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Ein Teil von mir der mich mein halbes Leben begleitet hat.

Gnags

Neues Mitglied
Dieser Beitrag ist ein Abschied von einem Teil meines Lebens, der sowohl positive als auch negative Auswirkungen hatte.
Ich bin 32 Jahre alt und leide bereits seit 18 Jahren an einer Computersucht.
Hier möchte ich nicht auf die Herausforderungen eingehen, denen ich im Laufe meines Lebens begegnet bin, oder meine Erfolge hervorheben. Ich habe bei der Bundeswehr gedient, Drogen konsumiert und leidenschaftlichen Sex erlebt, war am Boden und erfuhr beruflichen Erfolg.
Trotz alledem gab es eine Konstante in meinem Leben, die mich stets begleitet hat: Meine Sucht zum Zocken.

Ich wünschte, jemand hätte mich in all den Jahren herausgezogen und mir gesagt, dass ich mehr sein kann, als ich jemals war. Aber das bleibt nur ein Wunsch in einer Welt, in der Träume selten Wirklichkeit werden.

Meine Beziehungen wurden stark von meiner Sucht beeinflusst, wenn nicht sogar direkt davon verursacht, dass sie scheiterten.

Es erstaunt mich immer wieder, dass das Zocken selbst stark von meiner psychischen Verfassung abhängt. Es gibt Wochen, in denen das Leben einen niederschlägt, aber in der Parallelwelt des Zockens ist plötzlich wieder der Reiz da, wo man zuvor keinen Spaß hatte. Die Lust daran kommt und geht, aber aufhören ist so schwierig, dass man es als Sucht bezeichnen kann. So viele Jahre bist du ein Teil von mir gewesen, so viele Stunden hast du mich in eine Welt mitgenommen, in der ich heilen und abschalten konnte.

Wenn man annimmt, dass es nur negative Aspekte hat, dann sollte man wissen, dass es weitaus mehr ist, als es von außen aussieht. Ich habe Spiele professionell gezockt, habe an einem festen Trainingsplan teilgenommen, habe Ziele angestrebt und erreicht, und Misserfolge in Verbesserungen umgewandelt. Durch all die Jahre und die unterschiedlichen Spiele habe ich gelernt, intuitive Entscheidungen in kürzester Zeit zu treffen, die das Spiel positiv beeinflussen. All das hat mich in meiner beruflichen Laufbahn beflügelt, da ich mich nie davor gedrückt habe, schnelle Entscheidungen treffen zu müssen.


18 Jahre - eine bemerkenswerte Zeitspanne, gefüllt mit unzähligen wunderbaren Erinnerungen und Erfahrungen. Von 80 Stunden pro Woche bis hin zu Nächten, die durchgemacht wurden, von LAN-Partys, bei denen ich den Computer mit einer Schubkarre zum Veranstaltungsort transportierte, bis hin zu Turnieren in Holland und Frankreich. Ich habe einen Teil meines Lebens einer Technik gewidmet, die eigentlich einer Frau hätte gehören sollen. Dies bereue ich zutiefst. Nur Gott weiß, warum ich nie das Glück hatte, eine Seelenverwandte zu finden, die eine ähnliche Leidenschaft empfand.

Vielleicht ist es so vorgesehen, dass ich dem allen den Rücken kehre, um am Ende belohnt zu werden. Wer weiß, was auf mich noch wartet? Ich stehe fest im Leben und bin kurz davor, meinen Meistertitel abzulegen, den ich in Teilzeit während der letzten 3 Jahre genießen durfte. Jeden Freitagabend und Samstagmorgen nach einer 40-Stunden-Woche.

Diese letzten Zeilen sollen verdeutlichen, dass Menschen, die sich dieser Sucht hingeben, nicht klischeehaft ihr ganzes Leben wegwerfen, sondern dass es auch positive Aspekte gibt. Doch was man aufgibt, überwiegt bei Weitem dem, was man in einem liebevollen Leben geschenkt bekommt.

