Hallo Flo,
ich schließe mich der Meinung an, dass Du Deine Probleme mal mit einem Therapeuten Deines Vertrauens bearbeiten solltest.
Du könntest überlegen, inwieweit Du Dich dem Druck des "schneller, höher, weiter" zumindest etwas entziehen könntest. Beispielsweise könntest Du Social Media meiden, wenn es Dich runterzieht. Oder Du führst Dir bewusst vor Augen, was Du ja schon weißt: Auf Social Media inszenieren sich Leute selbst und zeigen nur die Sonnenseiten ihres Lebens. Mit der Realität hat das meist wenig zu tun.
Vielleicht würde Dir auch eine "Einstellungsänderung" helfen und wenn Du Dir Freunde suchen würdest, die ähnlich ticken. Ich lebe beispielsweise recht minimalistisch (nicht extrem) und vergleiche mich, seit ich mich mit Minimalismus beschäftige und identifiziere, sehr viel weniger mit anderen. Wer einen Sportwagen hat, kann ihn gern haben, aber deshalb muss ich noch lange keinen haben. Glücklicherweise habe ich Freunde (gefunden), die da ähnlich denken. Das entlastet mich ungemein. Auch finde ich, dass man mit "wirklichen" Freunden ehrlich sein können sollte, also über positive und negative Dinge im Leben reden (können) sollte.
In Deinem Leben scheint ja einiges schief gelaufen zu sein und natürlich tut das weh. Ich denke, Du solltest Deine Probleme schrittweise angehen. Einen Elefanten isst man eben in kleinen Häppchen.
Die Selbstzweifel und das Gefühl, alles hinschmeißen zu wollen, kenne ich auch allzu gut. So richtig kann ich damit auch (noch) nicht umgehen. Ich versuche, mich weniger über meine Leistung zu definieren, aber das fällt mir noch schwer. Mein Leben ist ingesamt anscheinend etwas glatter verlaufen als Deins, aber ich fühle mich trotzdem oft kampfesmüde. Ich musste meinen Eltern gegenüber durchsetzen, dass ich aufs Gymnasium gehen, Abitur machen und studieren durfte. Ich habe neben der Schule und dem Studium viel gearbeitet und danach neben einem Angestelltenjob ein Unternehmen übernommen und ausgebaut. Ja, ich habe viel erreicht und mein Job macht mir Spaß. Allerdings habe ich das Gefühl, mit einem Terminkalender voller 60-Stunden-Arbeitswochen auf die Welt gekommen zu sein und ein Ende davon ist nicht in Sicht (allenfalls im Ruhestand in fast 30 Jahren).
Ich glaube, diese Kampfesmüdigkeit kann jeden treffen. Es klingt vielleicht trivial, aber mir helfen dagegen oft Kleinigkeiten, aus denen ich Kraft ziehen kann: ein Spaziergang in der Natur, mal eine halbe Stunde Pause machen und genüsslich eine Tasse Tee trinken, ... Auch habe ich ein paar Filme und Bücher, die mir Mut und Kraft zum Weitermachen geben, wenn ich mal wieder alles hinschmeißen will.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!