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Einsamkeit - keine Freunde - Lebenssinn

Nummer30

Neues Mitglied
Hallo liebe Forengemeinde, ich habe mich hier angemeldet, weil ich vor lauter Problemen den Wald nicht mehr sehe oder so ähnlich. Bei vielen Problemen liegt man nicht nur viele Nächte wach und sucht nach Lösungen. Auch tagsüber hüpfe ich oft von Wikipedia Eintrag, über Google Suche, zu GuteFrage oder zu irgend einem schlauen Buch. Es hat ja scheinbar irgendwo auf der Welt, irgendjemand schon einmal dieselben Probleme gehabt und jeder schon Antworten bekommen im Internet - geändert hat sich für mich dadurch nie etwas. Also bin ich beim googeln auf hilferuf gestrandet und schreibe jetzt zum ersten Mal im Leben mein Problem öffentlich für andere sichtbar, wenn auch bedingt anonym. Womöglich weiß hier ja irgend jemand etwas persönliches. Die spezielle Lösung für mich sozusagen, die ich so noch nie woanders, bei Personen mit gleichen Problemen, gefunden habe. Wobei ich nicht mal weiß ob ich einen Rat suche oder eine Antwort oder eine Lösung oder eine Kritik an mir oder Beleidigungen oder einfach nur Mitleid oder was auch immer. Ich weiß nur, dass ich sehr einsam bin und der Zustand mich zerreißt.


Der Reihe nach. Ich bin mittlerweile 30 Jahre, männlich, in einer Partnerschaft. Da ich über keine höhere Schulbildung verfüge, möchte ich mich im voraus für die Rechtschreibfehler entschuldigen. Um mein Problem kurz zusammenzufassen, stellt euch ein leeres Blatt Papier vor. So fraglos sehe ich mich wenn ich in den Spiegel sehe. Oder einen Gang voller, verschlossenen Türen.
Ich habe es im guten letzten Jahrzehnt nicht geschafft einen einzigen Freund zu finden. Es sind wohl schon mindestens 14 Jahre seit dem ich keine Freunde mehr habe. Ausgenommen sind davon Partnerschaften, die durchaus vorkommen und in denen ich mich momentan wieder befinde. Es sind dabei die einzigen Kontaktpersonen im Vertrauensverhältnis, mehr oder weniger, abseits den Eltern. Die mich wirklich lieben und denen ich unendlich dankbar bin, dass es sie gibt. Weil ich ohne sie den Ist-Zustand in vielen Jahren schon längst nicht mehr ertragen hätte. Dadurch dass ich also "nur" eine Partnerin habe, erlebe ich auch oft und schnell Verlustängste. Die äußeren sich z.B. in schwacher Eifersucht und Abhängigkeit. Nicht gerade fördernde Charaktereigenschaften wenn das Ziel doch ist, eben diese Person nicht auch wieder zu verlieren - weiß ich selbst. Die Beziehung läuft dennoch eher stabil, behaupte ich mal (bitte bezüglich der Partnerschaft keine Frage zu stellen. Ich möchte sie da raushalten..)


Keine Freunde wegen mangelnder Bereitschaft am "Vereinsleben" teilzunehmen würde ich ausschließen. Ich treibe viel Sport. Mindestens 10 Stunden die Woche. Darunter Joggen, Radfahren, Badminton, Schwimmen. Ich bin ehrenamtlich in einer großen Hilfsorganisation in mehreren Bereichen sehr aktiv, bei denen man auch viel mit fremden als auch ebenso aktiven, vertrauten Menschen, jeglichen Alters zusammen kommt. Ein weiteres Hobby wäre wohl das Computerspielen, Internet, programmieren, Nachrichten schreiben, ab und zu reiten, mein Garten,.. . Dass ich keine Freunde habe ist teilweise auch ein Selbstläufer. Nach mehr als zehn Jahren habe ich den SmallTalk verlernt. Es fehlt schlicht die Routine. Komme ich mit einer Person ins Gespräch, verflacht das Thema innerhalb kürzester Zeit. Ich kann mein Interesse an der Person nicht authentisch rüber bringen. Mir fällt es schwer einer Person längere Zeit in die Augen zu schauen. In eher seltenen Fällen komme ich sogar ins schwitzen oder zittere leicht. Ich habe praktisch gar kein Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl mehr und halte mich selbst für minderwertig. Allzuoft stilisiere ich andere Menschen als Ideale, die ich selbst gerne wäre. Obwohl ich selbst meist erfolgreicher bin in den Aktivitäten als der Durchschnitt. Sobald mich etwas begeistert, hänge ich meine komplette Energie da rein und tue es extrem. Ich habe in vielen Jahren gelernt mich gut zu verstellen und mich gut anzupassen. Mal bin ich so, mal so. Immer versuche ich dabei eine Person zu sein, wie mein Gegenüber mich wohl gerne hätte. Nachts liege ich oft wach und denke nach. Oder beim Joggen habe ich auch täglich stundenlang Zeit nachzudenken und zu grübeln. Ich denke über die Fehler nach, die mir passiert sind und was ich hätte anders sagen können, um dem Gegenüber besser zu gefallen. Um die Person irgendwie zu beeindrucken oder Interesse an mir zu wecken. Das man mich halt einfach mag - aber wer will das schon, wenn ich mich nicht mal selbst mag, geschweige denn überhaupt weiß, wer ich bin oder sein möchte.