Leb wohl, alter Freund. Du wirst mir fehlen und es bricht mir hier und jetzt das Herz. Diese 18 Jahre werden immer einen besonderen Platz in meiner Erinnerung haben, aber es ist an der Zeit, Abschied zu nehmen und weiterzuziehen. Wir haben viel miteinander erlebt und ich bin dankbar für jeden Moment. Doch jetzt ist es an der Zeit, neue Abenteuer zu suchen und das Leben in vollen Zügen zu genießen.
 

SFX

Aktives Mitglied
Hallo,

klingt spannend! Wenn das Zocken deine Leidenschaft ist, weshalb möchtest du es dann an den Nagel hängen? Ich meine... du hast ja niemandem geschadet, oder? Du sprichst von einer Sucht, allerdings kann ich hier gar keine echten Komponenten der Sucht erkennen.

Das Zocken ist/war deine Leidenschaft, du warst gut darin und hast Erfolge feiern dürfen.

Was soll denn diese ständige Selbstoptimierung? Das ist ein allgemeines Problem, nicht direkt nur auf dich bezogen. Was hindert einen daran zu sagen: "Ich bin so wie ich bin und das ist gut so!"?

Bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Kommt die Entscheidung von dir selbst, oder hat dir das jemand eingeredet?

LG,
SFX
 

Gnags

Neues Mitglied
Der Prozess, den Teufel beim Namen zu nennen, hat lange gedauert. Es wurde mir klar, dass es eine Sucht ist, wenn ich die Zeit betrachte, die ich damit verbringe. Nach der Arbeit esse ich, lerne vielleicht noch etwas und verbringe dann wahrscheinlich die meiste Zeit am Computer, ungefähr 2 bis 4 Stunden täglich unter der Woche und am Wochenende mehr.
Obwohl meine Zeiten in meiner Jugend und in anderen Teilen meines Lebens schwankten, treffen sie sich immer an einem Punkt, an dem jeder Zuhörer sagen würde, dass es zu viel ist, was ich investiere.
Klar gibt es auch Zeiten und Phasen, da spiele ich für meine Verhältnisse gar nicht, dann schaue ich Serien, verbringe Zeit draußen oder mit Freunden, aber der alles bestimmende Faktor ist nach meiner Erkenntnis die Computerspielsucht.

Das größte Problem, das sich mir ergibt ist, dass ich gerne eine Familie haben möchte, aber die meisten Menschen, die ich treffe, führen ein normaleres Leben und kommen nicht mit meiner Leidenschaft zurecht.
Es gab auch Menschen, die ich als "normal" bezeichnen würde, die es versucht haben und mit mir gescheitert sind. Es ist nicht so, dass ich nicht sagen kann, dass ich die nächsten 2 Wochen weniger oder gar nicht spielen werde, sondern eher, dass es irgendwann einen Zeitpunkt geben wird, an dem ich mich mehr auf meine Leidenschaft konzentrieren werde. Es ist eine Art Focus, die je nach meiner Stimmung und meinen Bedürfnissen entsteht.

Wir sprechen hier von exzessivem Verhalten, das dazu führt, dass ich am Ende des Tages immer wieder alleine stehe in einer Welt, in der die Gesellschaft den Großteil dessen predigt, was richtig und falsch ist. Ich kann hier nicht bewerten, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich es mit jemandem teilen würde, aber ich kann beurteilen, warum ich jetzt so bin, wie ich bin, und dass meine Chancen auf das, was ich mir zutiefst wünsche - ein glückliches und geliebtes Leben - nicht sehr hoch sind.


Es ist mir noch ein Rätsel, was die wirkliche Lösung für mich ist. Die einzige Option, die mir bleibt, ist, aufzuhören, wieder Sport zu treiben, rauszugehen und die Welt neu zu erkunden, um mich neu zu entdecken.
Trotzdem habe ich bereits viele Lösungsansätze ausprobiert, aber alle sind gescheitert.
Ich schätze die Zeit, die ich alleine verbringe, genauso wie die Zeit, die ich mit Freunden online verbringe, aber jede Art von Reflexion über mein Leben und meine Zukunft führt zu den gleichen Ergebnissen.

