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Ich verstehe euch Menschen einfach nicht

Waui44

Neues Mitglied
Hallöchen :)
Ich bin jetzt ü30 und habe mit Menschen eigentlich abgeschlossen. Ich komme aus einem gewalttätigen Elternhaus und habe da viel schlimmes erlebt. Habe quasi schon als Kind gesagt bekommen: Ich wäre seltsam, muss mich anpassen, falle negativ auf, darf nicht auffallen, soll so sein wie die anderen, still sein, mich ruhiger verhalten usw. Und vor allem: Ich bin nicht gut genug und nichts wert.
Deshalb habe ich die meiste Zeit meines Lebens weder Freunde noch enge Vertraute. Zur Familie reißt der Kontakt inzwischen immer weiter ab (was jetzt per se nichts schlimmes ist)

Im Berufsleben bin ich aus diversen Gründen gescheitert und die Schulzeit war sowieso der Horror. Mit 17 Jahren habe ich mich nicht alleine an eine Bushaltestelle getraut. Durch die Kontrolle der Mutter habe ich mich verhalten wie ein Kleinkind.

Weil ich die ersten 20 Jahre eigentlich keine Bekanntschaften hatte und erst einen Art Freund fand, als ich 27 war, habe ich nie gelernt, wie man mit Menschen umgeht. Man kann das vielleicht auf einen Hund ummünzen, der nie sozialisiert wurde oder in der Prägephase nicht aus der Box gelassen wurde.
Ich erkläre es euch mal so:
Während andere Menschen ein Gespräch recht flüssig führen, muss ich vor jedem Satz überlegen, was ich jetzt sagen muss damit das Gespräch weiter geht. Reden zwei Menschen miteinander und ich komme zufällig dazu, versuche ich so zu tun als hätte ich sie nicht gesehen, weil ich nicht ins Gespräch einsteigen kann. Die meisten Gesprächsthemen interessieren mich null. Blickkontakt schaffe ich auch nicht. Ich weiß nicht wann ich zu lächeln oder zu nicken habe, wie ich Trost spenden kann oder meinen Ärger zeigen. Ich weiß auch nicht, wann ich berichtigt bin Ärger zu zeigen. Trauer oder Schmerz versuche ich nicht zu zeigen, weil ich aus dem Elternhaus gelernt habe, keine Schwäche zu zeigen. Das Kind, was bei uns Schwäche zeigte, war das Opfer.

Ob das Thema hier rein gehört, weiß ich nicht, denn es betrifft auch die Tierwelt. Denn während ich nie Freunde hatte, hatte ich immer Haustiere. Und ich lese Hunde, wie kein anderer, Pferde und Kaninchen genauso. Während die Hundebesitzer seit 2 Jahren Probleme mit ihren Hunden haben, kann ich wenigen Momenten dem Menschen helfen, seinen Hund zu verstehen. Ich bin quasi wie ein halber Hund - nur ohne das Aussehen. Und das macht meinen Alltag in der Menschenwelt wirklich schwer.

Ich bekomme wahrscheinlich Frührente, mit nicht mal 35 Jahren. Am liebsten wäre ich Hundetrainer/Tierpfleger, doch auch da muss man mit Menschen umgehen können, zumindest in der Ausbildung. Und das schaffe ich nicht.

Privat sitte ich jetzt Hunde, da sind die Menschen weg, das geht.
Aber ein richtiges Leben ist das nicht.
In der Psychiatrie war ich 3-mal, Psychologen und Psychiater habe/hatte ich auch schon mehrere.
Manchmal denke ich, das ist kein Leben was ich führe. Es ist ein verschwendetes Leben. Das nächste wird hoffentlich besser. Vielleicht kann ich da machen, was ich möchte.

Versteht das jemand?
Denn ich verstehe mich oft genug selber nicht.
 