Ich bin mir ebenso sicher, dass fast alle meine Probleme, wie Minderwertigkeitskomplexe, soziale Phobien, Glücksspielsucht, Bulimie (ja, hab ich auch seit vielen Jahren) alles nur Symptome dieser "sozialen Deprivation" sind. Wenn ich Freunde hätte, glaube ich, wären diese Probleme nicht da!?
Wieso bin ich so falsch? Wie findet man Freunde? Wie findet man sich selbst?

PS: Und Entschuldigung dass in meinen Sätzen so oft das Wort "Ich" auftaucht.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, Nummer30,

es ist schon merkwürdig, dass Du Dir eine Nr. als nickname gegeben hast.....

Um dem "Problem" auf den Leib zu rücken, würde ich gerne wissen:

1) was macht Dich glücklich?

2) viele Menschen wären glücklich, wenn sie in Deiner Lage sind. Bist Du dankbar für die Menschen die Du um Dich hast? Wenn ja, wie drückst Du Deinen Dank aus? Dank ist der Schlüssel für Glück!

3) Ich las einmal: Ein Mann braucht eine Mission. Hast Du eine Mission oder einen Lebenssinn?
Wenn nein: Fehlt Dir das Wissen um Deinen Lebenssinn?

4) Wie sieht Dein Weltbild aus? Als Hilfe für die Beantwortung dieser Frage stelle Dir z.B. vor, ein Außerirdischer würde bei Dir landen und Dich fragen, in welcher Welt er gelandet sei, was die Menschen machen, was ihre Probleme und ihre Freuden sind, was ihnen wichtig ist und wie alles funktioniert. Worum geht es im Leben?

Ich denke es würde Dir helfen, wenn Du Dich positionieren kannst. Vielleicht wären Freunde eine Bereicherung. Im Endeffekt sind Freunde einfach Menschen, die Dich eine Zeit lang begleiten, kommen und gehen. Aber auf welchem Weg könnten sie Dich begleiten?

LG, Nordrheiner
 

Nummer30

Neues Mitglied
Hallo Nordrheiner, vielen Dank erst mal, für die Rückmeldung. Das geht ja schnell hier :eek:
Statt gleich zu antworten möchte ich mal so unhöflich sein und zurück fragen, wieso du das tust? Wieso schreibst du mir zurück?? Ich meine, ich finde das extrem toll und bin dir echt dankbar dafür, aber was hast du davon? Ich komme mir nämlich gleichzeitig so schlecht vor, dass ich deine Zeit mit meinen Problemen verschwende. (Das jetzt, damit du dir vorstellen kannst, welche Gedanken mir innerlich kommen, sobald jemand mit mir in Kontakt tritt)...

Also zu 1.) Also mir machen sehr viele Dinge Spaß. Wenn ich lustige oder traurige Filme schaue oder Fußball. Wenn es weh tut beim Laufen und dabei den Körper zu spüren. Wenn ich allgemein im Sport mich mit anderen konkurriere und sie besiegen will - unabhängig vom Ausgang. Essen. Andere Menschen in oder aus lebensbedrohlichen Situationen retten. Computerspiele..... Die Liste könnte ich seitenlang fortführen.
Interessant dabei für mich, worüber ich gerade nachgedacht habe: Was mir keinen Spaß macht. Wenn ich mich in Gesellschaft aufhalte, z.B. auf Geburtstagen bei Verwandten. Ein 1zu1 Gespräch mit der Angst sich zu blamieren. Partys zum abfeiern... Das alles macht mir keinen Spaß. Aber genau das was mir keinen Spaß macht fehlt mir! Gesellschaft/Freunde. Ohne die kommt mir jegliche Aktivität so nichtig und transparent vor. Als würde sich alles nur um Schlafen/Arbeiten/Schlafen/Arbeiten drehen. Alles so leer. Das wo vor ich Angst habe, in den Situationen wo ich mich unwohl fühle - die Gesellschaft - das fehlt mir zum Glück und um diese Sinnlosigkeit zu beenden.
Ich weiß ja auch nicht wie ich das beschreiben soll... aber meine Aktivitäten sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich langsam verzweifel und merke wie ich immer ungeduldiger werde.

