Ich persönlich habe ein gewisses Problem mit dem Begriff "Erziehung" , weil das impliziert, dass man Kinder so "ziehen" kann, dass sie den eigenen Vorstellungen entsprechen.
Meine Mutter wollte nicht nur, dass ich mich so benehme, wie sie es will (das wollen im Grunde alle Eltern), sondern ich sollte auch denken und fühlen wie von ihr "erzogen" .
Das hat - wen wundert's - so einfach nicht funktioniert.
Ich selbst wollte als quasi Hauptthema der "Erziehung" meine Kinder dahin bringen, dass sie im Leben selbst gut hinsehen und sich eigene Gedanken machen und eine eigene Meinung entwickeln. Und diese dann vertreten, gern auch entgegen des Mainstreams. Oder aber auch mit dem Mainstream, wenn es dann wirklich der eigenen Überzeugung entspricht. Das fand ich elementar wichtig.
Ich hätte mir bei beiden Kindern die Mühe komplett sparen können.
Der Sohn tickt sowieso so wie oben beschrieben. Egal, welche Vorträge ich gehalten habe. Der ist genau mit diesem Verhaltenskodex auf die Welt gekommen.
Meine Tochter hingegen, die kann das einfach nicht. Egal, welche Vorträge ich gehalten habe, die ist einfach NICHT so. Bis heute kann da jemand des Wegs kommen, der sich als eine Art Guru geriert und dann übernimmt sie dessen Weltsicht kritiklos.
Mein Fazit mit Mitte 50 ist nun also: man kann mit dem, was landläufig "Erziehung" genannt wird, nur sehr begrenzt Menschen beeinflussen. Man kann sich abgrenzen und Tugenden wie Pünktlichkeit oder Ehrlichkeit abverlangen, solange Kinder noch Kinder sind.
Manchmal hat man Glück und sie übernehmen was davon für ihr eigenes Leben.
Aber letztlich sind alle Menschen ab einem gewissen Punkt nur noch sie selbst und für ihr Tun ganz allein verantwortlich.
Da musst du,
@Amerikanerin nicht über potentielles Versagen nachdenken. Ihr habt das nach bestem Wissen und Gewissen gemacht und damit ist es gut.
Was mich allerdings auch irritiert, ist, dass du offensichtlich mit beiden Kindern nicht über deine Gedanken zu ihrem Lebenswandel sprechen kannst.
Vielleicht heißt dein Thema ja eher "Ich kann auf meine Kinder nicht stolz sein" ?!?
Das wäre möglicherweise eine bessere Überschrift für dein Thema.
Das ist dann zwar auch unangemessen, denke ich, aber du würdest andere Ansâtze und Gedankenanstöße bekommen als jetzt.