Hallo Kati,
habe mich entschlossen, dir nun auch zu antworten, nachdem ich versucht habe, mir einen Überblick zu verschaffen.
Es ist doch Tatsache, dass wir ein Produkt unserer Erbanlagen und unseres Umfeldes (dazu gehört auch die Erziehung) sind. Wenn ein Mensch nun Probleme hat, seine Meinung offen zu vertreten, hat das nicht unbedingt mit Charakterschwäche zu tun, umgekehrt allerdings mit Stärke und Mut, wenn er es tut.
Ich selbst mag es überhaupt nicht, wenn ein Mensch schweigt oder gar heuchelt, aber ich verurteile ihn nicht von vornherein. Warum tut er es? Will er anderen gefallen, sich Vorteile verschaffen?Hat er Angst, gedemütigt zu werden oder eine Angst, die er nicht einmal konkretisieren kann? Kann diese Angst nicht so tief verwurzelt sein im Unterbewusstsein (z.B. durch kindliche Erfahrungen?), dass es ihm nicht oder erst nach Jahren gelingt, sie zu besiegen?
Alle, die bereits Therapiererfahrungen gemacht haben, wissen doch, wie schwer der Verstand gegen diese tief verwurzelten negativen Erfahrungen ankämpfen muss. Manchen gelingt es, manchen gelingt es nicht und ihr Leid ist oft groß. Viele verstecken sich dann hinter einer Maske. Ungeachtet dessen erfordert es ohne Zweifel dann viel Mut und Kraft, zu seiner eigenen Meinung zu stehen. Es ist ein langer Lernprozess.
Natürlich gibt es auch Menschen, die immer den geringsten Weg des Widerstandes gehen. Sie sind feige und vielleicht auch als charakterlos zu bezeichnen.
Ein Mensch, der eben aus den o.g.Gründen so verbogen worden ist, ist niemals er selbst und er wird immer wieder neu verbogen werden, wenn er nicht durch einen Leidensdruck ...trifft aber nicht alle...lernt, zu sich selbst zu finden. Es kann ein langer und schmerzhafter Weg sein, aber er lohnt sich.Am Anfang dieses Weges steht die absolute Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und auch das erfordert Mut und Kraft.
In diesem Sinne helfen wir doch mit und machen anderen Mut, die noch auf dem Weg sind!
Kriemhild