2.) Ich komme viel mit Menschen zusammen die in gesundheitlichen Notsituationen sind. Ich rede mir auch immer ein, ich sollte mehr dankbar sein, dass ich, zumindest körperlich, gesund bin. Aber wenn irgend etwas anderes elementares im Leben fehlt und ständig in Sinnlosigkeit schwelgt, was hab ich dann davon?
Du hast mich durchschaut, ich habe Eltern für die ich unendlich dankbar bin und eine Freundin die mich liebt, wofür ich auch dankbar bin. Zeigen tue ich das selten bis nie. Meist "zicke" ich genervt bei den Eltern oder werde auch mal lauter. Ein Dankeschön wird eigentlich nie ausgesprochen. Wenn sie mich aber um Hilfe bitten, z.B. handwerklich etwas zu tätigen, tue ich das immer gerne. Gilt das auch als Dankbarkeit zeigen, wenn es wortlos geschieht? Der Freundin mache ich oft Geschenke. Wir reden wenig miteinander.

3.) Ich habe mir kurze Lebensmissionen gesetzt. Ein langfristiges fehlt mir. Ich weiß nicht ob "Familie gründen, Haus abbezahlen" dazu zählt, ob ich es ernst meine oder ob das bei mir nur ein Alibi für eine weitere Kopie anderer Menschen ist, weil das andere immer unter Ziele angeben.
Kurze Lebensziele habe ich ständig. Sobald mich etwas begeistert, begeistere ich mich extrem dafür und will ans "Ende" gelangen. Ich gehe in einen neuen Verein und will innerhalb kürzester Zeit Erfolge oder zu den Besten gehören. Genauso stark wie ich ich für etwas begeistere und mich rein steigere - verliere ich sobald das Interesse daran und suche wieder was neues.

4.) Graue Straßen, Betonklötze, sterile und vorgekaute Meinungen, die immer gleichen Bewegungsabläufe und -rhythmen. Aber alle sehen so glücklich aus und scheinen so zufrieden damit zu sein. Und warum ich nicht?? Jeden Morgen zur Bäckereifachverkäuferin, die ein lächeln her zaubert. Bei mir wirkt das krampfhaft. Menschen auf der Arbeit die sich so ungezwungen, stundenlang unterhalten können. Ich langweile mich nur. Spendiere ich jemanden den Kaffee und mache das öfters, ist die Person nicht dankbar. Sie denkt sich "Was ein Schleimer". So würde ich die Gesellschaft karikieren.

Der Weg mit Freunden... ich würde einfach gern mit jemanden weggehen können. Zusammen ein Konzert besuchen. Mal eine Kneipe aufsuchen um ein Fußballspiel zu schauen oder direkt ins Stadion. Das Fußballspiel muss mich dabei nicht mal interessieren.. Silvester mit Freunden zu feiern, statt in der Familie oder gar nicht. Keine Angst vor Geburtstagen zu haben, weil man nicht weiß wen man einladen könnte. Irgend was verrücktes machen und hinterher bereuen und in 10 Jahren drüber lachen. Innerlich bin ich so wütend und traurig und zornig und leer und plötzlich voll und einfach ständig zerrissen. Hin und her und irgendwie erkenne ich mich selbst nicht mehr.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, Nummer30,

zunächst zu Deiner Frage: Warum mache ich was ich mache (z.B. hier schreiben)?
Vom Typ her scheinen wir uns ähnlich zu sein. Auch ich liebe Sport und Wettkämpfe jeglicher Art. Das Gewinnen war mir privat und beruflich immer wichtig und gab mir das gute Gefühl der Selbstbestätigung.

Mittlerweile bin ich seit vielen Jahren Christ. Damit meine ich, dass ich mich von Gott geliebt fühle und sehe. Du kennst vielleicht den Spruch: „Von was das Herz voll ist, da läuft der Mund über.“ Durch meinen Glauben habe ich gelernt, dass Gott nicht nur mich liebt und dass alle Menschen zu den Gewinnern gehören sollen. Und so „läuft mein Mund über“ und es wird mir immer wichtiger, dass andere Menschen zu Gewinnern werden. Ich habe echt viel Freude, wenn andere Menschen ihre Probleme loswerden oder zumindest ihre Probleme kleiner werden. Mich treibt diese Freude, die aus meinem Herzen kommt, an.

