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Erster Kontakt nach 11 Jahren

G

Gelöscht 51040

Gast
Als ich gestern nach Hause kam hing ein Zettel an der Tür:

„Wollte euch besuchen. Komme am Freitag vorbei
Handynummer – habt ihr Whats app?
Euer S“


Mein Herz hat einen Schlag ausgesetzt – S … wirklich der S?

Also sofort ans Handy und gefragt ob er wirklich „mein“ S ist – JA!!!!

Nach 11 Jahren hat sich unser ehemaliger Pflegesohn bei uns gemeldet!!!!


Ich hab immer gehofft, dass er irgendwann einfach vor der Tür steht und jetzt ist es endlich soweit!


Was er wohl für ein Mensch geworden ist? Wie ging es ihm in all den Jahren? Konnte er bei seiner Mutter bleiben? Er hat geschrieben er arbeitet … was arbeitet er wohl? Hat er die Schule geschafft? Ob er eine Freundin hat? Waren die Menschen in seinem Leben gut zu ihm?
Er kam aus einer anderen Pflegefamilie, in der es ihm nicht gut ging zu uns und konnte dann nach kurzer Zeit zurück zu seiner Mutter.


Ganz kurz kam auch der Gedanke – will er nur Geld? Aber das glaube ich nicht.
Bei WhatsApp konnte ich sehen, dass sein Hund vor kurzem gestorben ist.
Und jetzt steht dieser junge Mann der ein so warmherziges aber schwer traumatisiertes und gehetztes Kind war vor unserer Tür.

Wir werden ihm einfach ganz offen begegnen und sehen ob ein Kontakt wieder möglich ist.


Ist das eine gute Nachricht? S kommt uns besuchen!!!!


eine überglückliche
Chris
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Oh, ich freue mich für Dich. Hattet ihr all die Jahre keinen Kontakt?
Ich kann verstehen, dass Du aufgeregt bist. Puh- wäre ich auch!
Ich wünsche Dir, dass es ein schönes Zusammentreffen wird und dass ihr euch danach vielleicht öfter seht!
 
G

Gelöscht 51040

Gast
Danke für euer mitfreuen! Wie heißt es so schön, geteilte Freude ist doppelte Freude!


Ich hab ihn vom ersten Moment an so geliebt, als wenn er mein eigenes Kind wäre.
Aber er ist jetzt 18 Jahre alt, kein Kind mehr und je weniger Hoffnungen oder Erwartungen ich in dieses Treffen habe, desto besser ist es für uns alle! Also, schön cool und offen bleiben für alle was passieren darf, Chris :)


Valerie, wir hatten wirklich 11 Jahre überhaupt keinen Kontakt, da es vor 11 Jahren eine sehr schwierige Situation war. Die vorherigen Pflegeeltern, bei denen im Alter von 2 bis 7 Jahren war, hatten beim Amt einen guten Stand, da sie 3 Langzeit-Pflegekinder hatten und immer wieder Kinder zur Kurzzeitpflege aufnahmen. Als diese Personen merkten, das S durch seine Reaktion verriet, dass er von dem Großvater dieser Pflegeltern missbraucht wurde, sorgten sie dafür, dass er von seiner Mutter nachhause geholt wurde, da sie noch das Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte.

Nur zum Verständnis eine Situation: S steht unter der Dusche, wird sehr hektisch, da ich im helfe und plötzlich dreht er sich zu mir um und sagt: „du steckst mir deinen Finger so tief in den Po das er vorne wieder rauskommt“. Da ich natürlich sehr erschrocken war, merkte er dies und versuchte dann immer im Plauderton von seinen Äußerungen abzulenken, dabei sprach er nach diesen Vorkommnissen immer von Opa Mecki und der war in der Pflegefamilie.


