Wenn du beruflich "Höheres" anstrebst wirst du um ein Studium nicht herum kommen. In Deutschland ist das einfach so. Früher rutschte man schon noch mal auch mit einfacher kfm. Ausbildung in Führungspositionen hinein, heute ist das kaum noch möglich. Als Industriekauffrau kannst du den Job natürlich jederzeit wechseln, ich würde allerdings nicht damit rechnen, dass du - wenn du nicht über Spezialwissen verfügst - anderswo einen großartigen inhaltlich anspruchsvolleren Job bekommst. Möglicherweise sind die Kollegen netter, das Getratsche ein bisschen weniger - das ist es aber auch schon. Schlechte Dinge schönzureden gehört zum daily business dazu - das nennt sich Diplomatie bzw. man möchte die Mitarbeiter nicht runterziehen. Da liegt es eher am Team, Missstände im Kleinen zu identifizieren und daran zu arbeiten. Ich denke, du wirst dir mit den Berufsjahren einfach noch die idealistischen Hörner abstoßen und dann heißt es "Willkommen in der Realität!" Als Industriekauffrau bist du Generalistin und somit eigentlich erst mal überall einsetzbar. Das ist grundsätzlich positiv, dafür bist du aber auch schnell zu ersetzen bzw. um das Kind beim Namen zu nennen nichts Besonderes.
Wenn du also tatsächlich so unzufrieden bist solltest du etwas ändern, was dich in eine andere Situation bringt. Business Management Studiengänge sind dazu gar nicht schlecht, zumal du auf deine praktischen kaufmännischen Kenntnisse und Erfahrungen aufsatteln kannst. Hast du mal geschaut, ob die Fernuni Hagen etwas für dich wäre? Bei uns in der Firma wird auch die FOM sehr gerne genommen. Unser Unternehmen beteiligt sich sogar sehr großzügig an den anfallenden Studiengebühren. Je nachdem wo du studieren willst sind die ja nicht ohne, auch wenn man die Kosten natürlich steuerlich absetzen kann.
BWL-Studiengänge dauern ja nicht wirklich lang - und natürlich kann man das in der Zeit niedrigere Gehalt sehr wohl später wieder reinholen und auch deutlich besser verdienen. Man muss einfach sagen, dass die Fahnenstange ohne Studium endlich ist. Wenn du ein guter Wirtschaftswissenschaftler bist gibt es nach oben sehr viel mehr Spielraum. Und wenn du dann noch Nischenkenntnisse hast und zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist gilt das einmal mehr.
Ich finde dich auch mit 30 keinesfalls zu alt für ein Studium. Sehe es wie Santino - für Bildung ist es nie zu spät. Du bist dann auch nicht erst mit 40 fertig, sondern deutlich früher. Uns es bleiben auch nicht weitere 20 Jahre zu arbeiten, sondern eher 30.
Das Wichtigste überhaupt finde ich, dass man etwas macht, das sinnstiftend ist und idealerweise noch Freude macht. Verabschieden sollte man sich allerdings vom Gedanken, dass es irgendeine Tätigkeit gibt, die einen nicht zumindest auch in Teilen mal langweilt, ärgert oder eben einfach nicht gefällt.