HIV Testergebnis abwarten - Panik vor dem ultimativen Scherbenhaufen

Hey Forum,

Mitte zwanzig, weiblich hier.
Ich war vor 6 Monaten ein Vollpfosten und hatte ungeschützten Sex. Ich war danach beim Frauenarzt und hab mich untersuchen lassen (Schwangerschaft war durch Spirale dankenswerterweise ausgeschlossen), allerdings konnte ich so früh nach dem Geschehen der Angst vor einer HIV Ansteckung keine Linderung bescheren. Drei Monate später bin ich umgezogen und habe ein chaotisches Kapitel in meinem Leben beendet. Neue Stadt, neue Karriere, bessere geistige Gesundheit. Ich hab vieles aufgeräumt, nur die Konfrontation mit der Möglichkeit, sich angesteckt zu haben habe ich immer weiter aufgeschoben.
Anfangs habe ich jede Woche Pläne gemacht, einen anonymen Test in einer Beratung machen zu lassen. Immer wieder kam mein Stundenplan dazwischen, immer wieder hab ich es aufgeschoben und immer mehr ein Stückchen verdrängt.
Bis heute. Ich bin endlich zum Arzt und hab eine Blutprobe einschicken lassen. Ich hatte so gehofft, einen Schnelltest machen zu können - Augen zu und durch, jetzt muss ich leider warten, bis die Probe aus dem Labor zurückkommt.
Frühestens Donnerstag, wahrscheinlich eher Freitag.
Die ganze aufgestaute Furcht kommt jetzt erst richtig in Fahrt. Ich muss bis Donnerstag/Freitag irgendwie aushalten. Wenn das Ergebnis positiv ist, weiss ich wenigstens, woran ich bin und kann weiter planen. Natürlich wäre es ein Weltuntergang für mich, natürlich habe ich keine Ahnung, wie ich es meiner Familie beibringen würde.
Wenn das Ergebnis negativ wäre....ich glaube, dann lege ich mich mit ner Sektflasche in die Badewanne und danke allen guten Geistern für die tausendste zweite Chance.
Es bringt mir nichts, panisch daran zu glauben, es sei meine gerechte Strafe für Dummheit und unverantwortungsvolles Verhalten.
Es bringt mir nichts, die Angst zu verdrängen.
Aber typisch Mensch mache ich im Moment beides und es zerreisst mich. Ich weiß nicht wie ich bis Donnerstag durchhalten soll. Was soll ich nur tun? Ich kann mich nicht konzentrieren, ansonsten würde ich lernen & arbeiten, aber wenn ich versuche mich zu entspannen, springe ich sofort in den Panik-Modus.
Ich will eine gute Freundin anrufen und mit ihr reden, aber ich kann mich nicht dazu durchringen.
Kann mir hier irgendjemand helfen, die Zeit bis Donnerstag/Freitag zu überstehen? Hat jemand Erfahrungsberichte, Vorschläge für diese Situation?
Ich glaube, es würde mir wahnsinnig gut tun, einfach darüber zu reden. Mit irgendjemandem, der mich nicht kennt und der mich nicht sieht. Ich kann mir gerade kaum selber ins Gesicht sehen, ich schäme mich so für so viele Sachen. ich kenne das Reden mit dem Psychotherapeuten, das Reden mit Freunden, das Reden mit der Familie, aber im Moment kann ich mit den genannten Leuten einfach nicht. Ich würde einfach gerne jemandem meine Geschichte erzählen und wissen, dass sie gehört wird. Ich würde beten, wenn ich genug Glauben dafür hätte. Ich würde gerne einfach nur hören, dass ich trotz möglicher Infektion und trotz all meiner Fehler und des Chaos, das ich im Leben meiner Mitmenschen veranstalte - dass es trotzdem irgendwo jemanden gibt, der mir dafür verzeihen kann. Irgendjemand der mir helfen kann, mir selber zu vergeben, egal was passiert.
Hilfe.

Jetzt einmal tief durchatmen und versuche dich abzulenken. In der heutigen Zeit ist ein ungeschützter Verkehr mit lockeren Bekanntschaften ziemlich ... gefährlich. Was passiert ist, ist passiert. Du hast endlich den Test gemacht und dazwischen mit keiner weiteren Person ungeschützt verkehrt.