Amatio

Aktives Mitglied
Das ist natürlich ein trauriges Schicksal. Da Du ja Hunde so gut verstehst, könntest Du doch Hundetrainerin werden. Dann hast Du ein guten Job, hast eine sinnvolle Aufgabe und bist mit Deinen geliebten Hunden zusammen. Das wäre eine gute Perspektive für Dich. Viel Glück!
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Hallo Waui44,

ich bedauere sehr, wie es Dir ergangen ist. Das sollte niemand durchmachen müssen.

Der Punkt scheint mir zu sein, dass Du "Überlebensstrategien" entwickelt hast, um das alles seelisch zu überleben. Angefeuert durch Deine Wut, Deine Trauer und Deine Angst hast Du Verhaltensweisen angenommen, die in Deinem Umfeld funktioniert haben und der Kontakt zu den Tieren hat Dir gegeben, was niemand Dir geben konnte oder wollte. Also hast Du Deine Sache eigentlich gut gemacht, denn Du hast diese dysfunktionale Situation überlebt.

Aber heute hat sich Deine Situation geändert und doch behältst Deine Strategien bei. Ja, sowas ist nicht leicht abzulegen, denn Deine Gefühle belegen diese Glaubenssätze immer und immer wieder.

Ein "richtiges Leben" ist für jeden etwas anderes. Du musst keine Messlatte überspringen, um richtig zu leben. Du lebst. Aber wie alle Lebewesen musst Du dazu lernen, solltest Du Dich Deiner Umwelt anpassen können, solltest Deine Schmerzen lindern und dafür sorgen, dass Deine inneren Verletzungen heilen können. Du weist, wie Du mit wütenden und eingeschüchterten Hunden umgehen musst, um sie aus ihrer Starre und ihrer Verzweiflung schrittweise zu lösen, in der sie sich gefangen sehen. Funktionieren diese Gesten des Mitgefühls und des Verständnisses nicht auch bei Dir? Kannst Du Dir vielleicht selbst damit helfen, in dem Du Dir selbst ein mitfühlender Freund bist?
 

Schattenwölfin

Aktives Mitglied
Mit diesen Problemen bist du definitiv nicht alleine! Das ist viel weiter verbreitet als du denkst, nur spricht eben kaum einer drüber und die "Leisen" fallen in der Gesellschaft ja nicht so schnell auf, erst wenn man sie quasi zwingt zu sprechen, eine Aktion durchzuführen oder eine Situation entsteht, die eine Aktion wie zb Smalltalk erfordert. Und wenn dann nix kommt, dann wenden sich die Menschen eh schnell von einem ab. Diese Unsicherheiten die du beschreibst, kennen viele. In der Kindheit erlernt man von den Eltern keinerlei Selbstbewusstsein, weil man immer klein gehalten wird, man den Mund halten soll, nicht ernst genommen wird, stört usw, gleichzeitig soll man jedoch früh selbsttändig sein, was dann oftmals schon an Kleinigkeiten scheitert, wofür man dann natürlich auch wieder eine Schimpftirade über die eigene Unfähigkeit über sich ergehen lassen muss....

Ja und das mit den Hunden verstehe ich zu 100%. Diese Tiere sind einfach unglaublich toll und sind in der Lage einem mehr Zuneigung als auch Selbstsicherheit und Lebensmut zu geben, als es die meisten Menschen könnten.

Verwandte verstehen einen ohnehin nicht, wenn man nicht genauso tickt und funktioniert wie sie selber es tun. Da sind oftmals sogar wildfremde Menschen emphatischer und verständnisvoller als die eigene Verwandschaft und vor allem, ehrlicher.

Aber ob Psychologen und all das da helfen können? Davon bin ich eher nicht überzeugt. Man muss ja doch selber kämpfen und sich behaupten und selber verstehen lernen, was einem hilft und weiterbringt und das man auch nein sagen kann und sollte zu Dingen die einem nicht gut tun, schon gar nicht wenn sie einem andere Menschen aufdrängen wollen, was normal ist und was nicht.

