Prinzipiell stellt sich doch die Frage, ob es der menschlichen Natur nach überhaupt möglich ist, dass sich jemand grundlegend ändert. Die Fehler, die andere Leute machen, liegen meist klar auf der Hand. Unsere eigenen zu erkennen ist schon schwieriger.
Normalerweise lässt sich bei Betrachtung unseres Lebenswegs ablesen, wer wir heute sind und wer wir von Geburt an waren.
Wir sind Optimisten oder Pessimisten, fröhlich oder depressiv, leichtgläubig oder zynisch, abenteuerlustig oder risikoscheu.
Eine Therapie könnte unsere Vorzüge besser zur Geltung bringen. Oder unsere Mängel ausgleichen, aber meistens machen wir das, was wir machen, weil wir es schon immer so gemacht haben, selbst wenn es böse endet ... ja, vielleicht gerade dann, wenn es böse endet.
Dies ist eine Geschichte über verschiedene Arten des Erfolgs - Erfolg, der glückt, Erfolg, der missglückt, und manches andere dazwischen.
An diesem Tag fuhr ich um Viertel nach eins in Langendorf los und machte mich auf den Weg in das nur zwei Kilometer weiter östlich gelegene Solothurn. Der Wetter-bericht hatte Höchsttemperaturen bis vierundzwanzig Grad versprochen. Die morgendliche Bewölkung war von Sonnenschein abgelöst worden, eine willkommene Abwechslung zu dem ständig bedeckten Himmel, der -.ins meist den März und den April vergällt. Ich hatte an meinem Schreibtisch zu Mittag gegessen und mir ein in Viertel geschnittenes Sandwich mit Oliven-Paprika-Schinken auf Weizenbrot
gegönnt, mein drittliebstes Sandwich auf der ganzen Welt. Wo lag das Problem? Ich hatte keines. Das Leben war schön.
Jetzt da ich die Angelegenheit zu Papier bringe, erkenne ich, was mir von Anfang an hätte ins Auge stechen sollen, doch die Ereignisse schritten in so gleichförmigem Tempo voran, dass ich bildlich gesprochen am Steuer eingenickt bin. Ich bin Journalist, siebenundreissig Jahre alt und übe meinen Beruf in der Gemeinde Langendorf aus. Meine Aufträge sind unterschiedlich nicht immer lukrativ, aber ausreichend, um Wohnung, Essen und sämtliche anfallenden Rechnungen zu bezahlen. Ich stelle Recherchen über Gott und die Welt an. Ich spüre Erfolg auf, für jene die im Zuge des Lebens Wohlstand aufbauen wollen. Je älter ich werde, desto weniger verstehe ich die Frauen und deshalb halte ich mich eher von ihnen fern. Infolgedessen habe ich kein nennenswertes Sexualleben, aber so werde ich nicht mit Alimentenforderungen geplagt.
Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass Liebe und Arbeit eine zweifelhafte Mixtur ergeben.
Ich fuhr auf der Hauptstraße dahin, war unterwegs zum West Bahnhof, zu einem älteren Herrn, dessen Konterfei mit schöner Regelmässigkeit in der Gesellschaftsspalte der Schweizer Illustrierten abgebildet war. Anlass hierfür war meist, dass er wieder einmal eine beträchtliche Summe für irgendeinen wohltätigen Zweck gespendet hatte.