Hallo,
insgesamt stimme ich v.a. darkside zu...ich sehe es ähnlich. Natürlich ist Sex wichtig in einer normalen Partnerschaft...aber sie ist halt Gewaltopfer und leidet an posttraumatischem Stress, ist emotional blockiert und hat Berührungsängste etc. Es ist nicht gut, wenn das über einen längeren Zeitraum so ist, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier und kann sich auch an Leid gewöhnen, Verhaltensblockaden manifestieren sich, wenn sie zu lange da sind etc.....das ist dann übel...führt ggf. zu lebenslangen Verhaltensaberrationen, psychischen Erkrankungen, vorzeitigem Tod. Man sollte ein Gewalttrauma also nie unterschätzen...genauso wie ein akut entzündeter Blinddarm ist es derzeit so, dass ihre Seele akut entzündet ist....und an sich nicht richtig, dass die Behandlung verweigert.
Bei einer akuten Blinddarmentzündung würde sie ja auch zum Arzt gehen...warum also nicht bei akuter Seelenentzündung? Finde ich albern diese Berührungsängste vor Psychodocs...
An sich sollte es auch in ihrem Interesse sein das Trauma an dem sie leidet zu verarbeiten. Und das geht leider nur in Therapie, indem sie sich der Sache stellt.
Es ist schon wichtig, dass ihr beide gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmt..beide..auch sie auf deine Bedürfnisse natürlich...was nicht heißt dass sie mit unbehandeltem Trauma und Angst vor Nähe sich dazu zwingen sollte auf normal zu machen und sich zum Sex etc hergeben/aufopfern sollte, aber bedeuten sollte, dass sie umgehend anfängt an sich zu arbeiten, versucht das Trauma und ihre Ängste schleunigst wieder loszuwerden um auf Normallevel oder zumindest auf partnerschaftsverträgliches Level zu kommen, so weit dass ihr beide damit klar kommen könnt...
Ich würde sie mal darauf aufmerksam machen und an sich nicht dulden, dass ständig und wenn sie nicht bereit ist daran zu arbeiten, zu verarbeiten etc. vrstl. für langfristig ein unbehandeltes, unverarbeites Trauma mit im Bett bzw. dort ständig zwischen euch liegt, dass euch beiden den Spass an der Freud versaut. Und sie und ihr Trauma ständig und ggf. für immer Hauptthema ist und bleibt. Das ist ganz klar ein zu hoher Anspruch von ihrer Seite.
Du solltest sagen: o.k. die Lage ist wie sie ist, ich muss erstmal zurückstecken in meinen Ansprüchen, aber die Situation ist änderbar und es können bessere Zeiten kommen und was können wir JETZT zusammen tun um das hinzubekommen?
Sie sollte sich grundsätzlich entscheiden: eine Partnerschaft oder weiter das Trauma pflegen. Beides geht halt oft nicht...genausowenig wie z.B eine Sucht pflegen und einen Partner haben...irgendwo passt das nicht. Ein unbehandeltes Trauma ist ein Energiekiller und saugt all die Energie auf, die an sich im Alltag und auch in einer Partnerschaft für andere Dinge nötig ist...man muss da halt Prioritäten setzen, sie muss Prioritäten setzen wo sie ihre Energien einsetzt.
Sehr oft habe ich bei Gewaltopfern beobachten können, dass sie denken der Partner oder eine Beziehung könne sie therapieren...aber das ging so ziemlich immer schief...denn eine Beziehung ist durch ein unbehandeltes Trauma oft zu stark belastet und irgendwann bricht dann ein Partner mit normalen Ansprüchen aus...was in meinen Augen schon irgendwo sein gutes Recht ist und nicht lieblos oder so denn Liebe sollte ja auf keinen Fall Aufopferung und Totalverzicht auf eigene Bedürfnisse bedeuten. Leider haben Gewaltopfer jedoch einen solch schrägen Liebesbegriff und erheben manchmal zu niedrige Ansprüche indem sie sich selber aufopfern, manchmal aber auch zu hohe Ansprüche ggü ihrem Partner indem sie zu große Opfer vom Partner verlangen.