Deine vielen Gedanken und Deine lange Ausführung führen bei mir zu einer längeren Antwort. Ich unterteile meine Antwort in 3-4 Beiträge, damit es übersichtlicher wird.

LG, Nordrheiner
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Fortsetzung 1:

Zu Deinem Punkt 1)
Zu hoch gehört tief. Zu weit gehört nah. Zur Anstrengung gehört das Relaxen. Wir Menschen brauchen beides. Wir trainieren uns erfolgreich zu sein, zu den Gewinnern zu gehören. Aber wusstest Du, dass man relaxen auch trainieren kann? Es gibt Menschen, die unbewusst ständig das Relaxen trainieren – denen es am Kampfes- und Siegeswillen fehlt. Diese Menschen sollten mal das Kämpfen trainieren, wenn sie zu den Gewinnern zählen wollen. Aber viele ständigen Kämpfer haben nicht gelernt, sich zu entspannen. Das kann zu innerer Verkrampfung führen, zu einer inneren Schieflage. Einfach mal die Beine und die Seele baumeln lassen und das Nichtkämpfen geniessen ist auch wichtig. Wenn ich bei Verwandten bin, ist meine Gewinnereinstellung einfach unpassend. Es ist nur nicht so leicht, einige Stunden zu verbringen, ohne dass es eine Herausforderung gibt. Die Herausforderung liegt dann im Geniessen, dass es eben keine Herausforderung gibt. Solange Du solche Besuche nur erträgst und noch nicht geniesst, hast Du bei der Herausforderung der Nicht-Herausforderung noch nicht gewonnen. Aber keine Sorge: Bei langweiligen Menschen tue ich mich heute noch schwer.

Wie ich lese, hast Du gerade bei 1:1 Gesprächen Angst, Dich zu blamieren. Warum? Bist Du ein so erfolgloser Mensch oder hast Du einen so schlechten Charakter oder empfindest Du Dich selbst als Langweiler?

Würde ich auf eine Party gehen, auf der sich nur Mediziner befinden, würde ich mich vermutlich fehl am Platze fühlen. Aber auch dort darf ich zugeben, wenig bis keine Ahnung von medizinischen Themen zu haben, denn ich bin kein Mediziner. Also wovor sollte ich Angst haben? Ich gebe nicht vor, Mediziner zu sein und kann mich daher auch nicht blamieren, selbst wenn ich mich medizinisch als Laie erweise, der bestimmte Fachbegriffe nicht versteht. Also warum solltest Du Dich blamieren können? Könnte es sein, dass Deine Angst vor Blamage irrational, also unberechtigt ist?

Ein Satz fällt mir bei Dir auf: „Aber genau das was mir keinen Spaß macht fehlt mir! Gesellschaft/Freunde. Ohne die kommt mir jegliche Aktivität so nichtig ….. vor.“
Für mich klingt das so, als ob Du Gesellschaft und Freunde nur für wichtig erachtest, damit Deine Aktivitäten wertgeschätzt und bedeutend werden. Wenn ich mich in Gesellschaft bewege oder Freunde besuche, dann bin ich offen für diese Menschen und interessiert zu erfahren, wie diese Menschen leben und was für sie wichtig ist. Aber ich brauche weder Gesellschaft noch Freunde, um mir bewusst zu sein, dass ich Wertvolles (für mich sowie für andere) tat oder tue bzw. dass ich als Mensch – unabhängig von einer Leistung – ein wertvoller Mensch bin. Ich mache mein Selbstbewusstsein also nicht von anderen Menschen abhängig. Ich weiß wer ich bin und was ich kann – und ich kenne auch meine Grenzen.

Ich denke, Du solltest über Deine Motivation Deiner Gewinnereinstellung nachdenken.
Warum willst Du gerne erfolgreich sein und gewinnen? Tust Du das wirklich nur für Dich oder willst Du Anerkennung von Menschen haben? Extrem: Träumst Du manchmal davon, dass Du berühmt wirst und als Star (z.B. Fußballstar) bewundert und gefeiert wirst? Wärest Du ein Star, wäre Dir das angenehm? Wo lägen die Vor- und wo die Nachteile?

Wärest Du ein Star, könntest Du noch so viel Blödsinn reden, es gäbe viele Menschen, die Dich trotzdem toll finden.