Bis dahin zerfleische dich nicht selbst. Warte ab und dann richte dich nach dem Testergebnis.

Genau das Abwarten ist ja das Problem....Das Schreiben hat wenigstens den Käfig aufgemacht und die Panikvögel vorerst rausgelassen. Danke.

Ich finde, Du machst das doch ganz gut!?!
Jetzt hast Du erst mal aufgeräumt, und auch der Test ist ein weiteres Chaos-Stück, welches Du aufgeräumt hast. Und das Tolle: Dazu musst Du jetzt nichts mehr zu tun, außer abzuwarten!!
Male Dir nicht den worst case aus!! Heute ist es außerdem gar kein Todesurteil mehr, HIV infiziert zu sein.
Du hast also schon viel geschafft! Vielleicht belohnst Du dich einfach selbst, indem Du jeden Tag, den Du bis zum Ergebnis hinter Dich bringst, dir was Gutes tust, z.B. eine Tafel Schokolade zu essen, ein ausgedehntes Bad zu nehmen, Dir selbst ein Geschenk zu machen, etc. Und Ablenken hilft auch, denn dann gehen die Tage schneller vorbei
Also Kopf hoch, ich finde du machst das ganz gut! Auch sich hier an fremde Menschen zu wenden, weil du nicht mit einer Freundin sprechen willst, gehört dazu!
ich hoffe, das hat dir geholfen und dich wieder zwei Minuten näher an das Testergebnis gebracht

Es kann einem auch passieren, dass man in einer festen Partnerschaft infiziert wird - so ganz sicher kann man sich daher nie sein, aber:
Gehörte der Sexpartner zu einer Risikogruppe oder warum hast du solche Angst??

Im Prinzip kann natürlich jeder HIV positiv sein, aber auch hierbei gibt es Risikogruppen.
Wenn er nicht zu dieser Gruppe gehörte und ihr keine Praktik mit Riss - oder Blutungsgefahr (z.B Analverkehr, SM), dann ist die Chance für eine Infektion ohne Betrachtung anderer Faktoren (Wechsel der Sexpartner, Allgemeine Gesundheit, etc.) erstmal gering.
Aber vielleicht weisst du das alles schon?
Angst kann ganz schön immun gegen Logik sein :/

Aber ändern kannst du so oder so bis Donnerstag/Freitag nichts.....Augen zu und durch.

Hey, ich kenne das Gefühl zu warten; habe vor einigen Jahren auch einen Test machen lassen.

Es ist, wie ich nun oft hörte, wirklich nicht soooo wahrscheinlich, dass man sich infiziert, außer man hatte Sex mit einer Person aus einer Risikogruppe. Die Gegebenheiten kennen wir ja nun nicht.

Aber eins vorweg: Es ist nicht deine "gerechte Strafe", wie du es genannt hast. Eine Krankheit ist niemals eine Strafe.

Mein Tipp jetzt aber mal: Abwarten und dir denken "Was ist das Schlimmste was passieren kann? Dass ich es allen sagen muss, mit denen ich was hatte und meiner Familie und engsten Freunden vielleicht auch. Aber es gibt gute Medikamente."

So. Sagen wir das wäre das Schlimmste. Finde dich dann einfach damit ab.

Und wenn du dann Donnerstag/Freitag erfährst, dass der Test negativ ist (was ich sehr hoffe! Bitte schreib mal... mir ist damals auch ein Stein von Herzen gefallen), dann wirst du so erleichtert sein, dass du echt diese Sekt-Nummer bringst. Und ab da an hast du einfach keinen ungeschützten Sex mehr und es war dir eine Lehre.

Ich drücke dir die Daumen!

Danke für die guten Wünsche und die Ratschläge.

Zur Risikogruppe - ich weiß nicht. Es war eine kurze Geschichte und sehr gut kennengelernt habe ich den Partner nicht. Es hat mir auf jeden Fall Herpes eingebracht, von daher scheint die andere Person sich selbst nicht regelmäßig oder zumindest kurz vorher selbst getestet zu haben. Allein der Gedanke bringt mich schon wieder in den Panikmodus.
Oh Mann. Oh Mann oh mann oh mann......

