Du sagst es. Mein Vertrauen ist ohnehin fragil. Kommt dann so eine Enttäuschung dazu, falle ich tief. Vielleicht tiefer als normal wäre.
Und mein Wert schrumpft in meinem Universum noch mehr.
Lieber Nolan,
ich habe selbst große Schuldgefühle, weil ich so tief wegen dieser Enttäuschung gefallen bin und vielen Seiten - auch im übrigen verdeckt von genau diesem Menschen - mit Vorwürfen konfrontiert werde, nicht endlich abgeschlossen zu haben. Ich wünsche mir nichts anderes, als dies endlich zu können, aber ich bin so tief verletzt und enttäuscht und gefallen, dass es mir kaum gelingt. Eben erneut traumatisiert - wofür diese Person nur bedingt natürlich was kann. Ja, sowas schlägt ein, wie eine Bombe, wenn der Selbstwert eh schon jenseits von 0 ist.
Was mir in all der Zeit aber aufgefallen ist: Menschen mit einer traumasierenden Vergangenheit zeigen oft die selben Verletzlichkeiten in Zwischenmenschlichen Beziehungen und sie kämpfen mit den selben Dämonen. Daher denke ich, dass es gewissermaßen auch nicht ungewöhnlich für uns ist, derart tief zu fallen. Bitter ist nur, wenn man von Beginn an darum gebeten hat: bitte spiele nicht mit mir, benutze mein Vertrauen nicht und lass mich dann hängen. Es macht es so viel schwerer, sich wieder auf Menschen einlassen zu können...
Und ich habe einfach Angst dass sich so etwas wiederholt.
Ja, diese Angst sitzt bei mir auch sehr tief. Und wenn man dann immer wieder zu hören bekommt: du musst loslassen um neues zu finden, dann zerreißt es mich. Als ob alles ersetzbar und umtauschbar wäre. Als ob es da im Vorfeld niemals Versprechen gegeben hätte, man könne sich auf den anderen verlassen, man gehe durch dick UND durch dünn. Das ist es doch, was so sehr verletzt. Zu erkennen, dass all diese Worte mit einem Wimpernschlag ihre Kraft verlieren und man auf etwas vertraut hat, das leichtfertig daher gesagt wurde - weil der andere nicht zugehört hat, etwas in dich hineinprojeziert hat, das du nicht bist. Da frage ich mich, wer war unehrlich in dieser ganzen Sache?
Tatsächlich wird mir nicht geglaubt dass ich manchmal dann ein schweres Leben lebe. Weil man siehts ja nicht. Auch so ein Vorurteil. Aber das nur als Randnotiz.
Also wird etwas in mich hinein interpretiert, gelegt, was ich nicht bin und nicht erfüllen kann.
Am besten wäre es gleich zu sagen, ich bin nicht das was du denkst.
Deshalb Mogelpackung. Ich bin echt, aber ich habe das Gefühl dass mich niemand so sehen kann wie es ist.
Ich denke, dass dies auch ganz viel mit dem Gegenüber selbst zutun hat. Sie selbst idealisieren, gehen in gewissen Rollen auf. Dann hören sie nicht zu und stülpen dir ein, ihr eigenes Bild von dir über. Ich weiß nicht, wie oft ich gesagt habe, ich bin kein leichter oder guter Umgang... Oft. So oft, dass ich irgendwann wirklich darauf vertraut habe, dieser Mensch hat das verstanden und nimmt mich trotzdem, wie ich bin. Aber er hat nie MICH gesehen, nur das, was er sehen wollte...
Hinzu kamen sehr schwierige Umstände in meinem Leben. Ich konnte nicht so offen sein, wie dieser Mensch sich das gewünscht hatte. Es war mir nicht möglich. Dazu schrieb ich dir ja bereits eine PN.
Ja, man sieht nie in das Innere eines anderen Menschen. Manchmal hätte ich es mir gewünscht, damit sie verstehen, was in mir vorgeht und ich verstehe, was in ihnen vorgeht. Unsere Sprache ist oft leider nicht hinreichend, schon gar nicht als traumatisierter Mensch.
Ja, tatsächlich habe ich angefangen so etwas wie ein Buch zu verfassen. Bzw eigentlich sind es nur Notizen. Fetzen. Nicht zusammen hängend. Ich finde es extrem schwierig alles in Worte zu fassen. Und seit ein paar Wochen habe ich nichts mehr geschrieben, weil mir die Kraft dazu fehlte.
Deshalb habe ich mich damals für einen Blog entschieden. Eine Website, auf der ich alles in meinem Tempo verarbeiten kann. Sie ist offline, ich nutze sie nur für mich. Einen öffentlichen Blog dürfte ich momentan noch gar nicht schreiben. Aber es hilft mir, mein inneres zu sortieren, auch wenn mir wie dir oft die Worte fehlen. Es ist wie ein riesiges Puzzel - das Wort für Wort, Stück für Stück ergänzt wird. Mein Weg.
Das gute an einem Blog ist, du kannst auf diesem Weg immer wieder vor und zurück gehen, Dinge betrachten, ergänzen, bessere Worte finden. Für mich die Hoffnung, eines Tages durch das Schreiben doch loslassen zu können.
Und du, Pausen, nicht schreiben, ist völlig okay. Du tust es ja für dich.
🙂