Ich brauche eine Trauerkarte. In der Stadt muss ich schauen, ob ich eine finde. Schreibwarengeschäfte gibt es nicht mehr. Vielleicht bei MülIer, schaue noch mal bei der Traueranzeige im Internet nach und ich finde ganz ganz viele Beileidsbekundungen. Da habe ich mich angeschlossen.
Michael: Polterabend, da wurde ordentlich gefeiert. Eine Tochter kommt auf die Welt. In der Traueranzeige lese ich von einer weiteren Tochter und jetzt ist das Leben vorbei. Wie furchtbar, wie schrecklich.
Das ist jetzt der vierte Mensch, den ich kenne und der durch schrecklliche Umstände ums Leben gekommen ist. Der erste Mensch war der Stiefvater einer Klassenkameradin. Der Betrieb wird geschlossen und es gibt noch einen Umtrunk. Er hilft einer Frau, die von einem anderen Mann belästigt wird. Der Mann schlägt ihm eine Flasche auf den Kopf. Krankenhaus, Uni-Klinik, Schädelbasisbruch, er stirb.
Diese Klassenkameradin hat eine Tochter und bekommt einen Sohn. Den Sohn kenne ich nicht, ich weiß aber wie er heißt. Lese in der Zeitung von dem Vorfall. Der Sohn will einer Frau helfen, die von ihrem Ex-Freund bedroht wird. Er wird erstochen und stirb an den Verletzungen. Einige Tage später lese ich die Traueranzeige in der Zeitung. Bekomme erst gar nicht mit, um wen es sich handelt. Ich gehe mit einer Kollegin eine rauchen, auf einmal, der Nachname. Ich laufe gegen eine Wand, werde wohl kreideweiß, meine Beine knacken weg. Ja, es ist ihr Sohn.
Meine Mutter trank in unregelmäßigen Abständen, wenn der Sprit ausgeangen war, ist sie mit dem Fahrrad ins Dorf gefahren und hat sich Nachschub geholt. Bei einem dieser Ausflüge, wurde sie von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Die Halsschlagader war betroffen. Im Krankenhaus starb sie.
Und jetzt Michael.