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Eure Erfahrungen mit Verhaltenstherapie

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Guten Morgen,

ich hatte gestern ein Erstgespräch bei einem Verhaltenstherapeuten, das mich sehr beschäftigt. Ich finde gerade schwierig, in mir eine Richtung zu finden, ob ich mich darauf einlassen kann/will. Ich will erstmal gar nicht zu viel eigenes schreiben (um die Richtung nicht zu beeinflussen), vielleicht mache ich das im Verlauf des Threads noch.
Deswegen an diejenigen von euch, die schon eine Verhaltenstherapie (VT) gemacht haben, ein paar Fragen:
-Was fandet ihr hilfreich, was hat euch nicht gefallen?
-Hat die VT euch bei euren Themen geholfen (welche waren das, falls ihr erzählen mögt)
-Wie fandet ihr die VT im Vergleich zu anderen Therapien, falls ihr mehrere gemacht habt?
-Habt ihr euch teilweise überfordert gefühlt? Falls ja, war das rückblickend hilfreich?
-Gibt es hier Menschen mit Trauma in der Biografie, denen VT geholfen hat?

Ihr könnt auch gerne unabhängig von den Fragen was erzählen. Freue mich über ein paar Impulse.

Viele Grüße
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Hey
Ich find die Verhaltenstherapie sinnvoll und sie hat mir geholfen. Ich fand besonders hilfreich, dass man Strategien lernt, die man anwenden kann.
Nicht so hilfreich fand ich, dass man, meiner persönlichen Meinung nach, kein Verhältnis zum Therapeuten kriegt. Das Verhältnis ist distanziert. Man guckt sich ein Verhalten an.
Er hat mich beispielshalber nicht angefasst, als ich mir das gewünscht hatte, weil ich beispielsweise sehr traurig war.
Wenn ich sehr traurig war, war er distanziert.
Wir haben uns auch durchgehend gesiezt.
Jemand weiß viel über deine privatesten Gefühle, aber das Verhältnis ist distanziert.

Nicht so hilfreich fand ich, dass der Therapeut kein Verständnis für meine Schamhaftigkeit hatte.

Ich habe mich mitunter überfordert gefühlt, aber ich glaube, dass es trotzdem hilfreich war. Ich habe PTBS und Ängste und ich habe in der Therapie gelernt, wie man raus aus der Komfortzone und Vermeidungsverhalten kommt. Dazu gehört, dass man sich auch psychisch anstrengen muss, Stress aushalten muss und man lernt dann Strategien, wie man Stress reduzieren kann, beispielshalber Atmungsmethoden.

Wenn man ein Trauma hat, dann lernt man das etwas gefährlich ist, beispielshalber Männergruppe. Mal für mal, wenn man jetzt wieder damit konfrontiert wird, kriegt man Ängste, atmet gestresst.

Fatalerweise lernt der Körper aus dieser Stresssituation. Er lernt, dass es gefährlich ist, weil du schon gestresst atmest und so weiter.
Wenn du es aber vermeidest lernst das auch.

Dementsprechend musst die Komfortzone verlassen und zwar so, dass du dich stark forderst, aber nicht überforderst und du e8ne neue Lernerfahrung machst. Du lernst, dass es nicht so gefährlich ist.

Was du gelernt hast, kannst du auch wieder verlernen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöscht 126160

Gast
Also ich habe eine ACT gemacht, was ja in Teilen auch eine Verhaltenstherapie ist. Mir hat sie sehr geholfen bei einigen Angststörungen, bei anderen Aspekten meiner Ängste arbeite ich gerade noch daran, dass sich Erfolg einstellt.

Ich hatte und habe eine sehr nette Therapeutin, habe mich ab und zu emotional gefordert, aber nie überfordert gefühlt.

Darüber, ob das, was ich erlebt habe, reicht für den Begriff "Trauma", darüber haben wir noch keine Klarheit. Sie meint ja, ich bin mir da nicht so sicher. Aber egal, wie man es nennen mag, ich habe durchaus Wege gelernt, mit dem, was mich so fertigmacht, besser leben zu können, und all dem mutig entgegenzutreten.
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Übrigens hat er jeden Versuch meinerseits, das Verhältnis weniger distanziert zu gestalten geblockt. Ich habe Smalltalk gemacht, höfliche Fragen gestellt, die keineswegs privat waren. Smalltalk halt. Er hat direkt gemauert.

Obschon das Verhältnis distanziert ist, habe ich vor ihm geweint und mich verletzlich gezeigt. Damit habe ich mich auch nicht gut gefühlt.
 

brandonf.

Aktives Mitglied
Eine Verhaltenstherapie hat mir einmal sehr geholfen. Allerdings habe ich mich nur mit dem Therapeuten getroffen und wir haben die ganze Zeit über Politik geredet und wie furchtbar unsere Mitmenschen sind. Da er zuvor Jura studiert hatte und danach erst Therapeut geworden ist, hatten wir auch ein gutes gemeinsames Thema. Das hat dazu geführt. dass die Therapie vorbei ist und man sich auch noch so trifft. Ziemlich unprofessionell, aber mir hat es gefallen.
 

