Ersteinmal vielen Dank für die Antworten, das hat mir schon wirklich geholfen, die Situation etwas besser einzuordnen.
Vielleicht nochmal zum Kontext: Meine Großeltern waren bis vor 2 Jahren fit, seitdem kommt aber ein Ereignis nach dem anderen und mittlerweile lebt nur noch meine Oma und hat Pflegegrad 4 und eine starke Demenz. Ich habe in dieser Zeit viel unterstützt, war anfangs sogar manchmal eine ganze Woche mit meiner Mutter bei meinen Großeltern, um damit wir uns zusammen um Pflege und Haushalt kümmern konnten. Vor 1,5 Jahren ist mein Opa gestorben und meine Mutter hat meine Oma in ein betreutes Wohnen in der Nähe geholt und seitdem bestimmt es nochmal mehr von Alltag. Ich nehme eigtl viel ab, von Arztterminen mit meiner Oma bis Kochen für meine Mutter, aber aktuell bin ich meistens ohne nennenswerte Pause von morgens bis nachts am rotieren und lernen, deshalb schaffe ich es nicht und habe auch klar kommuniziert, dass ich das bis zur großen Prüfung im April nicht schaffe. Das war/ ist natürlich ein Konflikthema, weil gerade aktuell das System des betreuten Wohnens eigentlich nicht mehr tragbar ist und meine Mutter jeden Abend (direkt nach ihrer Arbeit) da sein muss, weil die Pflegekräfte es in dem engen Zeitfenster nicht alleine schaffen. Einen Pflegeheimplatz möchte meine Mutter aber (verständlicher Weise) nur, falls etwas sehr gutes frei wird. Ich fahre aktuell nur selten zu meiner Oma, rede aber fast jeden Tag über die gesamte Thematik, oft hat meine Mutter mehrmals am Tag Redebedarf und dann versuche ich auch, mir die Zeit zu nehmen. Manchmal signalisiere ich aber ehrlich gesagt auch, dass es in dem Moment nicht passt, (zum tausendsten Mal) über die Sachen zu reden, die im Kopf meiner Mutter vermutlich 24/7 rotieren. Ich habe auch schon mehrfach angesprochen, dass vlt zusätzlich eine externe Person zum reden manchmal hilfreich wäre. Mein Vater versucht aktuell meiner Mutter viel zu helfen, mit meiner Oma, aber auch im Haushalt. (Ein großes Streitthema, er war bis vor kurzem beruflich sehr viel unterwegs und meine Mutter hat den Haushalt quasi alleine gestemmt und es war überraschend für ihn, dass sie jetzt ihn für mehr Aufgaben zuständig sieht als sich selbst, wenn er häufiger da ist). Anfangs war es auch ein Streitthema, dass ich zwar an fast allen Tagen wirklich auch rotiere, mir aber einen Abend die Woche frei nehme für Freunde und den Abend nicht meine Oma "übernehme", aber mittlerweile akzeptiert meine Mutter, dass ich den Ausgleich brauche.
Ich weiß und sehe also, dass meine Mutter aktuell wahnsinnig überlastet ist, kann nur gerade auch nicht mehr. Ich muss jeden Tag immer weiter machen, es ist wahnsinnig anstrengend und ich merke zum ersten Mal in meinem Leben Stress nicht nur psychisch, sondern auch körperlich. Da war/ ist eigentlich für mich eine wichtige Ansprechperson meine Mutter. Ihr habt Recht, dass man sich das auch im Freundeskreis aufbauen kann, aber es fällt mir deutlich leichter z.B. meine Mutter weinend anzurufen und zuzugeben, dass ich nicht mehr kann und Unterstützung brauche als bei Freunden. Grundsätzlich ist das ziemlich sicher auch in ihrem Sinn, sie findet es sehr wichtig, dass Familie für einander da ist, mein Vater hat aber natürlich Recht, dass sie auch ohne meine Probleme an der Kapazitätsgrenze ist. Viele Leute in meinem Umfeld lernen gerade auch bewusst im "Hotel Mama" und haben nicht mal (es soll nicht abfällig klingen) eine Doppelbelastung und ja, im Inneren würde ich mir das auch wünschen und würde mich gerne, während ich nicht mehr kann, ganz kindlich, von meinen Eltern unterstützen lassen. An der Stelle auch kurz zu meinem Vater: Ich habe auch zu ihm eine sehr liebevolle Beziehung, ihm fällt nur die emotionale Seite deutlich schwerer, vermutlich auch durch die Sozialisierung durch seine Eltern. Ich habe gestern dann aktiv gefragt, ob er mich in den Arm nehmen kann und dann hat er das auch gemacht, von alleine müsste eine Situation aber sehr offensichtlich sein, bevor er auf die Idee kommt. Ich merke auch in seinem Umgang mit meiner Mutter, während sie so überlastet ist, dass er es lieber auf eine rationale Art und Weise angeht (indem er z.B. zusätzlichen, vermeidbaren Stress wie mich abhält). Deshalb und weil als Kind oft nur meine Mutter im Alltag zuhause war, ist sie für mich bei so etwas einfach die erste Ansprechpartnerin.
Entschuldigung, dass es so lang geworden ist!