In meinen Augen bedeutet eine Beziehung zu haben auch Beziehungsarbeit zu leisten...wo leistet sie ihren Part? Es sollte da möglichst ausgeglichene Verhältnisse geben, ansonsten ist eine Beziehung instabil und geht irgendwann kaputt. Ich würde sie mal sanft aber konsequent auf ihre Pflichten (gesund zu werden, ihr Trauma kleiner zu kriegen...weg geht es nie, aber es kann auf jeden Fall sozial verträglich gemacht werden!) hinweisen...sage ihr, dass du ihr die ganze Zeit, auch die Therapie hindurch beistehen wirst, auch bereit bist mit in Therapiesitzungen zu gehen etc...für sie da bist, zu ihr stehst durch dick und dünn..aber auf keinen Fall zusiehst wie sie sich durch Verweigerung fachkundige Hilfe anzunehmen ggf. zugrunde richtet und auch eure Partnerschaft auf Dauer zu stark belastet und kaputt macht. Also aus Liebe liebevoll aber konsequent in die richtige Richtung schieben. Dran bleiben, keine Lücke lassen, keine Ausflüchte dulden...da stright bleiben...Immer offen reden...Offenheit und Ehrlichkeit ist wichtig..nicht stumm rumschmollen und dann einfach feige weggehen, wenn es dir zu viel geworden ist, sondern kommunizieren, die Dinge, die dich belasten also auf den Tisch bringen.
Bei einer erfolgreichen Therapie und harter Arbeit an dem Selbstbewusstseins eines Opfers, z.b. u.a. mit Kampfsport etc. kommt ein normales Körpergefühl, auch Lustgefühl oft wieder zurück, Ängste, Blockaden werden abgebaut. Natürlich dauert das seine Zeit und auch nur wenn genügend Einsicht, Wille seitens des EX-Opfers da ist und genügend Mitarbeit und Investment darin die eigene Situation nachhaltig zu verändern kann es klappen und zwar oft verblüffend schnell und effektiv.
Ihr solltet da also einen Kompromiss und eine Lösung für euch finden mit dem/der ihr beide klarkommt. Ich denke es geht zu weit als EX-Opfer jahrelang, ggf. jahrzehntelang krank und verhaltensgestört durch das Trauma ohne jegliche Therapie rumzurennen und zu erwarten, dass ein Partner ohne Aussicht auf Änderung mit darunter leidet. Hier sehe ich von ihrer Seite klar die Pflicht fachkundige Hilfe anzunehmen. Für sich selber und für die Aufrechterhaltung oder Gestaltung einer möglichst normalen Beziehung.
Ich würde also zu ihr halten, ihr klar machen dass du sie liebst, und gerade deshalb von ihr möchtest, dass sie für sich aber auch für eure Partnerschaft etwas TUT und in fachkundige Behandlung geht, an sich arbeitet damit sie dasTrauma loswird....denn so kann es ja auf Dauer wirklich nicht weitergehen.
Tyra
P.S Aus meiner früheren Arbeit in einer Beratungsstelle kenne ich einige EX-Missbrauchsopfer..die heute ein normales Sexleben führen (lt. Auskunft der Partner, die ich zum TEil kenne), da sie rechtzeitig was für sich und gegen das Trauma getan hatten...heute starke normale Frauen sind...auch so könnte es gehen!
Dann gibt es aber auch den Frauentypus, der die Realität zu verleugnen versucht, der sein Leid zur Gewohnheit macht, der versucht zu verdrängen (was nicht funktioniert) und der an dem viel zu lange vorhandenem Trauma erkrankt...zu welchem Typ gehört sie? DAs sollte sie sich selber mal fragen.
Und für dich wichtig: genug Abgrenzung...nicht den Babysitter spielen und dich nicht in die Rolle eines Therapeuten drängen lassen...Hilfe zur Selbsthilfe geben....
Gast Yvonne hat da Recht..du solltest dich prüfen ob du genügend Geduld aufbringst und ob du der richtige Typ für deine Freundin bist. Akzeptieren, dass sie ein Gewaltopfer ist und es da halt von heute auf morgen keine Normalität geben wird. Und natürlich gibt es auch wie sie schreibt in Normalbeziehungen zu akzeptierende Neins...oder sexfreie Zeiten...du musst halt gucken ob du es hinkriegst dich da auch genügend an die Situation anzupassen.