Was mich wirklich fertig macht, ist weniger der Gedanke selbst eine ansteckende, garstige Krankheit zu haben. Eher wie sehr ich die Menschen die ich liebe belasten würde. Ich hab eine unschöne Depressionsachterbahn hinter mir und sie standen und stehen mir uneingeschränkt zur Seite. Jetzt, wo ich es geschafft habe, mich in eine stabile Balance zu bringen sind sie beide endlich so erleichtert und glücklich. Ich will ihnen das einfach nicht zerstören. Ich will ihnen nicht schon wieder das Herz brechen, weil ich weiß wie viel Angst sie meinetwegen haben und wie viele Sorgen sie sich machen.
Wenn ich positiv bin, dann werde ich damit zurechtkommen müssen. Irgendwie schaffe ich das schon. Wie schon erwähnt, es gibt großartige Medikamente. Das Leben ist nicht sofort vorbei. Ich werde immernoch morgens aufstehen und in die Uni gehen. Ich werde immernoch meine Woche planen, einkaufen gehen, ins Kino gehen, sonnige Tage genießen. Ich werde immernoch Bücher lesen und lachen und neues lernen.

Aber meine Familie für den Rest meines Lebens in Sorge zu stürzen, das macht mich wirklich fertig. Das klingt egozentrisch, wenn ich das so schreibe; als ob sich meine Eltern den ganzen Tag nur Gedanken um mich machen. Leider ist es erfahrungsgemäß so, wenn sie nicht davon überzeugt sind, das ich 100% gesund und munter bin. Versteht mich nicht falsch, ich rechne ihnen das wahnsinnig hoch an; es ist großartig zu wissen, das jemand da ist und sich wirklich dafür interessiert, wie es mir geht. Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich dafür bin.
Ich sehe in meinen worst-case-szenarien, wie mein Fehler meiner Familie einen Herzinfarkt, chronische Schlafstörungen und Panikattacken beschert.
Wie habe ich für's vö**** all das aus den Augen verlieren können. Egal, was am Donnerstag/Freitag für Nachrichten kommen; es hat mir wenigstens gezeigt, wie oberflächlich dankbar ich bin und wie wenig Verantwortung ich für mich und andere übe. Das tut mir so übel leid. Aber davon kann sich auch keiner ein Eis kaufen.
Was wäre also die richtige Entscheidung? Nichts sagen? Geht das überhaupt? Kann man so eine Bombe verschweigen? Könnte ich das schaffen? Offensichtlich wäre das mit einem Partner eine komplett andere Geschichte, ich hoffe, das versteht sich von selbst.

Okay, dann kann ich absolut nachvollziehen, warum du dir da solche Sorgen machst, wenn dir der Typ schon Herpes angehängt hat.


Behandeltes HIV läuft ziemlich symptomfrei ab und deine Familie würde das gar nicht merken, da bräuchtest du dir erstmal keinen Kopf drum zu machen, solange du Die Medikamente nimmst.
Wenn deine Familie tatsächlich so ist, dann wäre das die sinnigere Variante.

Nicht jeder Mann ist gleich HIV positiv, im Gegenteil, der Großteil dürfte negativ sein. Aids ist im allgemeinen in sämtlichen Industrienationen auf dem Rückzug unter anderem eben auch wegen der Aufklärung. So eine Panik zu schieben wäre vielleicht angebracht, wenn du mit unzähligen Männern ungeschützten Geschlechtsverkehr hattest. Ist ähnlich wie die Panikmache bezüglich der tödlichen FSME-erkrankten Zecken, gegen diese man sich unbedingt impfen muss. Generell sollte man sich gegen alles schützen und das Haus nur mit Strahlenschutzanzug verlassen, bzw. am besten gar nicht

-Und selbst wenn du HIV+ bist, das ist nicht der Untergang der Welt und dank dem aktuellen Stand der Medizin schon lange kein Todesurteil mehr.

Es hat mir auf jeden Fall Herpes eingebracht, von daher scheint die andere Person sich selbst nicht regelmäßig oder zumindest kurz vorher selbst getestet zu haben.

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Was hat Herpes mit HIV zu tun -oder mit sonst irgendetwas? Herpes Viren tragen 85% der Bevölkerung in sich, du hattest die sehr wahrscheinlich schon lange bevor du diesen Mann kennen gelernt hast in dir und der Auslöser für den Ausbruch muss nicht einmal etwas mit ihm zu tun gehabt haben.

Für heute alles Gute!!!!