@Findefuchs: Er hat sich damals nach derEskalation bei mir entschuldigt und gesagt, für sein Verhalten gebe es keineEntschuldigung nur wird er daran arbeiten dass sowas nie wieder vorkommt. Dasmit der Selbstaufgabe ist genau das was ich in der Therapie angesprochen habe,als wir gemeinsam dort waren. Da wird ständig gesprochen, wie ich meinen Mannunterstützen kann, damit er sich nichtso schlecht fühlt und wie ich ihn besser verstehen kann. Aber wieso ist er dasOpfer? Wieso unterstützt mich keiner? Weil ich die Stärkere bin?
Ich finde das etwas ungut: obwohl du schon in der Therapie darüber gesprochen hast, dass bei dir das Problem besteht, dass du zur Selbstaufgabe neigst, wurde das irgendwie übergangen. Es ist natürlich wichtig, dass du lernst, mit deinem Mann umzugehen und für ihn da zu sein. Es ist aber ebenso wichtig, dass dein Mann lernt, dass es Grenzen gibt und er sich nicht immer durchsetzen kann mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen. Schlimmstenfalls wird er gerade durch diesen Ablauf in seiner Opferrolle bestärkt. Das Ziel sollte ja auch sein, dass er davon wegkommt, seine Familiengeschichte auf deine Eltern zu übertragen und dir selbst den normalen Kontakt ohne ihn mit ihnen kaputt zu machen.
Wenn du nicht aufpasst, arbeitest du dich schlimmstenfalls völlig an seiner Geschichte und ihm auf. Und er lernt nur, dass er sich gerade wegen seinen schlechten Erfahrungen und schmerzlichen Gefühle durchsetzen kann und seinen Willen bekommt.
Denkst du, es könnte helfen, wenn du einfach mal über Kompromisse redest in der Therapie? Wie du dich nicht so übergangen und ausgelaugt fühlst und wie dein Mann sich trotzdem verstanden fühlt? Es geht ja auch um ein Miteinander und nicht nur deine Seite und seine Seite.
Ich würde das auch wirklich mal klar und direkt sagen, dass du ziemlich am Limit bist wegen seinem Verhalten und die Beziehung, so wie sie jetzt ist, für dich sehr belastend ist. Und er langfristig gesehen diese Beziehung kaputt macht, wenn er nicht etwas umschwenkt und auch an dich als Partnerin denkt. Das Ziel sollte ja sein, dass ihr beide glücklich seid und miteinander harmoniert und klarkommt - nicht, dass er seinen Willen immer durchsetzt und alle nach seiner Pfeife tanzen, weil er es mit seiner Familiengeschichte ja so schwer hatte. Weil diese so schwer war, darf er dir und seinen Kindern trotzdem nicht die Beziehung zu deinen Eltern schlecht reden und zur Zerreißprobe machen. Er muss dringend kapieren, dass deine Eltern nicht seine Eltern sind. Und dass er seine Verletzungen von früher aufarbeiten und akzeptieren muss, dass du engeren Kontakt zu deinen Eltern wünscht und eure Beziehung gut ist. Er kann sich rausziehen und du kannst ihn nicht zu mehr zwingen, das ist völlig okay. Aber er darf nicht so Spielchen spielen wie dass er die Regeln aufstellt und wenn er nicht will, dass deine Eltern euch besuchen oder du länger zu ihnen fährst, dass du dann auch nicht darfst und sie komplett wegbleiben müssen.
Was ich sehr, sehr schade finde ist, dass er vielleicht gar nicht merkt oder bewusst anerkennen kann, was du alles für ihn geleistet hast und leistest. Mir fehlt es in deinen Zeilen an Wertschätzung von seiner Seite aus. An Wärme und Liebe. Und die kann man auch haben, obwohl man selbst in der Vergangenheit sehr gelitten hat. Immerhin hat er die Verantwortung für seinen Vater und jetzt für seinen behinderten Bruder größtenteils auf dich abgewälzt und sich da rausgezogen. Das ist auch keine feine und reife Art. Und das würde ich auch mal thematisieren. Mir fehlt da wirklich von seiner Seite aus eine gewisse Reife und Empathie.
Dein Mann muss wie gesagt deine Eltern nicht lieben und keine innige Beziehung mit ihnen haben. Aber er kann auch nicht sagen: "Weil ich deine Eltern nicht eingeladen habe, dürfen sie auch nicht kommen". Ich würde da mehr an deiner Stelle für mich eintreten und ihm auch sagen, dass du akzeptierst, wenn er nicht so viel innigen Kontakt mit deinen Eltern möchte, er kann aber auch nicht in allen Belangen die Regeln aufstellen und dann schmollen, wenn du länger mit den Kindern zu ihnen fahren möchtest. Er muss dann damit klarkommen, dass du ohne ihn Kontakt zu deinen Eltern hast. Also so geht es ja nicht ... Mich würde das an deiner Stelle sehr sauer machen.
Es gibt ja auch hier Kompromisse. Z. B., dass deine Eltern in einem Hotel unterkommen und du dich mit den Kindern immer mit ihnen triffst. Oder dass sie euch zuhause tagsüber besuchen kommen, er macht dann was mit Freunden oder geht aus und Abends gehen deine Eltern ins Hotel zurück. Oder eben, dass du zu deinen Eltern mit den Kindern fährst und er zuhause bleibt.
Er MUSS respektieren, dass deine Eltern DIR wichtig sind. Und dass sie für DEIN Leben wichtig sind. Und dass sie die Großeltern eurer Kinder sind. Er darf nicht seine Bedürfnisse komplett auf euch übertragen.
Frag ihn doch mal, wie das für ihn wäre, wenn die späteren Partner eurer Kinder sich so verhalten würden. Und ihr eure Kinder weniger sehen würdet, weil deren Partner auf einmal Probleme mit euch haben. Und ihr eure Kinder nicht mehr besuchen dürftet, weil die Partner eurer Kinder das nicht wollen.
Interessant wäre die Frage, WAS genau für ihn zu dieser Änderung geführt hat. Ob da in ihm was passiert ist oder es irgendein Ereignis gab. Weil früher hat er sich ja sehr gut mit deinen Eltern verstanden. Und plötzlich ist es nicht mehr so.