LG, Nordrheiner
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Fortsetzung 2
Du schreibst: „Das wo vor ich Angst habe, in den Situationen wo ich mich unwohl fühle - die Gesellschaft - das fehlt mir zum Glück und um diese Sinnlosigkeit zu beenden.“

Bist Du Dir wirklich sicher, dass die Gesellschaft, die Dir keinen Spaß macht, geeignet ist, die Sinnlosigkeit zu beenden? Wenn Dir die Gesellschaft den Sinn Deines Lebens gibt, dann machst Du Dich von ihr abhängig.

Stell‘ Dir mal im Extremfall vor, die Gesellschaft um Dich herum bestünde nur aus Verbrechern. Die Werte dieser kriminellen Menschen lehnst Du ab – aber der Wert „Anerkennung“ dieser Menschen ist Dir am wichtigsten, so dass eigene Werte, wie z.B. Ehrlichkeit, einen niedrigen Stellenwert erhalten. Wäre es nicht schlimm, seine eigenen Werte zu verleugnen, nur um Anerkennung zu erhalten? Also wieviel darf Anerkennung kosten?

Du solltest begründen können, warum Dir die Gesellschaft keinen Spaß macht - und gleichzeitig solltest Du begründen, welchen Stellenwert Anerkennung und Bestätigung haben.
Diese Frage ist auch wichtig in Bezug auf Deine Aktivitäten, die Du schnell mit Begeisterung aufnimmst und ebenso schnell wieder abbrichst. Zu so einem Verhalten passt der Begriff „mangelndes Durchhaltevermögen“. Zu so einem Begriff passt aber auch der stille Wunsch, Anerkennung und Bestätigung bei den anderen zu finden. Auch wenn Dir die neue sportliche Aktivität gefällt und Du sehr gut bist, so könnte es sein, dass Du abbrichst…
1) weil Dich diese Sportart nicht wirklich interessiert.
2) weil Du nicht schnell genug die Anerkennung erhältst, die Du suchst. Du wirst evt. eher als Konkurrent betrachtet, den man auf Distanz hält und sich nicht gerne mit ihm befreundet.

Verlieren macht Freunde. Hast Du Dir mal überlegt, nicht überall gewinnen zu müssen? Nicht jeden besiegen zu müssen? Das genau oppositionelle Verhalten wäre: Den anderen gewinnen zu lassen. Und dazu ist es sehr wichtig, den anderen für sein Können zu loben. Mit Worten. Deutlich! Der andere Mensch fühlt sich dann von Dir anerkannt. Der kurze Satz „Mensch, das hast Du toll gemacht“ kann Wunder bewirken. Und wenn Du das ehrlichen Herzens sagen kannst und auch noch beschreiben, begründen, warum Du das so toll findest, dann wirst Du schneller Freunde finden, als Du gucken kannst. (Also mindestens eine Begründung für das Lob äussern ist wichtig!!)

Genauso verhält es sich auch mit Dankbarkeit. Natürlich ist auch stummes Helfen ein Dankeschön. Aber wie soll der andere das von „Helfen aus Pflichtgefühl und Gewohnheit“ unterscheiden? Also ist es wichtig, Dankeschön auch deutlich zu sagen. Dadurch erfährt der andere, dass er Dir wichtig ist. Du gibst ihm die Anerkennung, die Du für Dich selbst auch gerne erhalten möchtest.

Ich will Dir mal eine Aufgabe geben: Nimm‘ Dir heute vor, einem Menschen ein deutliches Lob oder ein deutliches Dankeschön auszusprechen. Versuche dabei kreativ zu sein.

Beispiel 1: Geh‘ zu deiner Mutter und sage ihr „ich wollte Dir schon lange mal sagen, wie toll ich es finde, wie Du hier so gut alles managest. Mir ist aufgefallen, dass ich das noch nie so klar gesagt habe. Deshalb will ich das jetzt ganz deutlich sagen.“

Beispiel 2: Sage Deiner Freundin: „Ich bewundere, wie gut Du Dein Leben im Griff hast und wie lieb Du immer bist, auch wenn der Tag für Dich stressig war.“

Du brauchst nicht meine Beispiele wortwörtlich ausführen. Wichtig ist, was Du sagst kommt von Herzen, ist ehrlich gemeint.

LG; Nordrheiner
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
3.) Ich habe mir kurze Lebensmissionen gesetzt. Ein langfristiges fehlt mir. Ich weiß nicht ob "Familie gründen, Haus abbezahlen" dazu zählt, ob ich es ernst meine oder ob das bei mir nur ein Alibi für eine weitere Kopie anderer Menschen ist, weil das andere immer unter Ziele angeben.

