Deinen Freund "vor die Tür zu setzen" ist vermutlich die Ultima Ratio, aber mich würde interessieren, was ihr anfangs vereinbart und abgesprochen habt? Unter welchen Voraussetzungen ist er bei dir untergekommen?
Ich kenne beide Seiten - die Situation selbst keine Bleibe zu haben, aber auch jemanden vorübergehend auf seinem Sofa pennen zu lassen, weil er nirgends sonst hin kann. Für mich stellt sich bei Freund*innen auch die Frage nicht, ob wir in so einem Fall helfen, ABER in allen Situationen wurde ehrlich und offen kommuniziert und über Perspektiven gesprochen. Das halte ich für alle Beteiligten für wichtig.
Es kann nahezu jedem Menschen durch Umstände oder Folgen von Umständen passieren, in eine Notlage zu geraten, ich finde es sogar nachvollziehbar, dass man dann vielleicht auch ein wenig versumpert, sei es durch den Schock, sei es durch Überforderung oder aus anderen Gründen. Genauso finde ich es verständlich, wenn so eine Notfall-Wohngemeinschaft auch belastend für denjenigen, der aushilft, sein kann, vor allem, wenn man selbst vielleicht auch nur kleinen Wohnraum hat.
Trotzdem: wäre es mein Freund, gäbe es für mich zwischen "Okay, kann so bleiben und weiterlaufen" und Rausschmiss noch viele, viele Zwischenschritte. Der erste wäre ein Gespräch. Was hat er vor, was will er tun, was braucht er, wie kann ihm geholfen werden und dann gucken, ob und wie man das realisieren kann. Ein weiterer Schritt wäre, externe Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen, das kann Beratung sein, dass kann Unterstützung durch Ämter sein, etc. pp. Ev. gibt es weitere gemeinsame Freund*innen und man kann ein Netzwerk bilden, bis es eine dauerhafte Lösung gibt. Sicher ist das auch nicht optimal, aber wenn der Freund eine Woche bei Freund*in A, eine bei Freund*in B, das Wochenende bei Freund*innen C, etc. verbringen kann, nimmt das Druck von Einzelpersonen und verschafft allen Beteiligten Zeit, um eine gute, langfristige Lösung zu finden.