SoMuchPain
Mitglied
... vor 8 Wochen ist mein Mann aus heiterem Himmel verstorben. Wir waren zwar "nur" 9 Jahre und drei Tage verheiratet, aber seit über 21 Jahren waren wir zusammen und haben praktisch auch von Anfang an zusammengelebt. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, ohne dass es völlig kitschig klingt. Wir haben uns kennengelernt und waren schon nach einem halben Jahr extrem gute Freunde, die in fast allen Dingen komplett auf einer Wellenlänge lagen. Es hatte schon länger gefunkt zwischen uns, und irgendwann haben wir diesem Gefühl auch nachgegeben, und wir wussten praktisch von Anfang an, dass wir zusammengehören und den Rest unseres Lebens miteinander verbringen wollen, obwohl das nicht ganz unproblematisch war und einige Widerstände überwunden werden mussten.
Dass dieser Rest nun so kurz geraten ist, macht mich völlig fertig, genau wie dass er so plötzlich und ohne jede Vorwarnung durch einen Herzinfarkt aus unserem Leben gerissen wurde. Dabei war er so gut wie nie krank, hatte keine Probleme, die üblicherweise auf so etwas hindeuten würden (Blutdruck und Cholesterin i. O. - er hat sein Leben lang nie irgendwelche Tabletten nehmen müssen). Laut der Ärzte im Krankenhaus hatte er wohl einen Herzfehler und "saß sein Leben lang auf einer Zeitbombe" - im Endeffekt kann ich also froh sein, dass er überhaupt 54 werden durfte, denn er hätte genauso gut auch wesentlich früher von meiner Seite gerissen werden können. Was mir völlig verrückt vorkommt, denn er war immer so voller Energie und Lebensfreude. Außerdem war er nicht mal zwei Jahre vor seinem Tod auf meinen Wunsch hin bei einem Kardiologen, der diesen Herzfehler offensichtlich nicht erkannt hat. Hätte er es, könnte mein Mann heute wohl noch bei mir sein.
Ich bin einige Jahre jünger als er, gerade Anfang vierzig und habe mein halbes Leben mit ihm verbracht. Er war nicht nur mein Mann, sondern auch mein bester Freund und engster Vertrauter, zwischen uns gab es keine Geheimnisse, wir kannten auch unsere dunklen Seiten und haben uns trotzdem geliebt.
Das führt dazu, dass ich mich im Moment fühle, als wäre ein großer Teil von mir mit ihm gestorben. Der fröhliche, lustige und optimistische Teil - zurückgeblieben ist im Endeffekt nur eine verzweifelte, gebrochene Hülle. Ich weiß gerade nicht, wie ich ohne ihn mein Leben meistern soll, denn er war mein ganzes "Erwachsenenleben" meine Stütze, mein Fels in der Brandung. Das fängt schon bei vermeintlichen Kleinigkeiten an, ich habe z. B. in meinem ganzen Leben noch keinen Tag alleine gewohnt, bin mit zwanzig aus meinem Elternhaus zu ihm gezogen.
Ich habe mich eigentlich immer für einen Menschen gehalten, dem das Alleinsein nicht viel ausmacht, in den letzten Wochen habe ich gemerkt, was für ein großer Irrtum das war. Wir waren in unserer ganzen Beziehung nie länger als maximal drei Nächte von einander getrennt. Wenn das mal vorkam, haben wir regelmäßig und lange miteinander telefoniert, und haben uns auch schwer vermisst. Und jetzt liege ich alleine in unserem Bett und finde meistens keinen Schlaf. Wenn ich schlafe, habe ich extrem lebendige Träume von ihm, und wache völlig gerädert auf. Morgens kann ich mich kaum aufraffen, überhaupt aufzustehen, weil ich gar nicht mehr weiß, wofür.