Du solltest dich auf deine Stärken und Vorzüge konzentrieren und nicht das ganze Leben über deine Defizite nachgrübeln. Jeder Mensch hat irgendwelche Stärken.
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Du hast diesen Beitrag im Gesellschaftsforum eröffnet. Da ist er wohl eher nicht gut aufgehoben, denn alle Beiträge müssen erst von einem Mod freigegeben werden. Vielleicht lässt Du ihn von einem in ein anderes Unterforum verschieben. Dann bekommst Du mehr Antworten.
 
G

Gelöscht 124742

Gast
Während andere Menschen ein Gespräch recht flüssig führen, muss ich vor jedem Satz überlegen, was ich jetzt sagen muss damit das Gespräch weiter geht. Reden zwei Menschen miteinander und ich komme zufällig dazu, versuche ich so zu tun als hätte ich sie nicht gesehen, weil ich nicht ins Gespräch einsteigen kann. Die meisten Gesprächsthemen interessieren mich null. Blickkontakt schaffe ich auch nicht. Ich weiß nicht wann ich zu lächeln oder zu nicken habe, wie ich Trost spenden kann oder meinen Ärger zeigen.
Fällt dir auf, dass du "andere Menschen" wie einen einzigen Block wahrnimmt, und dich als das kleine Kieselsteinchen, das nicht zu diesem Block gehören kann?

Das ist eine Wahrnehmung, die ich nachvollziehen kann, die aber deshalb trotzdem nicht richtiger wird.

Unter den anderen Menschen, auch unter denen, die sich aus deinem Blickwinkel flüssig unterhalten und die aus deinem Blickwinkel in jeder Situation die "richtige" Reaktion zeigen, sind welche, die sind unsicher, die sind ängstlich, die spulen vielleicht nur ein mühsam angelerntes Repertoire ab.

Bist du dir ganz sicher, dass es in dem Bereich, in dem du gut bist, dem Umgang mit Tieren, nicht sehr viele gibt, die gerade deshalb viel mit Tieren machen, weil sie mit Menschen Probleme haben? Ich glaube, da würdest du durchaus auf dir ähnliche oder zu dir passende Menschen treffen.

Ich finde es übrigens erheblich sympathischer, wenn jemand Spinnen rausträgt statt einsaugt, als wenn jemand in jedem belanglosen Small-Talk an den vermeintlich richtigen Stellen lacht.

Versuch mal, "die Menschen" als das zu sehen, was sie wirklich sind: zahllose einzelne Wesen, von denen nicht wenige genauso unsicher sind wie du.
 
G

Gelöscht 120787

Gast
Ich kann dich verstehen. Unter Menschen ist schon viel merkwürdiges unterwegs. Ich habe oft Gelegenheit Gespräche von Menschen mitzubekommen. Da gibt es nichts zu lernen, um mitreden zu können. Jeder Mench ist anders. Wenn man Glück hat dann treffen sich 2, die miteinander auskommen können. Man redet einfach drauf los, was einem gerade in den Kopf kommt. Es gibt Menschen, die einem die Ohren blutig quatschen und man kommt selber nicht zu Wort und es interessiert auch nicht, wenn man was sagen möchte. Ich habe den Eindruck das Verhalten wird immer mehr. Ich finde man sollte nicht so große Ansprüche an sich selber haben. Es kommt bei Gesprächen auch immer auf das Gegenüber an. Man ist nicht nur selber für ein Gespräch verantwortlich.
Ich finde es interessant die Gespräche von Frauen mit Frauen, Männern mit Männern und Frau mit Männer. Die völlig anders miteinander. Wenn ich Frauen mit Männern reden höre, dann denke ich oft, wie geht das denn jetzt. Ihr redet doch immer von Kindern und Schwangerschaft, auch wenn die 50 Jahre her ist, auf einmal könnt ihr ganz anders reden.
Ich komme am besten mit Tieren und Kindern klar. Ich bin ein Hundemensch und kann dich da gut verstehen. Bei uns zu Hause war das auch nicht der Renner. Meine Schwester und ich waren uns selbst überlassen. Mutter hatte Depressionen und Vater war immer abwesend. Viele Gespräche interessieren mich überhaupt nicht, die Tratscherei über andere kann ich überhaupt nicht leiden.
 

