aber die, die vor allem über Einsamkeit klagen, sind sich meist zu schade, überhaupt auch nur eine Antwort zu schreiben, geschweige denn, mal zu sehen, ob es nicht vielleicht doch mit jemand passen könnte, der einen auf den ersten Blick nicht so anspricht. Und da muss ich noch dazu sagen, dass ich schon vorher geschaut habe, ob es von den Interessen her usw. einigermaßen passen könnte.
Könnte auch sein, dass sie Angst haben. Einsame Menschen sind ja meistens schüchtern und introvertiert. Da ist jeder Kontaktversuch eines anderen in erster Linie eine Bedrohung*. Sie wünschen sich Vertrautheit, aber bevor die Vertrautheit da ist, dominiert die Angst. Das ist auch das Problem, weshalb viele an der Einsamkeit nichts ändern können.
Bei denen, wo die Angst tatsächlich jeden Kontakt verhindert (es wurde probiert, aber ging nicht), könnte eine Psychotherapie helfen. Es ist auch oft ein Selbstwertproblem. Vor allem in der Jugend zählt oft nur der Unterhaltungswert eines Menschen. In einer Schulklasse suchen alle den Kontakt zu den Leuten, mit denen man am meisten Spaß haben kann. Die Ruhigen und Introvertierten gelten als Langweiler und sind außen vor. Das nagt zwangsläufig am Selbstvertrauen. Was dazu führt, dass sich die Ruhigen bald minderwertig fühlen. Dann wird es immer schwerer, aus sich heraus und auf andere zuzugehen, weil man ja befürchten muss, dass das Gegenüber bald rausfinden wird, dass man in Wirklichkeit ein blöder Langweiler ist.
In vielen Fällen wird das später besser, wenn man z.B. im Beruf gute Erfahrungen macht, die das Selbstwertgefühl aufbauen. Dann lösen sich oft auch die Kontaktprobleme auf. In diesen Fällen war die Angst der einzige Hintergrund, weitere grundlegende Kontaktprobleme bestehen nicht.
Aber in den Fällen, wo das nicht so ist, wo die Probleme anhalten, da wäre ich für Psychotherapie, nicht unbedingt weil man krank ist, sondern um besser zu erkennen, wer man ist und was man kann, um das Selbstwertgefühl zu verbessern.
*Hinzu kommt, dass Internetbekanntschaften auch nochmal "riskanter" sind als echte Bekanntschaften, weil ja im Internet die ganze Körpersprache fehlt, man kann überhaupt nicht einschätzen, wer einem da schreibt, und ob daraus jemals eine Freundschft werden kann. Und im Internet treiben sich viele "Psychos" rum. Selbst wenn man da selber dazu gehört, will man sich noch lange nicht mit jedem anderen Psycho einlassen.
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Was mich angeht: das Thema Alleinsein ist mir nicht fremd, wenn ich Urlaub habe, dann rede ich auch meist nur mit der Kassiererin im Supermarkt. Aber ich mag das eigentlich ganz gern, weil es mir sonst, außerhalb des Urlaubs, meistens zu viel ist. Ich mag Sozialkontakte, aber nur ganz wenige und in einem bestimmten Rahmen, der für mich richtig ist (schwer zu finden). Einsamkeitsgefühle habe ich daher nicht so oft. Was aber häufiger vorkommt, ist dass ich mir wünsche ich wäre anders und könnte normal leben wie "alle" anderen. Es ist dann mehr der Wunsch, so normal zu sein wie die anderen, weniger weil ich das, was die anderen haben, tatsächlich bräuchte. Schon irgendwie verquer.