Ich habe auch bis heute kein Eigentum. Als Single wollte ich keines anschaffen, sondern lieber mit einem Partner gemeinsam. Was hätte eine ETW genützt, die ich, nachdem ich den "Richtigen" gefunden hätte, dann wieder hätte verkaufen müssen, wahrscheinlich mit Verlust? Nun hat sich der Richtige für eine Familiengründung ja leider nie gefunden, und ich wohne bis heute zur Miete. Wohn- oder Hauseigentum kann man gemeinsam nur mit einem Partner anschaffen, der über ein geregeltes Einkommen in hinreichender Höhe verfügt, sodass man sich die Kosten teilen kann. Mein jetziger Freund, mit dem ich bei getrennten Mietwohnungen eine Wochenendbeziehung führe, erfüllt diese Voraussetzungen auch nicht.
Meine Eltern hatten ein eigenes, freistehendes Haus mit großem Garten, 1956 erbaut, aber im Grunde auch zu wenig Geld dafür. Obwohl sie ihre Entscheidung zeitlebens für richtig hielten, sind sie darin auch nie wirklich glücklich geworden. Das Haus war zwar nach gut 20 Jahren schuldenfrei, aber das Geld immer extrem knapp. Die Atmosphäre war immer gereizt und angespannt. Meine Mutter hat sich so gut wie nichts gegönnt, war schon fast krankhaft bescheiden. Meine Schwester und ich liefen als Jugendliche und junge Frauen in billigen Klamotten ohne Chic herum. Das kleine Bad im Erdgeschoss ist in 50 Jahren nie erneuert worden, im Wohnzimmer blieb bis zuletzt der alte PVC-Belag, über dem Teppiche lagen. Die Hausfassade wurde in all den Jahren einmal gestrichen und Ende der 1970er Jahre wurden Thermopane- Fenster angeschafft. Im Schlafzimmer, in der Wohnküche und im winzigen, engen Flur gab es ein einziges Mal neuen PVC-Belag und in meinem kleinen Zimmer und dem meiner Schwester zu Beginn der 1980er Jahre einmal Teppichboden. Außerdem wurden die Wände in größeren Zeitabständen tapeziert/gestrichen. Neue Möbel gab es so gut wie nie, zuletzt in größerem Umfang in den 1970er Jahren. Urlaub alle paar Jahre und höchstens nach Bayern in eine einfache Pension mit Etagenklo und bloß Waschbecken auf den Zimmern. Mein Vater starb 1993, meine Mutter 2011. Da meine Schwester psychisch krank ist und infolge dessen nie gearbeitet hat, aber gemeinsam mit mir Miterbin und zum Verkauf des erheblich sanierungsbedürftigen Hauses nicht bereit war, kam es auf meiner Seite zum Erbteilsverkauf (deutlich unter Wert!) und später zur Zwangsversteigerung. Meine Schwester lebt nun von ihrem Anteil am Versteigerungserlös, bis der aufgebraucht ist und das Sozialamt einspringen muss.
Die ganzen Mühen und Einschränkungen meiner Eltern waren für die Katz. Geblieben ist von dem Haus nur der Anteil, den ich durch Erbteilsverkauf "retten" konnte (maximal 30 % des wahren Werts, eher weniger), da ich das Geld ja nicht für meinen laufenden Lebensunterhalt benötige. Alles andere ist letztlich futsch. Für nichts und wieder nichts.
Das war für mich ein einschneidendes, prägendes, um nicht zu sagen traumatisierendes Erlebnis.
Und obwohl ich als Verwaltungsbeamtin des höheren Dienstes recht gut verdiene, bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ich wirklich jetzt mit fast 53 Jahren noch damit anfangen möchte, eine ETW abzuzahlen. Nachkommen habe ich ohnehin keine. Ein ganzes Haus wäre mir zu teuer. Bei ETWs ärgert man sich mit den anderen Eigentümern herum. Wer die größte Klappe hat, setzt sich in der Eigentümerversammlung durch. Handwerklich begabt bin ich auch nicht, muss für jede Kleinigkeit jemanden kommen lassen. Mein Beruf ist auch stressig. Womöglich würde ich mich durch die Abzahlung eines Kredits noch mehr unter Druck fühlen als so schon. Was ist, wenn ich dann in einen Burnout-Zustand gerate und vielleicht vorzeitig dienstunfähig werde? Dann kann ich die Bude mit Verlust wieder verkaufen.
Natürlich können mir auch meine Vermieter kündigen. Aber dann kann ich mir immer noch eine andere Mietwohnung suchen und habe nicht so große Verluste wie beim Verkauf einer ETW.
Nein, ich verstehe nicht, warum es unbedingt Eigentum sein muss, noch dazu eine Bruchbude. Da zahle ich lieber Miete für eine Wohnung, in die ich jederzeit jemand einladen kann und bei der ich mich nicht wegen des heruntergekommenen Zustands schämen muss. Niemals würde ich mich in die spinnerten Eigentumsideen eines sog. Partners hineinziehen lassen, mit dem ich nicht mal verheiratet und erst seit 2 Jahren "zusammen" bin.