Soul-Sister
Aktives Mitglied
Ich glaube auch, dass man sich in der Partnerschaft in seinen Gegensätzlichkeiten gut ergänzen kann. Ich habe in meiner eine ähnliche Konstellation, mein Partner ist sehr gesprächig, eher extrovertiert und ich bin stiller, zurückhaltend. Was würde wohl passieren, wenn wir beide ständig reden müssten, da kommt doch dann keiner mehr zu Wort.Schonmal vielen Dank für eure lieben Antworten und Zusprüche. Danke auch für den Link, da finde ich mich in so gut wie allen Punkten wieder.
Mein Freund hat mir auch gesagt, dass er bei mir zur Ruhe kommt, finde ich ja auch schön. Aber ich will nicht nur wie seine Tankstelle fühlen. Seit der Schulzeit bekommt man immer wieder gezeigt, es ist schlecht introvertiert zu sein. Zu still, zu unauffällig. Seit ich arbeite, fällt mir das noch mehr auf.
Meine Kolleginnen fühlen sich dann persönlich angegriffen, wenn ich mal nicht wo mitgehen will, aber nicht, weil sie mich so mögen, sondern, weil sie mir dann ins Gesicht sagen, ich würde sie nicht mögen. Man wird so oft übersehen als Introvertierte, dabei würde ich auch gerne für meine Fähigkeiten gesehen werden. Extrovertierte haben auch immer was zu erzählen, ich fühle mich dann oft auch so langweilig, weil ich nicht dies oder das mache oder gemacht habe. Und wenn man das eben jeden Tag schon zwangsweise durch die Arbeit erlebt, graben sich die Spuren eben ein, wenn man keine harte Schale hat.
Ich fühle mich manchmal wie ein Monster, wenn ich meinen Freund wieder für sein Hobby beneide. Er bringt sich in die Gesellschaft ein, tut etwas Wichtiges für die Gesellschaft. Er ist wichtig. Und da kommt wieder dieses schlechte Gefühl, weil ich mich eben nicht in der Gesellschaft engagiere, weil es mir wohl einfach nicht so liegt. Ich bin neidisch, weil ihm eben der Umgang mit Menschen so leicht fällt und er nicht von Ängsten blockiert ist bzw. Gesellschaft genießt. Ich war immer Außenseiterin wegen meiner Art.
Wenn man jemand so Nahe ist, dann ist man mit der eigenen Introversion und dem damit gefühlten Versagen in der Gesellschaft noch mehr konfrontiert. Wenn ich mit ihm und meinen Freunden etwas mache, dann habe ich immer Sorge, was ich erzähle ist nicht interessant genug. Ich habe quasi Angst, dass ich durch sein Wesen wieder in den Hintergrund trete, nicht gesehen werde, was ich bei den eigenen Freunden dann noch schlimmer empfinde. Manchmal habe ich den Eindruck, ich bin nur am hinterherrennen, kann aber nie zu ihm aufholen.
Verlassen möchte ich ihn nicht. Es würde sich anfühlen, als würde ich vor meinen Problemen wegrennen, statt sie zu lösen. Sie würden mich früher oder später aber einholen.
Klar haben auch Extrovertierte ihre Probleme, aber immerhin müssen sie sich für ihre Art nicht infrage stellen, weil sie als richtig empfunden wird.
Ich weiß halt nicht, wie ich zufrieden mit mir sein kann, wenn ich immer wieder das Gefühl habe, ich leiste nichts Wichtiges für die Gesellschaft bzw. wenn die Gesellschaft mir zu verstehen gibt, ich bin falsch so, wie ich bin.
Mir ist klar, dass ich da stark an mir arbeiten muss, mein Mindset ändern muss. Wie habt ihr anderen Introvertierten gelernt, euch zu akzeptieren? Gab es Schlüsselmomente oder habt ihr Übungen für euren Selbstwert gemacht?
Ich erlebe das wie du, wenn er dabei ist, übernimmt er den Großteil der Konversation. Manchmal stört mich das, aber manchmal genieße ich es auch, mich zurücklehnen zu können, teilhaben zu können, ohne den Druck zu haben, immer spannende, lustige Geschichten abliefern zu müssen.
Was ich versuche, ist am Ball zu bleiben, das weiter zu üben, auch mal unterhaltsam, aktiv zu sein in Gesellschaft. Bei mir ist es über die Jahre ein wenig besser geworden. Wenn dich das stört, dass dein Partner immer übernimmt, dann schaffe dir Nischen, in denen du auch zu Wort kommst, gerade bei deinen Freunden. Triff dich doch ab und zu auch mal allein mit ihnen.
Und dass du nichts leistest für die Gesellschaft, das stimmt doch nicht. Dein Ehrenamt im Tierheim ist doch genauso viel wert! Du engagierst dich. Rede das nicht klein.
Mein Partner sagt übrigens von sich, auch wenn er gerne und viel redet, dass ihn das manchmal anstrengt, dass er immer der Geschichtenerzähler ist. Obwohl das alles von außen so schön und leicht aussieht, hat die andere Seite auch seine Tücken. Die Kehrseite der Medaille ist sicher zudem, dass man sich auf Grund der Veranlagung eventuell zu viel auflädt und auch, dass man schlecht alleine, ohne Ablenkung sein kann. Vermutlich bist du für deinen Freund da ein ganz wichtiger Gegenpol, jemand der ihn runterbringt, Ruhe reinbringt und ihn davon abhält, zu sehr aufzudrehen, sich zu übernehmen.
So kann doch der eine vom anderen pofitieren, ohne dass das eine mehr wert ist als das andere.
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