Kirschblüte

Aktives Mitglied
Guten Morgen,

ich hatte gestern ein Erstgespräch bei einem Verhaltenstherapeuten, das mich sehr beschäftigt. Ich finde gerade schwierig, in mir eine Richtung zu finden, ob ich mich darauf einlassen kann/will. Ich will erstmal gar nicht zu viel eigenes schreiben (um die Richtung nicht zu beeinflussen), vielleicht mache ich das im Verlauf des Threads noch.
Deswegen an diejenigen von euch, die schon eine Verhaltenstherapie (VT) gemacht haben, ein paar Fragen:
-Was fandet ihr hilfreich, was hat euch nicht gefallen?
-Hat die VT euch bei euren Themen geholfen (welche waren das, falls ihr erzählen mögt)
-Wie fandet ihr die VT im Vergleich zu anderen Therapien, falls ihr mehrere gemacht habt?
-Habt ihr euch teilweise überfordert gefühlt? Falls ja, war das rückblickend hilfreich?
-Gibt es hier Menschen mit Trauma in der Biografie, denen VT geholfen hat?

Ihr könnt auch gerne unabhängig von den Fragen was erzählen. Freue mich über ein paar Impulse.

Viele Grüße
Wichtig ist, wie hast du dich beim Erstgespräch gefühlt! Bei mir war das Erstgespräch von besonderer Bedeutung, kann ich den Therapeuten "riechen", also stimmt die Chemie, ist der Therapeut zugewandt, fühle ich mich nicht bedrängt, wirkt er kompetent. Mir war wichtig, dass der T. mir nach dieser ersten Stunde sagte, dass er gerne mit mir arbeiten würde, das hat mir Sicherheit gegeben. Ich hatte ihm meine Ziele, die ich in der Therapie erarbeiten möchte, genannt, was wiederum für ihn bzw. sein Vorgehen in der Therapie wichtig war. Wenn das alles nicht gestimmt hätte, hätte ich die Therapie bei diesem Therapeuten abgelehnt und weiter gesucht.

(Eine vorausgegangene Therapie musste zwangsläufig abgebrochen werden, da der Therapeut verstorben ist.)

Ich hatte eine VT mit einer erweiterten Schematherapie (nach Jeffrey E. Young).

Mir hat die Therapie sehr geholfen, weil ich an meinen Baustellen gut arbeiten und diese später umsetzen konnte und vieles durch meinen Therapeuten erst verstanden habe. Sehr gut fand ich auch, dass wir jede Woche an der vorangegangenen Woche angeknüpft haben, also mein Therapeut hatte alles auf dem Schirm und nichts vergessen (das ist nicht selbstverständlich und ein Manko bei vielen Therapeuten).

Und ja, manchmal war ich überfordert, das war so Mitte der Therapie, wo ich die Therapie mehrmals abbrechen (weglaufen) wollte. Mein Therapeut hat mir erklärt, dass das zum Verlauf der Therapie gehört und nicht selten passiert.

Insgesamt war meine Therapie sehr erfolgreich, mein Therapeut war immer zugewandt, hat mir genug Raum gelassen (ich glaube, wir haben uns nur 1-2 gestritten, kontroverse Diskussionen), er war immer da, ich konnte ihm zwischen den Stunden Mails schreiben, die er entweder beantwortete oder auf die nächste Stunde verwies. Ich fühlte mich sicher und er war mir in der Zeit eine riesige Stütze. Natürlich war mir klar, dass er mir nur das Werkzeug mit auf den Weg gab, das ich einzusetzen lernen musste.
 
G

Gelöscht 126160

Gast
Ich habe Smalltalk gemacht, höfliche Fragen gestellt, die keineswegs privat waren.
So etwas hat in einer Therapiesitzung aber auch überhaupt keinen Platz.

Bei meiner Therapeutin ist es so, dass sie, eben weil ich von mir aus immer sehr auf Distanz geachtet habe, auch und gerade weil ich mit da geöffnet habe, vor ihr geweint habe, irgendwann selbst anfing, mit mir nach den 45 Minuten immer noch eine Weile einfach so zu quatschen und sich eine gewisse Sympathie eingestellt hat.

Distanzlosigkeiten werden natürlich abgeblockt, und Smalltalk, Fragen zu was auch immer, werden eben schnell als solche interpretiert.

Man darf auch nicht vergessen, dass diese Menschen dem Eindruck, sie seien so etwas wie Freund:innen, gezielt entgegentreten müssen.
 

Kirschblüte

Aktives Mitglied
So etwas hat in einer Therapiesitzung aber auch überhaupt keinen Platz.

Bei meiner Therapeutin ist es so, dass sie, eben weil ich von mir aus immer sehr auf Distanz geachtet habe, auch und gerade weil ich mit da geöffnet habe, vor ihr geweint habe, irgendwann selbst anfing, mit mir nach den 45 Minuten immer noch eine Weile einfach so zu quatschen und sich eine gewisse Sympathie eingestellt hat.

Distanzlosigkeiten werden natürlich abgeblockt, und Smalltalk, Fragen zu was auch immer, werden eben schnell als solche interpretiert.

Man darf auch nicht vergessen, dass diese Menschen dem Eindruck, sie seien so etwas wie Freund:innen, gezielt entgegentreten müssen.
Richtig, ich habe meinen Therapeuten einmal gebeten, mich in den Arm zu nehmen, was er ablehnte und das war auch richtig und gut so.
 

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