Die Feiertage über den Jahreswechsel waren die Hölle. Weihnachten und Silvester ohne ihn konnte ich kaum ertragen. Das neue Jahr fühlte sich schon um kurz nach Mitternacht so unheimlich trostlos an - ein komplettes Jahr ohne ihn, wie soll das gehen? Mein Umfeld bemüht sich wirklich nach Kräften um mich, und ich bin auch dankbar um jede Hilfe, besonders bei den vielen "praktischen" Angelegenheiten, also dem ganzen Behördenkram, mit dem ich alleine gar nicht klarkommen würde. Es ist nur so, dass niemand, der seinen Partner nicht verloren hat, nachvollziehen kann, in was für einem tiefen Loch ich gerade sitze.
Mich macht es auch manchmal unheimlich wütend, dass für alle anderen das Leben einfach weiterzugehen scheint, obwohl er doch so eine große Lücke hinterlassen hat (nicht nur bei mir). Rein rational weiß ich natürlich, dass das eigentlich so sein muss, und dennoch fühlt es sich für mich unfassbar an, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Auch all diese Phrasen wie "Das Leben geht weiter..." und "Die Zeit heilt alle Wunden." kann ich allmählich nicht mehr hören. Weil sie einfach nicht stimmen. Leider habe ich schon einige Menschen gehen lassen müssen, die mir sehr nahe standen, und weiß, dass es Wunden gibt, die nie verheilen. Womöglich schmerzen sie irgendwann nicht mehr ganz so stark, aber sie verheilen nie.
Mein Gefühlschaos überfordert mich also noch zusätzlich, und ich denke, ich bräuchte Hilfe. Leider ist es nicht so einfach, in psychologische Betreuung zu kommen, wie ich feststellen musste. Viele Therapeuten rechnen nur privat ab, was ich mir schlicht nicht leisten kann. Ich habe einen in der näheren Umgebung gefunden, der Kassenpatienten betreut und sogar auf Trauerbewältigung spezialisiert ist, aber der hat leider kein Kontingent mehr frei, das er abrechnen könnte. Auf meine Nachfrage bei der Krankenkasse wurden mir zwar drei Ärzte empfohlen, aber im selben Schreiben wurde mir mitgeteilt, dass das keine Kassenleistung ist - also stehe ich wieder am Anfang in dem Punkt. Ich habe im Januar mal ein Trauercafé besucht, und das hat wirklich gut getan. Leider findet das nur einmal im Monat statt, und der nächste Termin liegt gefühlt noch in endlos weiter Ferne.
Vielleicht finden sich hier ein paar Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren, und sich ein wenig mit mir austauschen möchten. Ich habe im Trauercafé schon festgestellt, dass es alleine schon tröstlich ist, dass man nicht die einzige ist, die mit einem solchen Schicksalsschlag umgehen muss.
Dass dieser Rest nun so kurz geraten ist, macht mich völlig fertig, genau wie dass er so plötzlich und ohne jede Vorwarnung durch einen Herzinfarkt aus unserem Leben gerissen wurde. Dabei war er so gut wie nie krank, hatte keine Probleme, die üblicherweise auf so etwas hindeuten würden (Blutdruck und Cholesterin i. O. - er hat sein Leben lang nie irgendwelche Tabletten nehmen müssen). Laut der Ärzte im Krankenhaus hatte er wohl einen Herzfehler und "saß sein Leben lang auf einer Zeitbombe" - im Endeffekt kann ich also froh sein, dass er überhaupt 54 werden durfte, denn er hätte genauso gut auch wesentlich früher von meiner Seite gerissen werden können. Was mir völlig verrückt vorkommt, denn er war immer so voller Energie und Lebensfreude. Außerdem war er nicht mal zwei Jahre vor seinem Tod auf meinen Wunsch hin bei einem Kardiologen, der diesen Herzfehler offensichtlich nicht erkannt hat. Hätte er es, könnte mein Mann heute wohl noch bei mir sein.
Ich bin einige Jahre jünger als er, gerade Anfang vierzig und habe mein halbes Leben mit ihm verbracht. Er war nicht nur mein Mann, sondern auch mein bester Freund und engster Vertrauter, zwischen uns gab es keine Geheimnisse, wir kannten auch unsere dunklen Seiten und haben uns trotzdem geliebt.