Kurze Lebensziele habe ich ständig. Sobald mich etwas begeistert, begeistere ich mich extrem dafür und will ans "Ende" gelangen. Ich gehe in einen neuen Verein und will innerhalb kürzester Zeit Erfolge oder zu den Besten gehören. Genauso stark wie ich ich für etwas begeistere und mich rein steigere - verliere ich sobald das Interesse daran und suche wieder was neues.
Fortsetzung 3

Hallo, Nummer30,

Deine Ziele „Familie gründen“ und „Haus abbezahlen“ sind wirklich schöne Ziele. Ich wünsche Dir, dass Du diese Ziele erreichst, sofern Du zunehmend erkennst, dass diese Ziele auch wirklich zu Dir passen.

Wenn Du eine Familie gegründet hast und Du eine kleine Tochter oder einen kleinen Sohn haben wirst, kann es passieren, dass Deine Kinder Dich fragen werden: „Papa, was ist der Sinn des Lebens?“ Willst Du dann antworten: „Familie gründen, Haus bauen“?

Was antwortest Du, wenn Du ein behindertes Kind haben wirst, welches niemals „eine Familie gründen“ noch „ein Haus bauen/finanzieren“ können wird?

Ich vergleiche Lebenssinn gerne mit Lebensweg. Lebensweg - da denke ich an eine lange Reise. Trete ich eine Reise an, dann gelange ich auch an ein Ziel. Ich meine, wir Menschen sollten wissen, ob wir zu diesem oder jenem Ziel gelangen wollen? Wollen wir das Ziel "Hausbauen" oder "Familie gründen" als höchstes, übergeordnetes Ziel festlegen? Ist uns jedes Ziel recht?

Es gibt Menschen, die sagen: "Hauptsache unterwegs" - oder - "der Weg ist das Ziel".
Für mich sind das labrige Sprüche, die lediglich Hilf- und Ratlosigkeit ausdrücken.
Ich lehne solche Sprüche ab, denn ich habe immer das Bild vor Augen: Da will ich irgendwo im Süden Urlaub machen. Ist mir wirklich jeder Urlaubsort recht? Hauptsache Süden? Wäre es mir egal, wenn alle Hotels ausgebucht sind und ich am Strand schlafen muß, von dem mich dann die Ordnungshüter vertreiben?

Das sind Fragen, über die wir gemeinsam nachdenken können, wenn Du möchtest.

LG, Nordrheiner
 

Nummer30

Neues Mitglied
Ich fange mal mit "Gast" an. Das geht schneller. :) Doch, meine Freundin hat sehr viele Freundinnen, welche deren Hobbys teilen, die meine nicht sind. Es sind deren Freunde. Mit denen habe ich keinen Kontakt und kann mir den auch schlecht vorstellen


Zu Nordrheiner. Danke, dass du dir so viel Zeit nimmst. Man man man, da habe ich ja was losgetreten. :)
Also zur Angst sich zu blamieren hängt weniger mit dem Inhalt der Gespräche zusammen. Meist habe ich die Antworten innerlich schon parat, aber ich kriege sie nicht raus. Ich habe Angst mich im Gespräch zu verhaspeln, dass ich anfange zu schwitzen, die Wörter vertausche oder den Faden verliere. Oder dass das was ich zu sagen habe auf den Gegenüber uninteressant wirkt. Dass ich langweilig wirke oder mich ganz einfach langweilig ausdrücke. Und wenn man über 10 Jahre keine Freunde hatte, dann verlernt man auch dieses SmallTalk, dieses einfache Reden übers Wetter und aktuelle Geschehnisse. Man bringt nur noch kurze Sätze raus und die lange Ausführung behalte ich innerlich zurück, aus Mutlosigkeit. Das geht so weit, dass jemand was fragt und keiner hat die Antwort, aber ich schon. Aber ich behalte die Antwort bei mir, worüber ich mich im Nachhinein ärgere. Mir fehlt die Routine, der Mut.. und ja, wenn man meist sprachlos ist, wirkt man als Langweiler. So würde ich mich als Gesprächspartner bezeichnen.

