Eigentlich ist mein innerster Wunsch, dass meine Eltern ihre Fehler anerkennen und ein normales Aufarbeitungsgespräch mit ihnen möglich wäre. Nur bei wie immer gearteter Einsicht oder Anerkennung wäre ich bereit meiner Mutter zu verzeihen. Aber ich denke, sie ist zu unreif, um diese Leistung zu erbringen.
Sorry. Die Emotionen (Reue, Einsicht...), die Du Dir von Deiner Mutter wünscht, wirst Du nicht bekommen. Und solange Du sie Dir wünscht, wirst Du auch nicht frei sein.
Manchmal gehört zum Abschließen mit seinen Eltern eben dazu, dass man sagt "so war meine Vergangenheit halt. Ich lebe JETZT. Das was war, kann ich nicht mehr ändern".
Falls Du einen Brief an Deine Mutter schreibst, würde ich ihn in der "ich-Form" verfassen. Wenn man schreibt "Du hast das falsch gemacht, und DARIN hast Du versagt...und Du warst furchtbar", blockt der Empfänger der Nachricht ab.
Doch wenn man schreibt "als ich ungefähr 11 Jahre war, geschah das folgende Ereignis.... Dabei fühlte ich mich...
Als ich neun war, geschah... Und dabei waren meine Gefühle....", dann ist das weniger provokativ. Vielleicht sieht Deine Mutter dann tatsächlich ein, dass sie Fehler gemacht hat.
Wobei JEDE Mutter Fehler macht, Gefühle verletzt und einem nicht die Energien (Selbstwert, Liebe, Anerkennung, usw) gibt, die man sich wünscht. Mütter sind eben auch nur Menschen.
Hatte Deine Mutter NUR schlechte Seiten? Oft bleiben die dunklen Seiten im Fokus, während das, was normal war (der Mutter jedoch viel Anstrengung abverlangte) aus dem Gedächtnis schwindet.
Hat Eure Mutter für Euch gekocht, Wäsche gewaschen, ist morgens aufgestanden, damit Ihr eine Tagesstruktur habt, usw...?
Weißt Du...manche Mütter verkaufen ihre Kinder in die Sklaverei oder Prostitution.
Wenn Du in Deinem Brief, das was okay warst, betonst und Dich dafür bedankst, dann wird Deine Mutter vielleicht auch der Beschreibung der nicht so guten Seiten zugänglicher sein.
Habe zig Entwürfe für einen Brief an die Mutter geschrieben, aber keiner scheint geeignet, das zu erreichen, was ich will: Anerkennung meiner seelischen Schmerzen, die mich auch depressiv gemacht und mir mein ganzes Leben schwer gemacht haben.
a) das Gute betonen (auch wenn in Dir alles dagegen rebelliert). Dich dafür bedanken.
b) ich-Form. Situationen beschreiben. Wie Du Dich jetzt fühlst. Möglichst wenig das Wort "Du" im Brief benutzen.
c) Eltern haben den Job einen groß zu ziehen. Die eigenen Gefühle zu versorgen (vor allem im Erwachsenenalter) haben sie nicht. Einer der größten Schritte der Abnabelung ist nicht die Heirat, die eigene Mutterschaft oder finanzielle Unabhängigkeit. Sondern sich mit der Vergangenheit, die man hatte, zu arrangieren.
Und eben zu sagen "JETZT findet mein Leben statt".
Ich will aber unbedingt, dass sie noch vor ihrem Tod erfährt, was sie mir angetan hat und das dies der Grund für mein Schweigen ist (nun mittlerweile 3 1/2 Jahre). Ich will auch meinen Frieden machen mit der Vergangenheit, aber so hängt es irgendwie weiter in der Luft.
Jeder ist der beste Mensch, der er im gegenwärtigen Moment sein kann. Kaum einer sagt sich "ich kriege Kinder, um deren Kindheit zu ruinieren. Meistens geschieht das aus eigener Schwäche (mangelnde Impulskontrolle, Probleme im Gefühlsbereich, in der Kommunikation). Wir sind alle fehlerhaft.
Hat jemand das auch schon erlebt? und was habt ihr gemacht in so einem Fall?
Als meine Mutter sagte, dass sie mich nicht liebt, habe ich geheult, obwohl ich längst erwachsen war.
Dann realisierte ich, dass sie ihre Pflicht erfüllt hat. Denn a) ich lebe, b) ich habe nie gehungert und c) ich habe die Chance bekommen beruflich und privat meinen Weg zu gehen. Damit wurde mir gegenüber zig Millionen anderer Kinder (und jetzt Erwachsener) in dieser Welt ein riesiges Geschenk zuteil.
Der Wunsch Wärme von meiner Mutter zu bekommen taucht ab und an noch in mir auf. Doch hat er in den letzten Jahren stark nach gelassen. Meine Mutter und ich stehen nach wie vor im Kontakt. Trotz der Verletzungen, die ich durch sie erlitt (nicht wenige).
Keine Liebe? Kein Problem!
Es tat lange weh, doch auch meine Mutter kann nur der Mensch sein, der sie eben ist. Das gilt für Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart.
Den Kontakt abzubrechen ist eine legitime Option. Aber wirkliche Abnabelung heißt, keine Energien (Reue, Liebe, Verständnis) mehr von der Person zu wollen, von der Du Dich abnabelst.