Wahrscheinlich ist es die überragende Intelligenz, die dir im Weg ist.
Man muss dich zu viel denken lassen haben, zu wenig abgelenkt von Bauklötze spielen, mit Kameraden Sand buddeln und so weiter. Du bist wirklich sehr im Kopf, Perturabo- überlege dir mal, wie es einem Kleinbauer geht, vergleichsweise zu dir. Der steht auf in der früh und fragt, wie das Wetter wird, dementsprechend gestaltet er den Tag. Am Abend fällt er in Tiefschlaf, sofort und gleich, oft noch mit dem Suppenlöffel in der Hand, vor lauter Erschöpfung. Zum Kartoffelklauben gehts, nicht nachgucken, wo im Universum der Punkt ist, auf dem er gerade steht.
Ich glaube, dir könnte Erdung helfen. Sex erdet, Loch buddeln erdet, Loch zuschütten erst recht, wenn im Loch ein junges Gewächs steckt, von dir hineingesteckt.
Mach dich auf die Suche nach Küsse, Umarmungen, liebevollem Austausch mit einem anderen Körper und schreib dann auf, was du ab da überlegst- so etwa: hoffentlich geht sie ( oder er, falls du auf Männer stehen solltest) nicht heim, bevor du dich satt fressen durftest.
Ich vermute, du hast Hunger nach Erleben, einem Erleben, das mehrere Sinne miteinbezieht, auch endlich welche, die derzeit inaktiv sind. Verliebtheit bringt dich auf andere Gedanken. Der Kopf weiß nichts vom Herz, das Herz weiß nichts, was der Verstand ist. Das eine ist wie das Ohr, das andere wie das Auge. Das Auge kann nicht hören. Das Ohr nicht schauen.
Vermutlich zieht etwas in dir vor, abzuheben mit dem Geist und im Universum herumzudüsen, in diesem Universum kann man sich verirren. Geht man aber etwas machen, das ganz viel Körpereinsatz erfordert, dann muss der Verstand sich wieder herablassen und eintreten ins Irdene Geschehen. Bauern sind oft total konzentriert im Tun, die Denkerei ist fokkussiert auf das, was sie gerade TUN. Mit jemand Küssen ist ähnlich. Küssen und zugleich nachdenken, wie sinnlos das Leben ist, das geht nicht, man ist IM Sinn, mitten drin.
Hab mal Zeit, sinnlich zu sein.
Mir ist heute beim Job, den ich gerade mache über die Sommersaison, ein Knopf aufgegangen. Ich arbeite derzeit hoch oben auf dem Gebirg, muss Almhütten adaptieren, betreuen, versorgen und herrichten für Leute, die diese buchen für ein paar ruhige Tage. Das ist praktisch Liebhaberei, eher weniger arbeiten, dafür viel Zeit haben für Lust... mit großer Lust in der Brust den Dienstjeep hochklettern lassen über steile Forstwege, noch steilere Wanderungen anschließend, denn so manche Hütte ist nur über den Fußweg erreichbar die letzten Etappen. Unterwegs leuchtet es immer wieder gelb auf, es gibt hier nicht wenige Pfifferlinge und eben, heute, da habe ich mich auf den Boden gelegt, ins Moos und dann ein Schwammerl nach dem anderen geerntet, es fein säuberlich geputzt und von Fichtennadeln befreit und das in extremer Zeitlupe. Ich kam wegen dieser Langsamkeit und weil ich so total hingegeben war an dieses Tun in den Flow... nicht enden wollende Seligkeit..
Für dich muss das Leben furchtbar sein, solange du die Zeit nicht zum Stillstand bringen kannst. Das ist eine mentale Übung, das kann man lernen und trainieren. Hingabe ohne Wenn und Aber, völlig, vollkommen aufgehen im Tun. Es ist egal, was du gerade tust, es ist wurscht, ob du in der Natur bist, oder Fusseln vomTeppich wegzupfst- machs, als ob nichts, absolut nichts dran ist, als das, was du gerade machst, zweihundertprozent gib, nicht nur hundert und du stehst stille und bist nicht mehr. Bist fortgetragen und enthoben von jeder Denke. Raus- Erholung total.
Alles schläft, nur die Sinne sind hellwach. Ganz im Körper, total geerdet. Hier und jetzt, auf dem Punkt.
Punkt.