AW: Hilfe meine Tochter ist 19jahre alt und so undankbar
Wir Menschen sind auf Arbeitsteilung angewiesen. Wer das nicht sehen will oder kann, die/der ist ein Egoist. Ein Egoist zeichnet sich dadurch aus, dass er SEINE Belange über die der anderen stellt.
Wenn Deine Tochter dies nicht einsieht, dann ist ein "ernstes Gespräch" notwendig. Reicht "ausflippen" schon aus, damit sie ihren Willen bekommt? Ok, mit 19 hat sie die Hormonwallungen und Gehirnveränderungen der Teenagerzeit vielleicht noch nicht ganz überstanden und ist schlicht mit manchen Dingen überfordert, aber darauf kann man flexibel reagieren.
Wenn sie mit eurem Auto fährt und nicht auf einen vollen Tank achtet, dann ist die Konsequenz recht einfach: wer nicht tankt, fährt nicht. Bei der Wäsche ist es nicht so ganz einfach, denn verdreckt und muffelig herumzulaufen, fällt auch auf eure Familie zurück. Da hilft vielleicht eher ein: "Ich starte die Maschine, Du räumst sie aus", (Und umgekehrt) damit sie damit nicht "allein gelassen" wird. Ja, sie ist damit nicht "allein", aber in der Denkweise eines Heranwachsenden, ist die empfundene Sicht doch des öfteren wichtiger, als die tatsächliche.
Wenn sie sich ums Telefonieren drückt, dann finde heraus, warum das so ist? Ängsten begegnet man mit Mut und Logik. Mit 19 sollte sie das verstehen können. Oder ist es nur Faulheit, die bisher akzeptiert wurde? Warum etwas Praktisches aufgeben? Mit 19 sollte man auch verstehen können, dass ein anderer Mensch Zeit für sich braucht, ohne dass dahinter die Botschaft lauert: "Ich finde Dich zum Kotzen, geh mir aus den Augen!". Allerdings musst Du dies auch ansprechen, denn woher soll sie es sonst wissen? Spürst Du, was ich denke? Ich manchmal auch nicht, und deswegen: mit einander reden.
In unseren Köpfen spuken immer wieder diese beiden Gegensätze: antiautoritäre Erziehung ("Du hast mir nichts zu sagen!") und autoritäre Erziehung ("Solange Du Deine Füße unter meinen Tisch streckst, tut Du WAS ich sage und WANN ich es sage!) herum und dazwischen wird die Luft sehr dünn. So viele Beiträge in diesem Forum belegen das. Aber gibt es wirklich nur die Methoden "Ist mir egal" oder "emotionale Erpressung"? Einfach Druck aufbauen, bis jemand nachgibt? Was für eine Bankrotterklärung für die menschliche Intelligenz und die Zuneigung zu einander wäre das?
Es ist selten leicht zu verstehen, was im anderen vorgeht, vor allem wenn dieser es selbst nicht sicher weiß. Aber bin ich nicht eher bereit, auf eine funktionierende Beziehung aufzubauen und dann Kompromisse zu schließen, die funktionieren? Ja, bei einem Teenager reicht es immer wieder nicht, ein gutes Vorbild zu sein. Den Eigennutz ("Tust Du nicht, was ich will, hast Du dadurch Nachteile") in den Vordergrund zu stellen, ist ebenfalls kontraproduktiv, denn es fördert den Egoismus. Aber habe ich so wenig Vertrauen in das Konzept "Familie" und ist dieses "Wir sind für einander da" so schlecht erkennbar, dass es nicht Lust macht, ein Teil davon zu sein? Manchmal brauchen wir alle Hilfe. Aber den eigenen Kindern alle Steine aus dem Weg zu räumen, ist auch nicht hilfreich. (Als wenn das niemand wüsste).
Die Regeln von heute auf morgen zu ändern, erzeugt nur Chaos und Widerstand. Damit "Familie" funktioniert, muss ein Team möglich werden. Wer kein Teil dieses Teams sein will ... nun ja, kann man das erzwingen? Oder sollte nicht Logik dies ermöglichen? Und manchmal versagt einfach alles. Auch das muss Familie aushalten, ohne dass alles den Bach runter geht und die Fackeln und Mistgabeln aus der Ecke geholt werden.
Was ist die eigene Motivation? Wie aufrichtig und offen bin ich selbst? Wie wichtig ist mir das "Wir"? Damit fängt es an. Und wenn Deine Argumente sie nicht erreichen, wer könnte dann mit ihr reden? Flexibilität ist wichtig. Es braucht Vergebung. Verliere Dich nicht in der Illusion, dass Du alles alleine bei ihr bewerkstelligen müsstest. Aber klare und mitfühlende Absprachen können helfen. Und es braucht Raum für Fehler auf beiden Seiten.