherheit bestimmen. Ich würde aber darauf tippen, dass du Angst vor dem Versagen der Prüfung hast. Da wir du selbst sagst viel davon abhängt. Und dich außerdem in etwas ein wenig hineinsteigerst. ;)

Mein bescheidener Rat wäre, dir erst das Prüfungsergebniss mitteilen zu lassen und dann dich selbst zu bestrafen ;)



mfg
i hate u all



Ps.: Ich weiß du willst keine Berufsberatung, aber wie wäre es als Professor an einer Uni ? Da wie du selbst sagst deine ehemaligen Arbeitskollegen dich als Berater sehen.
Hallo Sir Misanthrop,

Danke für Deine sehr eigenwillige aber interessante Antwort. Ich finde sie sehr aufschlussreich.
Prüfungsängste habe ich keine und auch selbst früher in der Schule oder an der Uni nicht gehabt. Aber Deinen Ratschlag (im Übrigen, sehr amüsant formuliert) finde ich sehr aufschlussreich. Willst Du damit darauf hinaus, dass ich dazu neige, mich selbst zu bestrafen oder schlecht zu machen? Das wäre vielleicht wirklich ein Aspekt!? Danke Dir nochmals.
 

Mr. Ich

Mitglied
Hallo Mr. Ich,

wie findest du "Sir Ich" ? Klingt doch wesentlich besser, oder ?

Nunja du hast eigentlich keine Frage gestellt :)

Aber du kannst dir deine eigene Reaktion auf dein Verhalten nicht erklären und willst eine Antwort.
Das kann niemand hier mit Sicherheit bestimmen. Ich würde aber darauf tippen, dass du Angst vor dem Versagen der Prüfung hast. Da wir du selbst sagst viel davon abhängt. Und dich außerdem in etwas ein wenig hineinsteigerst. ;)

Mein bescheidener Rat wäre, dir erst das Prüfungsergebniss mitteilen zu lassen und dann dich selbst zu bestrafen ;)



mfg
i hate u all



Ps.: Ich weiß du willst keine Berufsberatung, aber wie wäre es als Professor an einer Uni ? Da wie du selbst sagst deine ehemaligen Arbeitskollegen dich als Berater sehen.
Nachtrag zu Deinem P.S.:
Ich war tatsächlich als Hilfswissenschaftler "unterwegs" (Du bist wirklich gut!), weil ich damals über eine akademische Karriere nachgedacht hatte. Habe es aber wieder verworfen, weil mir die Tätigkeit zu trocken war. Ich muss die Theorie in die Praxis anwenden können. Deshalb habe ich mich damals (1994) für die Praxis entschieden.
 

Mr. Ich

Mitglied
Hallo Mr. Ich,

ja, hört sich nach BurnOut an:

"Meine Eltern haben nur erwartet, dass alles entsprechen ihren Erwartungen gelingt. Falls es klappte, so war es selbstverständlich. Falls mal nicht, so bin ich eiskalt ignoriert worden."

daraus resultierend:

"Sollte mal eine Alternative auftauchen, so muss ich ehrlich zugeben, dass ich dann zweifele, ob ich es mir auch zutraue. Ich weiß nicht, ob es an meinem ausgeprägten Sinn für Perfektionismus liegt oder ob es selbsteingeredete Zweifel sind oder gar Minderwertigkeitsgefühle. Vielleicht sabotiere ich mich auch selbst?!"

Du setzt Dich zu sehr unter Druck, was bei dem Verhalten Deiner Eltern aber verständlich ist.


Ich denke, die Kindheit oder Erziehung hat einen enormen Einfluss auf das weitere Leben - egal wie alt man/frau ist.
Liebe (r) Fadeaway,

ja, das stimmt! Ich setze mich sehr stark unter Druck. Es ist schon beeindruckend, wie lange man von der Kindheit geprägt wird!
Ich werde mich mal mit dem Thema Burnout näher befassen obwohl es entsprechend meiner Erziehung als inakzeptable Schwäche gilt. Mein Vater sagte immer "Dein Opa kannte nicht mal den Begriff Stress"! Und weinen bedeutete, andere zu belästigen! Du siehst....

Danke für Deinen Beitrag
 

Mr. Ich

Mitglied
Das sind einfach Existenzängste.
In diesem Alter völlig normal.
Die Auftragslage ist schlecht, du arbeitest als Selbstständiger -
klar, dass dir mulmig wird.

Warte das Prüfungsergebnis ab.

Und begehe nicht den Fehler, nun im Verhalten deiner Eltern rumzuwühlen oder zu bedauern, dass du zu wenig Dank und Anerkennung erfahren hast im Leben. Das kostet nur Zeit und nutzt gar nichts.

Erfreue dich an dem, was du bisher erreicht hast und orientiere dich beruflich neu.

Was sagt denn deine Freundin zu der Lage?
Liebe Monarose,

ich bin mit dem was Du schreibst vollkommen einverstanden Es bringt nichts, in der Vergangenheit herumzuwühlen. Leider Gottes kann ich diese Gedanken nicht immer kognitiv abschalten. Es sind nun mal Gefühle, die unaufgefordert und eigenwillig hochkochen.

Für meine Partnerin ist es schwierig. Natürlich leidet sie auch mit mir. Sie erlebt mich jedoch auch von meiner anderen Seite. Ich bin schon jemand der fröhlich und lebensfroh ist und ich kann das auch sehr gut ausstrahlen. Nur bei dem Thema Beruf überkommt es mich (gerade die aktuelle Auftragslage trägt dazu auch viel bei). Hinzu kam gestern auch noch der peinliche Prüfungsverlauf.

Berufliche Neuorientierung: Wenn es darum geht, andere zu beraten bin ich recht gut darin. Ich habe schon einigen Teilnehmern in meinen Massnahmen eine positive Perspektive mit erfolgreichem Ausgang aufzeigen können. Aber wenn es um mich selbst geht entsteht eine komplette Blockade in meinem Kopf und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Dabei empfinde ich immer wieder die in meinem Ursprungsbeitrag beschriebenen Gefühle. Fühle mich gefangen in meinem eigenen Geiste. "Ausgang" habe ich nur, wenn "Besuch" kommt (sprich , ich anderen halfen oder andere beraten kann).
 

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