Zudem stellt sich die Frage, ob ich selbst stark genug bin, um eine Beziehung aufzugeben, die 18 Jahre lang nicht funktioniert hat, um das zu erreichen, was ich mir wirklich wünsche. Außerdem möchte ich nicht noch weitere Menschen verletzen, auch wenn Egoismus heutzutage häufig gepriesen wird.
 

Asozialarbeiter

Aktives Mitglied
hmm.. du selbst kennst dich und dein verhalten am besten. aber so wie du es hier beschreibst, habe ich persönlich nicht das gefühl, dass dein spielverhalten eine "suchtkrankheit" ist, sondern klar und deutlich als "leidenschaft" eingestuft werden kann. vieleicht hast du die negativen effekte auch einfach nicht beschrieben oder zu soft.. du bist kurz darauf eingegangen, das deine beziehungen darunter gelitten haben.. aber freitag abends und samstag morgens zocken..? ist jetzt auch nicht so crazy..

bisher hab ich "nur" einen offiziell spielsüchtigen kennengelernt. und der war definitiv richtig an der mmorpg nadel. hat tagelang durchgesuchtet. und auch ausbildung und job deshalb aktiv verhaun. aber irgendwann ne freundin gefunden und dann hat er geschafft aufzuhören. so wie du das erzählst hat sich das bei ihm definitiv nicht angehört.

ich will dir da nichts ausreden, wie gesagt, du selbst kennst dich am besten..

aber mich macht es traurig, zu hören, wieviel spaß du hattest und wie sehr es dir geholfen hat zu heilen..

weil ich dafür computerspiele auch generell benutze. ich kann selten länger als eine stunde zocken, aber die eine stunde gehts mir gut. hab mir letztens ne switch gekauft und das zum ersten mal echt absurd hart gespielt und auch sehr genossen. bis ich es nicht mehr genossen habe und gemerkt habe das ich übertreibe. jetzt liegt die switch seit nem monat nur rum. aktuell nur ab und zu zwischendruch ne runde auf dem smartphone oder hearthstone auf dem pc. sonst nichts. letztes jahr hab ich noch ein wenig elden ring gezockt (70 std *husthust*) und es war einfach nur absolut göttlich..

ich hol mir halt ne kleine portion entspannung und endorphine ab und mach halt weiter.

schade. ne kleine pause ist immer gut. und ich denke mal, du wirst auch nicht für immer der spielewelt den rücken zukehren. und ich wünsche dir, dass du eine freundin findest. ehrlich gesagt klingt es so, als ob deine chancen wirklich gut sind. du gehst raus, bist aktiv, hast erfolg im job, wahrscheinlich auch einen sozialen kreis, hattest vorher schon beziehungen und weisst anscheinend was du falsch gemacht hast oder bist es zumindest bereit einzusehen..

ich seh da kein problem. optimistisch bleiben! ich wünsche dir viel erfolg!
 

Gnags

Neues Mitglied
Auf Steam sind es mehr als 10.000 Stunden.
Auf dem Main Account in LoL sind es 200 Tage Playtime.
Mein WoW Account hat 150 Tage Playtime.

Irgendwo bei 20.000 Stunden also bei den Accounts wo ich überblick habe.
Ich denke wir können von einer Sucht sprechen auch wenn ich gerne Leidenschaft sage.
 

Leere?Zukunft

Sehr aktives Mitglied
Lieber TE,

ich finde das gut,dass du deine Sucht erkannt hast und ernst nimmst.
Komisch finde ich die Kommentare,die sagen : Du musst ja nicht ganz aufhören zu zocken ,wenn es dir so viel Spass macht....( Ehrlich würdet ihr das einen Alkoholiker sagen: Du brauchst ja nicht ganz mit dem Alkohol aufhören,wenn er dir doch so schmeckt?? ? 🙃)
Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg!🍀
 

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