Das führt dazu, dass ich mich im Moment fühle, als wäre ein großer Teil von mir mit ihm gestorben. Der fröhliche, lustige und optimistische Teil - zurückgeblieben ist im Endeffekt nur eine verzweifelte, gebrochene Hülle. Ich weiß gerade nicht, wie ich ohne ihn mein Leben meistern soll, denn er war mein ganzes "Erwachsenenleben" meine Stütze, mein Fels in der Brandung. Das fängt schon bei vermeintlichen Kleinigkeiten an, ich habe z. B. in meinem ganzen Leben noch keinen Tag alleine gewohnt, bin mit zwanzig aus meinem Elternhaus zu ihm gezogen.
Ich habe mich eigentlich immer für einen Menschen gehalten, dem das Alleinsein nicht viel ausmacht, in den letzten Wochen habe ich gemerkt, was für ein großer Irrtum das war. Wir waren in unserer ganzen Beziehung nie länger als maximal drei Nächte von einander getrennt. Wenn das mal vorkam, haben wir regelmäßig und lange miteinander telefoniert, und haben uns auch schwer vermisst. Und jetzt liege ich alleine in unserem Bett und finde meistens keinen Schlaf. Wenn ich schlafe, habe ich extrem lebendige Träume von ihm, und wache völlig gerädert auf. Morgens kann ich mich kaum aufraffen, überhaupt aufzustehen, weil ich gar nicht mehr weiß, wofür.
Die Feiertage über den Jahreswechsel waren die Hölle. Weihnachten und Silvester ohne ihn konnte ich kaum ertragen. Das neue Jahr fühlte sich schon um kurz nach Mitternacht so unheimlich trostlos an - ein komplettes Jahr ohne ihn, wie soll das gehen? Mein Umfeld bemüht sich wirklich nach Kräften um mich, und ich bin auch dankbar um jede Hilfe, besonders bei den vielen "praktischen" Angelegenheiten, also dem ganzen Behördenkram, mit dem ich alleine gar nicht klarkommen würde. Es ist nur so, dass niemand, der seinen Partner nicht verloren hat, nachvollziehen kann, in was für einem tiefen Loch ich gerade sitze.
Mich macht es auch manchmal unheimlich wütend, dass für alle anderen das Leben einfach weiterzugehen scheint, obwohl er doch so eine große Lücke hinterlassen hat (nicht nur bei mir). Rein rational weiß ich natürlich, dass das eigentlich so sein muss, und dennoch fühlt es sich für mich unfassbar an, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Auch all diese Phrasen wie "Das Leben geht weiter..." und "Die Zeit heilt alle Wunden." kann ich allmählich nicht mehr hören. Weil sie einfach nicht stimmen. Leider habe ich schon einige Menschen gehen lassen müssen, die mir sehr nahe standen, und weiß, dass es Wunden gibt, die nie verheilen. Womöglich schmerzen sie irgendwann nicht mehr ganz so stark, aber sie verheilen nie.
Mein Gefühlschaos überfordert mich also noch zusätzlich, und ich denke, ich bräuchte Hilfe. Leider ist es nicht so einfach, in psychologische Betreuung zu kommen, wie ich feststellen musste. Viele Therapeuten rechnen nur privat ab, was ich mir schlicht nicht leisten kann. Ich habe einen in der näheren Umgebung gefunden, der Kassenpatienten betreut und sogar auf Trauerbewältigung spezialisiert ist, aber der hat leider kein Kontingent mehr frei, das er abrechnen könnte. Auf meine Nachfrage bei der Krankenkasse wurden mir zwar drei Ärzte empfohlen, aber im selben Schreiben wurde mir mitgeteilt, dass das keine Kassenleistung ist - also stehe ich wieder am Anfang in dem Punkt. Ich habe im Januar mal ein Trauercafé besucht, und das hat wirklich gut getan. Leider findet das nur einmal im Monat statt, und der nächste Termin liegt gefühlt noch in endlos weiter Ferne.
Vielleicht finden sich hier ein paar Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren, und sich ein wenig mit mir austauschen möchten. Ich habe im Trauercafé schon festgestellt, dass es alleine schon tröstlich ist, dass man nicht die einzige ist, die mit einem solchen Schicksalsschlag umgehen muss.