Armer kleiner Kerl! Das Gute daran war, das seine Mutter ihn, als er uns verlies, bei sich behielt. Sie liebte ihn wirklich, kam aber auch aus sehr schlechten Verhältnissen und hat, als er zwei Jahre alt war, selbst dafür gesorgt, dass er in eine Pflegefamilie kam. Sie hatte auch immer guten Kontakt mit S und er freute sich damals, dass er jetzt brav genug war um nach Hause zu dürfen. :wein:

Ich glaube auch, dass es richtig war, dass er bei seiner Mutter aufgewachsen ist, auch wenn es mir das Herz brach. Schade nur, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihm haben durfte, aber vielleicht war das für mich das Beste …

Chris
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Spannend.

Wahrscheinlich hat er mit 18 Jahren das erste Mal das Recht, seine Akte einzusehen oder Inforamtionen zu bekommen. Vielleicht versucht er seinen Lebenslauf für sich zu rekonstruieren.

Ich wäre an Eurer Stelle auch für alles offen.

Du machst das schon YAM. Du bist ja sehr reflektiert und kannst sicher mit allem umgehen, wozu sich der junge Mann entwickelt hat.

Aber ich wünsche Dir natürlich eine schöne, hoffnunggebende, menschenfreundliche Erfahrung.
 
G

Gelöscht 51040

Gast
Danke für die schönen Wünsche Bird!


Und dann tanz ich erst mal mit Tränenarm ein paar Runden im Kreis!


Ich bin so aufgeregt! In einer Stunde treffe ich meinen Kleinen wieder!


Gestern haben wir den ganzen Abend immer mal wieder gechattet und er hat mir ein aktuelles Foto geschickt. Er wirkt so verloren und noch so jung, die gleichen traurigen Augen wie früher und er ist immer noch so dünn. Sein Gesichtsausdruck ist der gleiche wie zu der Zeit, als wir uns das erste Mal begegnet sind: desillusioniert und distanziert. Aber er hat immer noch das Herz am rechten Fleck und liebt Tiere über alles.
Die Schule hat er versiebt, aber er hat gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz und er will handwerklich Arbeiten.


Mein Mann Bernd freut sich auch darauf ihn wiederzusehen und gestern haben wir den ganzen Abend Anekdoten aus der kurzen Zeit mit S geteilt.

Wahnsinn, man denkt immer mal darüber nach, was wäre wenn mein Pflegesohn irgendwann einfach so vor unserer Tür steht und plötzlich ist es so weit …


Ich bin richtig nervös …

Macht euch alle noch einen schönen Tag

Chris
 

kiablue

Aktives Mitglied
Macht vor allem Ihr Euch einen schönen Tag. :) Wünsche Dir, dass sich alles erfüllt, was Du erhoffst, wünschst, dass es einfach eine schöne Zeit wird für Euch alle.

Lieben Gruß, kiablue
 

Pantakea

Mitglied
Oh wie schön ist das denn?Nach 11 Jahren?D.h.er hat euch nicht vergessen.....was wär ich da auch aufgeregt:)
Ihr muesstet von der Uhrzeit her gerade zusammen sein.Mich interessiert es auch sehr,wie es euch danach geht.
Magst du davon berichten?
Einen ganz lieben Gruss schickt
Pantakea
 
G

Gelöscht 51040

Gast
Was für ein Tag … S und ich haben viel geredet, er hat mir sehr viel aus seinem Leben erzählt. Als wir im Garten saßen sagte er: „wie mein Leben wohl wäre, wenn ich bei euch geblieben wäre?“
Wir hätten ihn beschütz, bestärkt seine Kraft für seine inneren Kämpfe zu nutzen und nicht für die äußeren.
Er ist mit den Jahren abgestürzt. Jeder hat ihm immer nur erzählt wie schwierig und schlecht er ist und jetzt geht er in diesem Bild auf und kommt nicht dagegen an. Wenn ihm jemand schräg kommt ist Aggression das einzige Mittel dass er zu seiner Verteidigung kennt

Schule abgebrochen, Körperverletztung, Einbruch, Nötigung und dagegen verrichtet er Gartenarbeiten für jeden Euro den er jemals bekommen, hilft seinem Stiefvater ständig beim renovieren, liebt Tiere und würde nie einem schwächeren etwas tun.


