°grisou°
Aktives Mitglied
Genau, deswegen würde ich sagen, dass die sexuelle Komponente der Lust bei einer Vergewaltigung größtenteils keine Rolle spielt. Es geht darum, die eigene Macht zu fühlen und den anderen zu demütigen. (Was dann für manche durchaus lustvoll sein kann.)Richtig, das ist aus der Forschung dazu bekannt. Ich denke aber tatsächlich nicht, dass der sexuelle Reiz von Machtausübung an sich entscheidend ist. Entscheidend ist eher, dass die Machtausübung explizit gegen den Willen des Gegenübers geschehen muss.
Man denke nur an Kriegszeiten, wo ganz bewusst Frauen vergewaltigt werden, um die Moral zu schwächen. Es werden auch Männer vergewaltigt, darüber wird nur nicht viel geredet, und da geht es dann wirklich nicht mehr um Sexualität.Die Fragen, die man sich stellen muss, sind z.B., warum solche Spiele für Täter keine Alternative sind, wie und welche gesellschaftlichen Strukturen solche "Abwärtsspiralen" ermöglichen (die meisten systematischen Missbrauchfälle entstehen ungut dynamisch Schritt für Schritt über die Grenzen des Gegenübers), ob sie nicht sogar und wie sie gestützt werden durch entsprechende Stukturen.
Wir erleben die Sexualität normalerweise als etwas sehr Intimes, Schützenswertes. Zwei Menschen kommen sich im Akt der Liebe sehr nah. Und genau in diesen "heiligen Raum" dringt ein Vergewaltiger ein.
Stimmt.Ich glaube nicht, dass man diese Dynamiken auf solche Einstellungen allein reduzieren kann, denn schliesslich entstehen die Einstellungen nicht im luftleeren Raum, sondern in einer Gesellschaft, in der diese Einstellungen offenbar einen Nährboden finden, als normal empfunden werden, gestützt werden. Und da finde ich es spannend sich zu fragen, warum das so ist und welche Funktionen das hat.
Das sehe ich auch so.Generell: Sprecherpositionen machen viel aus. Ich bin z.B. überzeugt, dass wir als Männer - auch Revan - diese Diskussion in diesem Thread anders führen können als die Frauen hier im Forum. Dass uns z.B. von anderen Männern anders widersprochen wird, dass unsere Worte ein anderes Gewicht haben.
Ich kann immer nur von außen die Position betrachten, natürlich, auch wenn ich einige ähnliche Erfahrungen gemacht habe/machen musste.Das ist manchmal, wenn man das reflektiert, sehr entlarvend, auch wenn man keine solchen von dir beschriebenen Einstellungen vertritt und für die eigene Sprecherposition sensibilisiert ist - es gibt immer Momente, in denen einem plötzlich auffällt, dass man eben aus anderer Position spricht. Wahrscheinlich kennst du das als Mann auch.
Es müsste erst mal ein Bewusstsein dafür da sein, aber ich sehe immer wieder, das ist nicht der Fall.Ich denke, dass das Schlimme ist, dass diese Geschehnisse nicht auf beschriebene singuläre Einstellungen, Vorlieben und wirtschaftlichen Gewinn reduziert werden können, sondern dass es sehr vielfältige, komplexe gesellschaftliche Strukturen sind, die das stützen, siehe oben. Deshalb ist es auch so schwer, das zu ändern.