Momentan denke ich, darf das Kind in mir traurig und stumm sein. Es ist gut, dass man hier schreiben kann. Reden wäre nicht das, was ich möchte.
Das Kind darf sein. Zum ersten Mal in seinem Leben.
Kinder möchten einfach nur sein dürfen. Und dafür geliebt werden, dass sie sind. Feen können das. Die setzen sich neben das Kind, halten die Hand und sind einfach nur da, lieben das Kind.
Du hast ein Ziel für dein Inneres Kind, bist ungeduldig, dass es ankommt, irgendwer, irgendwas ist, was es nicht sein kann.
Lass das Kind doch einfach sein. Traurig sein. Gib ihm Raum. Lass es in Ruhe.
Als deine Tochter noch ganz klein war und schreckliche Angst hatte, was hat das in dir ausgelöst? Welches Gefühl hattest du? Was war dein Instinkt? Wolltest du, dass dieses Kind sich zusammenreißt, stark wird, ging es um Entwicklung?
Ich denke doch, der erste Impuls war, deine Tochter in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, dass du da bist und sie beschützt.
Mehr braucht dein Inneres Kind zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht.
Dieses Kind hat niemals die Erfahrung gemacht, dass es beschützt wird. Und das ist es, was du ihm geben kannst. Und weil es Menschen nicht vertrauen kann, stellt man ihm einen Beschützer an die Seite wie eine Fee oder einen Drachen, einen Hund, was immer ihm gut tut. Und man schafft einen sicheren Raum. Stell ihn dir nur vor. Wenn er da ist, du wirst sehen, wird dieses Kind von ganz allein an diesen Ort gehen.
Was hättest DU dir denn als Kind gewünscht? Sicherheit? Wahrgenommen werden?
Das ist die Arbeit mit dem Inneren Kind. Herausfinden, welche Bedürfnisse es hatte, die nicht gestillt wurden und dann daran arbeiten, ihm dieses Sehnsucht, diese Leere zu stillen.
Es geht nicht darum, was DU jetzt brauchst. Es geht darum, was dieses Kind damals gebraucht hätte.
@ Traumatherapie
Ab wann ist man es wert, eine Traumatherapie zu machen?
Das Thema Trauma gibt es erst seit den später 70igern, den frühen 80iger Jahren. Da wurde zum ersten Mal in diese Richtung geforscht. Und das in Amerika, nachdem die ganzen Soldaten aus dem Vietnamkrieg zurückkamen und sich merkwürdig verhielten.
Da zuerst das Militär in diese Richtung geforscht hat, wurde das Trauma am Erlebnis festgemacht und der Mensch dabei wenig berücksichtigt.
Die ganzen Psychologen/Therapeuten, die bis in die 90iger ausgebildet wurden, haben von diesem Thema wenig Kenntnisse. Man merkte aber, dass man spezielle Kenntnisse braucht, um Menschen mit der PTBS helfen zu können. Darum wurden Zusatzausbildungen angeboten und damit gab es plötzlich spezielle Traumatherapeuten.
Heute weiß man, dass im Grunde alle psychischen Störungen traumatische Erlebnisse zugrunde liegen. Dazu musste sich das Bild der Traumatisierung aber erst ändern und heute hängt die Definition fürs Trauma am Menschen und nicht mehr am Ereignis.
Bei einem Trauma ist der Körper in permanentem Alarmzustand und wird mit Stresshormonen und bestimmten Botenstoffen überflutet. Der Körper ist in einem chemischen Ungleichgewicht. Menschen mit Traumata haben einen sehr geringen Stresslevel. Das kann man mit entsprechender Arbeit in den Griff bekommen. Und die Techniken dazu lernt man in der Traumaberatung. Mehr ist das eigentlich erst mal nicht.
Menschen, die emotional und/oder sexuell missbraucht wurden, entwickeln psychische Probleme. Daran kann man in der Therapie arbeiten.