Manchmal war er der kleine verlorene 8-jährige und manchmal der zynische junge Mann. Es war sehr schön so lange mit ihm zu reden und die ganze Zeit dachte ich, dass wir zusammen alles hinbekommen können, da ist so viel Gutes in ihm ...
...… bis zu dem Zeitpunkt wo er anfing sich zu langweilen und nach Hause zu seinen Online-Spielen wollte.
Nach nur zwei Stunden war es ihm zu viel und er wollte lieber wieder in seine schmerzhafte aber einfache Welt.

Ich habe ihm keine Moralpredigten gehalten, habe wirklich offen zugehört, mich gefreut, dass er einen guten Betreuer hat, der ihm sehr gut hilft, war einfach nur für ihn da. Aber das ist nicht was wer will. Natürlich möchte er ein anderes Leben, aber die Annehmlichkeiten aufgeben, das scheint zu viel verlangt.

Wahrscheinlich wird er sich nicht nochmal bei uns melden, seine Mütter würde ausrasten, wenn sie wüsste, dass er bei uns war.
Als klar wurde, das ich und das Leben das ich ihm bieten könnte zu langweilig bin, hat es mir das Herz zerrissen. Ich kann nichts für ihn tun, ich kann ihm nicht helfen. Ich könnte ihn unterstützen, aber wenn er das nicht will, kann ich nur wieder loslassen.

Seine ehemaligen Pflegeeltern und seine Mutter hatten damals Angst vor uns und sie hatten recht damit: um S zu schützen hätte ich viel auf mich genommen.
Was sind das nur für Menschen, die um sich und ihr kleines erbärmliches Leben zu schützen problemlos das Kind das er damals war aufgeben. Ich verstehe diese Welt nicht und ich werde mich diesen Regeln hier niemals anpassen. Lieber bleibe ich die etwas seltsame Eigenbrötlerin. Ich bin ja nicht alleine und auf die Anerkennung einer solchen Gesellschaft kann ich echt verzichten.

Falsche Träume aufgeben ist gut, aber es tut trotzdem wahnsinnig weh, dass ich nichts für ihn tun kann :wein:

Traurig
Chris
 

kiablue

Aktives Mitglied
Liebe Chris, mir fehlen im Moment ein bisschen die Worte, kann zu sehr Deine Trauer mitempfinden und den Wunsch, ihm weiter zu helfen. Nicclas ist da schon ganz nah dran.

Was ich lese, ist unglaublich viel Liebe, Stärke, Großmütigkeit, Loslassen, damit er wiederkommen kann. Und da darf bei Dir doch wirklich Trauer und Sehnsucht und Wunsch nach Veränderung da sein. Erst das macht es doch rund.

Ich würde auch sagen, lass es auf Dich zukommen. Es muss gar nichts an Dir liegen und auch nicht an Deinem Leben, was Du tust oder lässt oder denkst oder fühlst. Es ist SEINS. ER muss sortieren und zulassen wollen. Die Welt in ihm hast Du nun ein bisschen kennen gelernt, in der ist er sicher. Da weiß er, wo es lang geht, wie er sich sichern kann. Auch wenn die Welt nicht gut ist. Wenn er es will, wird er es lernen. Wenn er kommt, kannst Du unterstützen. Bleib so liebevoll, aber nimm erst mal Abstand von Deinen eigenen Ansprüchen an Dein eigenes Hilfsbedürfnis für ihn. Aber ich glaube, das tust Du ja. Es ist toll, dass er sehen durfte, dass es Menschen gibt wie Dich. Das wird in ihm weiter leben. Ja, die Frage ist natürlich auch, ob Du davon je etwas "sehen" wirst. Wünscht man sich. Es hat Dich alles sehr aufgewühlt. Schau, was später noch übrig bleibt davon und ob sich Möglichkeiten eröffnen. Er hat einen Platz in Deinem Herzen, Du in seinem.

*Dich mal gern in den Arm nehmen möchte..

Lieben Gruß, kia
 

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