Ich bin alleinstehende Hundehalterin und hab schon so vieles mit dem Hund durch und auch bei vielen anderen Hundehaltern in den letzten Jahren mitbekommen. Es geht vieles. Aber es ist sehr anstrengend. Die Rahmenbedingungen für ein Hundeleben verändern sich ständig. Ein Hundeleben ist lang.
Kein Urlaub ohne Hund. Keine Flugreisen. Jahrelang Urlaub zuhause, Ferienhaus in Holland oder mit dem Wohnmobil unterwegs. Kein Kino, nur Kurzbesuche bei Freunden mit Allergie. Und wenn doch Urlaub oder Seminare ohne Hund mußt Du immer die Zusatzkosten für Tierpension einkalkulieren.
Die ersten Jahre konnte ich meine Hund mitnehmen ins Büro. Das war gut. Aber auch nicht leicht. Mal ein mißgünstiger Kollege, mal jemand mit Angst oder Allergie, mal ein Mißgeschick des Hundes, mal eine kurzfristig angesetzte hochrangige Besprechung, mal eine ganztägige Fortbildung, mal zu lange Besprechungen, bei denen Du auf heißen Kohlen sitzt und nur daran denken kannst, daß der Hund mal raus muß. Und das, obwohl er kein Welpe mehr war, sondern schon 3 als wir uns begegneten.
Dann kam ein neuer Chef und der untersagte das Mitbringen des Hundes. Dann hetzt man in der Mittagspause nachhause wegen des Hundes. Dann kann man keine Überstunden mehr machen, ist nicht mehr flexibel, weil zuhause der Hund wartet. Und wenn man doch mal länger arbeiten muß, zerreißt es einen innerlich. Danach kamen wieder neue Chefs und Jahre des Lavierens und der Kompromisse. Da hab ich meine Arbeitszeiten so verändert, daß ich möglichst wenig Überschneidungen mit Chefs und Kollegen habe. Arbeite bis abends 20 Uhr, tagsüber lag der Hund auf dem Rasen vorm Betrieb oder zuhause und ab 16 Uhr konnte ich ihn reinholen.
Der Hund wurde älter. Er bekam einen Schlaganfall. Zum Glück hatte ich da gerade ein Sabatjahr, in dem ich nicht arbeitete. Wie hätte ich ihn sonst wochenlang rund um die Uhr pflegen können?
Jetzt ist er ganz alt. Er ist verletzt. Läuft ganz schlecht. Er kann nicht mehr Treppensteigen. Wir können nicht in unsere Wohnung. Seit 4 Wochen wohne ich mit Hund und Katze im Wohnmobil. Es ist nicht leicht. Ich muß ja arbeiten. Eine logistische Herausforderung. Ob sein Rücken noch mal besser wird oder ich ihn jetzt bald gehen lassen muß? Wir leben von Tag zu Tag.
Der Hund ist jetzt 16. Dann ist Deine Tochter 28. Ein Hundeleben ist lang. Deine Tochter geht mit 20 aus dem Haus. Sie nimmt den alten Hund sicher nicht mit in ihr kleines Zimmerchen im Studentenheim. Oder in ihre kleine erste Wohnung während sie eine Ausbildung macht oder sie geht ein Jahr ins Ausland oder...
Ein Hundeleben ist lang und es ist eine Entscheidung nicht für Deine Tochter oder für Dich, wenn Ihr einen Hund in Euer Rudel aufnehmt, sondern für ihn und seine ganze Lebensspanne. Er entscheidet nicht, sondern Du und daher bist Du ihm verantwortlich so lange er lebt.
Deine Tochter ist aus dem Haus mit Mitte 20. Wie sind dann Deine Träume? Willst Du Zeit für Dich? Flexibel sein? Frei? Durch die Welt fliegen? Oder dein Leben nach dem alten Hund richten, dessen Radius immer enger wird? Der vielleicht teure Medikamente braucht und Operationen? Der unsauber wird und den Du selbst zu guten Freunden kaum noch mitnehmen kannst, aber auch nicht mehr lange allein lassen? Dein Radius wird dadurch auch wieder eng wie damals als Deine Tochter noch sehr klein war. Ist das Dein Traum von der Zeit, wenn Deine Tochter erwachsen ist?
Wenn Du sagst, ja, ich will mit einem Hund leben, ich bin ein Hundemensch und zahle liebend gern den Preis für meinen Gefährten, dann ja, nur zu, dann ist alles möglich und machbar. Dann gibt es immer Wege und Lösungen. Und dann ist das auch toll für Deine Tochter. Wobei ich auch dann nicht zu einem Welpen, sondern zu einem katzenfreundlichen, vernünftigen, erwachsenen, alltags- und familienerfahrenen Hund aus dem Tierschutz raten würde.
Aber wenn Dein Herz nur sagt: Meine 12jährige Tochter wünscht sich doch so sehr einen netten kleinen Hund und ich kann meiner Tochter so schlecht einen Wunsch abschlagen, dann ist das keine gute Basis für ein langes Hundeleben.
Wenn letzteres der Fall ist, dann lebt die Tierliebe Deiner Tochter aus, indem Ihr ein Segen seid für bedürftige Hunde und Hundehalter. Werdet Spaziergänger im Tierheim oder bietet Euch als Tiersitter für Berufstätige, kranke oder alte Nachbarn an. Wenn Deine Tochter 14 ist und hundeerfahren, kann sie sich als Dogsitterin was nebenher verdienen. Bei uns in der Gegend ist der Preis etwa 5 Eure für einen Gassigang, 10 Euro für Tages- oder Abendbetreung, 20 Euro wenn der Hund auch bei Euch übernachtet. Die Zeit von 12 bis 14 könnt ihr nutzen um Erfahrungen zu sammeln, mit Tierheimhunden, Nachbarhunden oder Wochenendbetreuung. Aber das ist dann Deine Aufgabe, Zeit und Verantwortung. Nicht die Deiner Tochter. Dazu ist sie noch zu jung.