Das heißt, ob du in eine Traumatherapie gehen solltest, hängt nicht davon ab, was du erlebt hast. Es hängt ganz von deinen Symptomen ab und da kann ich dir versichern, du hast Symptome, bei denen dir ein Traumatherapeut helfen kann.
Jeder Mensch erlebt Traumata. Das bleibt nicht aus. Es ist ein völlig normaler Stressvorgang im Körper.
Das von NochNicht angebotene Beispiel mit dem hasserfüllten Blick ist für mich persönlich schon eine Nummer zu viel. Ich weiß gar nicht, ob ein Säugling das überhaupt wahrnehmen kann, aber okay, gehen wir mal davon aus. Es wäre aber auch wieder eine Art von Gewalt und Boshaftigkeit, der das Kind ausgesetzt ist.
Das fängt aber schon viel kleiner an. Jedes Kind braucht Körperkontakt. Bei fast allen Naturvölkern trägt die Mutter den Säugling den ganzen Tag eng am Körper. Es gibt dazu auch Studien an Affen, die bewiesen haben, dass Nahrung für das Kind nicht so wichtig ist, wie Körperkontakt. Eine Mutter, die ihr Kind hasst, wird diesem natürlich genau das vorenthalten. Aber das muss gar nicht mal der Hass sein. Es reicht eine Postnatale Depression. Die Mutter ist den ganzen Tag mit dem Kind alleine und es wird nur zum Windelwechseln und Füttern hochgehoben.
Dieses Kind steht unter extremen Stress und hat Traumareaktionen. Wenn das nicht an irgendeiner Stelle aufgefangen wird, kann sich daraus eine PTBS entwickeln.
Das heißt, dass Eltern, die dem Kind alles geben, die beste Ernährung, immer das Teuerste vom Teuersten, die besten Ausbildungen, etc., machen sich trotzdem der emotionalen Misshandlung schuldig, wenn sie nicht in der Lage sind, diesem Kind entsprechend Wärme und Nähe zu geben.
Was übrigens sexuellen Missbrauch an einem sehr kleinen Kind zu einem absoluten Horror macht. Es ist DAS Urbedürfnis dieses Kindes. Und genau an der Stelle wird es verraten. Die erste Erfahrung, die dieses Kind macht, heißt: Ich bezahle für meine Bedürfnisse einen unendlich hohen Preis.
Nun gibt es Menschen, die würden sagen, wenn ein Kind, das zehn Jahre ein super Verhältnis zum Vater hatte und eine tolle Vertrauensbeziehung aufbauen konnte, plötzlich damit konfrontiert wird, dass der Vater stirbt, wäre das weniger schlimm. Tatsächlich aber geht an ganz anderer Stelle etwas kaputt und die Probleme sind so oder so groß.
Wenn du einen Geigevirtuosen fragen würdest, würde der lieber beide Füße verlieren als seine rechte Hand. Aber ein Sprinter würde sicher lieber einen Arm geben als einen Fuß zu verlieren.
Ob jemand traumatisiert wird, welche Folgen das hat und wie er damit umgeht, hat etwas mit der Psyche dieses Menschen zu tun, mit der Entwicklung seines Gehirns im Mutterleib, mit dem chemischen Cocktail in seinem Blut. Man kann Ereignisse nicht miteinander vergleichen.
Nur weil ich den gleichen Weg wie ein anderer gegangen bin, heißt das nicht, dass ich diesen Weg in seinen Schuhen gegangen bin. Vielleicht war in seinen Schuhen ein Stein. Vielleicht waren seine Schuhe zu klein und jetzt hat er Blasen.
Und selbst wenn ich denke, ich bin den schwereren Weg gegangen, meiner war voller Wurzeln und Steine und ich musste mich echt vorwärts kämpfen und der ist die betonierte Straße entlang gegangen, dann ist auch hier die Frage, was der in seinen Schuhen hatte. Oder vielleicht musste er diesen Weg ja kriechend gehen, weil man ihm die Beine verkrüppelt hat ...
Wir urteilen oft so oberflächlich.
Viel, viel wichtiger ist, dass das Kind bestimmte Bedürfnisse