Beim nächsten Absatz kann ich auch mich herauslesen: Ich mache meinen Wert als Mensch und mein Selbstbewusstsein von anderen abhängig. Ich habe Erfolg, dass weiß ich. Meine Motivation hole ich dabei nicht aus positiven Werten, sondern aus Selbsthass, Neid, Wut und anderen negativen Sichtweisen. Sie lassen mich innerlich explodieren und treiben mich voran noch schneller zu werden. In sportlichen Wettkämpfen gehöre ich bei den Endergebnissen immer unter die ersten 5%. Aber das bedeutet mir nichts. Ich bin trotzdem unzufrieden und frage mich wieso ich nicht noch besser werde. Mir bedeutet nur Anerkennung was. Es wäre bestimmt cool ein Star zu sein, aber das muss ich nicht. Mir würden 1-2 Freunde schon reichen... glaube ich. :confused:
Ich denke dass lieber gemeinsam verlieren als einsam siegen auf mich zu trifft.



Zur Fortsetzung 2. Gerade durchgelesen. Ich fange von hinten an, weil jetzt hast du mich irgendwie erwischt..
Es funktioniert nicht. Ich bin ehrlich und es tut mir leid, aber ich kann deine Aufgabe nicht ausführen. Die zwei Sätze zur Mutter und Freundin treffen beide real zu, aber ich kann sie nicht aussprechen!? Wieso kann ich Menschen die ich liebe oder Menschen die ich schätze nicht loben?? Und ich kann es nicht mal begründen. Zumindest jetzt noch nicht. Heute Nacht grübele ich wieder wieso ich das nicht kann.. Ich habe da ehrlich eine Hemmung. Streiten fällt dagegen immer so leicht..
Genauso wenig kann ich Lob und Anerkennung, was ich mir ja eigentlich wünsche, ertragen. Ich bin extrem bescheiden und winke jegliches Lob immer ab. Ich mache mich immer klein und unbedeutend, hat mir gar mal jemand aus der Verwandtschaft bestätigt.

Ich springe im Beitrag zurück. Ich weiß wie es ist zu verlieren. Ich war in meiner Kindheit, bevor ich diesen Sport-Tick bekam, übergewichtig und wenig erfolgreich. Damals hatte ich seltsamerweise sogar noch Freunde in der Schulzeit. Dafür keine Freundin. Also habe ich mein Leben komplett umgekrempelt und angefangen hart zu trainieren. Bis die ersten Erfolge kamen. Dann kamen die (Ex-)freundinnen und dafür gingen die Freunde. :eek::eek::mad:
Muss ich verlieren um Freunde zu kriegen und dafür auf eine Freundin verzichten oder muss ich gewinnen um eine Freundin zu haben und dafür keine Freunde??? Fast jeder Mensch hat doch eine Partnerin und dazu Freunde. Das schließt sich doch nicht aus.. Nur bei mir klappt das nicht.

Und Ja, ein wenig sehne ich mich nach dieser Abhängigkeit von der Gesellschaft. Mir ist ja bewusst, dass ich die Gesellschaft viel kritisiere. Aber ich weiß auch dass niemand perfekt ist, schon gar nicht ich mit meinen hundert Problemen. Nur ein-zwei-drei Leute zum DVD schauen, mal eine Kneipe zum Fußball schauen besuchen, über private Dinge quatschen können, ein Ort an dem man Silvester zusammen begeht.. das muss doch drin sein. Erwarte ich zu viel vom Leben? Wobei ich nicht hundert prozentig sagen kann, dass das dann meine Probleme lösen würde.. aber das fehlt mir am meisten und darin liegt meine Hoffnung.


Zu Fortsetzung 3. Ich weiß auch nicht ob das wirklich meine Ziele sind. Geld macht mich nicht so wirklich glücklich. Ich verschwende es regelrecht aus Langeweile. Mein Haus will ich nur deswegen abbezahlen, damit ich es mal vererben kann. Ich brauche das nicht für mich. Eine Familie fände ich aber tatsächlich schön. Aber dazu fehlt mir momentan die Reife und Stabilität.
Dein letzter Absatz, den du für dich ablehnst gefällt mir. Genau das könnte ich mir mal vorstellen. Urlaub. Alle Hotels ausgebucht. Am Strand kommen die Ordnungshüter und vertreiben uns - Das Abenteuer beginnt.. Bei mir ist wirklich jeder Schritt in vielen schlaflosen Nächten durchgeplant. Einmal etwas ohne Strategie, unkontrolliert angehen..
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, Nummer30,

unabhängig davon, ob ich Dir helfen kann, weiß ich jetzt nicht, ob ich Dir helfen soll. Was ich persönlich sehr ablehne, ist die Abhängigkeit von der Gesellschaft – und das ist lt. Deinen Worten etwas, wonach Du Dich „ein wenig“ sehnst.

Aber ich denke, jeder hat ein Recht darauf, auch seine Erfahrungen mit und ohne Fehler zu machen.
Also los!

