... in unserer Zeit ist es meiner Erfahrung nach ziemlich leicht, allein zu leben und dennoch glücklich und akzeptiert zu sein. Zumindest, wenn man in einer etwas größeren Stadt lebt (mit dem Kleinstadt- und Dorfleben kenne ich mich nicht mehr aus, seitdem ich von da weggezogen bin).
In einer größeren Stadt magst du Recht haben.
In Kleinstädten im ländlichen Raum und insbesondere in einem Dorf wird man auch heute noch nur akzeptiert, wenn man verheiratet ist bzw. wenigstens einen festen Partner hat. Auf dem Dorf "muss" nach Möglichkeit hinzukommen, dass man auch Kinder hat. Ist man bei der Geburt des ersten Kindes 30 und älter, gilt man dort auch heute noch bereits als "alte " Mutter
🙄. So wird eine 33-jährige Erstgebärende schnell zur Risikoschwangeren. Außerdem muss man als Frau zumindest die ersten drei Lebensjahre des Kindes komplett zu Hause bleiben, sonst ist man eine Rabenmutter. Der Beruf hat einem als Frau nicht wichtig zu sein, sonst wird man schief angesehen. Kochen, Backen und Gartenarbeit sind wichtiger. Sollte der/die TE in so einem Umfeld leben, wundert mich seine/ihre Haltung nicht, sondern ist verständlich.
Ich bleibe außerdem bei meiner Meinung, dass so mancher unfreiwillig Alleinstehende allein ist, weil er in punkto Partnerschaft deutlich schlechtere Chancen hatte als andere. Ein wesentlicher Faktor ist, ob und wie lange man relativ junge, rüstige, aufgeschlossene Eltern hat, die jeden Spaß mitmachen, mit ihren Kindern Schwimmen gehen, Fahrrad fahren etc., die ihre Kinder als Teenies und im jungen Erwachsenenalter rechtzeitig loslassen können und um die sich die Heranwachsenden keine größeren Sorgen machen müssen. Wer dagegen schon von Kindheit an Sorgen um schwer bzw. chronisch kranke oder vielleicht auch suchtmittelabhängige, "klammernde" Eltern bzw. einen Elternteil durchmacht, dessen Unbekümmertheit geht allmählich flöten. Beim einen früher, beim anderen später, aber irgendwann auf jeden Fall. Die Stimmung ist, ohne dass man's merkt, im Vergleich zu Gleichaltrigen gedrückter, ernster, angespannter, und zwar selbst dann, wenn man sich noch einen gewissen Galgenhumor bewahrt. Damit reduzieren sich die Chancen, jemals einen Partner zu finden, beträchtlich. Ehe man sich's versieht, ist man zum gehemmten AB geworden oder, wenn man endlich einen Partner gefunden hat, als Frau aus dem gebärfähigen Alter raus. Dann erkennt man vielleicht im Nachhinein, was schief gelaufen ist, aber dann ist es für vieles bereits zu spät.
Leider ist unsere Gesellschaft noch nicht reif dafür, diese Zusammenhänge zu erkennen und Betroffenen Anerkennung zu zollen oder zumindest Verständnis und Wertschätzung entgegen zu bringen statt sich ihnen überlegen zu fühlen, nur weil sie in Bezug auf Partnerschaft und Kinder weniger "Glück" hatten.
😎