Zebaothling

Sehr aktives Mitglied
Zitat TE
Ich bin quasi wie ein halber Hund - nur ohne das Aussehen. Und das macht meinen Alltag in der Menschenwelt wirklich schwer.
Zitat Ende

Denkst Du Dein Alltag in der Menschenwelt ( was bitte ist die Menschenwelt gibt es noch andere ??? Ich dachte immer es gibt nur eine bekannte Welt , wo wir alle , Menschen, TIere, Pflanzen)
wäre besser , wenn Du das Aussehen hättest ?

Dann geht es primär darum Dich in der Gesellschaft so unscheinbar zu machen, das es keinen stört, wenn Du Dich wegstiehlst, wie ein räudiger Hund mit eingekniffenem Schwanz ???

Oder ist der Gedanke eher von dem Verhaltensmuster weg zu kommen, um Dich selbst als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sehen, Dich dabei nicht sonderlich zu fühlen und sicher zu sein ???

Ich finde Du schreibst reflektiert und kann jetzt nicht wirklich feststellen, worin für Dich die Notwendigkeit besteht. Äußern kannst Du Dich doch ganz gut und wenn das auch im Gespräch gelingt, dann ist das doch alles erstmal sinnvoll.

Wie steht es mit Bildung ???

Ist Dir klar der Begriff "Therapeut" ist nicht geschützt, darfst Du Dir also auf die Visitenkarte drucken, der Begriff " Coach " ist ebenso nicht geschützt, bedeutet darf sich auch jeder ohne Ausbildung auf die Karte schreiben.

Deshalb kannst Du Coaching für Problemfälle anbieten, die wo andere nicht weiterkommen.

Da wärest Du nicht der erste Mensch, der das ohne Ausbildung macht, weil die Ausbildung hast Du ja schon durchlaufen, Du verstehst die Tiere und die Problemlage der Besitzer, während andere Menschen , die auch Geld verlangen keinen Durchblick haben.
Die sollten ne Ausbildung machen, Du verstehst doch was los ist.

Da solltest Du ansetzen, Tiere sind im Grunde einem Menschen gegenüber nicht bösartig, es sei sie üben Rache, machen die aber nur , wenn sie einen Grund haben, behandelst Du die Viecher gut, behandeln die Dich ebenso, viele Menschen sind zu dieser friedlichen Natürlichen Übereinkunft nicht mehr in der Lage , bewahre Dir das .
 

Leere?Zukunft

Sehr aktives Mitglied
Hallo du!

Es tut mir leid,dass du so viele schlechte Erfahrungen machen musstest.
Für deine Gabe mit den Tieren und besonders Hunden beneide ich dich!Das finde ich einfach toll.Wenn du von Tieren gemocht wirst ,solltest du dich eigentlich nicht ändern müssen.Eigentlich bist du genau richtig.
Aber es geht natürlich darum,dass du auch mit Menschen umgehen können musst, zumindest so,dass es dir gut geht,du nicht in deinem Leben eingeschränkt bist.
Also,wie zum Beispiel,die Ausbildung zu machen,die dir gefallen würde.
Und ja,jedes Tier kommt ja mit seinem Besitzer und ein bisschen muss man also auch mit Menschen umgehen können.
Ich verstehe dich gut.
Vielleicht solltest du in einer Therapie,schlechte Erfahrungen lernen zu verarbeiten.
Oder soziales Verhalten zu erlernen.
Wie geht es dir allgemein?
Hast du eine/e Freund/in mit der/ dem du sprechen kannst?
 
M

Meinung828

Gast
Klingt nach Asperger-Autismus:

Deine Eltern wollten aus Dir gewaltsam ein "normales Kind" machen, haben es wohl leider verpasst einen Experten hinzu zu ziehen. Deine Probleme von jetzt schreibst Du fehl Deiner Erziehung zu.

Ich rate zur Vorstellung in einer Autismus-Ambulanz.
 

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