Ich bin weder Psychologe oder Therapeut, lediglich ein lebenserfahrener Analytiker. Aus meiner Sicht sehe ich Deine Problematik in einem Knäuel von Ängsten und Sprache. Vermutlich sind es Versagensängste aller Art. Deine Ängste sind Dir auf die Sprache geschlagen. Deswegen kannst Du weder Deine Mutter noch Deine Freundin loben noch ihnen etwas Gutes sagen, so wahr es sein mag, so gerne Du es auch möchtest.

Irgendwann machen wir Menschen alles zu ersten Mal, wie z.B. einen Löffel in den Mund schieben oder vom Boden aufstehen und laufen. Als Erwachsene denken wir nicht mehr darüber nach. Irgendwann haben wir nach z.B. 32 Versuchen die erfolgreiche Methode gefunden. Das Großhirn hat die Lösungsmethode abgespeichert. Und jedes mal, wenn wir aufstehen und laufen oder uns einen Löffel in den Mund schieben wollen, machen wir das ganz automatisch.

Aus irgendeinem Grund hast Du Dich früher, als kleiner Junge, unbedeutend und schwach gefühlt. Aber wie fast alle Menschen wolltest (und willst auch heute) zu den anderen gehören. Das niedrige Selbstwertgefühl stand in Konkurrenz zu dem Wunsch dazuzugehören. Das niedrige Selbstwertgefühl und die Folge dessen, das Alleinsein haben Dich früher wütend gemacht. Ich vermute, damals hattest Du die Lösungsidee „wenn ich im Sport gut bin, dann gehöre ich dazu“. Das würde jedenfalls sehr gut zu dem dicken oder pummeligen Jungen passen, der anderen immer nur hinterherläuft, sich beim Sport blamiert und deshalb ausgelacht wird.

Du schreibst: „Meine Motivation hole ich dabei nicht aus positiven Werten, sondern aus Selbsthass, Neid, Wut und anderen negativen Sichtweisen. Sie lassen mich innerlich explodieren und treiben mich voran…“

Das ist die Lösungsmethode, die Du damals gefunden hast. Wut, Neid, Hass…negative Gedanken.
Und Dein Gehirn hat diese Lösungsmethode abgespeichert.

Jetzt wird es doch klar. Du kannst weder Lob für Dich akzeptieren – noch kannst Du Deine Mutter loben oder Deiner Freundin ein liebes Kompliment machen, weil Du in freundlichen Situationen sprachlos bist. Du hast die Sprache der Liebe nicht. Auf dem Gebiet bist Du wie ein Sprach-Behinderter. Dein Gehirn müsste einen Handlungsprozess abrufen: „Ich denke positiv – mir fällt dazu ein passendes Kompliment oder Lob ein – ich rede wie ich denke.“ Aber was nicht abgespeichert ist – kannst Du nicht abrufen. Da ist nichts zum Abrufen da. Im Gegenteil: Die alten Ängste „ich blamiere mich und werde ausgelacht“ wirken wie eine Blockade und dies in alle Himmelsrichtungen. Du müsstest Wut und Hass empfinden, um die Blockade zu überwinden. Aber es ist klar, dass Wut und Hass nicht zu Dankbarkeit und zum Loben passen.

Ich denke, Du solltest Dir folgendes klar machen:
a) Die Liebe zu Dir erhöht Dein Selbstwertgefühl. Ein gesundes Selbstwertgefühlt ist die Basis für positive Gedanken und für Vertrauen „zu können“ und „zu versuchen“.
b) Die Liebe zu Deiner Mutter und zu Deiner Freundin geben Dir grundsätzlich die Basis auch dankbar zu sein, zu loben und dies auch mit Worten.

Was Dir fehlt, ist die Sprachfähigkeit. Jedoch Sprachfähigkeit lässt sich erlernen und trainieren. Fang damit an, dass Du Komplimente und Sätze für Dankbarkeit und Lob aufschreibst. Schreibe jeden Satz 10 x auf und jeden Satz lies Dir selbst laut vor. Denke dabei an typische Situationen „Du und Deine Mutter“ sowie „Du und Deine Freundin“. Verbinde Situationen mit diesem Menschen mit diesen Sätzen, die Du langsam langsam auswendig lernst. Das Bild von Deiner Mutter/Freundin in Verbindung mit diesen Sätzen soll Dir in Fleisch und Blut übergehen, bis sie Dir automatisch zur Gewohnheit werden, wie das Tippen auf den Lichtschalter, wenn Du einen dunklen Raum betrittst. Ich nenne das Überspeichern.

LG, Nordrheiner (Fortsetzung folgt)
 

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